Neuendorf: "Eine Menge Impulse vom neuen Beraterkreis"

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat heute via Pressekonferenz eine Bilanz des Jahres 2022 und seiner neunmonatigen Amtszeit gezogen. Zudem berichtete er über die Gründung einer DFB-internen und einer externen Arbeitsgruppe, die den DFB sportlich in die Zukunft führen soll. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen.

Bernd Neuendorf über...

... Oliver Bierhoff: Ich hatte noch auf dem Flughafen in Doha angekündigt, dass ich ein Gespräch mit Hansi Flick und Oliver Bierhoff führen werde. Das waren die ersten Ansprechpartner für mich und Aki Watzke (DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke; Anm. d. Red.)  nach diesem Turnier und Ausscheiden. Diese Gespräche haben sehr zeitnah stattgefunden, wir haben am folgenden Wochenende erst telefoniert und dann einen Termin abgemacht für den vergangenen Mittwoch. Über das genannte Wochenende gab es Gespräche mit Oliver Bierhoff, die dann dazu geführt haben, dass wir uns einvernehmlich getrennt haben. Ich möchte betonen, dass diese Trennung so verlaufen ist, wie ich es mir vorstelle. Wir haben sehr gute Gespräche geführt. Wir alle wissen, was Oliver Bierhoff geleistet hat für den DFB in den vergangenen 18 Jahren. Wir sind ihm zu Dank verpflichtet für die Räumlichkeiten, in denen wir hier sitzen, das war seine Idee und geht maßgeblich auf ihn zurück. Er hat große Erfolge im Fußball und für die Fußballentwicklung zu verzeichnen und ist und bleibt für mich nach wie vor jemand, der ein Ansprechpartner ist.

... Hansi Flick: Es wurde gesagt, dass ich ihn zum Rapport bestellt habe oder zur Krisensitzung oder dass ich keine Jobgarantie geben würde - das ist ein bisschen reingedichtet worden. Wenn ich sage, wir setzen uns zusammen, um über die vergangenen Wochen und das Abschneiden bei dem Turnier zu sprechen und dass wir eine Analyse brauchen, heißt das nicht, dass ich eine Person zur Disposition stelle. Was ich vor dem Turnier immer wieder gesagt habe, davon habe ich nichts zurückzunehmen: dass ich Vertrauen in das Trainerteam um Hansi Flick habe, dass er ein hervorragender Trainer ist, dass er die Mannschaft erreicht und von der Ansprache her jemand ist, der sehr, sehr wichtig ist für dieses Team. Im Gespräch hat sich bewahrheitet, dass er hohes Verantwortungsbewusstsein hat, unter allen Umständen die Europameisterschaft im eigenen Land 2024 erfolgreich gestalten will und große Lust darauf verspürt. Insofern war der Eindruck, dass Hansi Flick der richtige Mann an dieser Position ist, das will ich unterstreichen. Wir haben vertraulich über das Turnier gesprochen mit all seinen Facetten. Hansi wird das fortsetzen mit seinem Trainerteam und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Generell müssen sich alle hinterfragen und stehen in der Verantwortung für das WM-Abschneiden - die Verantwortlichen, die Sportliche Leitung und auch die Spieler.

... das interne Vorgehen: Wir haben Gespräche geführt, die nötig sind in einem Verband. Der DFB ist kein Verband, in dem eine Person alles entscheidet, sondern in dem man Mehrheiten braucht. Diese Mehrheiten bilden sich in den Gremien. Es gab also nicht nur Gespräche mit Oliver Bierhoff und Hansi Flick, sondern auch Sitzungen und Gespräche mit dem DFB-Präsidium, DFB-Vorstand und dem Aufsichtsrat der DFB GmbH & Co. KG. Das sind wichtige Ansprechpartner für mich, weil man gut daran tut, diese Menschen mitzunehmen und ihre Unterstützung und Zuspruch zu bekommen. Es gab auch auf vielfältige Art und Weise Gespräche mit Personen, die viel Erfahrung haben im Fußball, die vielleicht aktuell nicht im DFB aktiv sind, aber über einen großen Fußball-Sachverstand verfügen.

... eine neue, DFB-interne Arbeitsgruppe: Aus all diesen Gesprächen sind aktuell mehrere Dinge entstanden: Erstens, dass es bei allem Verständnis für Tempo gilt, kühlen Kopf zu bewahren, die richtigen Entscheidungen zu treffen und nichts zu überstürzen. Erste Überlegungen haben dazu stattgefunden, wir werden DFB-intern eine Arbeitsgruppe bilden mit Alexander Wehrle, Aufsichtsratsvorsitzender der DFB GmbH & Co. KG, DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich, DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald, Dr. Holger Blask, Sprecher der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, Philipp Lahm als Turnierdirektor der EURO 2024 und DFB-Vizepräsidentin und EM-Botschafterin Celia Sasic. Wir werden uns den gesamten Geschäftsbereich anschauen, den Oliver Bierhoff zu verantworten hatte. Er hatte ein großes Portfolio, er war nicht nur zuständig für die Nationalmannschaften, sondern auch für die Akademie. Und klassisch auch für die Geschäftsführung des gesamten Bereichs, etwa für die mittelfristige Finanzplanung und die Personalplanung. Wir wollen uns in der Arbeitsgruppe darüber unterhalten, ob diese Strukturen stimmig sind oder ob wir eine Schwerpunktbildung brauchen, wie wir künftig diesen Bereich aufstellen müssen, um erfolgreich zu sein - in sportlicher, aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Hier müssen wir selbstkritisch sein, ob das, was vergangenes Jahr beschlossen worden ist,so haltbar ist, dass eine Person die Verantwortung darüber hat.

... einen neuen, externen Beraterkreis: Es wird darüber hinaus eine zweite Gruppe geben, ich nenne sie einen Beraterkreis. Dort wird es um die sportlichen Belange und die sportliche Zukunft des DFB gehen - wie wir aufgestellt sind in Richtung EURO 2024 und darüber hinaus. Was ist notwendig, von der Nachfolge Oliver Bierhoffs bis hin zum Thema Nachwuchs- und Talentförderung? Das sind Themen, denen wir uns widmen wollen mit dem entsprechenden Sachverstand. Dafür habe ich viele Gespräche geführt und bin sehr dankbar, dass wir eine Gruppe zusammenbekommen haben, die in ihrer Kompetenz und ihrem Sachverstand über alle Zweifel erhaben ist. Zu ihr gehören Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Oliver Kahn, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff. Es ist eine Runde, die sich sehr gut auskennt beim Thema Männerfußball und Nationalmannschaft. Ich glaube, dass wir von ihr eine Menge Impulse bekommen können. Die Gruppe kümmert sich einzig und allein um den sportlichen Bereich und natürlich auch darum, wie das Profil, die Aufgaben und Kompetenzen einer Person aussehen müssen, die Oliver Bierhoff nachfolgen kann.

... den Zeitplan: Wir wollen vor Weihnachten die erste Runde abhalten und einen Fahrplan vorgeben und die Fragestellungen betrachten. Zu Beginn des Jahres werden wir dann intensiver beraten. Wir brauchen jetzt diesen Schulterschluss und müssen unsere Kräfte bündeln in Richtung EURO 2024, denn die muss - und das wollen wir alle - zu einem Erfolg werden. Es geht darum, wie wir wieder in die Spur kommen und eine erfolgreiche Mannschaft aufbauen. Am Ende des Tages müssen die Gremien des DFB entscheiden. Ich bin das Bindeglied zwischen den Beraterkreisen. 

... Fan-Unterstützung für die Nationalmannschaft: Man merkt schon bei gewissen Mannschaften bei der WM, dass da eine massive Unterstützung da ist und der Funke überspringt. Die Begeisterung für unsere Nationalmannschaft ist nach wie vor ungebrochen, sonst wäre die Enttäuschung über das frühe Ausscheiden nicht so groß. Wie man diesen Funken und das Feuer Richtung EURO wieder entfachen kann, ist ein Thema, dem wir uns im Beraterkreis stellen werden müssen.

... Lehren aus "politischen" Themen bei der WM: Die Situation rund um das Thema "One-Love-Binde" hat mich persönlich sehr beschäftigt. Man fragt sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, dass wir gesagt haben, wir nehmen die Binde vom Arm. Ich kommen immer zum selben Ergebnis: Ich glaube, man muss sich verdeutlichen, dass wir einen sportlichen Auftrag hatten, ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Wir haben gesagt, wir wollen den Erfolg nicht gefährden. Die Situation war so, dass nicht auszuschließen war, das Spieler oder Mannschaft hätten sanktioniert werden können. Die FIFA hatte noch am Spieltag "unlimited sanctions" bei England angekündigt, und wir mussten in dieser Situation sehr schnell entscheiden. Ich hätte im Nachgang genauso entschieden - bei aller Kritik, die wir dafür geerntet haben. Ich habe gelernt, dass ich beim nächsten Mal deutlich vor einem Turnier für Klarheit sorgen würde. Wir sind trotz mehrfacher Nachfragen immer wieder vertröstet worden, das Thema ist so bis ins Turnier hineingetragen worden. Mit ein paar Tagen Abstand hätte ich anders gehandelt, wir hätten als Verbandspräsidenten den direkten Draht zu FIFA-Präsident Gianni Infantino suchen und verbindliche Aussagen einfordern müssen. Das ist mein Erkenntnisgewinn und Lerneffekt. Ich will aber trotzdem auch sagen, dass nicht alles, was wir im Vorfeld gesagt haben, von vornherein falsch war. Die FIFA hat Unterstützung zugesagt für die Einrichtung eines dauerhaften Büros für Arbeitsmigranten in Doha und für ein effizientes System für Entschädigungszahlungen. Das hätte sicherlich nicht so stattgefunden, wenn wir als europäische Verbände hier nicht mit Nachdruck dafür geworben hätten. Wir werden genau hinschauen, ob diese Dinge auch implementiert werden.

... das Verhältnis von DFB und DFL: Wenn wir uns ein Jahr zurückversetzen und auf den DFB schauen und auf die Berichterstattung, dann ging es meistens um Razzien, um Hausdurchsuchungen, um staatsanwaltliche Ermittlungen, um eine große Unruhe im Verband, ein Gegeneinander der DFL- und DFB-Führung. Von all dem haben wir in den vergangenen zehn Monaten nichts gehört und nichts gelesen. Ich glaube schon, dass das ein großer Erfolg ist. Wir brauchen Geschlossenheit im Fußball, die haben wir in den vergangenen zehn Monaten sehr gut vorgelebt, was die Liga und den DFB betrifft. Diese Stabilität ermöglicht erst ein solides Arbeiten.

... die politische Arbeit des DFB: Ich hatte in meiner Antrittsrede auch gesagt, dass sich die Beziehungen zur Politik verbessern müssen. Wir waren im politischen Raum wegen des schlechten Rufs nicht mehr in der Lage, politische Forderungen zu stellen oder sie durchzusetzen. Es hat in den vergangenen zehn Monaten eine Fülle von Gesprächen gegeben mit Vertretern der Bundesregierung, mit Vertretern der Opposition, mit Ministerpräsidenten, mit dem Sportausschuss des Bundestages und darüber hinaus mit vielen Interessensgruppen. Da ging es auch konkret um Inhalte, beispielsweise dass wir es geschafft haben, dass der Sport unter den Schutzschirm gekommen ist, was Gas- und Energiepreise betrifft - eine deutliche Entlastung für die Amateurvereine. Denn natürlich geht es uns neben der WM auch um die 25.000 Vereine. Für sie ist es wichtig, politisch zu kämpfen - und das haben wir zusammen mit dem DOSB getan.

... sportlichen Erfolg in diesem Jahr: Unsere sportliche Erfolge dürfen auch nicht vergessen werden. Wir alle waren im Sommer begeistert über die Frauen-EM, bei der wir nach einem tollen Turnier Vizeeuropameister geworden sind. Unsere U 17-Juniorinnen sind Europameisterinnen geworden. Wir haben das Ganze positiv umsetzen können für den Frauenfußball in Deutschland insgesamt: Wir sind, was Marketing und TV-Lizenzen angeht, in absolut neue Dimensionen vorgestoßen. Es gibt deutlich mehr Geld für den Frauenfußball, das den Vereinen direkt zugute kommt. Die Arbeit kann hier weiter professionalisiert werden, das ist ein großer Erfolg. Wir können es auch an den Zuschauerzahlen der Frauen-Bundesliga ablesen, die zeigen, wie die Entwicklung vorangeht und dass wir auf einem tollen Weg sind. Wir sehen auch deutlich mehr Mädchen in den Vereinen, gerade was die Altersklassen der Sechs- bis Neunjährigen angeht. Wir wollten den Frauenfußball weiter voranbringen, das ist uns gelungen - und das möchten wir in den nächsten Jahren fortsetzen.

[dfb]

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat heute via Pressekonferenz eine Bilanz des Jahres 2022 und seiner neunmonatigen Amtszeit gezogen. Zudem berichtete er über die Gründung einer DFB-internen und einer externen Arbeitsgruppe, die den DFB sportlich in die Zukunft führen soll. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen.

Bernd Neuendorf über...

... Oliver Bierhoff: Ich hatte noch auf dem Flughafen in Doha angekündigt, dass ich ein Gespräch mit Hansi Flick und Oliver Bierhoff führen werde. Das waren die ersten Ansprechpartner für mich und Aki Watzke (DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke; Anm. d. Red.)  nach diesem Turnier und Ausscheiden. Diese Gespräche haben sehr zeitnah stattgefunden, wir haben am folgenden Wochenende erst telefoniert und dann einen Termin abgemacht für den vergangenen Mittwoch. Über das genannte Wochenende gab es Gespräche mit Oliver Bierhoff, die dann dazu geführt haben, dass wir uns einvernehmlich getrennt haben. Ich möchte betonen, dass diese Trennung so verlaufen ist, wie ich es mir vorstelle. Wir haben sehr gute Gespräche geführt. Wir alle wissen, was Oliver Bierhoff geleistet hat für den DFB in den vergangenen 18 Jahren. Wir sind ihm zu Dank verpflichtet für die Räumlichkeiten, in denen wir hier sitzen, das war seine Idee und geht maßgeblich auf ihn zurück. Er hat große Erfolge im Fußball und für die Fußballentwicklung zu verzeichnen und ist und bleibt für mich nach wie vor jemand, der ein Ansprechpartner ist.

... Hansi Flick: Es wurde gesagt, dass ich ihn zum Rapport bestellt habe oder zur Krisensitzung oder dass ich keine Jobgarantie geben würde - das ist ein bisschen reingedichtet worden. Wenn ich sage, wir setzen uns zusammen, um über die vergangenen Wochen und das Abschneiden bei dem Turnier zu sprechen und dass wir eine Analyse brauchen, heißt das nicht, dass ich eine Person zur Disposition stelle. Was ich vor dem Turnier immer wieder gesagt habe, davon habe ich nichts zurückzunehmen: dass ich Vertrauen in das Trainerteam um Hansi Flick habe, dass er ein hervorragender Trainer ist, dass er die Mannschaft erreicht und von der Ansprache her jemand ist, der sehr, sehr wichtig ist für dieses Team. Im Gespräch hat sich bewahrheitet, dass er hohes Verantwortungsbewusstsein hat, unter allen Umständen die Europameisterschaft im eigenen Land 2024 erfolgreich gestalten will und große Lust darauf verspürt. Insofern war der Eindruck, dass Hansi Flick der richtige Mann an dieser Position ist, das will ich unterstreichen. Wir haben vertraulich über das Turnier gesprochen mit all seinen Facetten. Hansi wird das fortsetzen mit seinem Trainerteam und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Generell müssen sich alle hinterfragen und stehen in der Verantwortung für das WM-Abschneiden - die Verantwortlichen, die Sportliche Leitung und auch die Spieler.

... das interne Vorgehen: Wir haben Gespräche geführt, die nötig sind in einem Verband. Der DFB ist kein Verband, in dem eine Person alles entscheidet, sondern in dem man Mehrheiten braucht. Diese Mehrheiten bilden sich in den Gremien. Es gab also nicht nur Gespräche mit Oliver Bierhoff und Hansi Flick, sondern auch Sitzungen und Gespräche mit dem DFB-Präsidium, DFB-Vorstand und dem Aufsichtsrat der DFB GmbH & Co. KG. Das sind wichtige Ansprechpartner für mich, weil man gut daran tut, diese Menschen mitzunehmen und ihre Unterstützung und Zuspruch zu bekommen. Es gab auch auf vielfältige Art und Weise Gespräche mit Personen, die viel Erfahrung haben im Fußball, die vielleicht aktuell nicht im DFB aktiv sind, aber über einen großen Fußball-Sachverstand verfügen.

... eine neue, DFB-interne Arbeitsgruppe: Aus all diesen Gesprächen sind aktuell mehrere Dinge entstanden: Erstens, dass es bei allem Verständnis für Tempo gilt, kühlen Kopf zu bewahren, die richtigen Entscheidungen zu treffen und nichts zu überstürzen. Erste Überlegungen haben dazu stattgefunden, wir werden DFB-intern eine Arbeitsgruppe bilden mit Alexander Wehrle, Aufsichtsratsvorsitzender der DFB GmbH & Co. KG, DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich, DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald, Dr. Holger Blask, Sprecher der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, Philipp Lahm als Turnierdirektor der EURO 2024 und DFB-Vizepräsidentin und EM-Botschafterin Celia Sasic. Wir werden uns den gesamten Geschäftsbereich anschauen, den Oliver Bierhoff zu verantworten hatte. Er hatte ein großes Portfolio, er war nicht nur zuständig für die Nationalmannschaften, sondern auch für die Akademie. Und klassisch auch für die Geschäftsführung des gesamten Bereichs, etwa für die mittelfristige Finanzplanung und die Personalplanung. Wir wollen uns in der Arbeitsgruppe darüber unterhalten, ob diese Strukturen stimmig sind oder ob wir eine Schwerpunktbildung brauchen, wie wir künftig diesen Bereich aufstellen müssen, um erfolgreich zu sein - in sportlicher, aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Hier müssen wir selbstkritisch sein, ob das, was vergangenes Jahr beschlossen worden ist,so haltbar ist, dass eine Person die Verantwortung darüber hat.

... einen neuen, externen Beraterkreis: Es wird darüber hinaus eine zweite Gruppe geben, ich nenne sie einen Beraterkreis. Dort wird es um die sportlichen Belange und die sportliche Zukunft des DFB gehen - wie wir aufgestellt sind in Richtung EURO 2024 und darüber hinaus. Was ist notwendig, von der Nachfolge Oliver Bierhoffs bis hin zum Thema Nachwuchs- und Talentförderung? Das sind Themen, denen wir uns widmen wollen mit dem entsprechenden Sachverstand. Dafür habe ich viele Gespräche geführt und bin sehr dankbar, dass wir eine Gruppe zusammenbekommen haben, die in ihrer Kompetenz und ihrem Sachverstand über alle Zweifel erhaben ist. Zu ihr gehören Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Oliver Kahn, Matthias Sammer und Oliver Mintzlaff. Es ist eine Runde, die sich sehr gut auskennt beim Thema Männerfußball und Nationalmannschaft. Ich glaube, dass wir von ihr eine Menge Impulse bekommen können. Die Gruppe kümmert sich einzig und allein um den sportlichen Bereich und natürlich auch darum, wie das Profil, die Aufgaben und Kompetenzen einer Person aussehen müssen, die Oliver Bierhoff nachfolgen kann.

... den Zeitplan: Wir wollen vor Weihnachten die erste Runde abhalten und einen Fahrplan vorgeben und die Fragestellungen betrachten. Zu Beginn des Jahres werden wir dann intensiver beraten. Wir brauchen jetzt diesen Schulterschluss und müssen unsere Kräfte bündeln in Richtung EURO 2024, denn die muss - und das wollen wir alle - zu einem Erfolg werden. Es geht darum, wie wir wieder in die Spur kommen und eine erfolgreiche Mannschaft aufbauen. Am Ende des Tages müssen die Gremien des DFB entscheiden. Ich bin das Bindeglied zwischen den Beraterkreisen. 

... Fan-Unterstützung für die Nationalmannschaft: Man merkt schon bei gewissen Mannschaften bei der WM, dass da eine massive Unterstützung da ist und der Funke überspringt. Die Begeisterung für unsere Nationalmannschaft ist nach wie vor ungebrochen, sonst wäre die Enttäuschung über das frühe Ausscheiden nicht so groß. Wie man diesen Funken und das Feuer Richtung EURO wieder entfachen kann, ist ein Thema, dem wir uns im Beraterkreis stellen werden müssen.

... Lehren aus "politischen" Themen bei der WM: Die Situation rund um das Thema "One-Love-Binde" hat mich persönlich sehr beschäftigt. Man fragt sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, dass wir gesagt haben, wir nehmen die Binde vom Arm. Ich kommen immer zum selben Ergebnis: Ich glaube, man muss sich verdeutlichen, dass wir einen sportlichen Auftrag hatten, ein erfolgreiches Turnier zu spielen. Wir haben gesagt, wir wollen den Erfolg nicht gefährden. Die Situation war so, dass nicht auszuschließen war, das Spieler oder Mannschaft hätten sanktioniert werden können. Die FIFA hatte noch am Spieltag "unlimited sanctions" bei England angekündigt, und wir mussten in dieser Situation sehr schnell entscheiden. Ich hätte im Nachgang genauso entschieden - bei aller Kritik, die wir dafür geerntet haben. Ich habe gelernt, dass ich beim nächsten Mal deutlich vor einem Turnier für Klarheit sorgen würde. Wir sind trotz mehrfacher Nachfragen immer wieder vertröstet worden, das Thema ist so bis ins Turnier hineingetragen worden. Mit ein paar Tagen Abstand hätte ich anders gehandelt, wir hätten als Verbandspräsidenten den direkten Draht zu FIFA-Präsident Gianni Infantino suchen und verbindliche Aussagen einfordern müssen. Das ist mein Erkenntnisgewinn und Lerneffekt. Ich will aber trotzdem auch sagen, dass nicht alles, was wir im Vorfeld gesagt haben, von vornherein falsch war. Die FIFA hat Unterstützung zugesagt für die Einrichtung eines dauerhaften Büros für Arbeitsmigranten in Doha und für ein effizientes System für Entschädigungszahlungen. Das hätte sicherlich nicht so stattgefunden, wenn wir als europäische Verbände hier nicht mit Nachdruck dafür geworben hätten. Wir werden genau hinschauen, ob diese Dinge auch implementiert werden.

... das Verhältnis von DFB und DFL: Wenn wir uns ein Jahr zurückversetzen und auf den DFB schauen und auf die Berichterstattung, dann ging es meistens um Razzien, um Hausdurchsuchungen, um staatsanwaltliche Ermittlungen, um eine große Unruhe im Verband, ein Gegeneinander der DFL- und DFB-Führung. Von all dem haben wir in den vergangenen zehn Monaten nichts gehört und nichts gelesen. Ich glaube schon, dass das ein großer Erfolg ist. Wir brauchen Geschlossenheit im Fußball, die haben wir in den vergangenen zehn Monaten sehr gut vorgelebt, was die Liga und den DFB betrifft. Diese Stabilität ermöglicht erst ein solides Arbeiten.

... die politische Arbeit des DFB: Ich hatte in meiner Antrittsrede auch gesagt, dass sich die Beziehungen zur Politik verbessern müssen. Wir waren im politischen Raum wegen des schlechten Rufs nicht mehr in der Lage, politische Forderungen zu stellen oder sie durchzusetzen. Es hat in den vergangenen zehn Monaten eine Fülle von Gesprächen gegeben mit Vertretern der Bundesregierung, mit Vertretern der Opposition, mit Ministerpräsidenten, mit dem Sportausschuss des Bundestages und darüber hinaus mit vielen Interessensgruppen. Da ging es auch konkret um Inhalte, beispielsweise dass wir es geschafft haben, dass der Sport unter den Schutzschirm gekommen ist, was Gas- und Energiepreise betrifft - eine deutliche Entlastung für die Amateurvereine. Denn natürlich geht es uns neben der WM auch um die 25.000 Vereine. Für sie ist es wichtig, politisch zu kämpfen - und das haben wir zusammen mit dem DOSB getan.

... sportlichen Erfolg in diesem Jahr: Unsere sportliche Erfolge dürfen auch nicht vergessen werden. Wir alle waren im Sommer begeistert über die Frauen-EM, bei der wir nach einem tollen Turnier Vizeeuropameister geworden sind. Unsere U 17-Juniorinnen sind Europameisterinnen geworden. Wir haben das Ganze positiv umsetzen können für den Frauenfußball in Deutschland insgesamt: Wir sind, was Marketing und TV-Lizenzen angeht, in absolut neue Dimensionen vorgestoßen. Es gibt deutlich mehr Geld für den Frauenfußball, das den Vereinen direkt zugute kommt. Die Arbeit kann hier weiter professionalisiert werden, das ist ein großer Erfolg. Wir können es auch an den Zuschauerzahlen der Frauen-Bundesliga ablesen, die zeigen, wie die Entwicklung vorangeht und dass wir auf einem tollen Weg sind. Wir sehen auch deutlich mehr Mädchen in den Vereinen, gerade was die Altersklassen der Sechs- bis Neunjährigen angeht. Wir wollten den Frauenfußball weiter voranbringen, das ist uns gelungen - und das möchten wir in den nächsten Jahren fortsetzen.

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