Olympioniken: Mehr als nur Medaillensammler

Svend Brodersen, Florian Müller, Luca Plogmann, Benjamin Henrichs, Amos Pieper, David Raum, Jordan Torunarigha, Felix Uduokhai, Ragnar Ache, Nadiem Amiri, Maximilian Arnold, Keven Schlotterbeck, Max Kruse, Eduard Löwen, Arne Maier, Marco Richter, Anton Stach und Cedric Teuchert: Diese 18 Spieler sind die Olympioniken, die Trainer Stefan Kuntz in den Kader für das Olympische Fußballturnier in Tokio berufen hat. Sie sollen für Deutschland die Goldmedaille holen. Doch geht es ausschließlich darum? Was bedeutet es, ein Olympionike zu sein?

Der Geist von Olympia wird durch die Olympische Idee vermittelt. Sie gilt als die Lebensphilosophie der Spiele. Sport, Kultur, Kunst und Erziehung sollen in Einklang gebracht, sowie die physischen und psychischen menschlichen Fähigkeiten angesprochen werden. Die Olympische Idee verlangt von den Teilnehmer*innen gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Solidarität und vor allem Fairplay.

"Der Olympismus ist eine Lebensphilosophie, die in ausgewogener Ganzheit die Eigenschaften von Körper, Wille und Geist miteinander vereint und überhöht." (Olympische Charta)

Gleichzeitig vereint der Olympismus die gesamte Welt und dient der besseren Verständigung, dem Frieden und dem Fortschritt. So steht es in den Grundprinzipien der Olympischen Charta. Und so sah es auch Pierre de Coubertin, der die Spiele nach der Idee der Antike im Jahr 1896 in Athen wiederaufleben ließ. Geprägt durch den modernen Sport im England des 20. Jahrhunderts war Coubertin vor allem darauf bedacht, neben der körperlichen Verfassung eine Ganzheitlichkeit in die sportlichen Betätigungen zu bringen. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in den frühen "Neuen Spielen", neben den sportlichen Wettkämpfen auch die Disziplin des "Philosophierens" gab?

Olympischer Geist immer wieder neu entfacht

Das Thema Ganzheitlichkeit durchlebte lange Zeit ein Paradoxon, waren Frauen doch zunächst von den Spielen ausgeschlossen, da diese als eine Art Erziehungsprogramm für junge Männer galten. Doch auch hier kam es zu einem Wandel: Zeiten änderten sich, das Voranschreiten gelang. Probleme, Krisen und Kriege folgten. Die Spiele standen mehr als einmal vor dem Aus, doch es gelang immer wieder, den Olympischen Geist neu zu entfachen und Unwägbarkeiten zu beseitigen.

"Ich verstehe gar nicht, wie man keinen Bock auf Olympia haben kann. Das ist ein Turnier, was man wahrscheinlich einmal im Leben mitnehmen kann." (Max Kruse)

"Dabei sein ist alles" - das wohl berühmteste Sportmotto der Welt, hat Max Kruse ebenso verinnerlicht, wie die Helden vergangener Tage. Sei es ein Jesse Owens, der in Berlin 1936 vier Goldmedaillen gewann, Cassius Clay alias Muhammad Ali, Mark Spitz, Michael Jordan - die Riege lässt sich beliebig lang fortführen.

Eric Moussambani: Alles, was Olympia ausmacht

Was jedoch noch viel wichtiger erscheint, sind Geschichten wie die von Eric Moussambani. Sydney 2000: Der Schwimmer aus Äquatorial-Guinea hat erst vor acht Monaten Schwimmen gelernt und nimmt nun an den Olympischen Spielen im Wettbewerb über 100 Meter Freistil teil. Auf den ersten paar Metern sieht sein Stil noch recht gut aus, dann werden die Arme müde: "Tut mir leid, ich bin noch nie so weit geschwommen", sollte er später sagen.

Die 17.000 Zuschauer in der Arena merken, dass der junge Mann Hilfe braucht und feuern ihn frenetisch an. Seine Zeit am Ende: 1:52.72 Minuten. Dies ist die schlechteste Zeit, die je bei Olympia geschwommen wurde. Trotzdem wurde er von den Massen gefeiert und schwamm nebenbei Landesrekord.

Gewinnen ist schön, doch Olympia ist mehr

Unsere Nationalspieler haben bei Olympia die Gelegenheit, andere Kulturen kennenzulernen und in den Mythos Olympia einzutauchen. Für U 21-Nationaltrainer Stefan Kuntz ist Olympia dadurch, "das größte und am meisten verbindende Sportereignis auf der Welt". Es bietet die Möglichkeit, andere Sportler zu treffen, herauszufinden, was sie antreibt und wie sie es trotz eines größeren Trainingsumfanges hinbekommen, ein geregeltes Berufsleben auszuüben. Dieses Get together erdet und verbindet, ganz im Geiste Coubertins.

Wir freuen uns bei den Olympischen Spielen über jede Medaille, über jeden Athleten, der Großes vollbringt und über jedes Tor, was das deutsche Team erzielt. Geschichten wie die von Eric Moussambani zeigen aber: Gewinnen ist schön, doch Olympia ist mehr als das.

[bd]

Svend Brodersen, Florian Müller, Luca Plogmann, Benjamin Henrichs, Amos Pieper, David Raum, Jordan Torunarigha, Felix Uduokhai, Ragnar Ache, Nadiem Amiri, Maximilian Arnold, Keven Schlotterbeck, Max Kruse, Eduard Löwen, Arne Maier, Marco Richter, Anton Stach und Cedric Teuchert: Diese 18 Spieler sind die Olympioniken, die Trainer Stefan Kuntz in den Kader für das Olympische Fußballturnier in Tokio berufen hat. Sie sollen für Deutschland die Goldmedaille holen. Doch geht es ausschließlich darum? Was bedeutet es, ein Olympionike zu sein?

Der Geist von Olympia wird durch die Olympische Idee vermittelt. Sie gilt als die Lebensphilosophie der Spiele. Sport, Kultur, Kunst und Erziehung sollen in Einklang gebracht, sowie die physischen und psychischen menschlichen Fähigkeiten angesprochen werden. Die Olympische Idee verlangt von den Teilnehmer*innen gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Solidarität und vor allem Fairplay.

"Der Olympismus ist eine Lebensphilosophie, die in ausgewogener Ganzheit die Eigenschaften von Körper, Wille und Geist miteinander vereint und überhöht." (Olympische Charta)

Gleichzeitig vereint der Olympismus die gesamte Welt und dient der besseren Verständigung, dem Frieden und dem Fortschritt. So steht es in den Grundprinzipien der Olympischen Charta. Und so sah es auch Pierre de Coubertin, der die Spiele nach der Idee der Antike im Jahr 1896 in Athen wiederaufleben ließ. Geprägt durch den modernen Sport im England des 20. Jahrhunderts war Coubertin vor allem darauf bedacht, neben der körperlichen Verfassung eine Ganzheitlichkeit in die sportlichen Betätigungen zu bringen. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in den frühen "Neuen Spielen", neben den sportlichen Wettkämpfen auch die Disziplin des "Philosophierens" gab?

Olympischer Geist immer wieder neu entfacht

Das Thema Ganzheitlichkeit durchlebte lange Zeit ein Paradoxon, waren Frauen doch zunächst von den Spielen ausgeschlossen, da diese als eine Art Erziehungsprogramm für junge Männer galten. Doch auch hier kam es zu einem Wandel: Zeiten änderten sich, das Voranschreiten gelang. Probleme, Krisen und Kriege folgten. Die Spiele standen mehr als einmal vor dem Aus, doch es gelang immer wieder, den Olympischen Geist neu zu entfachen und Unwägbarkeiten zu beseitigen.

"Ich verstehe gar nicht, wie man keinen Bock auf Olympia haben kann. Das ist ein Turnier, was man wahrscheinlich einmal im Leben mitnehmen kann." (Max Kruse)

"Dabei sein ist alles" - das wohl berühmteste Sportmotto der Welt, hat Max Kruse ebenso verinnerlicht, wie die Helden vergangener Tage. Sei es ein Jesse Owens, der in Berlin 1936 vier Goldmedaillen gewann, Cassius Clay alias Muhammad Ali, Mark Spitz, Michael Jordan - die Riege lässt sich beliebig lang fortführen.

Eric Moussambani: Alles, was Olympia ausmacht

Was jedoch noch viel wichtiger erscheint, sind Geschichten wie die von Eric Moussambani. Sydney 2000: Der Schwimmer aus Äquatorial-Guinea hat erst vor acht Monaten Schwimmen gelernt und nimmt nun an den Olympischen Spielen im Wettbewerb über 100 Meter Freistil teil. Auf den ersten paar Metern sieht sein Stil noch recht gut aus, dann werden die Arme müde: "Tut mir leid, ich bin noch nie so weit geschwommen", sollte er später sagen.

Die 17.000 Zuschauer in der Arena merken, dass der junge Mann Hilfe braucht und feuern ihn frenetisch an. Seine Zeit am Ende: 1:52.72 Minuten. Dies ist die schlechteste Zeit, die je bei Olympia geschwommen wurde. Trotzdem wurde er von den Massen gefeiert und schwamm nebenbei Landesrekord.

Gewinnen ist schön, doch Olympia ist mehr

Unsere Nationalspieler haben bei Olympia die Gelegenheit, andere Kulturen kennenzulernen und in den Mythos Olympia einzutauchen. Für U 21-Nationaltrainer Stefan Kuntz ist Olympia dadurch, "das größte und am meisten verbindende Sportereignis auf der Welt". Es bietet die Möglichkeit, andere Sportler zu treffen, herauszufinden, was sie antreibt und wie sie es trotz eines größeren Trainingsumfanges hinbekommen, ein geregeltes Berufsleben auszuüben. Dieses Get together erdet und verbindet, ganz im Geiste Coubertins.

Wir freuen uns bei den Olympischen Spielen über jede Medaille, über jeden Athleten, der Großes vollbringt und über jedes Tor, was das deutsche Team erzielt. Geschichten wie die von Eric Moussambani zeigen aber: Gewinnen ist schön, doch Olympia ist mehr als das.

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