Olympiastadion München: Tore, Titel, Triumphe und Trauer

Am Samstag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) wird Fußballgeschichte geschrieben. An einem historischen Ort. Wenn Aufsteiger Türkgücü München in der 3. Liga den SV Wehen Wiesbaden im Münchner Olympiastadion empfängt, dann ist es nicht nur die Rückkehr des Profifußballs nach mehr als 15 Jahren in das riesige Multifunktionsstadion mit dem markanten Zeltdach. Es ist auch die erste Partie der 3. Liga überhaupt, die in der langjährigen Spielstätte des FC Bayern München und des TSV 1860 München sowie im Austragungsort der Olympischen Spiele von 1972 sowie der Endspiele der Fußball-WM 1974 und der -EM 1988 in Deutschland ausgetragen wird. DFB.de blickt zurück.

Das erste Länderspiel: Am 26. Mai 1972, exakt drei Monate vor dem Beginn der Olympischen Sommerspiele, traf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zur offiziellen Eröffnung des neuen Stadions vor ausverkauftem Haus (80.000 Zuschauer) in einem Länderspiel auf die damalige Sowjetunion (UdSSR). In seinem späteren "Wohnzimmer" markierte Deutschlands Torjäger Gerd Müller alle vier Treffer für das DFB-Team, das wenige Wochen später in Belgien auch das EM-Endspiel gegen denselben Gegner 3:0 gewann. Insgesamt bestritt die deutsche Mannschaft 14 Länderspiele im Münchner Olympiastadion (sieben Siege, vier Unentschieden, drei Niederlagen). Der abschließende Auftritt am 1. September 2001 in der WM-Qualifikation gegen England endete allerdings mit einem 1:5.

Der erste Titel: Durch einen 5:1-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 machte der FC Bayern München am 28. Juni 1972 in seiner ersten Ligapartie in der neuen Spielstätte den Gewinn der (damals erst dritten) Deutschen Meisterschaft perfekt. Bis zum Abschied aus dem Olympiastadion im Jahr 2005 sollten weitere 16 Meistertitel folgen. Seit dem Umzug in die Allianz Arena kamen in nur 15 Jahren noch elf Meisterschaften hinzu (insgesamt jetzt 30).

Die Olympischen Spiele: Die bis dahin "heiteren Spiele" von München (26. August bis 11. September) wurden durch das Attentat einer palästinensischen Terrororganisation auf das israelische Olympia-Team am 5. September jäh gestoppt. Nach Geiselnahmen, Erpressung und Mord waren insgesamt 17 Todesopfer zu beklagen, darunter alle elf israelischen Geiseln, fünf Terroristen und ein Polizeibeamter. So fand neben der Eröffnung und der Schlusszeremonie sowie den legendären Leichtathletik-Wettbewerben (unter anderem mit Goldmedaillen für Heide Rosendahl im Weitsprung, die erst 16 Jahre alte Ulrike Meyfarth im Hochsprung, Hildegard Falck über 800 Meter, Bernd Kannenberg im Gehen oder Klaus Wolfermann im Speerwurf) auch eine Trauerfeier für die Terroropfer im Olympiastation statt. Mit dem legendären Satz "The games must go on" teilte IOC-Präsident Avery Brundage mit, dass die Spiele fortgesetzt werden. Von Heiterkeit konnte aber keine Rede mehr sein.

Die WM 1974: Bei der Fußball-WM 1974 wurden fünf Partien in München ausgetragen. Dabei bestritt die Nationalmannschaft von Haiti bei ihrer bislang einzigen WM-Teilnahme alle drei Vorrundenspiele im Olympiastadion, verlor gegen Italien (1:3), Polen (0:7) und Argentinien (1:4). Zum Abschluss gingen das Spiel um Platz drei zwischen Brasilien und Polen (0:1) sowie als Höhepunkt das Finale zwischen Deutschland und den Niederlanden (2:1) über die Bühne. Nach der frühen Führung für "Oranje" durch Johan Neeskens (2., Foulelfmeter) bejubelten 78.200 Zuschauer die Wende durch Treffer von Paul Breitner (25., Foulelfmeter) und Gerd Müller (43.). Es war sein 68. Treffer im 62. Länderspiel. Danach beendete der "Bomber der Nation" mit 28 Jahren seine Karriere im Nationalteam.

Die EURO 1988: Auch bei der Europameisterschaft 1988 fand neben dem Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Spanien (2:0) erneut das Finale im Münchner Olympiastadion statt. Weil das DFB-Team als Gastgeber im Halbfinale in Hamburg an den Niederländern gescheitert war (1:2), traf das Team von Bondscoach Rinus Michels im Endspiel auf die damalige UdSSR. Kapitän Ruud Gullit (33.) und Torjäger Marco Basten (54.) bescherten den Holländern vor 72.308 Zuschauern ihren bislang einzigen internationalen Titel. Torhüter Hans van Breukelen wehrte einen Foulelfmeter des späteren Gladbachers Igor Belanow ab (50.) und bewahrte seine Mannschaft damit vor dem möglichen Ausgleich.

Die weiteren Endspiele: Über Triumphe im Europapokal jubelte im Münchner Olympiastadion ausnahmsweise nicht der FC Bayern. Vielmehr setzten sich in den Endspielen der Champions League (früher Europapokal der Landesmeister), die unter dem Zeltdach im Olympiapark entschieden wurden, Nottingham Forest (1:0 gegen Malmö FF 1979), Olympique Marseille (1:0 gegen AC Mailand 1993) und Borussia Dortmund (3:1 gegen Juventus Turin 1997) durch und gewannen den "Henkelpott". BVB-Helden in München waren der zweifache Torschütze Karl-Heinz Riedle sowie der erst 20 Jahre alte Lars Ricken, der nur eine Minute nach seiner Einwechslung mit einer Bogenlampe zum Endstand erfolgreich war. Der Treffer wurde später in der ARD-Sportschau zum "Tor des Jahres" und 2009 zum "BVB-Tor des Jahrhunderts" gewählt. Im Jahr 2012, sieben Jahre nach dem Auszug des FC Bayern und des TSV 1860 München, stand das Olympiastadion noch einmal im Blickpunkt, weil das Endspiel der UEFA Women's Champions League zwischen Olympique Lyon und dem 1. FFC Frankfurt (2:0) dort stattfand. Zwei Tage später verlor der FC Bayern in der Allianz Arena sein "Finale dahoam" in der Champions League der Männer gegen den FC Chelsea nach Elfmeterschießen 3:4 (1:1, 1:1, 0:0).

Die sonstige Nutzung: Nach den Olympischen Spielen 1972 und der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 fanden neben den Ligaspielen des FC Bayern und des TSV 1860 weiterhin zahlreiche Leichtathletik-Wettkämpfe, darunter die Europameisterschaft 2002, sowie kulturelle und religiöse Großveranstaltungen wie Kirchentage oder Papstmessen statt. Schon seit 1982 wird das Olympiastadion für große Open-Air-Konzerte weltbekannter Künstler oder Public Viewig-Veranstaltungen genutzt. Das verstärkte sich noch in den vergangenen Jahren. Zwischenzeitlich wurden sogar Motorsport-Rennen auf dem Gelände ausgetragen. Dafür wurde die Oberfläche asphaltiert. 2017 kehrte jedoch der Rasen ins Stadion zurück. Im Jahr 2014 dienten VIP-Räumlichkeiten des Olympiastadions kurzzeitig auch als Unterkunft für Flüchtlinge.

Der letzte Torschütze: Kennen Sie Samuel Slovak? Der heute 44 Jahre alte Slowake bestritt zwischen September 2004 und September 2005 als offensiver Mittelfeldspieler insgesamt 14 Bundesligaspiele für den 1. FC Nürnberg, traf dabei dreimal. Am Samstag, 14. Mai 2005, schnürte Slovak am 33. Spieltag als Einwechselspieler seinen einzigen Doppelpack. Es waren beim 3:6 (0:5) des Clubs beim bereits als Deutscher Meister feststehenden FC Bayern (für den zuvor Claudio Pizarro, Michael Ballack sowie je zweimal Roy Makaay und Sebastian Deisler getroffen hatten) nach einem 1:6-Rückstand die beiden Treffer zum Endstand - und die bis heute letzten Tore in einem Ligaspiel im Olympiastadion. Am Samstag könnten Spieler der beiden Drittligisten Türkgücü München und SV Wehen Wiesbaden in Slovaks Fußstapfen treten.

[mspw]

Am Samstag (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) wird Fußballgeschichte geschrieben. An einem historischen Ort. Wenn Aufsteiger Türkgücü München in der 3. Liga den SV Wehen Wiesbaden im Münchner Olympiastadion empfängt, dann ist es nicht nur die Rückkehr des Profifußballs nach mehr als 15 Jahren in das riesige Multifunktionsstadion mit dem markanten Zeltdach. Es ist auch die erste Partie der 3. Liga überhaupt, die in der langjährigen Spielstätte des FC Bayern München und des TSV 1860 München sowie im Austragungsort der Olympischen Spiele von 1972 sowie der Endspiele der Fußball-WM 1974 und der -EM 1988 in Deutschland ausgetragen wird. DFB.de blickt zurück.

Das erste Länderspiel: Am 26. Mai 1972, exakt drei Monate vor dem Beginn der Olympischen Sommerspiele, traf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zur offiziellen Eröffnung des neuen Stadions vor ausverkauftem Haus (80.000 Zuschauer) in einem Länderspiel auf die damalige Sowjetunion (UdSSR). In seinem späteren "Wohnzimmer" markierte Deutschlands Torjäger Gerd Müller alle vier Treffer für das DFB-Team, das wenige Wochen später in Belgien auch das EM-Endspiel gegen denselben Gegner 3:0 gewann. Insgesamt bestritt die deutsche Mannschaft 14 Länderspiele im Münchner Olympiastadion (sieben Siege, vier Unentschieden, drei Niederlagen). Der abschließende Auftritt am 1. September 2001 in der WM-Qualifikation gegen England endete allerdings mit einem 1:5.

Der erste Titel: Durch einen 5:1-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 machte der FC Bayern München am 28. Juni 1972 in seiner ersten Ligapartie in der neuen Spielstätte den Gewinn der (damals erst dritten) Deutschen Meisterschaft perfekt. Bis zum Abschied aus dem Olympiastadion im Jahr 2005 sollten weitere 16 Meistertitel folgen. Seit dem Umzug in die Allianz Arena kamen in nur 15 Jahren noch elf Meisterschaften hinzu (insgesamt jetzt 30).

Die Olympischen Spiele: Die bis dahin "heiteren Spiele" von München (26. August bis 11. September) wurden durch das Attentat einer palästinensischen Terrororganisation auf das israelische Olympia-Team am 5. September jäh gestoppt. Nach Geiselnahmen, Erpressung und Mord waren insgesamt 17 Todesopfer zu beklagen, darunter alle elf israelischen Geiseln, fünf Terroristen und ein Polizeibeamter. So fand neben der Eröffnung und der Schlusszeremonie sowie den legendären Leichtathletik-Wettbewerben (unter anderem mit Goldmedaillen für Heide Rosendahl im Weitsprung, die erst 16 Jahre alte Ulrike Meyfarth im Hochsprung, Hildegard Falck über 800 Meter, Bernd Kannenberg im Gehen oder Klaus Wolfermann im Speerwurf) auch eine Trauerfeier für die Terroropfer im Olympiastation statt. Mit dem legendären Satz "The games must go on" teilte IOC-Präsident Avery Brundage mit, dass die Spiele fortgesetzt werden. Von Heiterkeit konnte aber keine Rede mehr sein.

Die WM 1974: Bei der Fußball-WM 1974 wurden fünf Partien in München ausgetragen. Dabei bestritt die Nationalmannschaft von Haiti bei ihrer bislang einzigen WM-Teilnahme alle drei Vorrundenspiele im Olympiastadion, verlor gegen Italien (1:3), Polen (0:7) und Argentinien (1:4). Zum Abschluss gingen das Spiel um Platz drei zwischen Brasilien und Polen (0:1) sowie als Höhepunkt das Finale zwischen Deutschland und den Niederlanden (2:1) über die Bühne. Nach der frühen Führung für "Oranje" durch Johan Neeskens (2., Foulelfmeter) bejubelten 78.200 Zuschauer die Wende durch Treffer von Paul Breitner (25., Foulelfmeter) und Gerd Müller (43.). Es war sein 68. Treffer im 62. Länderspiel. Danach beendete der "Bomber der Nation" mit 28 Jahren seine Karriere im Nationalteam.

Die EURO 1988: Auch bei der Europameisterschaft 1988 fand neben dem Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Spanien (2:0) erneut das Finale im Münchner Olympiastadion statt. Weil das DFB-Team als Gastgeber im Halbfinale in Hamburg an den Niederländern gescheitert war (1:2), traf das Team von Bondscoach Rinus Michels im Endspiel auf die damalige UdSSR. Kapitän Ruud Gullit (33.) und Torjäger Marco Basten (54.) bescherten den Holländern vor 72.308 Zuschauern ihren bislang einzigen internationalen Titel. Torhüter Hans van Breukelen wehrte einen Foulelfmeter des späteren Gladbachers Igor Belanow ab (50.) und bewahrte seine Mannschaft damit vor dem möglichen Ausgleich.

Die weiteren Endspiele: Über Triumphe im Europapokal jubelte im Münchner Olympiastadion ausnahmsweise nicht der FC Bayern. Vielmehr setzten sich in den Endspielen der Champions League (früher Europapokal der Landesmeister), die unter dem Zeltdach im Olympiapark entschieden wurden, Nottingham Forest (1:0 gegen Malmö FF 1979), Olympique Marseille (1:0 gegen AC Mailand 1993) und Borussia Dortmund (3:1 gegen Juventus Turin 1997) durch und gewannen den "Henkelpott". BVB-Helden in München waren der zweifache Torschütze Karl-Heinz Riedle sowie der erst 20 Jahre alte Lars Ricken, der nur eine Minute nach seiner Einwechslung mit einer Bogenlampe zum Endstand erfolgreich war. Der Treffer wurde später in der ARD-Sportschau zum "Tor des Jahres" und 2009 zum "BVB-Tor des Jahrhunderts" gewählt. Im Jahr 2012, sieben Jahre nach dem Auszug des FC Bayern und des TSV 1860 München, stand das Olympiastadion noch einmal im Blickpunkt, weil das Endspiel der UEFA Women's Champions League zwischen Olympique Lyon und dem 1. FFC Frankfurt (2:0) dort stattfand. Zwei Tage später verlor der FC Bayern in der Allianz Arena sein "Finale dahoam" in der Champions League der Männer gegen den FC Chelsea nach Elfmeterschießen 3:4 (1:1, 1:1, 0:0).

Die sonstige Nutzung: Nach den Olympischen Spielen 1972 und der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 fanden neben den Ligaspielen des FC Bayern und des TSV 1860 weiterhin zahlreiche Leichtathletik-Wettkämpfe, darunter die Europameisterschaft 2002, sowie kulturelle und religiöse Großveranstaltungen wie Kirchentage oder Papstmessen statt. Schon seit 1982 wird das Olympiastadion für große Open-Air-Konzerte weltbekannter Künstler oder Public Viewig-Veranstaltungen genutzt. Das verstärkte sich noch in den vergangenen Jahren. Zwischenzeitlich wurden sogar Motorsport-Rennen auf dem Gelände ausgetragen. Dafür wurde die Oberfläche asphaltiert. 2017 kehrte jedoch der Rasen ins Stadion zurück. Im Jahr 2014 dienten VIP-Räumlichkeiten des Olympiastadions kurzzeitig auch als Unterkunft für Flüchtlinge.

Der letzte Torschütze: Kennen Sie Samuel Slovak? Der heute 44 Jahre alte Slowake bestritt zwischen September 2004 und September 2005 als offensiver Mittelfeldspieler insgesamt 14 Bundesligaspiele für den 1. FC Nürnberg, traf dabei dreimal. Am Samstag, 14. Mai 2005, schnürte Slovak am 33. Spieltag als Einwechselspieler seinen einzigen Doppelpack. Es waren beim 3:6 (0:5) des Clubs beim bereits als Deutscher Meister feststehenden FC Bayern (für den zuvor Claudio Pizarro, Michael Ballack sowie je zweimal Roy Makaay und Sebastian Deisler getroffen hatten) nach einem 1:6-Rückstand die beiden Treffer zum Endstand - und die bis heute letzten Tore in einem Ligaspiel im Olympiastadion. Am Samstag könnten Spieler der beiden Drittligisten Türkgücü München und SV Wehen Wiesbaden in Slovaks Fußstapfen treten.

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