Neuer: "Selten wurde so schnell abgestimmt"

Die Bundesliga ist wieder gestartet, im September könnten auch die ersten Länderspiele folgen. Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer freut sich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den Kollegen. Im Interview mit dem DFB-Journal spricht der 34 Jahre alte Torhüter über neue Erfahrungen in der Corona-Krise und die umfangreichen sozialen Aktivitäten des Teams, die noch mal deutlich ausgeweitet worden sind.

DFB.de: Die Bundesliga läuft bereits weiter, im September soll es auch wieder Länderspiele geben. Wenn Sie das Wiedersehen mit Ihren Nationalmannschaftskollegen im Kopf mal durchspielen - wie sieht es dann aus? Anders als sonst? 

Manuel Neuer: Das ist aktuell schwierig zu beurteilen, da wir alle fast täglich mit neuen Informationen versorgt werden, die Maßnahmen von Bund und Ländern angepasst werden und momentan noch keiner weiß, wie die Situation in (hoffentlich) drei Monaten sein wird. Was uns allen am meisten fehlt in dieser Zeit, ist der zwischenmenschliche Austausch, und daher freue ich mich natürlich darauf, dass wir als Nationalmannschaft auch irgendwann wieder zusammenkommen. Und das schließt neben den Spielern auch unsere Sportliche Leitung und das Team hinter dem Team mit ein. Etwas Spezielles sagen muss man in der Situation dann sicherlich nicht, zumal wir ja aktuell auch permanent digital im Austausch sind. Die Vorfreude ist aber schon groß, dass wir uns irgendwann als Gruppe wieder persönlich sehen. 

DFB.de: Hat diese Zeit Ihre Vorfreude und Ihre Ambitionen auf die EURO, zumal in München, noch mal bestärkt? 

Neuer: Natürlich hat diese Zeit den Fokus zunächst mal auf andere Themen gelenkt. Jetzt, wo die Bundesliga wieder gestartet ist, als erste Profiliga in Europa, machen wir uns als Nationalspieler natürlich schon Gedanken darüber, wie es weitergeht. Jeder von uns hat sich wahnsinnig auf dieses Turnier gefreut, gerade auch wegen der drei Heimspiele in der Gruppenphase vor unseren eigenen Fans. Sobald sich ganz Europa wieder im Spielbetrieb befindet und auch eine Entscheidung zum Ablauf der EURO im Sommer 2021 getroffen wurde, wird diese Vorfreude wiederkommen und wachsen, je näher das Turnier rückt. 

DFB.de:Inwieweit wirkt sich diese Phase der Corona-Krise auch auf Sie ganz persönlich und Ihren Blick auf das Leben aus? 

Neuer: In erster Linie geht es uns Fußballern in dem Fall so wie jedem anderen auch. Wir sind alle plötzlich mit einer komplett neuen Situation konfrontiert worden, und jeder für sich musste lernen, damit umzugehen. Das bekomme ich nicht nur aus dem Mannschaftskreis, sondern auch aus meinem Umfeld und Freundeskreis mit. Und dieser Lernprozess ist, denke ich, auch noch nicht abgeschlossen. Die kleinen Dinge haben in der Wahrnehmung wieder an Wert gewonnen. 

DFB.de: Wie einige weitere Nationalspieler, haben Sie auch eine eigene Stiftung. Spüren Sie als Fußballer, obendrein als Nationalspieler, eine besondere Verantwortung? 

Neuer: Ja, die haben wir. Und wir alle sind uns dieser Verantwortung auch bewusst und möchten unserer Rolle als Vorbilder unserer Gesellschaft gerecht werden. Das gilt selbstverständlich auch für meine Mitspieler. Nicht jeder hat eine eigene Stiftung, aber sehr viele engagieren sich sozial. Man muss auch nicht immer darüber sprechen, aber der größte Teil der Jungs engagiert sich in verschiedenen Projekten, und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. 

DFB.de: Als Mannschaft haben Sie mit der Soforthilfe von 2,5 Millionen Euro reagiert. Brauchte es viel Überzeugung, um die Kollegen dafür zu gewinnen? 

Neuer: Nein, überhaupt nicht. Wir haben das Thema direkt nach der Absage der Länderspiele im März in unserem Board besprochen und selten wurde bei uns so schnell abgestimmt. 

DFB.de: Welche Projekte wurden schon unterstützt? 

Neuer: Konkret haben wir zusammen mit der DFB-Stiftung Egidius Braun die Aktion "1000 Laptops" für Alten- und Seniorenheime für die Menschen in Isolation umgesetzt und unterstützen den Förderverein Wohnungslosen Hilfe e.V., in dem durch diesen Beitrag viele gemeinnützige Einrichtungen unbürokratisch Unterstützung bekommen können. Diese Gruppe ist uns sehr wichtig, weil sie dem Aufruf "Wir bleiben zu Hause" leider nicht nachkommen konnten und können und sich die Lebensumstände durch Corona nochmals verschlechtert haben. 

DFB.de: Sind weitere Projekte geplant? 

Neuer: Ja, aktuell werden weitere Projekte und sinnvolle Zwecke geprüft. Wichtig ist, dass das Geld ankommt, wo es gebraucht wird. Aber unabhängig von Corona waren und sind wir in den vergangenen Jahren, speziell seit 2019, als Mannschaft sozial sehr aktiv. Wir haben Schulen, Krankenhäuser, Hospize und Seniorenheime besucht und unterstützt, haben bei jeder Länderspielreise eine Aktion für den RTL-Spendenmarathon durchgeführt, unterstützen seit Jahren das Projekt "Kinderträume" und haben mit den "Herzenswünschen" aus Münster bei jedem Heimspiel Kinder zu Besuch, die leider nicht mehr lange zu leben haben. Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit, trotzdem geht das bei manchen Diskussionen manchmal unter. 

DFB.de: Welche Idee steckt hinter der Treuhandstiftung "Die Mannschaft"? 

Neuer: Wir haben gemerkt, dass wir zwar sehr viel machen, um unserer Verantwortung und Vorbildrolle gerecht zu werden, für die Auswahl der Projekte und Aktionen allerdings bislang keine Struktur und auch keine Dokumentation gehabt haben. Also haben wir uns hingesetzt und überlegt: Was ist uns wichtig? Wo wollen wir helfen? Wie kommen wir zu Entscheidungen in diesem Bereich? Die Treuhandstiftung soll dabei gar nicht unbedingt im Vordergrund stehen, sondern uns dabei helfen, unsere Aktivitäten unter einem Dach zu bündeln. Besonders stolz sind wir als Spieler darauf, dass der Grundstock dieser Stiftung innerhalb des Betreuerstabs gesammelt und zur Verfügung gestellt wurde. Auch das ist etwas, was uns als gesamtes Team auszeichnet.

[gt/af]

Die Bundesliga ist wieder gestartet, im September könnten auch die ersten Länderspiele folgen. Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer freut sich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den Kollegen. Im Interview mit dem DFB-Journal spricht der 34 Jahre alte Torhüter über neue Erfahrungen in der Corona-Krise und die umfangreichen sozialen Aktivitäten des Teams, die noch mal deutlich ausgeweitet worden sind.

DFB.de: Die Bundesliga läuft bereits weiter, im September soll es auch wieder Länderspiele geben. Wenn Sie das Wiedersehen mit Ihren Nationalmannschaftskollegen im Kopf mal durchspielen - wie sieht es dann aus? Anders als sonst? 

Manuel Neuer: Das ist aktuell schwierig zu beurteilen, da wir alle fast täglich mit neuen Informationen versorgt werden, die Maßnahmen von Bund und Ländern angepasst werden und momentan noch keiner weiß, wie die Situation in (hoffentlich) drei Monaten sein wird. Was uns allen am meisten fehlt in dieser Zeit, ist der zwischenmenschliche Austausch, und daher freue ich mich natürlich darauf, dass wir als Nationalmannschaft auch irgendwann wieder zusammenkommen. Und das schließt neben den Spielern auch unsere Sportliche Leitung und das Team hinter dem Team mit ein. Etwas Spezielles sagen muss man in der Situation dann sicherlich nicht, zumal wir ja aktuell auch permanent digital im Austausch sind. Die Vorfreude ist aber schon groß, dass wir uns irgendwann als Gruppe wieder persönlich sehen. 

DFB.de: Hat diese Zeit Ihre Vorfreude und Ihre Ambitionen auf die EURO, zumal in München, noch mal bestärkt? 

Neuer: Natürlich hat diese Zeit den Fokus zunächst mal auf andere Themen gelenkt. Jetzt, wo die Bundesliga wieder gestartet ist, als erste Profiliga in Europa, machen wir uns als Nationalspieler natürlich schon Gedanken darüber, wie es weitergeht. Jeder von uns hat sich wahnsinnig auf dieses Turnier gefreut, gerade auch wegen der drei Heimspiele in der Gruppenphase vor unseren eigenen Fans. Sobald sich ganz Europa wieder im Spielbetrieb befindet und auch eine Entscheidung zum Ablauf der EURO im Sommer 2021 getroffen wurde, wird diese Vorfreude wiederkommen und wachsen, je näher das Turnier rückt. 

DFB.de:Inwieweit wirkt sich diese Phase der Corona-Krise auch auf Sie ganz persönlich und Ihren Blick auf das Leben aus? 

Neuer: In erster Linie geht es uns Fußballern in dem Fall so wie jedem anderen auch. Wir sind alle plötzlich mit einer komplett neuen Situation konfrontiert worden, und jeder für sich musste lernen, damit umzugehen. Das bekomme ich nicht nur aus dem Mannschaftskreis, sondern auch aus meinem Umfeld und Freundeskreis mit. Und dieser Lernprozess ist, denke ich, auch noch nicht abgeschlossen. Die kleinen Dinge haben in der Wahrnehmung wieder an Wert gewonnen. 

DFB.de: Wie einige weitere Nationalspieler, haben Sie auch eine eigene Stiftung. Spüren Sie als Fußballer, obendrein als Nationalspieler, eine besondere Verantwortung? 

Neuer: Ja, die haben wir. Und wir alle sind uns dieser Verantwortung auch bewusst und möchten unserer Rolle als Vorbilder unserer Gesellschaft gerecht werden. Das gilt selbstverständlich auch für meine Mitspieler. Nicht jeder hat eine eigene Stiftung, aber sehr viele engagieren sich sozial. Man muss auch nicht immer darüber sprechen, aber der größte Teil der Jungs engagiert sich in verschiedenen Projekten, und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. 

DFB.de: Als Mannschaft haben Sie mit der Soforthilfe von 2,5 Millionen Euro reagiert. Brauchte es viel Überzeugung, um die Kollegen dafür zu gewinnen? 

Neuer: Nein, überhaupt nicht. Wir haben das Thema direkt nach der Absage der Länderspiele im März in unserem Board besprochen und selten wurde bei uns so schnell abgestimmt. 

DFB.de: Welche Projekte wurden schon unterstützt? 

Neuer: Konkret haben wir zusammen mit der DFB-Stiftung Egidius Braun die Aktion "1000 Laptops" für Alten- und Seniorenheime für die Menschen in Isolation umgesetzt und unterstützen den Förderverein Wohnungslosen Hilfe e.V., in dem durch diesen Beitrag viele gemeinnützige Einrichtungen unbürokratisch Unterstützung bekommen können. Diese Gruppe ist uns sehr wichtig, weil sie dem Aufruf "Wir bleiben zu Hause" leider nicht nachkommen konnten und können und sich die Lebensumstände durch Corona nochmals verschlechtert haben. 

DFB.de: Sind weitere Projekte geplant? 

Neuer: Ja, aktuell werden weitere Projekte und sinnvolle Zwecke geprüft. Wichtig ist, dass das Geld ankommt, wo es gebraucht wird. Aber unabhängig von Corona waren und sind wir in den vergangenen Jahren, speziell seit 2019, als Mannschaft sozial sehr aktiv. Wir haben Schulen, Krankenhäuser, Hospize und Seniorenheime besucht und unterstützt, haben bei jeder Länderspielreise eine Aktion für den RTL-Spendenmarathon durchgeführt, unterstützen seit Jahren das Projekt "Kinderträume" und haben mit den "Herzenswünschen" aus Münster bei jedem Heimspiel Kinder zu Besuch, die leider nicht mehr lange zu leben haben. Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit, trotzdem geht das bei manchen Diskussionen manchmal unter. 

DFB.de: Welche Idee steckt hinter der Treuhandstiftung "Die Mannschaft"? 

Neuer: Wir haben gemerkt, dass wir zwar sehr viel machen, um unserer Verantwortung und Vorbildrolle gerecht zu werden, für die Auswahl der Projekte und Aktionen allerdings bislang keine Struktur und auch keine Dokumentation gehabt haben. Also haben wir uns hingesetzt und überlegt: Was ist uns wichtig? Wo wollen wir helfen? Wie kommen wir zu Entscheidungen in diesem Bereich? Die Treuhandstiftung soll dabei gar nicht unbedingt im Vordergrund stehen, sondern uns dabei helfen, unsere Aktivitäten unter einem Dach zu bündeln. Besonders stolz sind wir als Spieler darauf, dass der Grundstock dieser Stiftung innerhalb des Betreuerstabs gesammelt und zur Verfügung gestellt wurde. Auch das ist etwas, was uns als gesamtes Team auszeichnet.

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