Olympiasieger Brink: "Von Beginn an ein Kind der Werkself"

Ein waschechter Olympiasieger beim dreitägigen Auslandsexpertenforum des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Julius Brink referierte anderem über die Beziehung zu seinem Beachvolleyball-Partner Jonas Reckermann. Im DFB.de-Interview spricht der 37-Jährige mit Mitarbeiterin Sophie Maaßen über seine Leidenschaft für den Fußball und die Vorteile unterschiedlicher Charaktere innerhalb eines Teams.

DFB.de: Sie sind bekennender Fan von Bayer 04 Leverkusen. Wie kam es dazu?

Julius Brink: (lacht) Dafür muss man sich doch nicht rechtfertigen. Ich bin in Leverkusen groß geworden. Ich war immer Leverkusen-Fan und habe den Verein unterstützt. Damals konnte ich mit meiner Vereinsmitgliedskarte in allen Abteilungen zu den Spielen der Seniorinnen und Senioren gehen. Bei Bayer 04 Leverkusen war das der E-Block im alten Ulrich-Haberland-Stadion. Das waren Momente, an die ich mich noch gut zurückerinnern kann. So ist in der Kindheit die Verbindung zum Verein entstanden.

DFB.de: Sie haben es schon kurz angedeutet. Früher haben sie auch bei Bayer 04 Volleyball gespielt. Wie hing Ihr Sport Volleyball mit dem Fußball zusammen?

Brink: Ich habe Fußball immer als Bestandteil des Vereins erlebt. Am Anfang aber noch nicht in der großen Bedeutung und in der ganz klaren Nummer-Eins-Sportart, wie es mittlerweile der Fall ist. Damals waren die Fußballer noch in den Verein integriert. Die Auslagerung des Fußballs kam später. Ich war somit von Beginn an ein Kind der Werkself. Das war früher sogar ein Schimpfwort - so nach dem Motto: Da kommt der Pillen-Klub. Solche Sprüche haben wir Volleyballer als eine Abteilung des Vereins auch immer gehört. Aber dennoch war es für mich großartig zu erleben, wie ein Gesamtverein die vielen verschiedene Abteilungen unterstützt hat. Wir Volleyballer haben davon profitiert, dass wir eine große Abteilung waren.

DFB.de: Glauben Sie, Sie wären der gleiche Leverkusen-Fan geworden, wenn Sie nicht im gleichen Verein Volleyball gespielt hätten?

Brink: Ja, auf jeden Fall. Ich komme aus der Stadt und ich musste in der Schule nur aus dem Fenster gucken und habe das Ulrich-Haberland-Stadion gesehen. Leverkusen ist nicht so groß und Fußball spielt dort eine große Rolle. Da war für mich ganz klar, dass Leverkusen der Verein ist, für den ich mitfiebere.

DFB.de: Sie tauchen auch regelmäßig in Interviews rund um den Fußball auf. Wie sehen Sie sich denn selbst in der Fußball-Sphäre: Fußball-Sympathisant, Experte oder gar Ultra?

Brink: Fußball-Sympathisant.

DFB.de: In Ihrem Vortrag beim Auslandsexpertenforum des Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) und des DFB haben Sie erzählt, dass Sie in ihrem Beachvolleyball-Team für die Emotionen zuständig waren. Wie ist das denn beim Fußball?

Brink: Genauso.

DFB.de: Heißt?

Brink: Ich lebe das voll aus. Da kann ich mich wirklich drin verlieren. Wenn ich ein Tor im Radio höre, kann ich dabei noch Autofahren, da funktioniert das noch. Aber im Stadion gerade bei den großen Spielen sieht das schon mal anders aus. Ich freue mich immens auf die anstehenden Champions-League-Begegnungen. Ich mache dann auch immer einmal im Jahr eine Reise in eine europäische Stadt mit. Das geht immer ordentlich ab, wenn Leverkusen gewinnt.

DFB.de: Ihr jahrelanger Teamkollege Jonas Reckermann ist Fan des 1. FC Köln. Nicht die optimale Fußball-Konstellation. Haben sich diese unterschiedlichen Vorlieben auf ihr Team ausgewirkt?

Brink: Ja schon. Das waren natürlich vor allem die großen Derbys. Leverkusen hat es ab und zu wirklich hinbekommen, eine deutlich bessere Saison zu spielen als der FC, die ja auch als Fahrstuhlmannschaft bekannt waren, um trotzdem in den Derbys einen auf den Deckel zu bekommen. Es hat mich immer sehr gewurmt, dass Jonas mir das auf die Nase binden konnte. Da konnte ich nicht einfach drüber hinwegsehen.

DFB.de: Geschadet hat es der Harmonie in Ihrem Team jedenfalls nicht, oder?

Brink: Das war eher ein Witz nebenbei. Die Bedeutung, dass es wirklich Einfluss genommen hat, gab es nicht. Es war aber schon klar, für welchen Verein das jeweilige Herz schlägt.

DFB.de: Sie waren auch bei der deutschen U 21-Nationalmannschaft als Motivationstrainer vor der EM 2015 dabei. Warum?

Brink: Damals konnte sich die Mannschaft in der EM das Ticket für die Olympischen Spiele holen. Die junge Mannschaft war damals schon mit großen Namen und Stars gespickt und wir, also Jonas uns ich, sollten ihnen das Thema Olympia näherbringen.

DFB.de: Haben Sie die Mission erfüllt?

Brink: In einer Fußballerkarriere gibt es für die Spieler eher andere Highlights, aber in Randsportarten ist Olympia das Allergrößte. Ich kann nachvollziehen, dass Fußballer eher das Ziel Champions-League-Finale haben. Aber wir wollten ihnen zeigen, was es bedeutet, in seiner Karriere Olympia mitzunehmen und dafür Begeisterung zu entwickeln. Wir haben den Spielern erklärt, was wir dort gemacht haben, wie wir dahin gekommen sind und warum Olympia für uns das Größte war. Und wir haben mit den Spielern Beachvolleyball gespielt.

DFB.de: Wie haben sich die Jungs geschlagen?

Brink: Sie waren sehr gut. Vor allem Bernd Leno. Der war damals noch Leverkusen-Torwart. Gerade die Torwarte waren sehr gut. Kevin Volland aber auch.

DFB.de: Was ist denn ein klassischer Motivationsspruch von Ihnen?

Brink: Den habe ich nicht.

DFB.de: Aus einem bestimmten Grund?

Brink: Ich habe versucht so zu leben, dass ich immer alles gebe, um mir später nichts vorwerfen zu müssen. Ich denke, das ist eine relativ entspannte Haltung, mit der man es auch ertragen kann, mal zu verlieren. Trotz falscher Entscheidungen kann ich mit erhobenem Haupt vom Platz gehen.

DFB.de: Beim Auslandsexpertenforum haben Sie über Diversity im Sport gesprochen. Dabei sind Sie auf die unterschiedlichen Charaktere von Ihnen und Jonas Reckermann eingegangen. Warum haben Sie sich für dieses Thema entschieden?

Brink: Letztendlich war die Unterschiedlichkeit bei uns der absolute Erfolgsfaktor. Aufgrund unserer Teamkonstellation und der Charaktere, die wir ins Team gebracht haben, waren wir eben maximal verschieden - aber aufeinander angewiesen, um Erfolg zu haben. Eigentlich sprach erst einmal alles dagegen, gemeinsam Erfolg haben zu können. Wir wussten aber, wenn wir das gut steuern, dann könnte das zumindest dazu führen, dass wir unsere Leistungen gemeinsam aufs Feld bringen und auch abrufen können.

DFB.de: Sie waren im Beachvolleyball "nur" zwei Spieler auf dem Feld und mussten sich zu zweit arrangieren. Lassen sich die Erfahrungen überhaupt auf den Fußball übertragen? 

Brink: Im Fußball findest du im größeren Team Mitspieler, die dir näher sind als andere. Das führt im negativen Sinne zwar zu Grüppchenbildungen, aber es erleichtert dir das Leben, wenn du in einer großen Gruppe Gleichgesinnte triffst. Aber auch hier ist es gut, dass die einzelnen Spieler anders sind. Bei uns ist man bei zwei Leuten da eher etwas allein mit seiner Charakterseite.

[som]

Ein waschechter Olympiasieger beim dreitägigen Auslandsexpertenforum des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Julius Brink referierte anderem über die Beziehung zu seinem Beachvolleyball-Partner Jonas Reckermann. Im DFB.de-Interview spricht der 37-Jährige mit Mitarbeiterin Sophie Maaßen über seine Leidenschaft für den Fußball und die Vorteile unterschiedlicher Charaktere innerhalb eines Teams.

DFB.de: Sie sind bekennender Fan von Bayer 04 Leverkusen. Wie kam es dazu?

Julius Brink: (lacht) Dafür muss man sich doch nicht rechtfertigen. Ich bin in Leverkusen groß geworden. Ich war immer Leverkusen-Fan und habe den Verein unterstützt. Damals konnte ich mit meiner Vereinsmitgliedskarte in allen Abteilungen zu den Spielen der Seniorinnen und Senioren gehen. Bei Bayer 04 Leverkusen war das der E-Block im alten Ulrich-Haberland-Stadion. Das waren Momente, an die ich mich noch gut zurückerinnern kann. So ist in der Kindheit die Verbindung zum Verein entstanden.

DFB.de: Sie haben es schon kurz angedeutet. Früher haben sie auch bei Bayer 04 Volleyball gespielt. Wie hing Ihr Sport Volleyball mit dem Fußball zusammen?

Brink: Ich habe Fußball immer als Bestandteil des Vereins erlebt. Am Anfang aber noch nicht in der großen Bedeutung und in der ganz klaren Nummer-Eins-Sportart, wie es mittlerweile der Fall ist. Damals waren die Fußballer noch in den Verein integriert. Die Auslagerung des Fußballs kam später. Ich war somit von Beginn an ein Kind der Werkself. Das war früher sogar ein Schimpfwort - so nach dem Motto: Da kommt der Pillen-Klub. Solche Sprüche haben wir Volleyballer als eine Abteilung des Vereins auch immer gehört. Aber dennoch war es für mich großartig zu erleben, wie ein Gesamtverein die vielen verschiedene Abteilungen unterstützt hat. Wir Volleyballer haben davon profitiert, dass wir eine große Abteilung waren.

DFB.de: Glauben Sie, Sie wären der gleiche Leverkusen-Fan geworden, wenn Sie nicht im gleichen Verein Volleyball gespielt hätten?

Brink: Ja, auf jeden Fall. Ich komme aus der Stadt und ich musste in der Schule nur aus dem Fenster gucken und habe das Ulrich-Haberland-Stadion gesehen. Leverkusen ist nicht so groß und Fußball spielt dort eine große Rolle. Da war für mich ganz klar, dass Leverkusen der Verein ist, für den ich mitfiebere.

DFB.de: Sie tauchen auch regelmäßig in Interviews rund um den Fußball auf. Wie sehen Sie sich denn selbst in der Fußball-Sphäre: Fußball-Sympathisant, Experte oder gar Ultra?

Brink: Fußball-Sympathisant.

DFB.de: In Ihrem Vortrag beim Auslandsexpertenforum des Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) und des DFB haben Sie erzählt, dass Sie in ihrem Beachvolleyball-Team für die Emotionen zuständig waren. Wie ist das denn beim Fußball?

Brink: Genauso.

DFB.de: Heißt?

Brink: Ich lebe das voll aus. Da kann ich mich wirklich drin verlieren. Wenn ich ein Tor im Radio höre, kann ich dabei noch Autofahren, da funktioniert das noch. Aber im Stadion gerade bei den großen Spielen sieht das schon mal anders aus. Ich freue mich immens auf die anstehenden Champions-League-Begegnungen. Ich mache dann auch immer einmal im Jahr eine Reise in eine europäische Stadt mit. Das geht immer ordentlich ab, wenn Leverkusen gewinnt.

DFB.de: Ihr jahrelanger Teamkollege Jonas Reckermann ist Fan des 1. FC Köln. Nicht die optimale Fußball-Konstellation. Haben sich diese unterschiedlichen Vorlieben auf ihr Team ausgewirkt?

Brink: Ja schon. Das waren natürlich vor allem die großen Derbys. Leverkusen hat es ab und zu wirklich hinbekommen, eine deutlich bessere Saison zu spielen als der FC, die ja auch als Fahrstuhlmannschaft bekannt waren, um trotzdem in den Derbys einen auf den Deckel zu bekommen. Es hat mich immer sehr gewurmt, dass Jonas mir das auf die Nase binden konnte. Da konnte ich nicht einfach drüber hinwegsehen.

DFB.de: Geschadet hat es der Harmonie in Ihrem Team jedenfalls nicht, oder?

Brink: Das war eher ein Witz nebenbei. Die Bedeutung, dass es wirklich Einfluss genommen hat, gab es nicht. Es war aber schon klar, für welchen Verein das jeweilige Herz schlägt.

DFB.de: Sie waren auch bei der deutschen U 21-Nationalmannschaft als Motivationstrainer vor der EM 2015 dabei. Warum?

Brink: Damals konnte sich die Mannschaft in der EM das Ticket für die Olympischen Spiele holen. Die junge Mannschaft war damals schon mit großen Namen und Stars gespickt und wir, also Jonas uns ich, sollten ihnen das Thema Olympia näherbringen.

DFB.de: Haben Sie die Mission erfüllt?

Brink: In einer Fußballerkarriere gibt es für die Spieler eher andere Highlights, aber in Randsportarten ist Olympia das Allergrößte. Ich kann nachvollziehen, dass Fußballer eher das Ziel Champions-League-Finale haben. Aber wir wollten ihnen zeigen, was es bedeutet, in seiner Karriere Olympia mitzunehmen und dafür Begeisterung zu entwickeln. Wir haben den Spielern erklärt, was wir dort gemacht haben, wie wir dahin gekommen sind und warum Olympia für uns das Größte war. Und wir haben mit den Spielern Beachvolleyball gespielt.

DFB.de: Wie haben sich die Jungs geschlagen?

Brink: Sie waren sehr gut. Vor allem Bernd Leno. Der war damals noch Leverkusen-Torwart. Gerade die Torwarte waren sehr gut. Kevin Volland aber auch.

DFB.de: Was ist denn ein klassischer Motivationsspruch von Ihnen?

Brink: Den habe ich nicht.

DFB.de: Aus einem bestimmten Grund?

Brink: Ich habe versucht so zu leben, dass ich immer alles gebe, um mir später nichts vorwerfen zu müssen. Ich denke, das ist eine relativ entspannte Haltung, mit der man es auch ertragen kann, mal zu verlieren. Trotz falscher Entscheidungen kann ich mit erhobenem Haupt vom Platz gehen.

DFB.de: Beim Auslandsexpertenforum haben Sie über Diversity im Sport gesprochen. Dabei sind Sie auf die unterschiedlichen Charaktere von Ihnen und Jonas Reckermann eingegangen. Warum haben Sie sich für dieses Thema entschieden?

Brink: Letztendlich war die Unterschiedlichkeit bei uns der absolute Erfolgsfaktor. Aufgrund unserer Teamkonstellation und der Charaktere, die wir ins Team gebracht haben, waren wir eben maximal verschieden - aber aufeinander angewiesen, um Erfolg zu haben. Eigentlich sprach erst einmal alles dagegen, gemeinsam Erfolg haben zu können. Wir wussten aber, wenn wir das gut steuern, dann könnte das zumindest dazu führen, dass wir unsere Leistungen gemeinsam aufs Feld bringen und auch abrufen können.

DFB.de: Sie waren im Beachvolleyball "nur" zwei Spieler auf dem Feld und mussten sich zu zweit arrangieren. Lassen sich die Erfahrungen überhaupt auf den Fußball übertragen? 

Brink: Im Fußball findest du im größeren Team Mitspieler, die dir näher sind als andere. Das führt im negativen Sinne zwar zu Grüppchenbildungen, aber es erleichtert dir das Leben, wenn du in einer großen Gruppe Gleichgesinnte triffst. Aber auch hier ist es gut, dass die einzelnen Spieler anders sind. Bei uns ist man bei zwei Leuten da eher etwas allein mit seiner Charakterseite.

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