Olsen: "Deutschland spielt den Fußball, den ich sehen will"

Heute betritt Morten Olsen mal wieder die große Fußball-Bühne in Deutschland. Wenn in der MSV-Arena in Duisburg um 20 Uhr (live im ZDF) das Freundschaftsländerspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark angepfiffen wird, sitzt der hierzulande noch immer sehr populäre ehemalige Profi und Trainer des 1. FC Köln bei den Skandinaviern auf der Trainerbank.

Im Trikot der "Geißböcke" absolvierte der inzwischen 57-Jährige genau 80 Bundesligaspiele, für sein Heimatland bestritt er insgesamt 102 Länderspiele. Mit Köln wurde der ehemalige Weltklasse-Libero 1989 deutscher Vizemeister, die Dänen führte er bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko - unter anderem beim 2:0-Vorrundensieg gegen die Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - und den Europameisterschaften 1984 in Frankreich und 1988 in Deutschland als Kapitän an.

Von 1993 bis 1995 war Olsen Trainer des 1. FC Köln, nach einem Engagement bei Ajax Amsterdam wechselte er 2000 von der Klubebene zum Dänischen Fußball-Verband (DBU) - und führte "Danish Dynamite" als Nationaltrainer prompt zur WM 2002 in Japan und Südkorea und dort ins Achtelfinale sowie bei der EURO 2004 in Portugal bis ins Viertelfinale. Sein Vertrag bei den Skandinaviern läuft noch bis 2010. "Danach kann ich mir selbstverständlich vorstellen", sagt Morten Olsen im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Internetredakteur Christian Müller in die Bundesliga als Trainer zurückzukehren."

Frage: Herr Olsen, die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland war ein großes Fußballfest – und Dänemark nicht dabei. Wie schwer ist Ihnen das Zuschauen gefallen?

Morten Olsen: Es war sehr schwer, die WM nur im Fernsehen zu verfolgen. Dass wir die Qualifikation nicht geschafft haben, war für die Fans, Spieler und mich sehr enttäuschend, weil wir ein gutes Team gehabt, aber zuviele Fehler gemacht hatten.

Frage: Bei der WM war aus Skandinavien nur Schweden dabei, das im Achtelfinale an Deutschland scheiterte. Wo steht der skandinavische Fußball nun rund 15 Monate vor der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz?

Morten Olsen: Es ist das gleiche Bild: Schweden und Dänemark sind fast immer bei den großen Turnieren dabei. Wir haben uns seit 1984 immer für die EM qualifiziert, was für eine gute Qualität spricht. Das wollen und können wir auch diesmal schaffen.

Frage: In der EM-Qualifikationsgruppe F hat Ihr Team am vergangenen Samstag 1:2 in Spanien verloren und liegt in der Tabelle mit sieben Punkten aus vier Spielen nun hinter den Schweden mit zwölf Zählern und Nordirland mit zehn Punkten, allerdings aus fünf Partien. Und auch Spanien mit sechs Zählern aus vier Begegnungen ist jetzt wieder ein ernhafter Kontrahent. Befürchten Sie, dass Dänemark im kommenden Jahr erneut bei einem Großereignis fehlen könnte?

Morten Olsen: Die Unterschiede zwischen den Teams sind wirklich nicht groß. Oft wird die Tagesform entscheiden. Unsere Mannschaft ist nicht zu vergleichen mit Mannschaften wie Deutschland oder Frankreich, denn Ausfälle können wir schlechter verkraften. Bei uns müssen die besten Spieler dabeisein, dann haben wir eine gute Chance. Grundsätzlich ist Fußball aber kein Computerspiel und nicht berechenbar.

Frage: Wie stufen Sie generell die Leistungsfähigkeit Ihres Teams und der Gegner ein?

Morten Olsen: Wir haben kaum Weltklassespieler, aber ein gutes Kollektiv. Die Mannschaft ist stabil und mit den großen Fußball-Nationen Spanien und Schweden sicher Favorit für einen der beiden EM-Endrundenplätze. Nordirland ist aber gefährlich. Rudi Völler hat Recht: Im Fußball gibt es keine Kleinen mehr.

Frage: Wird Ihre Mannschaft 2008 den Leistungshöhepunkt erreichen, oder sind die Planungen auf die WM 2010 in Südafrika ausgerichtet?

Morten Olsen: So langfristig kann man in der Leichtathletik planen, aber nicht beim Fußball. Wir haben seit der EURO 2004 viele neue, junge Spieler eingebaut. Das ergibt eine gute Mischung aus Erfahrung und Enthusiasmus, das Ziel ist deshalb klar die EM-Qualifikation.

Frage: Wie schätzen Sie die DFB-Auswahl, die am Samstag in der Tschechischen Republik 2:1 gewonnen hat und am Mittwoch in Duisburg Ihr Gegner ist, ein?

Morten Olsen: Sie hat mich bei der WM positiv überrascht und fast als einzige Mannschaft Offensivfußball und Direktspiel praktiziert. Auch danach in der EM-Qualifikation, zuletzt wieder in Prag. Das ist der Fußball den ich mag und den ich sehen will. Auch was Teamgeist, Mentalität und taktische Einstellung angeht, kann ich nur sagen: Chapeau für die Spieler und Trainer! Meine Kollegen Jürgen Klinsmann und nun Joachim Löw als sein Nachfolger haben der Mannschaft ihren Stempel aufgedrückt.

Frage: Welche deutschen Spieler gefallen Ihnen besonders?

Morten Olsen: Deutschland spielt einen modernen Fußball und hat für jede Position mindestens zwei Spieler von hoher Qualität. Der Aufbau über die Außenverteidiger wird immer wichtiger, hier gefällt mir Philipp Lahm sehr gut. Auch Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger oder Mario Gomez sind Typen, die zeigen: Diese Mannschaft wächst.

Frage: Zu Ihrem Team: Was erwarten Sie von den beiden Bundesliga-Legionären Leon Andreasen und Daniel Jensen, die Sie in das Aufgebot für die Spiele in Spanien und Deutschland berufen haben?

Morten Olsen: Daniel ist in den vergangenen Monaten wichtig geworden für Werder Bremen, und wichtig ist er auch für uns. Er schießt jetzt auch Tore, das hat er früher nicht getan. Er ist im besten Fußballeralter und muss vorangehen. Bei Leon sieht man, dass ihm die Spielpraxis bei Mainz 05 gut tut. Er hat viel Enthusiasmus und positive Aggressivität, muss auf höchstem Niveau aber noch lernen.

Frage: Haben Sie noch andere Spieler aus der Bundesliga, etwa die Mönchengladbacher Kasper Bögelund, Bo Svensson, Sebastian Svärd oder Mikkel Thygesen im Visier?

Morten Olsen: Ich beobachte natürlich alle. Bögelund und Svärd waren verletzt, Svensson hat zuletzt weniger gespielt und Thygesen ist ein Mann für die Zukunft.

Frage: Jon Dahl Tomasson ist vom VfB Stuttgart an den FC Villareal ausgeliehen, wo er zuletzt regelmäßig getroffen hat – und auch in der Nationalmannschaft ist er, wie beim 2:1 im Februar gegen Australien, ein Torgarant. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum er in Stuttgart nicht zurecht kam?

Morten Olsen: Vorab: So etwas ist von außen schwierig zu beurteilen. Es ist aber manchmal so, dass es zwischen guten Spielern wie Jon Dahl und guten Vereinen wie Stuttgart nicht passt. Bei Milan hat er aber sein Können gezeigt, auch jetzt in Villareal spielt er gut. Tomasson hat eine Gewinnermentalität, in der dänischen Nationalmannschaft ist er einer meiner Führungsspieler.

Frage: Verfolgen Sie die Bundesliga im Fernsehen, oder sind Sie auch bei Spielen vor Ort?

Morten Olsen: Ich sehe die Bundesliga regelmäßig im TV, bin aber auch öfter im Stadion zum Beispiel in Mönchengladbach.

Frage: Wer wird deutscher Meister?

Morten Olsen: Es entscheidet sich zwischen Schalke 04 und Werder Bremen. Die Bremer haben die größere Erfahrung, für Schalke spricht die Begeisterung.

Frage: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit als Spieler und Trainer des 1. FC Köln?

Morten Olsen: Sehr schöne, es war eine super Zeit. Ich habe noch viele Freunde in Köln und halte den Kontakt mit ihnen.

Frage: Wenn in der Bundesliga eine Trainerstelle frei wird, fällt oft Ihr Name. Können Sie sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen?

Morten Olsen: Absolut! ich habe noch bis 2010 einen Vertrag in Dänemark, danach kann ich mir selbstverständlich vorstellen, in die Bundesliga als Trainer zurückzukehren.

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Heute betritt Morten Olsen mal wieder die große Fußball-Bühne in Deutschland. Wenn in der MSV-Arena in Duisburg um 20 Uhr (live im ZDF) das Freundschaftsländerspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark angepfiffen wird, sitzt der hierzulande noch immer sehr populäre ehemalige Profi und Trainer des 1. FC Köln bei den Skandinaviern auf der Trainerbank.

Im Trikot der "Geißböcke" absolvierte der inzwischen 57-Jährige genau 80 Bundesligaspiele, für sein Heimatland bestritt er insgesamt 102 Länderspiele. Mit Köln wurde der ehemalige Weltklasse-Libero 1989 deutscher Vizemeister, die Dänen führte er bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko - unter anderem beim 2:0-Vorrundensieg gegen die Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - und den Europameisterschaften 1984 in Frankreich und 1988 in Deutschland als Kapitän an.

Von 1993 bis 1995 war Olsen Trainer des 1. FC Köln, nach einem Engagement bei Ajax Amsterdam wechselte er 2000 von der Klubebene zum Dänischen Fußball-Verband (DBU) - und führte "Danish Dynamite" als Nationaltrainer prompt zur WM 2002 in Japan und Südkorea und dort ins Achtelfinale sowie bei der EURO 2004 in Portugal bis ins Viertelfinale. Sein Vertrag bei den Skandinaviern läuft noch bis 2010. "Danach kann ich mir selbstverständlich vorstellen", sagt Morten Olsen im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Internetredakteur Christian Müller in die Bundesliga als Trainer zurückzukehren."

Frage: Herr Olsen, die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland war ein großes Fußballfest – und Dänemark nicht dabei. Wie schwer ist Ihnen das Zuschauen gefallen?

Morten Olsen: Es war sehr schwer, die WM nur im Fernsehen zu verfolgen. Dass wir die Qualifikation nicht geschafft haben, war für die Fans, Spieler und mich sehr enttäuschend, weil wir ein gutes Team gehabt, aber zuviele Fehler gemacht hatten.

Frage: Bei der WM war aus Skandinavien nur Schweden dabei, das im Achtelfinale an Deutschland scheiterte. Wo steht der skandinavische Fußball nun rund 15 Monate vor der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz?

Morten Olsen: Es ist das gleiche Bild: Schweden und Dänemark sind fast immer bei den großen Turnieren dabei. Wir haben uns seit 1984 immer für die EM qualifiziert, was für eine gute Qualität spricht. Das wollen und können wir auch diesmal schaffen.

Frage: In der EM-Qualifikationsgruppe F hat Ihr Team am vergangenen Samstag 1:2 in Spanien verloren und liegt in der Tabelle mit sieben Punkten aus vier Spielen nun hinter den Schweden mit zwölf Zählern und Nordirland mit zehn Punkten, allerdings aus fünf Partien. Und auch Spanien mit sechs Zählern aus vier Begegnungen ist jetzt wieder ein ernhafter Kontrahent. Befürchten Sie, dass Dänemark im kommenden Jahr erneut bei einem Großereignis fehlen könnte?

Morten Olsen: Die Unterschiede zwischen den Teams sind wirklich nicht groß. Oft wird die Tagesform entscheiden. Unsere Mannschaft ist nicht zu vergleichen mit Mannschaften wie Deutschland oder Frankreich, denn Ausfälle können wir schlechter verkraften. Bei uns müssen die besten Spieler dabeisein, dann haben wir eine gute Chance. Grundsätzlich ist Fußball aber kein Computerspiel und nicht berechenbar.

Frage: Wie stufen Sie generell die Leistungsfähigkeit Ihres Teams und der Gegner ein?

Morten Olsen: Wir haben kaum Weltklassespieler, aber ein gutes Kollektiv. Die Mannschaft ist stabil und mit den großen Fußball-Nationen Spanien und Schweden sicher Favorit für einen der beiden EM-Endrundenplätze. Nordirland ist aber gefährlich. Rudi Völler hat Recht: Im Fußball gibt es keine Kleinen mehr.

Frage: Wird Ihre Mannschaft 2008 den Leistungshöhepunkt erreichen, oder sind die Planungen auf die WM 2010 in Südafrika ausgerichtet?

Morten Olsen: So langfristig kann man in der Leichtathletik planen, aber nicht beim Fußball. Wir haben seit der EURO 2004 viele neue, junge Spieler eingebaut. Das ergibt eine gute Mischung aus Erfahrung und Enthusiasmus, das Ziel ist deshalb klar die EM-Qualifikation.

Frage: Wie schätzen Sie die DFB-Auswahl, die am Samstag in der Tschechischen Republik 2:1 gewonnen hat und am Mittwoch in Duisburg Ihr Gegner ist, ein?

Morten Olsen: Sie hat mich bei der WM positiv überrascht und fast als einzige Mannschaft Offensivfußball und Direktspiel praktiziert. Auch danach in der EM-Qualifikation, zuletzt wieder in Prag. Das ist der Fußball den ich mag und den ich sehen will. Auch was Teamgeist, Mentalität und taktische Einstellung angeht, kann ich nur sagen: Chapeau für die Spieler und Trainer! Meine Kollegen Jürgen Klinsmann und nun Joachim Löw als sein Nachfolger haben der Mannschaft ihren Stempel aufgedrückt.

Frage: Welche deutschen Spieler gefallen Ihnen besonders?

Morten Olsen: Deutschland spielt einen modernen Fußball und hat für jede Position mindestens zwei Spieler von hoher Qualität. Der Aufbau über die Außenverteidiger wird immer wichtiger, hier gefällt mir Philipp Lahm sehr gut. Auch Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger oder Mario Gomez sind Typen, die zeigen: Diese Mannschaft wächst.

Frage: Zu Ihrem Team: Was erwarten Sie von den beiden Bundesliga-Legionären Leon Andreasen und Daniel Jensen, die Sie in das Aufgebot für die Spiele in Spanien und Deutschland berufen haben?

Morten Olsen: Daniel ist in den vergangenen Monaten wichtig geworden für Werder Bremen, und wichtig ist er auch für uns. Er schießt jetzt auch Tore, das hat er früher nicht getan. Er ist im besten Fußballeralter und muss vorangehen. Bei Leon sieht man, dass ihm die Spielpraxis bei Mainz 05 gut tut. Er hat viel Enthusiasmus und positive Aggressivität, muss auf höchstem Niveau aber noch lernen.

Frage: Haben Sie noch andere Spieler aus der Bundesliga, etwa die Mönchengladbacher Kasper Bögelund, Bo Svensson, Sebastian Svärd oder Mikkel Thygesen im Visier?

Morten Olsen: Ich beobachte natürlich alle. Bögelund und Svärd waren verletzt, Svensson hat zuletzt weniger gespielt und Thygesen ist ein Mann für die Zukunft.

Frage: Jon Dahl Tomasson ist vom VfB Stuttgart an den FC Villareal ausgeliehen, wo er zuletzt regelmäßig getroffen hat – und auch in der Nationalmannschaft ist er, wie beim 2:1 im Februar gegen Australien, ein Torgarant. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum er in Stuttgart nicht zurecht kam?

Morten Olsen: Vorab: So etwas ist von außen schwierig zu beurteilen. Es ist aber manchmal so, dass es zwischen guten Spielern wie Jon Dahl und guten Vereinen wie Stuttgart nicht passt. Bei Milan hat er aber sein Können gezeigt, auch jetzt in Villareal spielt er gut. Tomasson hat eine Gewinnermentalität, in der dänischen Nationalmannschaft ist er einer meiner Führungsspieler.

Frage: Verfolgen Sie die Bundesliga im Fernsehen, oder sind Sie auch bei Spielen vor Ort?

Morten Olsen: Ich sehe die Bundesliga regelmäßig im TV, bin aber auch öfter im Stadion zum Beispiel in Mönchengladbach.

Frage: Wer wird deutscher Meister?

Morten Olsen: Es entscheidet sich zwischen Schalke 04 und Werder Bremen. Die Bremer haben die größere Erfahrung, für Schalke spricht die Begeisterung.

Frage: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit als Spieler und Trainer des 1. FC Köln?

Morten Olsen: Sehr schöne, es war eine super Zeit. Ich habe noch viele Freunde in Köln und halte den Kontakt mit ihnen.

Frage: Wenn in der Bundesliga eine Trainerstelle frei wird, fällt oft Ihr Name. Können Sie sich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen?

Morten Olsen: Absolut! ich habe noch bis 2010 einen Vertrag in Dänemark, danach kann ich mir selbstverständlich vorstellen, in die Bundesliga als Trainer zurückzukehren.