Neuendorf: "Wir alle sind Kinder der Bundesliga"

Zur Gala "60 Jahre Bundesliga" empfing die DFL Deutsche Fußball Liga mehr als 450 Gäste im Berliner Tempodrom. Vertreter*innen aus Sport, Medien, Politik und Wirtschaft sowie Verantwortliche der 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga feierten das Jubiläum der höchsten deutschen Spielklasse und erinnerten sich an einige der größten Momente aus sechs Jahrzehnten Ligahistorie. Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf hielt ein Rede. DFB.de gibt sie im Wortlaut wieder.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
sehr geehrte Herr Bundeskanzler,
verehrte Ehrengäste,
liebe Fußballfreundinnen und Fußballfreunde!

Es gibt in Deutschland einen Titel, der eher selten vergeben wird. An großartige Trainer, an herausragende Spieler, die ihr fußballerisches Glück nie im Ausland gesucht haben – obwohl sie auch dort mit Sicherheit zu den besten und erfolgreichsten gezählt hätten. Dann ist voller Ehrfurcht von einem "Kind der Bundesliga" die Rede. Ohne diese Auszeichnung und die mit ihr verbundenen außergewöhnlichen Leistungen schmälern zu wollen, müsste sie doch eigentlich millionenfach vergeben werden: Denn wir alle sind Kinder der Bundesliga.

Die Bundesliga begleitet die meisten Fußballanhänger*innen in Deutschland ihr Leben lang, ihre großartige Erfolgsgeschichte hat schnell vergessen lassen, was und wie es vor ihr war. Wir sind mit ihr aufgewachsen wie mit einem weiteren Familienmitglied. Einem, dass früher regelmäßig Samstagnachmittags ab 15.30 Uhr zu Besuch kam. Das für Abwechslung vom Alltag sorgte, für schöne anderthalb Stunden, für einzigartige Erinnerungen, für große Emotionen, die in dieser Intensität nichts und niemand anders hätte hervorrufen können. Für die Bundesliga galt schon immer: Fußballzeit ist die beste Zeit.

Das Familienmitglied Bundesliga kommt heute noch zu vielen weiteren Terminen – bisweilen auch unter der Woche. Denn die Bundesliga ist im stetigen Wandel. Es ist ihr in sechs Jahrzehnten gelungen, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne sich dem Zeitgeist bedingungslos unterzuordnen. Die Bundesliga ist eines dieser seltenen Geburtstagskinder, denen man guten Gewissens zurufen kann: so alt, wie du bist, siehst du gar nicht aus. Denn in diesem Fall stimmt es: Der Bundesliga gelingt das seltene Kunststück, immer älter und dabei gleichzeitig immer moderner zu werden. Und sich dabei selbst treu zu bleiben. Das ist kein Selbstläufer, sondern ein Spagat, ein Balanceakt, das richtige Verhältnis zu finden - zwischen der Verwurzelung in Städten und Regionen, vor allem aber in den Herzen der Fußballfans. Und der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend digitalen und internationalen Umfeld. Zwischen wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg und emotionaler Verbundenheit.

Dahinter steckt harte Arbeit. Von Menschen, die heute hier versammelt sind, vor allem die Entscheider der Deutschen Fußball Liga um ihre Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel, das DFL-Präsidium im Schulterschluss mit den Profivereinen in Deutschland. Und dahinter steckt ganz viel Leidenschaft. Denn noch viel mehr Menschen tragen mit dafür Sorge, dass die Bundesliga ihren Wesenskern nicht verliert und bei allen Bestrebungen, im zunehmenden Alter am Puls der Zeit zu bleiben, nicht über das Ziel hinausschießt. Millionen Fußballfans hier in Deutschland haben ein feines Gespür dafür, das richtige Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne zu wahren. Und damit auch ein Alleinstellungsmerkmal unserer Bundesliga zu erhalten. Und sie wissen, dass dafür manchmal ein Kompromiss, manches Mal auch ein schmerzhafter, nötig ist.

Denn die Bundesliga ist längst über die Grenzen Deutschlands hinausgewachsen. Sie ist überall und jederzeit auf der Welt abrufbar. Sie konkurriert nicht mehr nur mit anderen europäischen Top-Ligen um Aufmerksamkeit und ja, auch um Geld, sondern mit Ligen rund um den Globus. Denn sie ist ein Global Player. Und sie ist auch weiterhin attraktiv für internationale Stars, was gerade wieder die laufende Saison beweist. Weil sie mehr zu bieten hat als Geld. Eine einzigartige Fankultur etwa, und gewachsene Vereine, die tief verwurzelt in der Gesellschaft sind - und kein austauschbarer Spielball von Investoren. So hat sie sich bei allen berechtigten Neuerungen ihre Faszination bewahrt, die Liebe und Hingabe der Menschen zu ihrem Verein und ihrer Liga hat sich über all die Jahre nicht gewandelt. Die Bundesliga hat ausgezeichnete, einzigartige Argumente auf ihrer Seite. Dass das so bleibt, ist nicht nur das Ziel und die Aufgabe der DFL, sondern des gesamten deutschen Fußballs. Von uns allen.

Die Bundesliga hat in 60 Jahren nicht nur für große Emotionen gesorgt, sondern sie hat vor allem auch große Spieler und große Trainer hervorgebracht, sie hat Legenden produziert, die zum Teil große Erfolge mit unserer Nationalmannschaft gefeiert haben. Sie hat Vereine groß gemacht. Daneben aber auch - daran möchte ich im "Jahr der Schiris", das der DFB ausgerufen hat, erinnern - große, international hoch angesehene Schiedsrichter.

Axel Hacke hat in seinem Buch Fußballgefühle geschrieben: "Jedes Spiel und jede Saison ist eine Expedition ins Ungewisse, ein immer neues Abenteuer, an dessen Ende etwas Großartiges oder etwas Schreckliches stehen kann, Sieg, Niederlage, das Wahrscheinliche oder das komplett Unerwartete, eine scheußliche Verletzung, eine unvergessliche Szene, ein Tor für die Annalen des Fußballs, irgendwas."  Das ist es, was den Reiz der Bundeliga ausmacht und die Tatsache, dass es nach einer sportlichen Enttäuschung immer wieder neue Hoffnung gibt. 

Was am Wochenende in der Bundesliga passiert, findet seinen Widerhall auf den Amateursportplätzen in ganz Deutschland – im positiven und im negativen Sinne. Dessen sollten wir uns stets bewusst sein. Die Bundesliga ist auch ein wichtiges, ein starkes Stück Bundesrepublik, ein vitales, verbindendes Element im wiedervereinten Deutschland. Weil sie so tief verankert und so relevant ist im gesellschaftlichen Leben. Und im Leben von vielen Millionen Fußballfans, deren Rhythmus im Alltag oftmals vom Bundesliga-Spielplan diktiert ist.

Die Bundesliga hat in 60 Jahren wundervolle Geschichten geschrieben. Manchmal auch traurige. Sie hat einen Skandal überstanden. Sie hat für Bilder gesorgt, die uns nie mehr aus dem Kopf gehen werden, die zum kollektiven Gedächtnis eines ganzen Landes zählen, von denen wir heute noch wissen, wo und wie wir sie erlebt haben. Sie hat Generationen von Fußballfans bewegt. Und auch wenn sie vor mehr als zwei Jahrzehnten selbständig geworden ist - übrigens erst im reichlich fortgeschrittenen Alter von fast 40 Jahren: Die Bundesliga ist und bleibt auch ein Kind des DFB. Eines seiner liebsten Kinder.

Vielen Dank.

[dfb]

Zur Gala "60 Jahre Bundesliga" empfing die DFL Deutsche Fußball Liga mehr als 450 Gäste im Berliner Tempodrom. Vertreter*innen aus Sport, Medien, Politik und Wirtschaft sowie Verantwortliche der 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga feierten das Jubiläum der höchsten deutschen Spielklasse und erinnerten sich an einige der größten Momente aus sechs Jahrzehnten Ligahistorie. Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf hielt ein Rede. DFB.de gibt sie im Wortlaut wieder.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
sehr geehrte Herr Bundeskanzler,
verehrte Ehrengäste,
liebe Fußballfreundinnen und Fußballfreunde!

Es gibt in Deutschland einen Titel, der eher selten vergeben wird. An großartige Trainer, an herausragende Spieler, die ihr fußballerisches Glück nie im Ausland gesucht haben – obwohl sie auch dort mit Sicherheit zu den besten und erfolgreichsten gezählt hätten. Dann ist voller Ehrfurcht von einem "Kind der Bundesliga" die Rede. Ohne diese Auszeichnung und die mit ihr verbundenen außergewöhnlichen Leistungen schmälern zu wollen, müsste sie doch eigentlich millionenfach vergeben werden: Denn wir alle sind Kinder der Bundesliga.

Die Bundesliga begleitet die meisten Fußballanhänger*innen in Deutschland ihr Leben lang, ihre großartige Erfolgsgeschichte hat schnell vergessen lassen, was und wie es vor ihr war. Wir sind mit ihr aufgewachsen wie mit einem weiteren Familienmitglied. Einem, dass früher regelmäßig Samstagnachmittags ab 15.30 Uhr zu Besuch kam. Das für Abwechslung vom Alltag sorgte, für schöne anderthalb Stunden, für einzigartige Erinnerungen, für große Emotionen, die in dieser Intensität nichts und niemand anders hätte hervorrufen können. Für die Bundesliga galt schon immer: Fußballzeit ist die beste Zeit.

Das Familienmitglied Bundesliga kommt heute noch zu vielen weiteren Terminen – bisweilen auch unter der Woche. Denn die Bundesliga ist im stetigen Wandel. Es ist ihr in sechs Jahrzehnten gelungen, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne sich dem Zeitgeist bedingungslos unterzuordnen. Die Bundesliga ist eines dieser seltenen Geburtstagskinder, denen man guten Gewissens zurufen kann: so alt, wie du bist, siehst du gar nicht aus. Denn in diesem Fall stimmt es: Der Bundesliga gelingt das seltene Kunststück, immer älter und dabei gleichzeitig immer moderner zu werden. Und sich dabei selbst treu zu bleiben. Das ist kein Selbstläufer, sondern ein Spagat, ein Balanceakt, das richtige Verhältnis zu finden - zwischen der Verwurzelung in Städten und Regionen, vor allem aber in den Herzen der Fußballfans. Und der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend digitalen und internationalen Umfeld. Zwischen wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg und emotionaler Verbundenheit.

Dahinter steckt harte Arbeit. Von Menschen, die heute hier versammelt sind, vor allem die Entscheider der Deutschen Fußball Liga um ihre Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel, das DFL-Präsidium im Schulterschluss mit den Profivereinen in Deutschland. Und dahinter steckt ganz viel Leidenschaft. Denn noch viel mehr Menschen tragen mit dafür Sorge, dass die Bundesliga ihren Wesenskern nicht verliert und bei allen Bestrebungen, im zunehmenden Alter am Puls der Zeit zu bleiben, nicht über das Ziel hinausschießt. Millionen Fußballfans hier in Deutschland haben ein feines Gespür dafür, das richtige Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne zu wahren. Und damit auch ein Alleinstellungsmerkmal unserer Bundesliga zu erhalten. Und sie wissen, dass dafür manchmal ein Kompromiss, manches Mal auch ein schmerzhafter, nötig ist.

Denn die Bundesliga ist längst über die Grenzen Deutschlands hinausgewachsen. Sie ist überall und jederzeit auf der Welt abrufbar. Sie konkurriert nicht mehr nur mit anderen europäischen Top-Ligen um Aufmerksamkeit und ja, auch um Geld, sondern mit Ligen rund um den Globus. Denn sie ist ein Global Player. Und sie ist auch weiterhin attraktiv für internationale Stars, was gerade wieder die laufende Saison beweist. Weil sie mehr zu bieten hat als Geld. Eine einzigartige Fankultur etwa, und gewachsene Vereine, die tief verwurzelt in der Gesellschaft sind - und kein austauschbarer Spielball von Investoren. So hat sie sich bei allen berechtigten Neuerungen ihre Faszination bewahrt, die Liebe und Hingabe der Menschen zu ihrem Verein und ihrer Liga hat sich über all die Jahre nicht gewandelt. Die Bundesliga hat ausgezeichnete, einzigartige Argumente auf ihrer Seite. Dass das so bleibt, ist nicht nur das Ziel und die Aufgabe der DFL, sondern des gesamten deutschen Fußballs. Von uns allen.

Die Bundesliga hat in 60 Jahren nicht nur für große Emotionen gesorgt, sondern sie hat vor allem auch große Spieler und große Trainer hervorgebracht, sie hat Legenden produziert, die zum Teil große Erfolge mit unserer Nationalmannschaft gefeiert haben. Sie hat Vereine groß gemacht. Daneben aber auch - daran möchte ich im "Jahr der Schiris", das der DFB ausgerufen hat, erinnern - große, international hoch angesehene Schiedsrichter.

Axel Hacke hat in seinem Buch Fußballgefühle geschrieben: "Jedes Spiel und jede Saison ist eine Expedition ins Ungewisse, ein immer neues Abenteuer, an dessen Ende etwas Großartiges oder etwas Schreckliches stehen kann, Sieg, Niederlage, das Wahrscheinliche oder das komplett Unerwartete, eine scheußliche Verletzung, eine unvergessliche Szene, ein Tor für die Annalen des Fußballs, irgendwas."  Das ist es, was den Reiz der Bundeliga ausmacht und die Tatsache, dass es nach einer sportlichen Enttäuschung immer wieder neue Hoffnung gibt. 

Was am Wochenende in der Bundesliga passiert, findet seinen Widerhall auf den Amateursportplätzen in ganz Deutschland – im positiven und im negativen Sinne. Dessen sollten wir uns stets bewusst sein. Die Bundesliga ist auch ein wichtiges, ein starkes Stück Bundesrepublik, ein vitales, verbindendes Element im wiedervereinten Deutschland. Weil sie so tief verankert und so relevant ist im gesellschaftlichen Leben. Und im Leben von vielen Millionen Fußballfans, deren Rhythmus im Alltag oftmals vom Bundesliga-Spielplan diktiert ist.

Die Bundesliga hat in 60 Jahren wundervolle Geschichten geschrieben. Manchmal auch traurige. Sie hat einen Skandal überstanden. Sie hat für Bilder gesorgt, die uns nie mehr aus dem Kopf gehen werden, die zum kollektiven Gedächtnis eines ganzen Landes zählen, von denen wir heute noch wissen, wo und wie wir sie erlebt haben. Sie hat Generationen von Fußballfans bewegt. Und auch wenn sie vor mehr als zwei Jahrzehnten selbständig geworden ist - übrigens erst im reichlich fortgeschrittenen Alter von fast 40 Jahren: Die Bundesliga ist und bleibt auch ein Kind des DFB. Eines seiner liebsten Kinder.

Vielen Dank.

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