Neidhart: "Dann sind wir weiter im Rennen"

Die Aufstiegshoffnung lebt beim SV Waldhof Mannheim in der 3. Liga. Nach dem Last-Minute-Sieg gegen die U 23 des SC Freiburg (2:1 nach 0:1-Rückstand) trennen das Team von Trainer Christian Neidhart fünf Punkte vom Relegationsrang. Im DFB.de-Interview spricht der 54 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Duell mit seinem Ex-Klub Rot-Weiss Essen heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport).

DFB.de: Wie groß war die Erleichterung, dass der Abwärtstrend mit dem 2:1-Heimsieg gegen die U 23 des SC Freiburg gestoppt werden konnte, Herr Neidhart?

Christian Neidhart: Natürlich waren wir erleichtert, dass wir nach drei Niederlagen in Folge gegen direkte Konkurrenten wieder einen Heimsieg landen konnten. Noch dazu gegen einen sehr starken Gegner, der die Partie - so ehrlich müssen wir sein - lange Zeit bestimmt hat.

DFB.de: Bis zur 85. Minute lag der SV Waldhof noch 0:1 zurück. Was war entscheidend für die späte Wende?

Neidhart: Wir hatten Glück, dass Freiburg den Sack trotz guter Möglichkeiten nicht zugemacht hat. Wir haben aber auch immer daran geglaubt, dass noch etwas geht. Die Mannschaft hat große Moral bewiesen und in der Schlussphase ihre Chancen genutzt.

DFB.de: Der Rückstand zum Relegationsrang beträgt weiterhin fünf Punkte, ein direkter Aufstiegsplatz ist acht Zähler entfernt. Wie sehen Sie die Chancen auf den Aufstieg?

Neidhart: Uns stehen jetzt zwei schwere Auswärtsspiele in Essen und Dresden bevor. Wenn es uns gelingt, in diesen Partien Punkte zu sammeln, dann sind wir weiter im Rennen. Am Ende kann jeder Zähler noch sehr wichtig sein, denn neben dem Aufstieg ist auch die Qualifikation für den DFB-Pokal ein wichtiges und äußerst lohnenswertes Ziel für uns. Dafür müssten wir nach aktuellem Stand den fünften Tabellenplatz erreichen. Davon trennen uns derzeit lediglich zwei Punkte.

DFB.de: Bis zum Saisonende steht bei Dynamo Dresden nur noch ein Duell mit einem direkten Konkurrenten auf dem Programm. Dafür geht es gegen zahlreiche Klubs aus dem unteren Tabellendrittel. Wie bewerten Sie das Restprogramm?

Neidhart: In der 3. Liga gibt es keine sogenannten "machbaren" und schon gar keine "leichten" Gegner. Gerade im Saisonendspurt sind Partien gegen Teams, die ums sportliche Überleben kämpfen, besonders schwierig. Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Wir tun gut daran, uns immer nur auf die nächste Aufgabe zu fokussieren.

DFB.de: Insgesamt ist der Saisonverlauf des SV Waldhof von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Wie sehr nervt Sie als Trainer dieses scheinbar ständige Ab und Auf?

Neidhart: Vor allem während der Hinserie war es ein großes Thema, dass wir zwar die beste Heimmannschaft sind, auswärts aber lange Zeit auf den ersten Sieg warten mussten. Das hat definitiv genervt, weil wir trotz einer insgesamt zumindest ordentlichen Punktausbeute damit ständig konfrontiert wurden. In diesem Jahr haben wir immerhin schon drei Auswärtsspiele gewonnen und standen nach unserem 3:2 gegen den FC Ingolstadt 04 Mitte März auf einem Aufstiegsplatz. Umso ärgerlicher waren die drei Niederlagen in Folge gegen unsere direkten Konkurrenten aus Wehen Wiesbaden, Osnabrück und Saarbrücken. Das hat uns wieder zurückgeworfen.

DFB.de: Nun steht für Sie das Duell mit Ihrem ehemaligen Verein Rot-Weiss Essen auf dem Programm. Mit welchen Gefühlen werden Sie an die Hafenstraße zurückkehren?

Neidhart: Ich hege keinen Groll, wenn Sie das meinen. Klar, die Freistellung kurz vor dem Saisonende war nach zwei äußerst erfolgreichen Jahren für mich persönlich enttäuschend. Nur einen Tag später hatten wir den Aufstieg schließlich wieder in der eigenen Hand. Aber das ist längst abgehakt. Ich betrachte die Partie als ein normales Punktspiel.

DFB.de: Sie waren bei RWE ausgesprochen erfolgreich. Rechnen Sie mit einem entsprechenden Empfang?

Neidhart: Da habe ich keine bestimmten Erwartungen, lasse mich überraschen. Ich denke schon, dass anerkannt wird, dass wir gute Arbeit geleistet und am Ende mit dem Aufstieg das erreicht haben, was der Verein 14 Jahre lang vergeblich versucht hatte.

DFB.de: Woran erinnern Sie sich aus Ihrer Essener Zeit besonders gerne zurück?

Neidhart: In der ersten Saison waren die gewonnenen DFB-Pokal-Spiele gegen Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Bayer 04 Leverkusen natürlich sensationell. Auch in der Liga haben wir aus 40 Spielen überragende 90 Punkte geholt und mussten am Ende dennoch einer sehr starken U 23 des BVB mit heutigen Bundesligaprofis wie Ansgar Knauff und Steffen Tigges den Vortritt lassen. Im zweiten Jahr haben wir den Punkteschnitt sogar noch verbessert. Ich denke, auf eine solche Bilanz kann man schon stolz sein.

DFB.de: Auch Rot-Weiss Essen benötigt die Punkte, um den Klassenverbleib unter Dach und Fach zu bringen. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Neidhart: Ich bin mir sicher, dass RWE die noch fehlenden Zähler holen und in der Liga bleiben wird. Von der Größe und den Möglichkeiten her muss sich der Verein meiner Meinung nach auf Dauer zu einer Topmannschaft in der 3. Liga entwickeln und dann auch noch höhere Ziele anstreben. Nur das kann der Anspruch sein.

DFB.de: Worauf wird es beim direkten Duell an der Hafenstraße besonders ankommen?

Neidhart: Nach anfänglichen Problemen in dieser Saison haben es die Essener vor allem in den Heimspielen immer wieder geschafft, die richtige Mentalität und Zweikampfstärke auf den Platz zu bekommen. Deshalb werden sie ihr Ziel auch erreichen. Um dort bestehen zu können, müssen wir von der ersten Minute an voll dagegenhalten.

DFB.de: Schmerzt die Niederlage aus der Hinrunde noch?

Neidhart: Es war damals unsere erste Heimniederlage, bei der wir RWE die beiden Tore in der Anfangsphase jeweils selbst vorgelegt haben und dann ständig einem Rückstand hinterherlaufen mussten. Es bringt nichts, sich damit noch zu beschäftigen. Diesmal wollen wir es besser machen.

DFB.de: Wie sehr sind die beiden Traditionsklubs RWE und SV Waldhof Mannheim vergleichbar?

Neidhart: Wie man es grundsätzlich von Traditionsverein kennt, sind die Erwartungen im Umfeld immer sehr hoch. Es gibt oft nur Schwarz oder Weiß, himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt. Das ist schon sehr ähnlich. Genau wie RWE kann auch der SV Waldhof vor allem im eigenen Stadion durch die Fans eine enorme Wucht entwickeln. Es kommt beispielsweise nicht von ungefähr, dass wir von allen Mannschaften in der Liga die meisten Punkte nach Rückständen geholt und viele Spiele noch umgebogen haben.

DFB.de: Was sind die größten Unterschiede?

Neidhart: Was die Infrastruktur, das Stadion und das neue Trainingsgelände betrifft, ist Rot-Weiss Essen in allen Belangen weiter und besser aufgestellt. Unsere Heimat am Alsenweg versprüht noch den Charme der 1980er Jahre, da ist viel Nostalgie dabei.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft bis 2024. Wird es in der nächsten Saison einen neuen Anlauf auf den Aufstieg geben, falls es in dieser Saison nicht mehr klappt?

Neidhart: Die Ziele des Vereins werden sich nicht ändern, was grundsätzlich auch richtig ist. Wir müssen unsere Möglichkeiten aber realistisch einschätzen. Daher würde ich die Zielsetzung wohl nicht mehr so mutig und offensiv formulieren, wie ich es vor dieser Saison gemacht habe. Es wird sicherlich einige Veränderungen im Kader geben, das ist aber auch notwendig. Eine Lehre aus der aktuellen Spielzeit ist zum Beispiel, dass uns mindestens ein echter Knipser mit einer konstant zweistelligen Torquote fehlt.

[mspw]

Die Aufstiegshoffnung lebt beim SV Waldhof Mannheim in der 3. Liga. Nach dem Last-Minute-Sieg gegen die U 23 des SC Freiburg (2:1 nach 0:1-Rückstand) trennen das Team von Trainer Christian Neidhart fünf Punkte vom Relegationsrang. Im DFB.de-Interview spricht der 54 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Duell mit seinem Ex-Klub Rot-Weiss Essen heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport).

DFB.de: Wie groß war die Erleichterung, dass der Abwärtstrend mit dem 2:1-Heimsieg gegen die U 23 des SC Freiburg gestoppt werden konnte, Herr Neidhart?

Christian Neidhart: Natürlich waren wir erleichtert, dass wir nach drei Niederlagen in Folge gegen direkte Konkurrenten wieder einen Heimsieg landen konnten. Noch dazu gegen einen sehr starken Gegner, der die Partie - so ehrlich müssen wir sein - lange Zeit bestimmt hat.

DFB.de: Bis zur 85. Minute lag der SV Waldhof noch 0:1 zurück. Was war entscheidend für die späte Wende?

Neidhart: Wir hatten Glück, dass Freiburg den Sack trotz guter Möglichkeiten nicht zugemacht hat. Wir haben aber auch immer daran geglaubt, dass noch etwas geht. Die Mannschaft hat große Moral bewiesen und in der Schlussphase ihre Chancen genutzt.

DFB.de: Der Rückstand zum Relegationsrang beträgt weiterhin fünf Punkte, ein direkter Aufstiegsplatz ist acht Zähler entfernt. Wie sehen Sie die Chancen auf den Aufstieg?

Neidhart: Uns stehen jetzt zwei schwere Auswärtsspiele in Essen und Dresden bevor. Wenn es uns gelingt, in diesen Partien Punkte zu sammeln, dann sind wir weiter im Rennen. Am Ende kann jeder Zähler noch sehr wichtig sein, denn neben dem Aufstieg ist auch die Qualifikation für den DFB-Pokal ein wichtiges und äußerst lohnenswertes Ziel für uns. Dafür müssten wir nach aktuellem Stand den fünften Tabellenplatz erreichen. Davon trennen uns derzeit lediglich zwei Punkte.

DFB.de: Bis zum Saisonende steht bei Dynamo Dresden nur noch ein Duell mit einem direkten Konkurrenten auf dem Programm. Dafür geht es gegen zahlreiche Klubs aus dem unteren Tabellendrittel. Wie bewerten Sie das Restprogramm?

Neidhart: In der 3. Liga gibt es keine sogenannten "machbaren" und schon gar keine "leichten" Gegner. Gerade im Saisonendspurt sind Partien gegen Teams, die ums sportliche Überleben kämpfen, besonders schwierig. Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Wir tun gut daran, uns immer nur auf die nächste Aufgabe zu fokussieren.

DFB.de: Insgesamt ist der Saisonverlauf des SV Waldhof von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Wie sehr nervt Sie als Trainer dieses scheinbar ständige Ab und Auf?

Neidhart: Vor allem während der Hinserie war es ein großes Thema, dass wir zwar die beste Heimmannschaft sind, auswärts aber lange Zeit auf den ersten Sieg warten mussten. Das hat definitiv genervt, weil wir trotz einer insgesamt zumindest ordentlichen Punktausbeute damit ständig konfrontiert wurden. In diesem Jahr haben wir immerhin schon drei Auswärtsspiele gewonnen und standen nach unserem 3:2 gegen den FC Ingolstadt 04 Mitte März auf einem Aufstiegsplatz. Umso ärgerlicher waren die drei Niederlagen in Folge gegen unsere direkten Konkurrenten aus Wehen Wiesbaden, Osnabrück und Saarbrücken. Das hat uns wieder zurückgeworfen.

DFB.de: Nun steht für Sie das Duell mit Ihrem ehemaligen Verein Rot-Weiss Essen auf dem Programm. Mit welchen Gefühlen werden Sie an die Hafenstraße zurückkehren?

Neidhart: Ich hege keinen Groll, wenn Sie das meinen. Klar, die Freistellung kurz vor dem Saisonende war nach zwei äußerst erfolgreichen Jahren für mich persönlich enttäuschend. Nur einen Tag später hatten wir den Aufstieg schließlich wieder in der eigenen Hand. Aber das ist längst abgehakt. Ich betrachte die Partie als ein normales Punktspiel.

DFB.de: Sie waren bei RWE ausgesprochen erfolgreich. Rechnen Sie mit einem entsprechenden Empfang?

Neidhart: Da habe ich keine bestimmten Erwartungen, lasse mich überraschen. Ich denke schon, dass anerkannt wird, dass wir gute Arbeit geleistet und am Ende mit dem Aufstieg das erreicht haben, was der Verein 14 Jahre lang vergeblich versucht hatte.

DFB.de: Woran erinnern Sie sich aus Ihrer Essener Zeit besonders gerne zurück?

Neidhart: In der ersten Saison waren die gewonnenen DFB-Pokal-Spiele gegen Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Bayer 04 Leverkusen natürlich sensationell. Auch in der Liga haben wir aus 40 Spielen überragende 90 Punkte geholt und mussten am Ende dennoch einer sehr starken U 23 des BVB mit heutigen Bundesligaprofis wie Ansgar Knauff und Steffen Tigges den Vortritt lassen. Im zweiten Jahr haben wir den Punkteschnitt sogar noch verbessert. Ich denke, auf eine solche Bilanz kann man schon stolz sein.

DFB.de: Auch Rot-Weiss Essen benötigt die Punkte, um den Klassenverbleib unter Dach und Fach zu bringen. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Neidhart: Ich bin mir sicher, dass RWE die noch fehlenden Zähler holen und in der Liga bleiben wird. Von der Größe und den Möglichkeiten her muss sich der Verein meiner Meinung nach auf Dauer zu einer Topmannschaft in der 3. Liga entwickeln und dann auch noch höhere Ziele anstreben. Nur das kann der Anspruch sein.

DFB.de: Worauf wird es beim direkten Duell an der Hafenstraße besonders ankommen?

Neidhart: Nach anfänglichen Problemen in dieser Saison haben es die Essener vor allem in den Heimspielen immer wieder geschafft, die richtige Mentalität und Zweikampfstärke auf den Platz zu bekommen. Deshalb werden sie ihr Ziel auch erreichen. Um dort bestehen zu können, müssen wir von der ersten Minute an voll dagegenhalten.

DFB.de: Schmerzt die Niederlage aus der Hinrunde noch?

Neidhart: Es war damals unsere erste Heimniederlage, bei der wir RWE die beiden Tore in der Anfangsphase jeweils selbst vorgelegt haben und dann ständig einem Rückstand hinterherlaufen mussten. Es bringt nichts, sich damit noch zu beschäftigen. Diesmal wollen wir es besser machen.

DFB.de: Wie sehr sind die beiden Traditionsklubs RWE und SV Waldhof Mannheim vergleichbar?

Neidhart: Wie man es grundsätzlich von Traditionsverein kennt, sind die Erwartungen im Umfeld immer sehr hoch. Es gibt oft nur Schwarz oder Weiß, himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt. Das ist schon sehr ähnlich. Genau wie RWE kann auch der SV Waldhof vor allem im eigenen Stadion durch die Fans eine enorme Wucht entwickeln. Es kommt beispielsweise nicht von ungefähr, dass wir von allen Mannschaften in der Liga die meisten Punkte nach Rückständen geholt und viele Spiele noch umgebogen haben.

DFB.de: Was sind die größten Unterschiede?

Neidhart: Was die Infrastruktur, das Stadion und das neue Trainingsgelände betrifft, ist Rot-Weiss Essen in allen Belangen weiter und besser aufgestellt. Unsere Heimat am Alsenweg versprüht noch den Charme der 1980er Jahre, da ist viel Nostalgie dabei.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft bis 2024. Wird es in der nächsten Saison einen neuen Anlauf auf den Aufstieg geben, falls es in dieser Saison nicht mehr klappt?

Neidhart: Die Ziele des Vereins werden sich nicht ändern, was grundsätzlich auch richtig ist. Wir müssen unsere Möglichkeiten aber realistisch einschätzen. Daher würde ich die Zielsetzung wohl nicht mehr so mutig und offensiv formulieren, wie ich es vor dieser Saison gemacht habe. Es wird sicherlich einige Veränderungen im Kader geben, das ist aber auch notwendig. Eine Lehre aus der aktuellen Spielzeit ist zum Beispiel, dass uns mindestens ein echter Knipser mit einer konstant zweistelligen Torquote fehlt.

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