Ole Werner: "Im Pokal kribbelt es auch bei mir richtig"

Trainer Ole Werner gewann mit Holstein Kiel im DFB-Pokal bereits gegen den FC Bayern München und erreichte das Halbfinale. Mit dem SV Werder Bremen trifft er nun in der 1. Runde auf Viktoria Köln (Samstag, 15:30 Uhr). Im aktuellen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht der 35-Jährige über den DFB-Pokal, über Elfmeterschießen und über den damaligen Erfolgslauf.  

DFB.de: Herr Werner, wie beurteilen Sie das Los Viktoria Köln?

Werner: Ein Drittligist in der 1. Runde ist sicherlich keine einfache Aufgabe. Die 3. Liga ist bereits im Spielbetrieb und dadurch eine Woche weiter als wir. Trotzdem haben wir den Anspruch, uns durchzusetzen und unsere eigene Leistung und Qualität auf den Platz zu bringen. Dann sollten wir das Spiel auch gewinnen.

DFB.de: Sie haben als Trainer bislang noch nicht gegen Viktoria Köln gespielt. Gab es dennoch bereits Überschneidungen mit dem Trainer oder einzelnen Spielern?

Werner: Ich persönlich hatte noch keine Überschneidungen. Aber natürlich verfolge ich als Trainer auch die 3. Liga. Als ich noch Trainer von Holstein Kiel gewesen bin, haben wir uns vielfach mit Spielern aus der 3. Liga und den Regionalligen beschäftigt. Daher kenne ich relativ viele Spieler von Viktoria Köln. Ich kenne auch deren Trainer und weiß, für welche Art von Fußball er steht. Seitdem wir wissen, dass wir auf Viktoria Köln treffen, bereiten wir uns auf dieses Spiel vor.

DFB.de: In der vergangenen Saison trafen Sie mit Werder Bremen in der 1. DFB-Pokalrunde auf Energie Cottbus und gewannen nur knapp mit 2:1. Ist das ein gutes Beispiel dafür gewesen, wie schwierig ein Spiel gegen einen unterklassigen Gegner sein kann?

Werner: Ja, absolut. Cottbus ist als ambitionierter Regionalligist nicht weit von der 3. Liga entfernt. Das war eine Mannschaft, die nun schon seit mehreren Jahren an das Tor zur 3. Liga klopft. Man darf Gegner aus der 3. oder auch 4. Liga niemals unterschätzen. In der 1. DFB-Pokalrunde spielt auch die Atmosphäre immer eine wichtige Rolle. Man muss als höherklassiger Verein zunächst einmal seine Hausaufgaben machen – das ist keine neue Erkenntnis.

DFB.de: In der 2. Runde sind Sie mit dem SV Werder Bremen ausgeschieden, als Sie im Elfmeterschießen gegen den SC Paderborn unterlagen. Sie hatten aber auch bereits positive Erlebnisse im Elfmeterschießen. Mit Holstein Kiel gewannen Sie in der Saison 2020/2021 im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern München und den SV Darmstadt 98. Bereiten Sie Ihre Mannschaften auf Elfmeterschießen vor? Lassen Sie das vorher trainieren?

Werner: Ich habe im Verlaufe meiner Trainerkarriere bereits beides gemacht. Manchmal habe ich das trainieren lassen. Ich habe aber die bessere Erfahrung damit gemacht, uns darauf zu konzentrieren, dass wir in den 90 oder 120 Minuten gut spielen und die Partie für uns entscheiden. Man kann sich auf dieses Szenario ohnehin nicht richtig vorbereiten. Technisch weiß jeder Spieler, was er zu tun hat. Aber die Situation eines Elfmeterschießens lässt sich einfach nicht simulieren.

DFB.de: Das bedeutet, dass Sie auch die Reihenfolge der Elfmeterschützen erst direkt vor dem Elfmeterschießen festlegen?

Werner: Ja, das muss man ja auch. Man hat nun einmal fünf Wechsel und weiß vorher nicht, wer nach 120 Minuten noch auf dem Platz steht. Würde man sich eine Reihenfolge überlegen, müsste man diese dann ohnehin wieder abändern. Man muss ja auch auf die Spieler eingehen. Vielleicht hat jemand in dem Spiel überhaupt nichts getroffen und sagt zu mir: "Trainer, ich fühle mich heute nicht gut dafür." Andererseits gibt es vielleicht einen Spieler, den man gar nicht auf dem Schirm hatte, der aber an dem Tag gefühlt durch Wände laufen kann und sagt: "Trainer, lass mich schießen." Auf so etwas muss man reagieren. Es kann natürlich auch sein, dass man einen sehr sicheren Schützen hat, der auf der Bank sitzt und den man dann extra für das Elfmeterschießen einwechselt. Das habe ich damals bei Holstein Kiel zum Beispiel auch gemacht.

DFB.de: Haben Pokalspiele für Sie einen besonderen Reiz, weil sich in einem Spiel alles entscheidet? Oder gehen Sie ein Pokalspiel genauso an wie alle anderen Spiele auch?

Werner: Grundsätzlich gehe ich ein Pokalspiel genauso an wie andere Spiele. Aber von der Charakteristik sind dies natürlich besondere Spiele. Es können Situationen entstehen, die in einem Ligaspiel in dieser Form nicht entstehen, weil im Pokal Runde für Runde alles auf dem Spiel steht. Das macht den Reiz vom DFB-Pokal aus. Auch für mich sind das Spiele, in denen es richtig kribbelt. Das ist auch eine große Motivation. An diesem einen Tag ist vom größten Jubel bis zur riesengroßen Enttäuschung alles möglich.

DFB.de: In der Saison 2020/2021 erreichten Sie mit Holstein Kiel sogar das DFB-Pokalhalbfinale, nachdem Sie in den Runden zuvor den FC Bayern München, SV Darmstadt 98 und Rot-Weiss Essen besiegten. War dies ein gutes Beispiel dafür, dass eine Mannschaft im DFB-Pokal einen richtig guten Lauf bekommen kann?

Werner: Man kann in einen guten Lauf gelangen, das ist richtig. Trotzdem muss man das Runde für Runde betrachten. Rückblickend kann man natürlich sagen, dass wir damals einen Lauf hatten. Aber wir standen eine Runde später gegen den SV Darmstadt im Elfmeterschießen. Dort entscheiden Kleinigkeiten. Wir haben unsere Elfmeter damals nicht einmal sonderlich gut geschossen und sind mit etwas Glück weitergekommen. Ich glaube dennoch, dass eine Mannschaft im DFB-Pokal eine außergewöhnliche Reise hinlegen und besondere Spiele erleben kann.

DFB.de: Sie haben damals zwar im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern gewonnen, dafür aber im DFB-Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund mit 0:5 verloren. Warum verliefen die Spiele gegen diese beiden Top-Mannschaften damals so unterschiedlich?

Werner: Wenn man auf eine Mannschaft trifft, die im Kräfteverhältnis eigentlich klar überlegen ist, muss an dem Tag wirklich alles passen. Das war damals gegen den FC Bayern der Fall. Erwischt der Gegner aber einen guten Tag wie damals Borussia Dortmund, wird es sehr schwer. Zumal wir gegen Dortmund auswärts gespielt haben, gegen Bayern München zu Hause. Das spielt im DFB-Pokal für den Underdog eine große Rolle.

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Trainer Ole Werner gewann mit Holstein Kiel im DFB-Pokal bereits gegen den FC Bayern München und erreichte das Halbfinale. Mit dem SV Werder Bremen trifft er nun in der 1. Runde auf Viktoria Köln (Samstag, 15:30 Uhr). Im aktuellen DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht der 35-Jährige über den DFB-Pokal, über Elfmeterschießen und über den damaligen Erfolgslauf.  

DFB.de: Herr Werner, wie beurteilen Sie das Los Viktoria Köln?

Werner: Ein Drittligist in der 1. Runde ist sicherlich keine einfache Aufgabe. Die 3. Liga ist bereits im Spielbetrieb und dadurch eine Woche weiter als wir. Trotzdem haben wir den Anspruch, uns durchzusetzen und unsere eigene Leistung und Qualität auf den Platz zu bringen. Dann sollten wir das Spiel auch gewinnen.

DFB.de: Sie haben als Trainer bislang noch nicht gegen Viktoria Köln gespielt. Gab es dennoch bereits Überschneidungen mit dem Trainer oder einzelnen Spielern?

Werner: Ich persönlich hatte noch keine Überschneidungen. Aber natürlich verfolge ich als Trainer auch die 3. Liga. Als ich noch Trainer von Holstein Kiel gewesen bin, haben wir uns vielfach mit Spielern aus der 3. Liga und den Regionalligen beschäftigt. Daher kenne ich relativ viele Spieler von Viktoria Köln. Ich kenne auch deren Trainer und weiß, für welche Art von Fußball er steht. Seitdem wir wissen, dass wir auf Viktoria Köln treffen, bereiten wir uns auf dieses Spiel vor.

DFB.de: In der vergangenen Saison trafen Sie mit Werder Bremen in der 1. DFB-Pokalrunde auf Energie Cottbus und gewannen nur knapp mit 2:1. Ist das ein gutes Beispiel dafür gewesen, wie schwierig ein Spiel gegen einen unterklassigen Gegner sein kann?

Werner: Ja, absolut. Cottbus ist als ambitionierter Regionalligist nicht weit von der 3. Liga entfernt. Das war eine Mannschaft, die nun schon seit mehreren Jahren an das Tor zur 3. Liga klopft. Man darf Gegner aus der 3. oder auch 4. Liga niemals unterschätzen. In der 1. DFB-Pokalrunde spielt auch die Atmosphäre immer eine wichtige Rolle. Man muss als höherklassiger Verein zunächst einmal seine Hausaufgaben machen – das ist keine neue Erkenntnis.

DFB.de: In der 2. Runde sind Sie mit dem SV Werder Bremen ausgeschieden, als Sie im Elfmeterschießen gegen den SC Paderborn unterlagen. Sie hatten aber auch bereits positive Erlebnisse im Elfmeterschießen. Mit Holstein Kiel gewannen Sie in der Saison 2020/2021 im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern München und den SV Darmstadt 98. Bereiten Sie Ihre Mannschaften auf Elfmeterschießen vor? Lassen Sie das vorher trainieren?

Werner: Ich habe im Verlaufe meiner Trainerkarriere bereits beides gemacht. Manchmal habe ich das trainieren lassen. Ich habe aber die bessere Erfahrung damit gemacht, uns darauf zu konzentrieren, dass wir in den 90 oder 120 Minuten gut spielen und die Partie für uns entscheiden. Man kann sich auf dieses Szenario ohnehin nicht richtig vorbereiten. Technisch weiß jeder Spieler, was er zu tun hat. Aber die Situation eines Elfmeterschießens lässt sich einfach nicht simulieren.

DFB.de: Das bedeutet, dass Sie auch die Reihenfolge der Elfmeterschützen erst direkt vor dem Elfmeterschießen festlegen?

Werner: Ja, das muss man ja auch. Man hat nun einmal fünf Wechsel und weiß vorher nicht, wer nach 120 Minuten noch auf dem Platz steht. Würde man sich eine Reihenfolge überlegen, müsste man diese dann ohnehin wieder abändern. Man muss ja auch auf die Spieler eingehen. Vielleicht hat jemand in dem Spiel überhaupt nichts getroffen und sagt zu mir: "Trainer, ich fühle mich heute nicht gut dafür." Andererseits gibt es vielleicht einen Spieler, den man gar nicht auf dem Schirm hatte, der aber an dem Tag gefühlt durch Wände laufen kann und sagt: "Trainer, lass mich schießen." Auf so etwas muss man reagieren. Es kann natürlich auch sein, dass man einen sehr sicheren Schützen hat, der auf der Bank sitzt und den man dann extra für das Elfmeterschießen einwechselt. Das habe ich damals bei Holstein Kiel zum Beispiel auch gemacht.

DFB.de: Haben Pokalspiele für Sie einen besonderen Reiz, weil sich in einem Spiel alles entscheidet? Oder gehen Sie ein Pokalspiel genauso an wie alle anderen Spiele auch?

Werner: Grundsätzlich gehe ich ein Pokalspiel genauso an wie andere Spiele. Aber von der Charakteristik sind dies natürlich besondere Spiele. Es können Situationen entstehen, die in einem Ligaspiel in dieser Form nicht entstehen, weil im Pokal Runde für Runde alles auf dem Spiel steht. Das macht den Reiz vom DFB-Pokal aus. Auch für mich sind das Spiele, in denen es richtig kribbelt. Das ist auch eine große Motivation. An diesem einen Tag ist vom größten Jubel bis zur riesengroßen Enttäuschung alles möglich.

DFB.de: In der Saison 2020/2021 erreichten Sie mit Holstein Kiel sogar das DFB-Pokalhalbfinale, nachdem Sie in den Runden zuvor den FC Bayern München, SV Darmstadt 98 und Rot-Weiss Essen besiegten. War dies ein gutes Beispiel dafür, dass eine Mannschaft im DFB-Pokal einen richtig guten Lauf bekommen kann?

Werner: Man kann in einen guten Lauf gelangen, das ist richtig. Trotzdem muss man das Runde für Runde betrachten. Rückblickend kann man natürlich sagen, dass wir damals einen Lauf hatten. Aber wir standen eine Runde später gegen den SV Darmstadt im Elfmeterschießen. Dort entscheiden Kleinigkeiten. Wir haben unsere Elfmeter damals nicht einmal sonderlich gut geschossen und sind mit etwas Glück weitergekommen. Ich glaube dennoch, dass eine Mannschaft im DFB-Pokal eine außergewöhnliche Reise hinlegen und besondere Spiele erleben kann.

DFB.de: Sie haben damals zwar im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern gewonnen, dafür aber im DFB-Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund mit 0:5 verloren. Warum verliefen die Spiele gegen diese beiden Top-Mannschaften damals so unterschiedlich?

Werner: Wenn man auf eine Mannschaft trifft, die im Kräfteverhältnis eigentlich klar überlegen ist, muss an dem Tag wirklich alles passen. Das war damals gegen den FC Bayern der Fall. Erwischt der Gegner aber einen guten Tag wie damals Borussia Dortmund, wird es sehr schwer. Zumal wir gegen Dortmund auswärts gespielt haben, gegen Bayern München zu Hause. Das spielt im DFB-Pokal für den Underdog eine große Rolle.

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