Novum vor 15 Jahren: Deutsches Champions-League-Finale

Wofür die Männer 58 Jahre brauchten, das bekamen die Frauen in fünf Jahren hin. Im Mai 2006 stieg in Potsdam ein Champions-League-Finale mit zwei deutschen Mannschaften, das heute vor 15 Jahren entschieden wurde. Wenn man auch fairerweise anfügen muss, dass die Männer dazu bis zur Modusänderung in den späten Neunzigern des 20. Jahrhunderts fast keine Chance hatten, da im alten Landesmeistercup eben nur der Meister teilnehmen durfte - und der Titelverteidiger. Das war allerdings bei den Frauen, die ab 2001/2002 den UEFA-Frauen-Pokal (ab 2009 umbenannt in Champions League) ausspielten, genauso. Doch hier waren deutsche Klubs von Anfang an erfolgreich.

So kam es, dass der Deutsche Meister 1. FFC Frankfurt und Titelverteidiger Turbine Potsdam auch international gemeinsam in die Saison 2005/2006 starteten. Die Hauptrunde begann erst mit dem Viertelfinale, in das sich alle Teams in drei Qualifikationsrunden durchkämpfen mussten. Potsdam schaffte das mit 14:1 Toren, der FFC mit 16:2. Für Turbine wurde es im Viertelfinale auch nicht schwerer, gegen Valur Reykjavik gab es zwei Schützenfeste (8:1 und 11:1), während der FFC mit dem FC Arsenal (1:1 und 3:1) weit mehr Mühe hatte.

Im Halbfinale verloren beide ihre Heimspiele und kamen doch weiter: Turbine nach einem 2:3 und 5:2 gegen Djurgardens IF, der FFC dank der Auswärtstorregelung gegen Montpellier (0:1 und 3:2). Fertig war das erste deutsche Frauenfinale in einem internationalen Wettbewerb, Ausdruck der kontinentalen Dominanz der DFB-Frauen, die 2001 und 2006 bereits Europameisterinnen geworden waren.

Doublesieger Potsdam klarer Favorit

In das zweigeteilte Finale am 20. und 27. Mai gingen die Potsdamerinnen als Favoritinnen, waren sie doch drei Tage zuvor schon Meister geworden und amtierten nach einem 2:0 im deutschen Pokalfinale, ebenfalls gegen den FFC, sogar als Doublesieger. Mit vielem war also vor dem ersten Finale zu rechnen, nur nicht mit einer Vorentscheidung zugunsten der Gäste aus Frankfurt.

Aber so kam es, sehr zur Enttäuschung der meisten der 4431 Zuschauer*innen. Turbines Topstürmerin Conny Pohlers vergab nach drei Minuten frei vor Gästekeeperin Ursula Holl das 1:0 und schon da, gestand ihr Trainer Bernd Schröder, "wusste ich, wir verlieren das Spiel". Tatsächlich saß gleich danach der erste Frankfurter Schuss, ein Freistoß von Renate Lingor überwand Nadine Angerer (6.). Lange blieb die Partie danach offen, zur Halbzeit stand es noch 1:0. Das erste bemerkenswerte Ereignis nach der Pause war der Austausch der schwedischen Schiedsrichterin Eva Oedlung, die Opfer einer Wadenzerrung und deshalb durch eine Assistentin ersetzt wurde (56.). Dann drehten die Gäste auf und entschieden in der letzten halben Stunde nicht nur das Hinspiel. Sandra Albertz (64.) mit links, Kerstin Garefrekes (77.) und erneut Lingor (84.) schossen ein 4:0 heraus.

Lingor, die bei der Wahl zur Weltfußballerin 2006 den dritten Platz belegte, sagte: "Wir haben besonders von der großen Erfahrung unserer Nationalspielerinnen profitiert." Der Potsdamerin Pohlers war nach dem Debakel nicht nach einer großen Analyse zumute: "Wir waren einfach nur schlecht." Wobei die Turbine noch Glück hatte, dass Nationalstürmerin Birgit Prinz, sonst immer für ein Tor gut, diesmal leer ausging. FFC-Manager Siegfried Dietrich sagte in Bezug auf den bis dahin enttäuschenden Saisonverlauf zufrieden: "Die Kehrtwende ist zum richtigen Zeitpunkt gekommen." Frankfurts Trainer Hans-Jürgen Tritschoks hob stolz hervor: "Vier Tore in Potsdam, das ist schon was."

"Die Turbinen sind noch lange nicht aus"

Mit der Entscheidung wollten sich aber noch nicht alle Potsdamer abfinden, mancher erinnerte an das 6:2 in Frankfurt in der Liga, das erst vier Wochen zurücklag. Das hätte noch zum Gesamtsieg gereicht. Schröder sagte kämpferisch: "Die Turbinen sind noch lange nicht aus." Den Beweis lieferten sie im Rückspiel eine Woche später, das vor der Rekordkulisse von 13.200 Zuschauer*innen stattfand. Nun nutzte Pohlers ihre Chancen, bis zur 73. Minute führte Turbine mit 2:1, ehe die Frankfurterinnen noch mal aufkamen und durch ein Last-Minute-Tor von Prinz 3:2 gewannen. In Summe hieß es also 7:2.

"Die Nummer eins in Europa zu sein, ist noch ein Tick mehr, als nur das beste Team in Deutschland zu sein", sagte FFC-Spielerin Sandra Smisek stolz. Und wenn nur der Deutsche Meister der Frauen geehrt wird, ist die Bundeskanzlerin normal auch nicht zu Gast. Im ersten deutschen Europapokalfinale der Frauen schon, Angela Merkel gab sich die Ehre und gratulierte Siegerinnen und Besiegten.

Noch sechsmal ging die Champions League der Frauen seither an eine deutsche Mannschaft, aber ein Finale mit zwei Bundesligisten gab es nicht mehr.

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Wofür die Männer 58 Jahre brauchten, das bekamen die Frauen in fünf Jahren hin. Im Mai 2006 stieg in Potsdam ein Champions-League-Finale mit zwei deutschen Mannschaften, das heute vor 15 Jahren entschieden wurde. Wenn man auch fairerweise anfügen muss, dass die Männer dazu bis zur Modusänderung in den späten Neunzigern des 20. Jahrhunderts fast keine Chance hatten, da im alten Landesmeistercup eben nur der Meister teilnehmen durfte - und der Titelverteidiger. Das war allerdings bei den Frauen, die ab 2001/2002 den UEFA-Frauen-Pokal (ab 2009 umbenannt in Champions League) ausspielten, genauso. Doch hier waren deutsche Klubs von Anfang an erfolgreich.

So kam es, dass der Deutsche Meister 1. FFC Frankfurt und Titelverteidiger Turbine Potsdam auch international gemeinsam in die Saison 2005/2006 starteten. Die Hauptrunde begann erst mit dem Viertelfinale, in das sich alle Teams in drei Qualifikationsrunden durchkämpfen mussten. Potsdam schaffte das mit 14:1 Toren, der FFC mit 16:2. Für Turbine wurde es im Viertelfinale auch nicht schwerer, gegen Valur Reykjavik gab es zwei Schützenfeste (8:1 und 11:1), während der FFC mit dem FC Arsenal (1:1 und 3:1) weit mehr Mühe hatte.

Im Halbfinale verloren beide ihre Heimspiele und kamen doch weiter: Turbine nach einem 2:3 und 5:2 gegen Djurgardens IF, der FFC dank der Auswärtstorregelung gegen Montpellier (0:1 und 3:2). Fertig war das erste deutsche Frauenfinale in einem internationalen Wettbewerb, Ausdruck der kontinentalen Dominanz der DFB-Frauen, die 2001 und 2006 bereits Europameisterinnen geworden waren.

Doublesieger Potsdam klarer Favorit

In das zweigeteilte Finale am 20. und 27. Mai gingen die Potsdamerinnen als Favoritinnen, waren sie doch drei Tage zuvor schon Meister geworden und amtierten nach einem 2:0 im deutschen Pokalfinale, ebenfalls gegen den FFC, sogar als Doublesieger. Mit vielem war also vor dem ersten Finale zu rechnen, nur nicht mit einer Vorentscheidung zugunsten der Gäste aus Frankfurt.

Aber so kam es, sehr zur Enttäuschung der meisten der 4431 Zuschauer*innen. Turbines Topstürmerin Conny Pohlers vergab nach drei Minuten frei vor Gästekeeperin Ursula Holl das 1:0 und schon da, gestand ihr Trainer Bernd Schröder, "wusste ich, wir verlieren das Spiel". Tatsächlich saß gleich danach der erste Frankfurter Schuss, ein Freistoß von Renate Lingor überwand Nadine Angerer (6.). Lange blieb die Partie danach offen, zur Halbzeit stand es noch 1:0. Das erste bemerkenswerte Ereignis nach der Pause war der Austausch der schwedischen Schiedsrichterin Eva Oedlung, die Opfer einer Wadenzerrung und deshalb durch eine Assistentin ersetzt wurde (56.). Dann drehten die Gäste auf und entschieden in der letzten halben Stunde nicht nur das Hinspiel. Sandra Albertz (64.) mit links, Kerstin Garefrekes (77.) und erneut Lingor (84.) schossen ein 4:0 heraus.

Lingor, die bei der Wahl zur Weltfußballerin 2006 den dritten Platz belegte, sagte: "Wir haben besonders von der großen Erfahrung unserer Nationalspielerinnen profitiert." Der Potsdamerin Pohlers war nach dem Debakel nicht nach einer großen Analyse zumute: "Wir waren einfach nur schlecht." Wobei die Turbine noch Glück hatte, dass Nationalstürmerin Birgit Prinz, sonst immer für ein Tor gut, diesmal leer ausging. FFC-Manager Siegfried Dietrich sagte in Bezug auf den bis dahin enttäuschenden Saisonverlauf zufrieden: "Die Kehrtwende ist zum richtigen Zeitpunkt gekommen." Frankfurts Trainer Hans-Jürgen Tritschoks hob stolz hervor: "Vier Tore in Potsdam, das ist schon was."

"Die Turbinen sind noch lange nicht aus"

Mit der Entscheidung wollten sich aber noch nicht alle Potsdamer abfinden, mancher erinnerte an das 6:2 in Frankfurt in der Liga, das erst vier Wochen zurücklag. Das hätte noch zum Gesamtsieg gereicht. Schröder sagte kämpferisch: "Die Turbinen sind noch lange nicht aus." Den Beweis lieferten sie im Rückspiel eine Woche später, das vor der Rekordkulisse von 13.200 Zuschauer*innen stattfand. Nun nutzte Pohlers ihre Chancen, bis zur 73. Minute führte Turbine mit 2:1, ehe die Frankfurterinnen noch mal aufkamen und durch ein Last-Minute-Tor von Prinz 3:2 gewannen. In Summe hieß es also 7:2.

"Die Nummer eins in Europa zu sein, ist noch ein Tick mehr, als nur das beste Team in Deutschland zu sein", sagte FFC-Spielerin Sandra Smisek stolz. Und wenn nur der Deutsche Meister der Frauen geehrt wird, ist die Bundeskanzlerin normal auch nicht zu Gast. Im ersten deutschen Europapokalfinale der Frauen schon, Angela Merkel gab sich die Ehre und gratulierte Siegerinnen und Besiegten.

Noch sechsmal ging die Champions League der Frauen seither an eine deutsche Mannschaft, aber ein Finale mit zwei Bundesligisten gab es nicht mehr.

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