Osnabrügge: "Wir setzen ein starkes Zeichen für Inklusion"

Eine Delegation der Blindenfußball-Nationalmannschaft besuchte mit Unterstützung der DFB-Stiftung Sepp Herberger die Nationalmannschaft im WM-Trainingslager in Eppan. Dabei war auch DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge, der die Blindenfußball-Nationalmannschaft zusammen mit DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg ab morgen für zwei Länderspiele nach Russland begleitet. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht Stephan Osnabrügge über die beiden von der Herberger-Stiftung ermöglichten Länderspiele der Blindenfußball-Nationalmannschaft in St. Petersburg, den Stellenwert des Behindertenfußballs beim DFB und die Stimmung im Teamquartier.

DFB.de: Herr Osnabrügge, zwei Wochen vor dem Turnierbeginn fliegen Sie heute schon nach Russland. Warum der Frühstart?

Dr. Stephan Osnabrügge: In St. Petersburg werden am 2./3. Juni zwei Länderspiele stattfinden. Die Blindenfußball-Nationalmannschaft trifft im Kirov-Zentralpark auf der Yelagin-Insel auf Russland und Belgien. Mit unserem umfangreichen gesellschaftlichen Programm wollen der DFB und seine Nationalmannschaft in Russland zahlreiche Momente der Begegnung schaffen. Dazu gehören zum Beispiel Besuche in der Deutsch-Russischen Schule in Moskau oder das Verteilen von 1000 Bällen an die Kinder von Watutinki genauso wie Kooperationen mit dem Goethe-Institut oder die Förderung zusammen mit der DFL Stiftung einer Summer School der Universität Heidelberg im Nordkaukasus. Die beiden Spiele der Blindenfußball-Nationalmannschaft und das Begleitprogramm sollen uns Gelegenheit zum Austausch über den Behindertensport in Russland geben und stellen darüber hinaus einen für mich spannenden sportlichen Vergleich zur Leistungsstärke der Blindenfußball-Nationalmannschaft im europäischen Vergleich dar. Russland ist amtierender Europameister. Zudem besuche ich am Sonntag vor Ort zusammen mit DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg und Dr. Gotthard Kleine, dem Geschäftsführer des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", ein Mutter-Kind-Heim der Malteser. Wir übergeben dort gemeinsam eine Zuwendung über 20.000 Euro. Die Summe stellen die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Sternsinger gemeinsam zur Verfügung. Gerade das Bemühen um die, die unsere Hilfe brauchen, ist nicht erst seit der WM 1986 in Mexiko für uns selbstverständlich.

DFB.de: Kurz vor der Abreise fand im Quartier der Mannschaft im Südtiroler Eppan eine besondere Trainingseinheit statt.

Osnabrügge: Das war eine tolle Aktion. Unsere beiden Weltmeister Thomas Müller und Matthias Ginter haben bei einer halbstündigen Demo mitgemacht und mit Alexander Fangmann und Alican Pektas, zwei blinden Nationalspielern, Fußball gespielt. Beide trugen beim Passen, Dribbeln und Schießen Augenbinden. Wie man sich vorstellen kann, ist es unvorstellbar schwer, den Ball zu kontrollieren oder einen Gegner zu attackieren, wenn du Nichts siehst. Es war eine herzliche Begegnung. Die blinden und sehbehinderten Fußballer leisten Unfassbares.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Behindertenfußball beim DFB?

Osnabrügge: Unser Engagement ist in der DFB-Stiftung Sepp Herberger gebündelt und dort einer der vier Stiftungsschwerpunkte. Diese Form der Institutionalisierung und die jährlichen Aufwendungen von rund 400.000 Euro zeigen, dass der Behindertenfußball bei uns im DFB einen hohen Stellenwert hat. Seit zehn Jahren organisieren wir zusammen mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband den Spielbetrieb der Blindenfußball-Bundesliga. Diese europaweit einzigartige Spielrunde für blinde und sehbehinderte Fußballerinnen und Fußballer wird seit dem letzten Jahr auch durch die Deutsche Telekom unterstützt. Seit dem Jahr 2011 führen wir diese offizielle Deutsche Meisterschaft teilweise mit Städtespieltagen durch und bringen so den Blindenfußball mitten in die Gesellschaft. Damit und mit den Ansprechpartnern für Behindertenfußball in den DFB-Landesverbänden setzen wir ein starkes Zeichen für Inklusion. Zudem organisieren wir alljährlich die Deutsche Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen, , bemühen uns mit dem Verein „Anpfiff ins Leben“ um den Amputiertenfußball, kooperieren im Bereich des CP-Fußballs mit der Hannelore-Kohl-Stiftung und starten an diesem Wochenende zusammen mit der DFL Stiftung und ausgewählten Profiklubs eine Serie von inklusiven Fußballturnieren für Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap. Los geht es am Samstag im Volksparkstadion in Hamburg.

DFB.de: Wie war die Stimmung im Teamquartier?

Osnabrügge: Sehr gut, sehr fokussiert und konzentriert, gleichzeitig aber auch positiv entspannt. Nach der Trainingsdemo saßen Alex Fangmann, der Kapitän der Blindenfußball-Nationalmannschaft, und Alican Pektas noch mit Oliver Bierhoff und Thomas Schneider zusammen auf der Terrasse des Teamhotels und haben über den Blindenfußball gefachsimpelt. Auch Marcus Sorg und Manu Neuer schauten vorbei und haben sich über den Blindenfußball informiert.

DFB.de: Zum Abschluss noch die Frage, die dem DFB-Schatzmeister in einem Turnierjahr immer wieder gestellt wird. Wie weit muss die Mannschaft kommen, damit der DFB bei der WM einen Gewinn erwirtschaftet?

Osnabrügge: Der diesjährige Sonderhaushalt ist vom Präsidium verabschiedet, er geht aber kaufmännisch vorsichtig von den jeweils teuersten Varianten aus. Die genauen Kosten hängen von vielen Variablen ab, etwa ob wir als Gruppenerster oder Gruppenzweiter ins Achtelfinale gehen. Die Hotelzimmerpreise in den einzelnen Turnierstädten variieren deutlich. Aber trotz dieser Unwägbarkeiten steht fest: Ab Erreichen des Viertelfinals freuen wir uns nicht nur alle über den sportlichen Erfolg der Mannschaft, sondern schreiben auch schwarze Zahlen. Im Mittelpunkt auch der finanziellen Planungen muss aber stehen, dass wir für unsere Mannschaft optimale Ausgangsbedingungen für das Projekt Titelverteidigung schaffen. Dies stellen wir sicher.

[th]

Eine Delegation der Blindenfußball-Nationalmannschaft besuchte mit Unterstützung der DFB-Stiftung Sepp Herberger die Nationalmannschaft im WM-Trainingslager in Eppan. Dabei war auch DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge, der die Blindenfußball-Nationalmannschaft zusammen mit DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg ab morgen für zwei Länderspiele nach Russland begleitet. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht Stephan Osnabrügge über die beiden von der Herberger-Stiftung ermöglichten Länderspiele der Blindenfußball-Nationalmannschaft in St. Petersburg, den Stellenwert des Behindertenfußballs beim DFB und die Stimmung im Teamquartier.

DFB.de: Herr Osnabrügge, zwei Wochen vor dem Turnierbeginn fliegen Sie heute schon nach Russland. Warum der Frühstart?

Dr. Stephan Osnabrügge: In St. Petersburg werden am 2./3. Juni zwei Länderspiele stattfinden. Die Blindenfußball-Nationalmannschaft trifft im Kirov-Zentralpark auf der Yelagin-Insel auf Russland und Belgien. Mit unserem umfangreichen gesellschaftlichen Programm wollen der DFB und seine Nationalmannschaft in Russland zahlreiche Momente der Begegnung schaffen. Dazu gehören zum Beispiel Besuche in der Deutsch-Russischen Schule in Moskau oder das Verteilen von 1000 Bällen an die Kinder von Watutinki genauso wie Kooperationen mit dem Goethe-Institut oder die Förderung zusammen mit der DFL Stiftung einer Summer School der Universität Heidelberg im Nordkaukasus. Die beiden Spiele der Blindenfußball-Nationalmannschaft und das Begleitprogramm sollen uns Gelegenheit zum Austausch über den Behindertensport in Russland geben und stellen darüber hinaus einen für mich spannenden sportlichen Vergleich zur Leistungsstärke der Blindenfußball-Nationalmannschaft im europäischen Vergleich dar. Russland ist amtierender Europameister. Zudem besuche ich am Sonntag vor Ort zusammen mit DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg und Dr. Gotthard Kleine, dem Geschäftsführer des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", ein Mutter-Kind-Heim der Malteser. Wir übergeben dort gemeinsam eine Zuwendung über 20.000 Euro. Die Summe stellen die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Sternsinger gemeinsam zur Verfügung. Gerade das Bemühen um die, die unsere Hilfe brauchen, ist nicht erst seit der WM 1986 in Mexiko für uns selbstverständlich.

DFB.de: Kurz vor der Abreise fand im Quartier der Mannschaft im Südtiroler Eppan eine besondere Trainingseinheit statt.

Osnabrügge: Das war eine tolle Aktion. Unsere beiden Weltmeister Thomas Müller und Matthias Ginter haben bei einer halbstündigen Demo mitgemacht und mit Alexander Fangmann und Alican Pektas, zwei blinden Nationalspielern, Fußball gespielt. Beide trugen beim Passen, Dribbeln und Schießen Augenbinden. Wie man sich vorstellen kann, ist es unvorstellbar schwer, den Ball zu kontrollieren oder einen Gegner zu attackieren, wenn du Nichts siehst. Es war eine herzliche Begegnung. Die blinden und sehbehinderten Fußballer leisten Unfassbares.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Behindertenfußball beim DFB?

Osnabrügge: Unser Engagement ist in der DFB-Stiftung Sepp Herberger gebündelt und dort einer der vier Stiftungsschwerpunkte. Diese Form der Institutionalisierung und die jährlichen Aufwendungen von rund 400.000 Euro zeigen, dass der Behindertenfußball bei uns im DFB einen hohen Stellenwert hat. Seit zehn Jahren organisieren wir zusammen mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband den Spielbetrieb der Blindenfußball-Bundesliga. Diese europaweit einzigartige Spielrunde für blinde und sehbehinderte Fußballerinnen und Fußballer wird seit dem letzten Jahr auch durch die Deutsche Telekom unterstützt. Seit dem Jahr 2011 führen wir diese offizielle Deutsche Meisterschaft teilweise mit Städtespieltagen durch und bringen so den Blindenfußball mitten in die Gesellschaft. Damit und mit den Ansprechpartnern für Behindertenfußball in den DFB-Landesverbänden setzen wir ein starkes Zeichen für Inklusion. Zudem organisieren wir alljährlich die Deutsche Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen, , bemühen uns mit dem Verein „Anpfiff ins Leben“ um den Amputiertenfußball, kooperieren im Bereich des CP-Fußballs mit der Hannelore-Kohl-Stiftung und starten an diesem Wochenende zusammen mit der DFL Stiftung und ausgewählten Profiklubs eine Serie von inklusiven Fußballturnieren für Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap. Los geht es am Samstag im Volksparkstadion in Hamburg.

DFB.de: Wie war die Stimmung im Teamquartier?

Osnabrügge: Sehr gut, sehr fokussiert und konzentriert, gleichzeitig aber auch positiv entspannt. Nach der Trainingsdemo saßen Alex Fangmann, der Kapitän der Blindenfußball-Nationalmannschaft, und Alican Pektas noch mit Oliver Bierhoff und Thomas Schneider zusammen auf der Terrasse des Teamhotels und haben über den Blindenfußball gefachsimpelt. Auch Marcus Sorg und Manu Neuer schauten vorbei und haben sich über den Blindenfußball informiert.

DFB.de: Zum Abschluss noch die Frage, die dem DFB-Schatzmeister in einem Turnierjahr immer wieder gestellt wird. Wie weit muss die Mannschaft kommen, damit der DFB bei der WM einen Gewinn erwirtschaftet?

Osnabrügge: Der diesjährige Sonderhaushalt ist vom Präsidium verabschiedet, er geht aber kaufmännisch vorsichtig von den jeweils teuersten Varianten aus. Die genauen Kosten hängen von vielen Variablen ab, etwa ob wir als Gruppenerster oder Gruppenzweiter ins Achtelfinale gehen. Die Hotelzimmerpreise in den einzelnen Turnierstädten variieren deutlich. Aber trotz dieser Unwägbarkeiten steht fest: Ab Erreichen des Viertelfinals freuen wir uns nicht nur alle über den sportlichen Erfolg der Mannschaft, sondern schreiben auch schwarze Zahlen. Im Mittelpunkt auch der finanziellen Planungen muss aber stehen, dass wir für unsere Mannschaft optimale Ausgangsbedingungen für das Projekt Titelverteidigung schaffen. Dies stellen wir sicher.

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