Niklas Süle: Läuft bei ihm

Als Niklas Süle vor zwei Jahren seinen Wechsel zu Bayern München bekanntgab, zweifelten nicht wenige an seiner Eignung für Deutschlands erfolgreichstes Team. Süle wusste es damals schon besser. Heute führt so leicht kein Weg mehr an ihm vorbei.

Diese 90 Minuten waren die härteste Prüfung für Niklas Süle. Gesperrt, nicht im Kader und dann, ganz passiv und ohnmächtig, zu Hause vor dem Fernseher lediglich Beobachter. Es wurden tatsächlich 90 schweißtreibende Minuten, voller Adrenalin – bis endlich Bayerns 3:2-Auswärtserfolg im DFB-Pokalhalbfinale bei Werder Bremen feststand. Süle hatte wegen seines Platzverweises nach Notbremse im Viertelfinale gegen Heidenheim (5:4) ein Spiel Sperre bekommen. Für den 23-Jährigen ein wochenlanges Ärgernis. "Solche Spiele sind mit das Beste, was es gibt. Ein Pokalabend in Bremen in so einem geilen Stadion", haderte der Innenverteidiger nach seiner ersten Roten Karte der Karriere. Dazu kam: Seit seinem Wechsel zum FC Bayern im Juli 2017 hatte der 1,95-Meter-Mann in jedem (!) Pflichtspiel im Kader gestanden. Eine Beständigkeit, die kein anderer Bayern-Profi in diesem Zeitraum vorweisen kann.

Starker Jahrgang

Verletzungsfrei zu bleiben, ist jedoch nur die eine Seite der Medaille, seine Leistung abzurufen die andere. Und das macht Süle mit beeindruckender Konstanz. Mit Beginn der nun zu Ende gegangenen Rückrunde stieg der gebürtige Frankfurter zum Abwehrboss auf, überholte in der Bayern-Hierarchie Mats Hummels und Jerome Boateng, das Weltmeister-Duo von 2014. "Niklas macht es gut mit seiner Schnelligkeit. Er ist Stammspieler vor den anderen beiden", erklärte Bayern-Trainer Niko Kovac im Januar. Manche waren überrascht darüber. Wer jedoch Süle im Training und in den Spielen sah, wunderte sich nicht. Seine Ruhe am Ball und im Passspiel, seine Zweikampfstärke sowie seine generelle körperliche Präsenz auf dem Platz machen ihn unverzichtbar. Er hat sich nach oben gekämpft – mit Wucht und Wille. Und ist nun Bayerns Nummer eins im Abwehrzentrum.

Nicht nur unter Niko Kovac, mittlerweile auch in der Nationalmannschaft. Gerade nachdem Bundestrainer Joachim Löw seit März bei seinem Umbruch auch in der Abwehr den Generationenwechsel vollzieht. "Niklas ist jetzt in der Verantwortung", sagte Löw im Frühjahr, "das bringt auch eine gewisse Erwartungshaltung an ihn mit sich. Wir erwarten noch mehr von ihm. Er muss jetzt hinten organisieren, dirigieren, sich zeigen. Genauso wie Antonio Rüdiger. Jetzt sind nicht andere vor ihm." Süle ist ein wichtiger Baustein des Umbruchs, Teil des starken 1995er-Jahrgangs um Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Leon Goretzka.

Dem Gegenwind getrotzt

Mit dem gestiegenen Druck und der Verantwortung kommt Süle klar: "Ich weiß meine Situation immer ganz gut einzuschätzen und muss mir nicht irgendwelchen Input von außen holen." Er ist keiner, der Gefahr läuft, abzuheben. Noch zu gut erinnert sich Süle an all die Zweifel und Fragezeichen rund um seinen Transfer von der TSG 1899 Hoffenheim nach München. "Als ich den Wechsel bekanntgegeben habe, kam viel Gegenwind. Viele haben mich als Bankspieler oder Frührentner abgestempelt", sagt er. Doch schon in seiner ersten Saison, trotz der 20 Millionen Euro Ablöse eingeplant als Lehrjahr im Münchner Starensemble, kam Süle auf 42 Pflichtspieleinsätze (von insgesamt 53), stand dabei 30-mal in der Startelf. Heute sagt Süle: "Momentan bin ich sehr zufrieden, habe wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Ich spiele konstanter und mache weniger Fehler." Sogar dank der Konkurrenten, die er nun verdrängt hat. "Hier gibt es Spieler, die dich an die Hand nehmen. Von Mats und Jerome habe ich viel gelernt, pflege zu beiden ein sehr gutes Verhältnis. Das war auch in Zeiten so, in denen ich weniger gespielt habe."

Sicher ist, dass sich Bayerns Abwehrspieler ab Sommer auf zusätzliche Konkurrenz einstellen müssen. Benjamin Pavard kommt vom VfB Stuttgart, Lucas Hernández von Atlético Madrid, beide Außenverteidiger und zugleich Alternativen für die Abwehrmitte. Wieder zwei Weltmeister, diesmal aktuelle. Mit Frankreich holten sie 2018 in Russland den Titel. Süle nimmt's gelassen. Er ist kein Träumer, er ist Realist. "Es macht unglaublich viel Spaß, und ich bin sehr froh darüber, wo ich jetzt bin", sagt er. "Ich weiß aber auch: Wenn man beim FC Bayern mal ein paar Spiele nicht abliefert, ist man wieder die Nummer drei."

[pst]

Als Niklas Süle vor zwei Jahren seinen Wechsel zu Bayern München bekanntgab, zweifelten nicht wenige an seiner Eignung für Deutschlands erfolgreichstes Team. Süle wusste es damals schon besser. Heute führt so leicht kein Weg mehr an ihm vorbei.

Diese 90 Minuten waren die härteste Prüfung für Niklas Süle. Gesperrt, nicht im Kader und dann, ganz passiv und ohnmächtig, zu Hause vor dem Fernseher lediglich Beobachter. Es wurden tatsächlich 90 schweißtreibende Minuten, voller Adrenalin – bis endlich Bayerns 3:2-Auswärtserfolg im DFB-Pokalhalbfinale bei Werder Bremen feststand. Süle hatte wegen seines Platzverweises nach Notbremse im Viertelfinale gegen Heidenheim (5:4) ein Spiel Sperre bekommen. Für den 23-Jährigen ein wochenlanges Ärgernis. "Solche Spiele sind mit das Beste, was es gibt. Ein Pokalabend in Bremen in so einem geilen Stadion", haderte der Innenverteidiger nach seiner ersten Roten Karte der Karriere. Dazu kam: Seit seinem Wechsel zum FC Bayern im Juli 2017 hatte der 1,95-Meter-Mann in jedem (!) Pflichtspiel im Kader gestanden. Eine Beständigkeit, die kein anderer Bayern-Profi in diesem Zeitraum vorweisen kann.

Starker Jahrgang

Verletzungsfrei zu bleiben, ist jedoch nur die eine Seite der Medaille, seine Leistung abzurufen die andere. Und das macht Süle mit beeindruckender Konstanz. Mit Beginn der nun zu Ende gegangenen Rückrunde stieg der gebürtige Frankfurter zum Abwehrboss auf, überholte in der Bayern-Hierarchie Mats Hummels und Jerome Boateng, das Weltmeister-Duo von 2014. "Niklas macht es gut mit seiner Schnelligkeit. Er ist Stammspieler vor den anderen beiden", erklärte Bayern-Trainer Niko Kovac im Januar. Manche waren überrascht darüber. Wer jedoch Süle im Training und in den Spielen sah, wunderte sich nicht. Seine Ruhe am Ball und im Passspiel, seine Zweikampfstärke sowie seine generelle körperliche Präsenz auf dem Platz machen ihn unverzichtbar. Er hat sich nach oben gekämpft – mit Wucht und Wille. Und ist nun Bayerns Nummer eins im Abwehrzentrum.

Nicht nur unter Niko Kovac, mittlerweile auch in der Nationalmannschaft. Gerade nachdem Bundestrainer Joachim Löw seit März bei seinem Umbruch auch in der Abwehr den Generationenwechsel vollzieht. "Niklas ist jetzt in der Verantwortung", sagte Löw im Frühjahr, "das bringt auch eine gewisse Erwartungshaltung an ihn mit sich. Wir erwarten noch mehr von ihm. Er muss jetzt hinten organisieren, dirigieren, sich zeigen. Genauso wie Antonio Rüdiger. Jetzt sind nicht andere vor ihm." Süle ist ein wichtiger Baustein des Umbruchs, Teil des starken 1995er-Jahrgangs um Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Leon Goretzka.

Dem Gegenwind getrotzt

Mit dem gestiegenen Druck und der Verantwortung kommt Süle klar: "Ich weiß meine Situation immer ganz gut einzuschätzen und muss mir nicht irgendwelchen Input von außen holen." Er ist keiner, der Gefahr läuft, abzuheben. Noch zu gut erinnert sich Süle an all die Zweifel und Fragezeichen rund um seinen Transfer von der TSG 1899 Hoffenheim nach München. "Als ich den Wechsel bekanntgegeben habe, kam viel Gegenwind. Viele haben mich als Bankspieler oder Frührentner abgestempelt", sagt er. Doch schon in seiner ersten Saison, trotz der 20 Millionen Euro Ablöse eingeplant als Lehrjahr im Münchner Starensemble, kam Süle auf 42 Pflichtspieleinsätze (von insgesamt 53), stand dabei 30-mal in der Startelf. Heute sagt Süle: "Momentan bin ich sehr zufrieden, habe wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Ich spiele konstanter und mache weniger Fehler." Sogar dank der Konkurrenten, die er nun verdrängt hat. "Hier gibt es Spieler, die dich an die Hand nehmen. Von Mats und Jerome habe ich viel gelernt, pflege zu beiden ein sehr gutes Verhältnis. Das war auch in Zeiten so, in denen ich weniger gespielt habe."

Sicher ist, dass sich Bayerns Abwehrspieler ab Sommer auf zusätzliche Konkurrenz einstellen müssen. Benjamin Pavard kommt vom VfB Stuttgart, Lucas Hernández von Atlético Madrid, beide Außenverteidiger und zugleich Alternativen für die Abwehrmitte. Wieder zwei Weltmeister, diesmal aktuelle. Mit Frankreich holten sie 2018 in Russland den Titel. Süle nimmt's gelassen. Er ist kein Träumer, er ist Realist. "Es macht unglaublich viel Spaß, und ich bin sehr froh darüber, wo ich jetzt bin", sagt er. "Ich weiß aber auch: Wenn man beim FC Bayern mal ein paar Spiele nicht abliefert, ist man wieder die Nummer drei."

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