Neuer Rekordhalter Robert Müller: "Froh über jede Erfahrung"

Robert Müller von der SpVgg Unterhaching ist jetzt alleiniger Rekordspieler in der 3. Liga. Der 34 Jahre alte Innenverteidiger übertraf mit seinem 333. Einsatz in der dritthöchsten deutschen Spielklasse in der Partie beim VfB Lübeck (0:1) die bisherige Bestmarke von Tim Danneberg (332 Partien). Im DFB.de-Interview spricht Robert Müller mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Karriere.

DFB.de: Seit Ihrem 333. Einsatz in der 3. Liga sind Sie alleiniger Rekordspieler. Was bedeutet Ihnen diese Marke, Herr Müller?

Robert Müller: Es ist definitiv ein schönes Gefühl und macht auch ein wenig stolz. Dass es irgendwann so viele Spiele in der 3. Liga werden würden, war schließlich zu Beginn meiner Karriere nicht absehbar. Es ist auch die Bestätigung harter Arbeit. Vor einigen Jahren hatte ich schon einmal kurzzeitig die meisten Drittliga-Einsätze aller Spieler. Kurz darauf hatte ich mich dann aber verletzt, so dass Tim Danneberg und Alf Mintzel, mit denen ich mich über die Jahre angefreundet habe, zwischenzeitlich vorbeiziehen konnten. Ich habe mir die Bestmarke jetzt also quasi zurückgeholt. Bitter ist allerdings, dass wir in Lübeck als Verlierer vom Platz gegangen sind. Was uns sonst auszeichnet, haben wir vor allem während der ersten Halbzeit vermissen lassen.

DFB.de: Ihre Konkurrenten auf den Spitzenplätzen sind nicht mehr aktiv. Wollten Sie einen Wert für die "Ewigkeit" aufstellen?

Müller: Ich bin auf jeden Fall optimistisch, dass noch der eine oder andere Einsatz dazukommen wird. Ich habe noch immer viel Spaß und freue mich wie ein kleines Kind, wenn ich auf dem Fußballplatz stehe. Mein Vertrag bei der SpVgg Unterhaching läuft zwar zum Saisonende aus. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, länger zu bleiben. Ich denke aber nicht, dass die Bestmarke ewig halten wird. Mit Torhüter Markus Kolke, der erst kürzlich seinen Vertrag bei Hansa Rostock verlängert hat, oder Marcus Piossek vom SV Meppen gibt es ja auch jetzt schon einige Drittliga-Spieler, die bei den Partien nicht allzu weit zurückliegen und noch ein paar Jahre jünger sind. Sollte irgendwann jemand vorbeiziehen, wäre das für mich vollkommen in Ordnung.

DFB.de: In der 3. Liga standen Sie bei acht verschiedenen Vereinen unter Vertrag. Auch das hat sonst kaum ein anderer Spieler geschafft. Warum gab es in Ihrer Karriere so viele Wechsel?

Müller: Um ganz ehrlich zu sein: Ich hätte gerne diesen einen Verein gefunden, für den ich dann fast meine ganze Laufbahn aktiv bin. Das hat sich aber so nicht ergeben. Das lag zum Teil an unterschiedlichen Umständen. Mit Holstein Kiel sind wir damals leider aus der 3. Liga abgestiegen. Mit dem F.C. Hansa Rostock ging es hoch in die 2. Bundesliga, nach einem Jahr dann wieder nach unten. Mein Wechsel zum KFC Uerdingen 05 hat sich im Nachhinein als Missverständnis herausgestellt. Ich bin aber über jede Erfahrung, die ich machen durfte, sehr froh. Das Umfeld der Vereine war teilweise sehr unterschiedlich. Auf und abseits des Platzes habe ich aber überall viele tolle Menschen kennengelernt.

DFB.de: Insgesamt haben Sie 14 verschiedene Trainer erlebt. Von wem haben Sie besonders viel mitgenommen?

Müller: Ich habe beim F.C. Hansa Rostock, beim SV Wehen Wiesbaden und beim VfR Aalen unter Peter Vollmann gespielt. Bei so vielen Stationen zusammengearbeitet zu haben, prägt natürlich. Es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Auch bei meinen anderen Trainern habe ich viel für meinen weiteren Weg mitnehmen können. Auch wenn man als junger Spieler da vielleicht noch einen anderen Blick auf die Dinge hat.

DFB.de: Warum kamen so viele Trainer nicht an Ihnen vorbei?

Müller: Ich war anscheinend nicht so blind. (lacht) Ich habe es wohl besonders oft geschafft, meine Leistung konstant abzurufen. Ich bin von Natur aus ehrgeizig, das hat mir sicherlich geholfen. Egal ob im Pflichtspiel oder im Training: Ich will unbedingt gewinnen. Auch wenn ich einmal nicht gespielt habe, wollte ich mich unbedingt dem Trainer in jeder Einheit zeigen. Bei mir gibt es keine halben Sachen. Und wenn die Chance da ist, muss man sie ergreifen.

DFB.de: Im Sommer 2019 waren Sie mit dem FC Energie Cottbus in die Regionalliga Nordost abgestiegen und sind dennoch in der Lausitz geblieben. Mal Hand aufs Herz: Hätten Sie damit gerechnet, es noch einmal in die 3. Liga zu schaffen?

Müller: Die Hoffnung war schon da. Wir waren mit Cottbus erst am letzten Spieltag durch ein 1:1 gegen den punktgleichen Konkurrenten Eintracht Braunschweig und wegen der nur um einen Treffer schlechteren Tordifferenz abgestiegen. Ich wollte dem Verein dabei helfen, in die 3. Liga zurückzukehren. Nach der Winterpause und dem Abschied von "Pele" Wollitz gab es dann eine neue Sportliche Leitung, die einen anderen Weg bei den Planungen eingeschlagen hat. Mein auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert.

DFB.de: Wie haben Sie die vereinslose Zeit erlebt?

Müller: Es war ein seltsames Gefühl, erstmals nicht genau zu wissen, wie es weitergeht. Zusätzlich kamen noch die Sorgen rund um die Corona-Pandemie dazu. Daran gezweifelt, einen neuen Verein zu finden, habe ich aber nicht wirklich. Da der Fußball spezifisch trainiert wird und nicht alleine mit Läufen kompensiert werden kann, hatte ich mich beim Proficamp der Spielergewerkschaft "Vereinigung der Vertragsfußballer" angemeldet. Und das war die absolut richtige Entscheidung. Trainer Peter Neururer hatte uns drei Wochen lang ordentlich gefordert. Wir hatten mit der Gruppe viel gelacht und eine Menge Spaß.

DFB.de: Wie kam dann der Wechsel zur SpVgg Unterhaching zu Stande?

Müller: Über Markus Schwabl hatte ich vorher schon eine Verbindung nach Unterhaching. Wir kennen uns aus unserer gemeinsamen Zeit beim VfR Aalen und sind seitdem gut befreundet. Als sich dann Josef Welzmüller das Kreuzband gerissen und die SpVgg daraufhin nach einem erfahrenen Innenverteidiger gesucht hat, waren die Wege kurz. Durch das VDV-Proficamp habe ich in Unterhaching keine lange Anlaufzeit benötigt.

DFB.de: Schon in der Gründungssaison 2008/2009 standen Sie in der 3. Liga auf dem Feld. Wie hat sich die Spielklasse seitdem entwickelt?

Müller: Jahr für Jahr mehr ins Positive. Die Qualität der Spieler und damit auch das Niveau der Partien hat beständig zugenommen. Auch die Infrastruktur hat sich erheblich weiterentwickelt. Traditionsvereine wie der 1. FC Kaiserslautern, der FC Hansa Rostock oder der TSV 1860 München werten die Spielklasse zusätzlich auf. Junge Spieler werden in der 3. Liga gut ausgebildet. Sportlich ist der Abstand zur 2. Bundesliga kleiner geworden. Finanziell sind die Geldtöpfe in den oberen Spielklassen aber noch deutlich größer, weshalb viele Vereine den Aufstieg als Ziel haben.

DFB.de: Welche Momente sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Müller: Da fällt mir zuerst der Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Hansa Rostock in der Saison 2010/2011 ein. Abseits vom sportlichen Abschneiden freue ich mich natürlich vor allem über die vielen tollen Menschen, die ich kennengelernt habe. Viele Mitspieler sind zu guten Freunden geworden. Gefühlt treffe ich nahezu an jedem Spieltag einen ehemaligen Weggefährten. Marius Kleinsorge zum Beispiel kam im Sommer 2014 als 18-jähriges Talent zum SV Wehen Wiesbaden. Mittlerweile steht er beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag und ist verheirateter Familienvater. In der Nachholpartie am Mittwoch beim VfB Lübeck habe ich Soufian Benyamina wiedergesehen, der zwei Jahre lang in der ersten polnischen Liga gespielt hatte. Was ich dagegen am liebsten aus meiner Erinnerung streichen würde, sind die Abstiege mit Holstein Kiel und dem FC Energie Cottbus.

[mspw]

Robert Müller von der SpVgg Unterhaching ist jetzt alleiniger Rekordspieler in der 3. Liga. Der 34 Jahre alte Innenverteidiger übertraf mit seinem 333. Einsatz in der dritthöchsten deutschen Spielklasse in der Partie beim VfB Lübeck (0:1) die bisherige Bestmarke von Tim Danneberg (332 Partien). Im DFB.de-Interview spricht Robert Müller mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Karriere.

DFB.de: Seit Ihrem 333. Einsatz in der 3. Liga sind Sie alleiniger Rekordspieler. Was bedeutet Ihnen diese Marke, Herr Müller?

Robert Müller: Es ist definitiv ein schönes Gefühl und macht auch ein wenig stolz. Dass es irgendwann so viele Spiele in der 3. Liga werden würden, war schließlich zu Beginn meiner Karriere nicht absehbar. Es ist auch die Bestätigung harter Arbeit. Vor einigen Jahren hatte ich schon einmal kurzzeitig die meisten Drittliga-Einsätze aller Spieler. Kurz darauf hatte ich mich dann aber verletzt, so dass Tim Danneberg und Alf Mintzel, mit denen ich mich über die Jahre angefreundet habe, zwischenzeitlich vorbeiziehen konnten. Ich habe mir die Bestmarke jetzt also quasi zurückgeholt. Bitter ist allerdings, dass wir in Lübeck als Verlierer vom Platz gegangen sind. Was uns sonst auszeichnet, haben wir vor allem während der ersten Halbzeit vermissen lassen.

DFB.de: Ihre Konkurrenten auf den Spitzenplätzen sind nicht mehr aktiv. Wollten Sie einen Wert für die "Ewigkeit" aufstellen?

Müller: Ich bin auf jeden Fall optimistisch, dass noch der eine oder andere Einsatz dazukommen wird. Ich habe noch immer viel Spaß und freue mich wie ein kleines Kind, wenn ich auf dem Fußballplatz stehe. Mein Vertrag bei der SpVgg Unterhaching läuft zwar zum Saisonende aus. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, länger zu bleiben. Ich denke aber nicht, dass die Bestmarke ewig halten wird. Mit Torhüter Markus Kolke, der erst kürzlich seinen Vertrag bei Hansa Rostock verlängert hat, oder Marcus Piossek vom SV Meppen gibt es ja auch jetzt schon einige Drittliga-Spieler, die bei den Partien nicht allzu weit zurückliegen und noch ein paar Jahre jünger sind. Sollte irgendwann jemand vorbeiziehen, wäre das für mich vollkommen in Ordnung.

DFB.de: In der 3. Liga standen Sie bei acht verschiedenen Vereinen unter Vertrag. Auch das hat sonst kaum ein anderer Spieler geschafft. Warum gab es in Ihrer Karriere so viele Wechsel?

Müller: Um ganz ehrlich zu sein: Ich hätte gerne diesen einen Verein gefunden, für den ich dann fast meine ganze Laufbahn aktiv bin. Das hat sich aber so nicht ergeben. Das lag zum Teil an unterschiedlichen Umständen. Mit Holstein Kiel sind wir damals leider aus der 3. Liga abgestiegen. Mit dem F.C. Hansa Rostock ging es hoch in die 2. Bundesliga, nach einem Jahr dann wieder nach unten. Mein Wechsel zum KFC Uerdingen 05 hat sich im Nachhinein als Missverständnis herausgestellt. Ich bin aber über jede Erfahrung, die ich machen durfte, sehr froh. Das Umfeld der Vereine war teilweise sehr unterschiedlich. Auf und abseits des Platzes habe ich aber überall viele tolle Menschen kennengelernt.

DFB.de: Insgesamt haben Sie 14 verschiedene Trainer erlebt. Von wem haben Sie besonders viel mitgenommen?

Müller: Ich habe beim F.C. Hansa Rostock, beim SV Wehen Wiesbaden und beim VfR Aalen unter Peter Vollmann gespielt. Bei so vielen Stationen zusammengearbeitet zu haben, prägt natürlich. Es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Auch bei meinen anderen Trainern habe ich viel für meinen weiteren Weg mitnehmen können. Auch wenn man als junger Spieler da vielleicht noch einen anderen Blick auf die Dinge hat.

DFB.de: Warum kamen so viele Trainer nicht an Ihnen vorbei?

Müller: Ich war anscheinend nicht so blind. (lacht) Ich habe es wohl besonders oft geschafft, meine Leistung konstant abzurufen. Ich bin von Natur aus ehrgeizig, das hat mir sicherlich geholfen. Egal ob im Pflichtspiel oder im Training: Ich will unbedingt gewinnen. Auch wenn ich einmal nicht gespielt habe, wollte ich mich unbedingt dem Trainer in jeder Einheit zeigen. Bei mir gibt es keine halben Sachen. Und wenn die Chance da ist, muss man sie ergreifen.

DFB.de: Im Sommer 2019 waren Sie mit dem FC Energie Cottbus in die Regionalliga Nordost abgestiegen und sind dennoch in der Lausitz geblieben. Mal Hand aufs Herz: Hätten Sie damit gerechnet, es noch einmal in die 3. Liga zu schaffen?

Müller: Die Hoffnung war schon da. Wir waren mit Cottbus erst am letzten Spieltag durch ein 1:1 gegen den punktgleichen Konkurrenten Eintracht Braunschweig und wegen der nur um einen Treffer schlechteren Tordifferenz abgestiegen. Ich wollte dem Verein dabei helfen, in die 3. Liga zurückzukehren. Nach der Winterpause und dem Abschied von "Pele" Wollitz gab es dann eine neue Sportliche Leitung, die einen anderen Weg bei den Planungen eingeschlagen hat. Mein auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert.

DFB.de: Wie haben Sie die vereinslose Zeit erlebt?

Müller: Es war ein seltsames Gefühl, erstmals nicht genau zu wissen, wie es weitergeht. Zusätzlich kamen noch die Sorgen rund um die Corona-Pandemie dazu. Daran gezweifelt, einen neuen Verein zu finden, habe ich aber nicht wirklich. Da der Fußball spezifisch trainiert wird und nicht alleine mit Läufen kompensiert werden kann, hatte ich mich beim Proficamp der Spielergewerkschaft "Vereinigung der Vertragsfußballer" angemeldet. Und das war die absolut richtige Entscheidung. Trainer Peter Neururer hatte uns drei Wochen lang ordentlich gefordert. Wir hatten mit der Gruppe viel gelacht und eine Menge Spaß.

DFB.de: Wie kam dann der Wechsel zur SpVgg Unterhaching zu Stande?

Müller: Über Markus Schwabl hatte ich vorher schon eine Verbindung nach Unterhaching. Wir kennen uns aus unserer gemeinsamen Zeit beim VfR Aalen und sind seitdem gut befreundet. Als sich dann Josef Welzmüller das Kreuzband gerissen und die SpVgg daraufhin nach einem erfahrenen Innenverteidiger gesucht hat, waren die Wege kurz. Durch das VDV-Proficamp habe ich in Unterhaching keine lange Anlaufzeit benötigt.

DFB.de: Schon in der Gründungssaison 2008/2009 standen Sie in der 3. Liga auf dem Feld. Wie hat sich die Spielklasse seitdem entwickelt?

Müller: Jahr für Jahr mehr ins Positive. Die Qualität der Spieler und damit auch das Niveau der Partien hat beständig zugenommen. Auch die Infrastruktur hat sich erheblich weiterentwickelt. Traditionsvereine wie der 1. FC Kaiserslautern, der FC Hansa Rostock oder der TSV 1860 München werten die Spielklasse zusätzlich auf. Junge Spieler werden in der 3. Liga gut ausgebildet. Sportlich ist der Abstand zur 2. Bundesliga kleiner geworden. Finanziell sind die Geldtöpfe in den oberen Spielklassen aber noch deutlich größer, weshalb viele Vereine den Aufstieg als Ziel haben.

DFB.de: Welche Momente sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Müller: Da fällt mir zuerst der Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Hansa Rostock in der Saison 2010/2011 ein. Abseits vom sportlichen Abschneiden freue ich mich natürlich vor allem über die vielen tollen Menschen, die ich kennengelernt habe. Viele Mitspieler sind zu guten Freunden geworden. Gefühlt treffe ich nahezu an jedem Spieltag einen ehemaligen Weggefährten. Marius Kleinsorge zum Beispiel kam im Sommer 2014 als 18-jähriges Talent zum SV Wehen Wiesbaden. Mittlerweile steht er beim 1. FC Kaiserslautern unter Vertrag und ist verheirateter Familienvater. In der Nachholpartie am Mittwoch beim VfB Lübeck habe ich Soufian Benyamina wiedergesehen, der zwei Jahre lang in der ersten polnischen Liga gespielt hatte. Was ich dagegen am liebsten aus meiner Erinnerung streichen würde, sind die Abstiege mit Holstein Kiel und dem FC Energie Cottbus.

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