Neidhart: "Wir sind die kleinste Maus"

Auf dieses Duell warten die Fans des Aufsteigers SV Meppen schon seit Wochen. Am Mittwoch (ab 19 Uhr, live auf Telekom Sport) kommt es zum Vergleich mit dem VfL Osnabrück. Beide Städte trennen gerade einmal 80 Kilometer. 13.815 Zuschauer werden in der Hänsch-Arena dabei sein. Seit Zweitliga-Zeiten war das Meppener Stadion bei einem Ligaspiel nicht mehr ausverkauft. Der SVM war 1998 aus dem Unterhaus abgestiegen. Seit dieser Saison sind die Emsländer immerhin wieder drittklassig. Der Erfolg ist eng mit Trainer Christian Neidhart verknüpft. Der 48-Jährige steht in Meppen seit 2013 an der Seitenlinie.

Im aktuellen DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Christian Neidhart mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über den Ärger über das Gegentor von Sören Eismann in Jena, das Osnabrück-Spiel und ein bevorstehendes Duell mit seinem Sohn Nico.

DFB.de: Ist der Ärger über das 2:2 gegen den FC Carl Zeiss Jena nach eigener 2:0-Führung verflogen, Herr Neidhart?

Christian Neidhart: Teil, teils! Wir hatten uns vorgenommen, aus Jena etwas mitzunehmen. Das ist uns zwar gelungen. Unter dem Strich muss ich aber sagen, dass uns zwei Zähler fehlen.

DFB.de: Besonders das Gegentor durch Sören Eismann zum 2:1 aus Ihrer Sicht hatte die Gemüter erhitzt. Wie haben Sie die Szene erlebt?

Neidhart: Es gab einen Zweikampf im Mittelfeld. Ein Spieler von Jena blieb danach liegen. Nico Granatowski hatte den Ball am Fuß, hob den Arm und zeigte die Verletzung an. Er rechnete mit einer Unterbrechung. In dem Moment spitzelte ihm schon Sören Eismann den Ball vom Fuß, lief durch und erzielte den Anschlusstreffer.

DFB.de: Machen Sie Ihren Spielern einen Vorwurf?

Neidhart: Wir haben darüber gesprochen. Auf der einen Seite hat sich Nico naiv verhalten. Auf der anderen Seite kann ich doch nicht sagen, dass er etwas falsch gemacht hat, weil er das Fair Play in den Vordergrund gestellt hat. Nico wusste nicht, wie schwer sich der Jenaer Spieler verletzt hatte und wollte schnell eine Spielunterbrechung herbeiführen.

DFB.de: Wie hätten Sie reagiert, wenn es einer Ihrer Spieler gewesen wäre, der das Tor erzielt?

Neidhart: Diese Gedanken hatte ich mir schon vor einiger Zeit gemacht. Ganz ehrlich: Ich würde den Gegner nach dem Anstoß durchlaufen und ein Tor schießen lassen. So würde man den Druck aus so einer Situation nehmen und alle Beteiligten könnten sich wieder beruhigen.

DFB.de: Sören Eismann hat sich mittlerweile öffentlich entschuldigt.

Neidhart: Beim Verein oder bei mir hat sich aus Jena niemand gemeldet. Ich kann mit den Aussagen von Sören Eismann auch nichts anfangen. Er gibt den anderen die Schuld, anstatt sie bei sich zu suchen. Der Bochumer Felix Bastians hat vor einigen Tagen vorgemacht, wie man sich verhalten sollte. Er hat beim Schiedsrichter nach einem Elfmeterpfiff ehrlich zugegeben, dass er im Strafraum nicht gefoult wurde.

DFB.de: Schon am Mittwoch geht es mit dem Schlagerspiel gegen den Lokalrivalen VfL Osnabrück weiter. Wie groß ist die Vorfreude?

Neidhart: Riesig. Wir haben zuletzt in den Playoff-Spielen gegen Waldhof Mannheim vor ausverkauftem Haus gespielt. Wir haben damals den Aufstieg geschafft. Ich bekomme beim Gedanken daran jetzt noch Gänsehaut. Beim Derby gegen den VfL wird es sicher ganz ähnlich. Ich hoffe darauf, dass beide Fanlanger das Spiel zu einem Fußballfest machen.

DFB.de: Zum ersten Mal seit Zweitliga-Zweiten ist das Meppener Stadion bei einem Ligaspiel ausverkauft. Ein Zeichen, dass der SVM wieder mehr wahrgenommen wird?

Neidhart: Wir haben - zählt man das Derby gegen Osnabrück schon hinzu - einen Schnitt von 8000 Zuschauern. Daran sieht man, was im Emsland los ist. Die Region hatte nach Profifußball gelechzt. Vor ein paar Monaten war die 3. Liga noch ein Traum. Mit dem Aufstieg sind viele neue Fans ins Boot gekommen. Der Zusammenhalt ist überragend. Zum Beispiel hat uns die Stadt vorbildlich unterstützt. In dieser Form hatte ich das noch nie erlebt. Wir sind stolz darauf, dass wir das geschafft haben.

DFB.de: Sie waren als Profi selbst für Osnabrück am Ball. Macht es das Spiel für Sie persönlich noch attraktiver?

Neidhart: Bei meinem letzten Spiel für den VfL waren viele Fans, die diesmal im Stadion sein werden, nicht einmal geboren (lacht). Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Osnabrück zurück. Es war uns gelungen, konstant in der 2. Bundesliga zu spielen. Mit meinen Toren konnte ich zum Klassenverbleib beitragen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den VfL aktuell ein?

Neidhart: Osnabrück war lange Zeit in der 2. Bundesliga am Start. Der Verein steht daher ständig unter dem Druck, ganz oben mitzuspielen. Damit umzugehen, ist nicht immer einfach. Die aktuelle Mannschaft verfügt mit Spielern wie Halil Savran, Marcos Alvarez oder Christian Groß über viel Qualität. Sie ist sicher besser, als es der aktuelle Tabellenplatz aussagt.



Auf dieses Duell warten die Fans des Aufsteigers SV Meppen schon seit Wochen. Am Mittwoch (ab 19 Uhr, live auf Telekom Sport) kommt es zum Vergleich mit dem VfL Osnabrück. Beide Städte trennen gerade einmal 80 Kilometer. 13.815 Zuschauer werden in der Hänsch-Arena dabei sein. Seit Zweitliga-Zeiten war das Meppener Stadion bei einem Ligaspiel nicht mehr ausverkauft. Der SVM war 1998 aus dem Unterhaus abgestiegen. Seit dieser Saison sind die Emsländer immerhin wieder drittklassig. Der Erfolg ist eng mit Trainer Christian Neidhart verknüpft. Der 48-Jährige steht in Meppen seit 2013 an der Seitenlinie.

Im aktuellen DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Christian Neidhart mit Mitarbeiter Thomas Ziehn über den Ärger über das Gegentor von Sören Eismann in Jena, das Osnabrück-Spiel und ein bevorstehendes Duell mit seinem Sohn Nico.

DFB.de: Ist der Ärger über das 2:2 gegen den FC Carl Zeiss Jena nach eigener 2:0-Führung verflogen, Herr Neidhart?

Christian Neidhart: Teil, teils! Wir hatten uns vorgenommen, aus Jena etwas mitzunehmen. Das ist uns zwar gelungen. Unter dem Strich muss ich aber sagen, dass uns zwei Zähler fehlen.

DFB.de: Besonders das Gegentor durch Sören Eismann zum 2:1 aus Ihrer Sicht hatte die Gemüter erhitzt. Wie haben Sie die Szene erlebt?

Neidhart: Es gab einen Zweikampf im Mittelfeld. Ein Spieler von Jena blieb danach liegen. Nico Granatowski hatte den Ball am Fuß, hob den Arm und zeigte die Verletzung an. Er rechnete mit einer Unterbrechung. In dem Moment spitzelte ihm schon Sören Eismann den Ball vom Fuß, lief durch und erzielte den Anschlusstreffer.

DFB.de: Machen Sie Ihren Spielern einen Vorwurf?

Neidhart: Wir haben darüber gesprochen. Auf der einen Seite hat sich Nico naiv verhalten. Auf der anderen Seite kann ich doch nicht sagen, dass er etwas falsch gemacht hat, weil er das Fair Play in den Vordergrund gestellt hat. Nico wusste nicht, wie schwer sich der Jenaer Spieler verletzt hatte und wollte schnell eine Spielunterbrechung herbeiführen.

DFB.de: Wie hätten Sie reagiert, wenn es einer Ihrer Spieler gewesen wäre, der das Tor erzielt?

Neidhart: Diese Gedanken hatte ich mir schon vor einiger Zeit gemacht. Ganz ehrlich: Ich würde den Gegner nach dem Anstoß durchlaufen und ein Tor schießen lassen. So würde man den Druck aus so einer Situation nehmen und alle Beteiligten könnten sich wieder beruhigen.

DFB.de: Sören Eismann hat sich mittlerweile öffentlich entschuldigt.

Neidhart: Beim Verein oder bei mir hat sich aus Jena niemand gemeldet. Ich kann mit den Aussagen von Sören Eismann auch nichts anfangen. Er gibt den anderen die Schuld, anstatt sie bei sich zu suchen. Der Bochumer Felix Bastians hat vor einigen Tagen vorgemacht, wie man sich verhalten sollte. Er hat beim Schiedsrichter nach einem Elfmeterpfiff ehrlich zugegeben, dass er im Strafraum nicht gefoult wurde.

DFB.de: Schon am Mittwoch geht es mit dem Schlagerspiel gegen den Lokalrivalen VfL Osnabrück weiter. Wie groß ist die Vorfreude?

Neidhart: Riesig. Wir haben zuletzt in den Playoff-Spielen gegen Waldhof Mannheim vor ausverkauftem Haus gespielt. Wir haben damals den Aufstieg geschafft. Ich bekomme beim Gedanken daran jetzt noch Gänsehaut. Beim Derby gegen den VfL wird es sicher ganz ähnlich. Ich hoffe darauf, dass beide Fanlanger das Spiel zu einem Fußballfest machen.

DFB.de: Zum ersten Mal seit Zweitliga-Zweiten ist das Meppener Stadion bei einem Ligaspiel ausverkauft. Ein Zeichen, dass der SVM wieder mehr wahrgenommen wird?

Neidhart: Wir haben - zählt man das Derby gegen Osnabrück schon hinzu - einen Schnitt von 8000 Zuschauern. Daran sieht man, was im Emsland los ist. Die Region hatte nach Profifußball gelechzt. Vor ein paar Monaten war die 3. Liga noch ein Traum. Mit dem Aufstieg sind viele neue Fans ins Boot gekommen. Der Zusammenhalt ist überragend. Zum Beispiel hat uns die Stadt vorbildlich unterstützt. In dieser Form hatte ich das noch nie erlebt. Wir sind stolz darauf, dass wir das geschafft haben.

DFB.de: Sie waren als Profi selbst für Osnabrück am Ball. Macht es das Spiel für Sie persönlich noch attraktiver?

Neidhart: Bei meinem letzten Spiel für den VfL waren viele Fans, die diesmal im Stadion sein werden, nicht einmal geboren (lacht). Ich erinnere mich gerne an die Zeit in Osnabrück zurück. Es war uns gelungen, konstant in der 2. Bundesliga zu spielen. Mit meinen Toren konnte ich zum Klassenverbleib beitragen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den VfL aktuell ein?

Neidhart: Osnabrück war lange Zeit in der 2. Bundesliga am Start. Der Verein steht daher ständig unter dem Druck, ganz oben mitzuspielen. Damit umzugehen, ist nicht immer einfach. Die aktuelle Mannschaft verfügt mit Spielern wie Halil Savran, Marcos Alvarez oder Christian Groß über viel Qualität. Sie ist sicher besser, als es der aktuelle Tabellenplatz aussagt.

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DFB.de: Ihr Sohn Nico war auch schon für Osnabrück aktiv und spielt jetzt beim Ligakonkurrenten Sportfreunde Lotte. Wie häufig telefonieren Sie mit ihm?

Neidhart: Fast täglich. Nico war in der Jugend für den VfL am Ball. Über den Umweg FC Schalke 04 U 23 landete er in Lotte. Wir sprechen selbstverständlich regelmäßig auch über die Liga und tauschen unsere Erfahrungen aus.

DFB.de: Das Vater-Sohn-Duell steigt am 16. Spieltag. Wird es eine komische Situation?

Neidhart: Wir sind in Punktspielen noch nie aufeinandergetroffen. Ich kann mich aber an ein Vorbereitungsspiel erinnern, in dem Nico eine Schwalbe versucht hat. Da gab es dann deutliche Worte. Bei unserem erneuten Aufeinandertreffen wird wieder jeder versuchen, das Optimale für seine Mannschaft herauszuholen. Ich denke, dass wir in der Woche vor dem Spiel nicht telefonieren werden. Das erledigt dann meine Frau. (lacht)

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, Nico nach Meppen zu holen?

Neidhart: Klares Nein! Erstens geht bei Nico die Tendenz nach oben in Richtung 2. Bundesliga. Vater und Sohn in einer Mannschaft kann auch meiner Meinung nach nicht klappen. In der C-Jugend hatte ich Nico einmal trainiert. Er war eigentlich noch D-Junioren-Spieler. Meine Frau hat mir irgendwann die Rote Karte gezeigt, weil Nico immer die meiste Kritik aushalten musste.

DFB.de: Nach acht Spieltagen hat Ihre Mannschaft neun Zähler auf dem Konto. Wie bewerten Sie den Start?

Neidhart: Wir sind in der 3. Liga angekommen und befinden uns auf einem guten Weg. Nach wie vor sind wir aber auch die kleinste Maus der Liga. Genau das hat uns in der vergangenen Saison stark gemacht. Uns hatte kaum einer auf der Rechnung.

DFB.de: In welchen Bereichen muss Ihre Mannschaft möglichst schnell zulegen?

Neidhart: Für die meisten unserer Spieler ist die Liga Neuland. Wir sind zwar gefestigt, können jedoch in allen Mannschaftsteilen zulegen. Es geht für uns darum, uns als Team und auch individuell weiterzuentwickeln.

DFB.de: Die 3. Liga soll für Meppen kein einmaliges Abenteuer bleiben, oder?

Neidhart: Wir wollen uns etablieren und den Verein Schritt für Schritt weiter voranbringen. Für uns als Aufsteiger ist es - im Gegensatz zu den Absteigern - etwas einfacher. Durch den Aufstieg stehen uns mehr Mittel zur Verfügung.

DFB.de: Ist perspektivisch sogar noch mehr drin?

Neidhart: Ich bin eigentlich kein Freund davon, langfristig zu denken. Mein Blick geht in der Regel auf den Ist-Zustand und die kurzfristigen Veränderungen. Um irgendwann eine Rolle zu spielen, in der es nicht nur um den Klassenverbleib geht, müssen wir uns sportlich wie strukturell verbessern. Zum Beispiel hat unsere Kabine noch immer einen 80er Jahre-Look. Wir dürfen in jedem Fall nicht stehen bleiben.

DFB.de: Wie bekommen Sie die Doppelbelastung mit der Ausbildung zum Fußball-Lehrer unter einen Hut?

Neidhart: Ich spüre da schon Druck. Schließlich muss ich den Lehrgang bestehen, um weiter in der 3. Liga trainieren zu dürfen. Der Spagat zwischen Ausbildung und Verein ist nicht immer einfach - gerade in einer englischen Woche wie jetzt.

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