Niko Koutroubis: "Erste Trainingseinheiten wie Weihnachten"

Trainer Nikolaos "Niko" Koutroubis (51) bereitet den 1. FFC Niederkirchen auf den Re-Start in der 2. Frauen-Bundesliga Süd vor. Am Sonntag, 21. März (ab 14 Uhr), steht zum Auftakt die Partie beim 1. FC Saarbrücken auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Koutroubis mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die lange Spielpause und die große Vorfreude auf den Restart.

DFB.de: In etwas mehr als einer Woche rollt in der 2. Frauen-Bundesliga wieder der Ball. Seit Ende Februar läuft der Trainingsbetrieb. In welchem Fitnesszustand hat sich Ihr Team bei der ersten gemeinsamen Einheit vorgestellt, Herr Koutroubis?

Nikolaos Koutroubis: Die Mädels hatten seit Anfang November nur Online-Training, Stabilitätsübungen und Läufe absolviert. Die ersten gemeinsamen Trainingseinheiten waren für die Spielerinnen deshalb wie Weihnachten. Ich musste sie total bremsen. Bis wir unseren Spielrhythmus gefunden haben, benötigen wir Zeit. Unsere Vorbereitungszeit bis zum ersten Ligaspiel beträgt dreieinhalb Wochen. Für Samstag haben wir ein Testspiel gegen die U 20 der TSG Hoffenheim vereinbart. Danach wissen wir in etwa, wo wir stehen.

DFB.de: Welchen Stellenwert nimmt die Belastungssteuerung bei Ihrer Arbeit ein?

Koutroubis: Für mich ist die Situation auch neu. Ich trainiere momentan eine Mannschaft, die fast vier Monate lang keinen Ball am Fuß hatte. Alle im Team sind willig und heiß. Man will viel machen. Aber ich glaube, in diesem Fall gilt eher das Motto: Weniger ist mehr! Das Verletzungsrisiko ist hoch, weil die Bewegungen mit dem Ball ganz andere sind als bei Stabilitätsübungen oder Laufeinheiten. Von daher müssen wir sehr behutsam vorgehen.

DFB.de: Worauf müssen Sie dabei am meisten achten?

Koutroubis: Die Belastungs- und Erholungsphasen sind vor dem Restart ganz entscheidend. Aktuell absolvieren wir fünf Einheiten pro Woche, in denen gesteigert, aber auch wieder heruntergefahren wird.

DFB.de: Wie sind Ihre Spielerinnen und Sie mit der langen Pause umgegangen?

Koutroubis: Schon vor der Saisonunterbrechung waren bei uns sechs Spielerinnen positiv auf Covid-19 getestet worden, so dass wir bereits unser letztes angesetztes Spiel gegen die U 20 von Eintracht Frankfurt nicht mehr austragen konnten. Weil wir selbst direkt von der Corona-Pandemie betroffen waren, sind die Spielerinnen besonders sensibilisiert, passen jetzt auch im privaten Bereich noch mehr auf. Eine wichtige Spielerin hatte auch einen schwereren Verlauf der Krankheit, sie befindet sich inzwischen aber zum Glück ebenfalls auf dem Weg der Besserung. Sie ist bei jeder Trainingseinheit dabei, muss aber nach Belastungsübungen noch längere Pausen einlegen.

DFB.de: Können Sie beim Restart auf Ihren kompletten Kader zurückgreifen?

Kroutroubis: Im Vergleich zum Saisonstart steht mir Mittelfeldspielerin Alena Wolf nach einem überstandenen Kreuzbandriss wieder zur Verfügung. Dagegen müssen wir aktuell noch auf vier Stammspielerinnen verzichten, die von ihren Arbeitgebern bisher kein grünes Licht für den Fußball bekommen haben. Ich hoffe jedoch, dass unser Hygienekonzept die Verantwortlichen überzeugen wird und die Spielerinnen bald dazustoßen werden. Wir werden zweimal pro Woche getestet, um mögliche Infektionen sofort erkennen zu können. Geduscht wird zu Hause und Besprechungen finden unter freien Himmel statt.

DFB.de: Mit zwei Niederlagen aus den ersten beiden Saisonspielen und nur einem Treffer hatte sich ihr Team in die Zwangspause verabschiedet. Was kann man von ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit noch erwarten?

Koutroubis: Das ist schwer zu beantworten, weil wir - wie alle anderen Mannschaften auch - nicht wissen, wie unser Leistungsstand genau zu bewerten ist. Klar ist, dass es für uns nur um den Klassenverbleib gehen kann. Bereits sehr wichtig wird gleich unser erstes Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken sein. Sollten wir dort punkten können, würde uns das Rückenwind für die kommenden Aufgaben geben.

DFB.de: Als Trainer haben Sie einst im Herrenbereich angefangen und den Bezirksligisten FC Marbach trainiert. Inzwischen sind Sie bereits seit 20 Jahren im Frauenfußball tätig. Was macht für Sie den besonderen Reiz aus?

Koutroubis: Ich sage es mal so: Die Frauen beim 1. FFC Niederkirchen bekommen, wenn überhaupt, ein wenig Benzingeld. Dafür zieht sich im Herrenbereich kaum ein Bezirksliga-Fußballer die Schuhe an. (lacht) Grundsätzlich ist es die Leidenschaft, mit der die Spielerinnen in jedes Training und in jede Partie gehen. Das hat mich vor 20 Jahren fasziniert und begeistert mich heute immer noch. Besondere Freude bereitet es mir, wenn sich junge Spielerinnen so gut entwickeln, dass sie es bis ganz nach oben schaffen.

DFB.de: Welche konkreten Beispiele meinen Sie?

Koutroubis: Nationalspielerin Leonie Maier, die jetzt für den FC Arsenal am Ball ist, Nicole Rolser, die für FC Liverpool spielte und ihre Karriere beim FC Bayern München beendet hat, Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger vom FC Chelsea, Tamar Dongus vom AC Florenz oder ihre Zwillingsschwester Fabienne, die bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag steht, durfte ich während meiner Zeit beim VfL Sindelfingen auf ihrem Weg begleiten und ausbilden. Es macht mich schon ein wenig stolz, wie sie sich entwickelt und auf höchstem Niveau behauptet haben.

DFB.de: Bereits seit 2015 sind Sie jetzt für den 1. FFC 08 Niederkirchen tätig. Was macht den Verein für Sie aus?

Koutroubis: Ich arbeite hauptberuflich in Niederkirchen und schätze das familiäre Umfeld. Selbst bei einer sportlichen Durststrecke bleiben die Verantwortlichen ruhig, haben totales Vertrauen in meine Arbeit.

DFB.de: Sportlich pendelte das Team in den vergangenen Jahren zwischen der 2. Bundesliga und der Regionalliga. Was muss sich beim Deutschen Meister von 1993 mittelfristig ändern, um den Status einer "Fahrstuhlmannschaft" abzulegen?

Koutroubis: Der 1. FFC Niederkirchen hat als kleiner Verein nur dann die Chance, dauerhaft höherklassig vertreten zu sein, wenn die eigene Nachwuchsarbeit Früchte trägt und gut ausgebildete Spielerinnen kontinuierlich in die erste Mannschaft aufrücken. Sonst wird es sehr schwierig bis unmöglich, im Vergleich mit Frauenteams von Lizenzklubs aus der Bundesliga der Männer mitzuhalten. Da sind wir, was die Infrastruktur und die finanziellen Möglichkeiten angeht, deutlich im Nachteil. Der VfL Sindelfingen, für den ich sechs Jahre lang tätig war, belegt als ehemaliger Bundesligist aktuell beispielsweise einen Abstiegsplatz in der vierthöchsten Spielklasse. Der einstige Deutsche Meister TuS Wörrstadt kickt in der Regionalliga. Wir arbeiten hart daran, uns in der 2. Frauen-Bundesliga zu behaupten.

[mspw]

Trainer Nikolaos "Niko" Koutroubis (51) bereitet den 1. FFC Niederkirchen auf den Re-Start in der 2. Frauen-Bundesliga Süd vor. Am Sonntag, 21. März (ab 14 Uhr), steht zum Auftakt die Partie beim 1. FC Saarbrücken auf dem Programm. Im DFB.de-Interview spricht Koutroubis mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die lange Spielpause und die große Vorfreude auf den Restart.

DFB.de: In etwas mehr als einer Woche rollt in der 2. Frauen-Bundesliga wieder der Ball. Seit Ende Februar läuft der Trainingsbetrieb. In welchem Fitnesszustand hat sich Ihr Team bei der ersten gemeinsamen Einheit vorgestellt, Herr Koutroubis?

Nikolaos Koutroubis: Die Mädels hatten seit Anfang November nur Online-Training, Stabilitätsübungen und Läufe absolviert. Die ersten gemeinsamen Trainingseinheiten waren für die Spielerinnen deshalb wie Weihnachten. Ich musste sie total bremsen. Bis wir unseren Spielrhythmus gefunden haben, benötigen wir Zeit. Unsere Vorbereitungszeit bis zum ersten Ligaspiel beträgt dreieinhalb Wochen. Für Samstag haben wir ein Testspiel gegen die U 20 der TSG Hoffenheim vereinbart. Danach wissen wir in etwa, wo wir stehen.

DFB.de: Welchen Stellenwert nimmt die Belastungssteuerung bei Ihrer Arbeit ein?

Koutroubis: Für mich ist die Situation auch neu. Ich trainiere momentan eine Mannschaft, die fast vier Monate lang keinen Ball am Fuß hatte. Alle im Team sind willig und heiß. Man will viel machen. Aber ich glaube, in diesem Fall gilt eher das Motto: Weniger ist mehr! Das Verletzungsrisiko ist hoch, weil die Bewegungen mit dem Ball ganz andere sind als bei Stabilitätsübungen oder Laufeinheiten. Von daher müssen wir sehr behutsam vorgehen.

DFB.de: Worauf müssen Sie dabei am meisten achten?

Koutroubis: Die Belastungs- und Erholungsphasen sind vor dem Restart ganz entscheidend. Aktuell absolvieren wir fünf Einheiten pro Woche, in denen gesteigert, aber auch wieder heruntergefahren wird.

DFB.de: Wie sind Ihre Spielerinnen und Sie mit der langen Pause umgegangen?

Koutroubis: Schon vor der Saisonunterbrechung waren bei uns sechs Spielerinnen positiv auf Covid-19 getestet worden, so dass wir bereits unser letztes angesetztes Spiel gegen die U 20 von Eintracht Frankfurt nicht mehr austragen konnten. Weil wir selbst direkt von der Corona-Pandemie betroffen waren, sind die Spielerinnen besonders sensibilisiert, passen jetzt auch im privaten Bereich noch mehr auf. Eine wichtige Spielerin hatte auch einen schwereren Verlauf der Krankheit, sie befindet sich inzwischen aber zum Glück ebenfalls auf dem Weg der Besserung. Sie ist bei jeder Trainingseinheit dabei, muss aber nach Belastungsübungen noch längere Pausen einlegen.

DFB.de: Können Sie beim Restart auf Ihren kompletten Kader zurückgreifen?

Kroutroubis: Im Vergleich zum Saisonstart steht mir Mittelfeldspielerin Alena Wolf nach einem überstandenen Kreuzbandriss wieder zur Verfügung. Dagegen müssen wir aktuell noch auf vier Stammspielerinnen verzichten, die von ihren Arbeitgebern bisher kein grünes Licht für den Fußball bekommen haben. Ich hoffe jedoch, dass unser Hygienekonzept die Verantwortlichen überzeugen wird und die Spielerinnen bald dazustoßen werden. Wir werden zweimal pro Woche getestet, um mögliche Infektionen sofort erkennen zu können. Geduscht wird zu Hause und Besprechungen finden unter freien Himmel statt.

DFB.de: Mit zwei Niederlagen aus den ersten beiden Saisonspielen und nur einem Treffer hatte sich ihr Team in die Zwangspause verabschiedet. Was kann man von ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit noch erwarten?

Koutroubis: Das ist schwer zu beantworten, weil wir - wie alle anderen Mannschaften auch - nicht wissen, wie unser Leistungsstand genau zu bewerten ist. Klar ist, dass es für uns nur um den Klassenverbleib gehen kann. Bereits sehr wichtig wird gleich unser erstes Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken sein. Sollten wir dort punkten können, würde uns das Rückenwind für die kommenden Aufgaben geben.

DFB.de: Als Trainer haben Sie einst im Herrenbereich angefangen und den Bezirksligisten FC Marbach trainiert. Inzwischen sind Sie bereits seit 20 Jahren im Frauenfußball tätig. Was macht für Sie den besonderen Reiz aus?

Koutroubis: Ich sage es mal so: Die Frauen beim 1. FFC Niederkirchen bekommen, wenn überhaupt, ein wenig Benzingeld. Dafür zieht sich im Herrenbereich kaum ein Bezirksliga-Fußballer die Schuhe an. (lacht) Grundsätzlich ist es die Leidenschaft, mit der die Spielerinnen in jedes Training und in jede Partie gehen. Das hat mich vor 20 Jahren fasziniert und begeistert mich heute immer noch. Besondere Freude bereitet es mir, wenn sich junge Spielerinnen so gut entwickeln, dass sie es bis ganz nach oben schaffen.

DFB.de: Welche konkreten Beispiele meinen Sie?

Koutroubis: Nationalspielerin Leonie Maier, die jetzt für den FC Arsenal am Ball ist, Nicole Rolser, die für FC Liverpool spielte und ihre Karriere beim FC Bayern München beendet hat, Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger vom FC Chelsea, Tamar Dongus vom AC Florenz oder ihre Zwillingsschwester Fabienne, die bei der TSG Hoffenheim unter Vertrag steht, durfte ich während meiner Zeit beim VfL Sindelfingen auf ihrem Weg begleiten und ausbilden. Es macht mich schon ein wenig stolz, wie sie sich entwickelt und auf höchstem Niveau behauptet haben.

DFB.de: Bereits seit 2015 sind Sie jetzt für den 1. FFC 08 Niederkirchen tätig. Was macht den Verein für Sie aus?

Koutroubis: Ich arbeite hauptberuflich in Niederkirchen und schätze das familiäre Umfeld. Selbst bei einer sportlichen Durststrecke bleiben die Verantwortlichen ruhig, haben totales Vertrauen in meine Arbeit.

DFB.de: Sportlich pendelte das Team in den vergangenen Jahren zwischen der 2. Bundesliga und der Regionalliga. Was muss sich beim Deutschen Meister von 1993 mittelfristig ändern, um den Status einer "Fahrstuhlmannschaft" abzulegen?

Koutroubis: Der 1. FFC Niederkirchen hat als kleiner Verein nur dann die Chance, dauerhaft höherklassig vertreten zu sein, wenn die eigene Nachwuchsarbeit Früchte trägt und gut ausgebildete Spielerinnen kontinuierlich in die erste Mannschaft aufrücken. Sonst wird es sehr schwierig bis unmöglich, im Vergleich mit Frauenteams von Lizenzklubs aus der Bundesliga der Männer mitzuhalten. Da sind wir, was die Infrastruktur und die finanziellen Möglichkeiten angeht, deutlich im Nachteil. Der VfL Sindelfingen, für den ich sechs Jahre lang tätig war, belegt als ehemaliger Bundesligist aktuell beispielsweise einen Abstiegsplatz in der vierthöchsten Spielklasse. Der einstige Deutsche Meister TuS Wörrstadt kickt in der Regionalliga. Wir arbeiten hart daran, uns in der 2. Frauen-Bundesliga zu behaupten.

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