Nelles: "Erst mal die ganzen Emotionen in den Griff bekommen"

Sie ist die Heldin, möchte die Rolle aber gar nicht annehmen. Pauline Nelles hat im Endspiel der U 17-Europameisterschaft vier Elfmeter gegen die Niederlande gehalten. Für die 17 Jahre alte Torhüterin ist es dennoch ein Erfolg des Teams. Im DFB.de-Interview erklärt Nelles, wie sie das historische Elfmeterschießen erlebt hat - und danach die Nacht zum Tag gemacht haben.

DFB.de: Pauline, wie haben Sie die Stunden seit dem Titelgewinn verbracht?

Pauline Nelles: In der Nacht von Freitag auf Samstag habe ich kein Auge zugemacht. Wir haben durchgefeiert, bis morgens der Flug ging. Als wir dann wieder in Deutschland waren, bin ich völlig kaputt mit dem Zug nach Hause gefahren. Dort habe ich mir noch etwas gekocht, bin unter die Dusche gegangen und dann nachmittags ins Bett. Ich war total fertig.

DFB.de: Wie kann man sich die Party vorstellen?

Nelles: Ich habe die ganze Zeit geschrien und gejubelt - so lange, bis ich plötzlich keine Stimme mehr hatte. Ich kann immer noch nicht richtig fassen, was in den vergangenen beiden Tagen passiert ist. Wir haben gefeiert mit der Mannschaft. Wir haben richtig Party gemacht und die ganze Nacht getanzt.

DFB.de: Um sechs Uhr ging es schon zurück nach Deutschland.

Nelles: Das war hart. Wir sind direkt von der Party nur kurz ins Zimmer, haben unsere Sache geholt und sind dann mit dem Bus zum Flughafen gefahren. Wirklich Zeit, die ganze Sache zu verarbeiten, hatte ich seitdem noch nicht.

DFB.de: Hat Ihr Handy seitdem überhaupt mal still gestanden?

Nelles: Wenn es ums Handy geht, bin ich etwas altmodisch. Ich bin nicht so oft am Smartphone, das ist mir nicht wichtig. Mit den Antworten auf die Nachrichten lasse ich mir manchmal Zeit. Das tut mir oft leid. Seit dem Schlusspfiff sind tatsächlich ohne Ende Nachrichten gekommen. Auf einige habe ich auch reagiert. Für alle hatte ich noch nicht die Zeit. Sorry an alle, die noch auf eine Reaktion von mir warten. (lacht) Das werde ich in den nächsten Tagen nachholen, versprochen. Aber jetzt muss ich die ganzen Emotionen erst mal etwas in den Griff bekommen. Es war wirklich Wahnsinn.

DFB.de: Erst die frühe Führung, dann der schnelle Ausgleich und zum Schluss das dramatische Elfmeterschießen mit Ihnen als Heldin - wie haben Sie das Finale gegen die Niederlande erlebt?

Nelles: Ich sehe mich nicht als Heldin. Wir haben diesen riesigen Erfolg als Mannschaft erreicht. Nur so war das möglich, nur zusammen konnten wir das Ding nach Deutschland holen.

DFB.de: Und der Spielverlauf?

Nelles: Nach der Führung hatte ich ein extrem gutes Gefühl. Bei der schnellen Antwort der Niederländerinnen hatte ich ein Déjà-vu: Die Parallelen zum Vorrundenspiel waren extrem offensichtlich. Damals hatten wir am Ende 2:3 verloren. Aus der Begegnung haben wir aber die richtigen Lehren gezogen. Wir hatten eine andere Einstellung und den totalen Willen auf dem Platz. Wir wollten unbedingt gewinnen. Das war eine Megaperformance vom gesamten Team - einfach unglaublich.

DFB.de: Hat die Vorrundenniederlage gegen die Niederlande die DFB-Auswahl also nicht verunsichert?

Nelles: Im Gegenteil. Wir haben gesagt: Jetzt erst Recht. Wir hatten bis zum Finale sogar zweimal gegen die Niederlande verloren. Einmal im Turnier, einmal in der Vorbereitungsphase. Wir haben uns geschworen, dass wir nicht auch noch ein drittes Mal unterlegen sein werden. Das war ein enormer Ansporn für uns. Unser Wille war größer als alles andere.

DFB.de: Wie haben Sie den Showdown im Elfmeterschießen erlebt?

Nelles: Für mich war klar, dass ich der Mannschaft helfen musste, als unsere Spielerinnen verschossen hatten. Für mich gab es keine Alternative: Ich musste den jeweils nächsten Ball einfach halten. Und das ist mir ja auch ganz gut gelungen. (lacht)

DFB.de: Sie haben sage und schreibe vier Elfmeter pariert.

Nelles: Das war das größte und beste Spiel meines Lebens. Als einige von uns nicht getroffen hatten, dachte ich: Verdammt, jetzt muss ich die Sache wieder geraderücken. Das habe ich ganz gut hinbekommen. Ich war total im Tunnel und habe sonst nichts mitbekommen.

DFB.de: Wie ordnen Sie das gesamte Turnier im Rückblick ein?

Nelles: Wir sind mit einem Sieg gut gestartet. Dann kam der Rückschlag gegen die Niederlande, der im Rücklauf vielleicht ein guter Weckruf war. Wir sind danach unseren Weg weitergegangen. Erst der Erfolg gegen Österreich, dann der Sieg im Halbfinale gegen die starken Portugiesinnen. Über den unglaublichen Schlusspunkt haben wir ja schon gesprochen. Das Feedback hinterher war natürlich grandios und gibt mir ordentlich Selbstvertrauen.

DFB.de: Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Nelles: Ich stehe beim 1. FC Köln unter Vertrag, der am vergangenen Wochenende die direkte Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht hat. Ich freue mich auf die Herausforderungen, die dort auf mich warten.

DFB.de: Wie ist beim FC Ihre persönliche Perspektive?

Nelles: Ich hoffe, in der Bundesliga Spielzeit zu bekommen. Das ist für mich ab sofort der größte Ansporn. Ich werde im Training alles geben, um mich zu zeigen und auf meine Chance hinzuarbeiten. Ich habe eine geile Europameisterschaft gespielt. Mir ist ganz klar, dass ich daran nun im Verein anknüpfen muss. Ich möchte gerne meinen Teil dazu beitragen, dass wir den Klassenverbleib schaffen und uns in der Bundesliga etablieren können. Das wird die nächste große Herausforderung. Aber jetzt kommt zunächst die Sommerpause, darauf freue ich mich, denn da können wir alle wieder zu Kräften kommen. Und dann greifen wir neu an.

[sw]

Sie ist die Heldin, möchte die Rolle aber gar nicht annehmen. Pauline Nelles hat im Endspiel der U 17-Europameisterschaft vier Elfmeter gegen die Niederlande gehalten. Für die 17 Jahre alte Torhüterin ist es dennoch ein Erfolg des Teams. Im DFB.de-Interview erklärt Nelles, wie sie das historische Elfmeterschießen erlebt hat - und danach die Nacht zum Tag gemacht haben.

DFB.de: Pauline, wie haben Sie die Stunden seit dem Titelgewinn verbracht?

Pauline Nelles: In der Nacht von Freitag auf Samstag habe ich kein Auge zugemacht. Wir haben durchgefeiert, bis morgens der Flug ging. Als wir dann wieder in Deutschland waren, bin ich völlig kaputt mit dem Zug nach Hause gefahren. Dort habe ich mir noch etwas gekocht, bin unter die Dusche gegangen und dann nachmittags ins Bett. Ich war total fertig.

DFB.de: Wie kann man sich die Party vorstellen?

Nelles: Ich habe die ganze Zeit geschrien und gejubelt - so lange, bis ich plötzlich keine Stimme mehr hatte. Ich kann immer noch nicht richtig fassen, was in den vergangenen beiden Tagen passiert ist. Wir haben gefeiert mit der Mannschaft. Wir haben richtig Party gemacht und die ganze Nacht getanzt.

DFB.de: Um sechs Uhr ging es schon zurück nach Deutschland.

Nelles: Das war hart. Wir sind direkt von der Party nur kurz ins Zimmer, haben unsere Sache geholt und sind dann mit dem Bus zum Flughafen gefahren. Wirklich Zeit, die ganze Sache zu verarbeiten, hatte ich seitdem noch nicht.

DFB.de: Hat Ihr Handy seitdem überhaupt mal still gestanden?

Nelles: Wenn es ums Handy geht, bin ich etwas altmodisch. Ich bin nicht so oft am Smartphone, das ist mir nicht wichtig. Mit den Antworten auf die Nachrichten lasse ich mir manchmal Zeit. Das tut mir oft leid. Seit dem Schlusspfiff sind tatsächlich ohne Ende Nachrichten gekommen. Auf einige habe ich auch reagiert. Für alle hatte ich noch nicht die Zeit. Sorry an alle, die noch auf eine Reaktion von mir warten. (lacht) Das werde ich in den nächsten Tagen nachholen, versprochen. Aber jetzt muss ich die ganzen Emotionen erst mal etwas in den Griff bekommen. Es war wirklich Wahnsinn.

DFB.de: Erst die frühe Führung, dann der schnelle Ausgleich und zum Schluss das dramatische Elfmeterschießen mit Ihnen als Heldin - wie haben Sie das Finale gegen die Niederlande erlebt?

Nelles: Ich sehe mich nicht als Heldin. Wir haben diesen riesigen Erfolg als Mannschaft erreicht. Nur so war das möglich, nur zusammen konnten wir das Ding nach Deutschland holen.

DFB.de: Und der Spielverlauf?

Nelles: Nach der Führung hatte ich ein extrem gutes Gefühl. Bei der schnellen Antwort der Niederländerinnen hatte ich ein Déjà-vu: Die Parallelen zum Vorrundenspiel waren extrem offensichtlich. Damals hatten wir am Ende 2:3 verloren. Aus der Begegnung haben wir aber die richtigen Lehren gezogen. Wir hatten eine andere Einstellung und den totalen Willen auf dem Platz. Wir wollten unbedingt gewinnen. Das war eine Megaperformance vom gesamten Team - einfach unglaublich.

DFB.de: Hat die Vorrundenniederlage gegen die Niederlande die DFB-Auswahl also nicht verunsichert?

Nelles: Im Gegenteil. Wir haben gesagt: Jetzt erst Recht. Wir hatten bis zum Finale sogar zweimal gegen die Niederlande verloren. Einmal im Turnier, einmal in der Vorbereitungsphase. Wir haben uns geschworen, dass wir nicht auch noch ein drittes Mal unterlegen sein werden. Das war ein enormer Ansporn für uns. Unser Wille war größer als alles andere.

DFB.de: Wie haben Sie den Showdown im Elfmeterschießen erlebt?

Nelles: Für mich war klar, dass ich der Mannschaft helfen musste, als unsere Spielerinnen verschossen hatten. Für mich gab es keine Alternative: Ich musste den jeweils nächsten Ball einfach halten. Und das ist mir ja auch ganz gut gelungen. (lacht)

DFB.de: Sie haben sage und schreibe vier Elfmeter pariert.

Nelles: Das war das größte und beste Spiel meines Lebens. Als einige von uns nicht getroffen hatten, dachte ich: Verdammt, jetzt muss ich die Sache wieder geraderücken. Das habe ich ganz gut hinbekommen. Ich war total im Tunnel und habe sonst nichts mitbekommen.

DFB.de: Wie ordnen Sie das gesamte Turnier im Rückblick ein?

Nelles: Wir sind mit einem Sieg gut gestartet. Dann kam der Rückschlag gegen die Niederlande, der im Rücklauf vielleicht ein guter Weckruf war. Wir sind danach unseren Weg weitergegangen. Erst der Erfolg gegen Österreich, dann der Sieg im Halbfinale gegen die starken Portugiesinnen. Über den unglaublichen Schlusspunkt haben wir ja schon gesprochen. Das Feedback hinterher war natürlich grandios und gibt mir ordentlich Selbstvertrauen.

DFB.de: Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Nelles: Ich stehe beim 1. FC Köln unter Vertrag, der am vergangenen Wochenende die direkte Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht hat. Ich freue mich auf die Herausforderungen, die dort auf mich warten.

DFB.de: Wie ist beim FC Ihre persönliche Perspektive?

Nelles: Ich hoffe, in der Bundesliga Spielzeit zu bekommen. Das ist für mich ab sofort der größte Ansporn. Ich werde im Training alles geben, um mich zu zeigen und auf meine Chance hinzuarbeiten. Ich habe eine geile Europameisterschaft gespielt. Mir ist ganz klar, dass ich daran nun im Verein anknüpfen muss. Ich möchte gerne meinen Teil dazu beitragen, dass wir den Klassenverbleib schaffen und uns in der Bundesliga etablieren können. Das wird die nächste große Herausforderung. Aber jetzt kommt zunächst die Sommerpause, darauf freue ich mich, denn da können wir alle wieder zu Kräften kommen. Und dann greifen wir neu an.

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