Neid: "Teilnahme am Turnier in China hat sich gelohnt"

Die Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes hat einen guten Start ins WM-Jahr hingelegt. Beim Vier-Nationen-Turnier in Guangzhou blieb die DFB-Auswahl in den Spielen gegen die USA (0:0), China (0:0) und England (0:0) ungeschlagen und belegte am Ende Platz drei. Welche Eindrücke Silvia Neid aus China mitbringt, schildert die Trainerin im nachfolgenden Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer.

Frage: Silvia Neid, wie fällt Ihr Fazit nach dem ersten Arbeitsbesuch in China in diesem Jahr aus?

Silvia Neid: Der Gesamteindruck, den ich über die acht Tage, die wir in Guangzhou verbracht haben, hat sich immer mehr verdichtet. Ich kann mich insofern nur wiederholen, indem ich sage, dass ich zufrieden bin. Wir haben die sicherlich knapp bemessene Zeit genutzt, um intensiv zu arbeiten. Wir standen täglich zweimal auf dem Trainingsplatz und haben drei Spiele gegen starke Gegner absolviert. Die Mannschaft hat bei diesem Programm trotzdem sehr gut mitgezogen. Man hat gespürt, dass da einige unbedingt auf den WM-Zug aufspringen wollen.

Frage: Welche Eindrücke bleiben aus sportlicher Sicht hängen?

Silvia Neid: Ich muss gestehen, die Mannschaft hat mich positiv überrascht. Berücksichtigt man, dass wir direkt aus der Winterpause kommen, dass wir im Vergleich zu den anderen Nationen kaum miteinander trainieren konnten, dass wir einen langen Flug und den Jetlag wegstecken mussten, hätte ich nicht erwartet, dass wir Spiele gegen Nationen wie die USA, China und England derart kontrollieren würden. Im dritten Spiel mussten wir dem Kräfteverschleiß ein wenig Tribut zollen, das ändert aber nichts daran, dass ich ganz zufrieden nach Hause fliege.

Frage: Wer konnte besonders auf sich aufmerksam machen?

Silvia Neid: Ich werde jetzt noch keine Namen nennen. Unser erweiterter Kader umfasst derzeit 32 Spielerinnen. Ich will allen die Chance geben, sich einmal auf internationalem Parkett zu beweisen. Die nächste Gelegenheit dazu wird beim Algarve Cup vom 7. bis 14. März bestehen. Danach werde ich die Leistungen mit meinen Assistentinnen Maren Meinert und Ulrike Ballweg analysieren. Außerdem werden wir die Spielerinnen in der Bundesliga genau beobachten. Ende Juni, wenn wir in die direkte Vorbereitung auf die WM gehen, werde ich den Kreis der WM-Anwärterinnen auf 24 reduzieren. Zur Weltmeisterschaft selbst dürfen wir dann nur 21 Spielerinnen mitnehmen.

Frage: Auch wenn Sie keine Namen nennen wollen, sind denn in Ihrem Kopf schon Vorentscheidungen gefallen?

Silvia Neid: Nein, auch das nicht. Das wäre verfrüht. In Guangzhou hat sich niemand so präsentiert, dass wir die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Im Gegenteil. Die Spielerinnen machen mir die Entscheidung schwer. Was für eine Trainerin ja eine angenehme Situation ist, das bedeutet, dass man Alternativen hat. Aber die Zusammenstellung des WM-Aufgebots ist insofern ein sensibles Thema, da neben dem Leistungsaspekt, der natürlich das größte Gewicht hat, auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Der Kader sollte ausgewogen besetzt sein und die nominierten Spielerinnen sollten uns Variationsmöglichkeiten eröffnen. Menschlich sollte es auch passen, schließlich werden wir eine ganze Weile zusammen sein. Also, da kommt einiges zusammen, das macht man nicht eben so über Nacht, wir werden das so gewissenhaft machen, wie nur irgend möglich.

Frage: Wie schwer wiegt der Ausfall von Silke Rottenberg?

Silvia Neid: Die Verletzung von Silke ist ein Schock für uns. Dabei kann man fast noch von Glück im Unglück sprechen, dass das jetzt passiert ist und nicht später im Jahr. So fällt sie, wenn alles normal läuft sechs Monate aus, was bedeuten würde, dass sie Ende Juli wieder voll belastbar wäre. Ich wünsche es mir, dass sie bis zur WM wieder fit wird. Silke ist eine Weltklasse-Torhüterin und ein klasse Typ und von daher doppelt wertvoll für eine Mannschaft. Ärgerlich ist auch die Verletzung von Lira Bajramaj. Ich hoffe, dass sich ihre Schulterverletzung als nicht so schwerwiegend herausstellen wird.

Frage: Die Reise nach Guangzhou war auch als organisatorischer Test angedacht. Welche Eindrücke sind diesbezüglich hängen geblieben?

Silvia Neid: Ich denke, auch in dieser Hinsicht haben wir wertvolle Erfahrungen gemacht. Wir haben mitbekommen, dass hier ein anderer Standard herrscht als zu Hause. Das fängt beim Essen an und hört bei den Hotel-Betten auf. Aber wir haben auch gelernt, dass man sich mit manchen Situationen arrangieren kann. China hat sich über die Jahre gewandelt. Das China, das ich bei der WM 1991 kennen gelernt habe, ist nicht mehr mit dem heutigen zu vergleichen. In mancherlei Hinsicht ist das Land viel westlicher geworden. Auch wenn die Chinesen eine eigene Art, eine eigene Mentalität haben, so sind sie doch merklich beweglicher geworden. Beim Vier-Nationen-Turnier waren sie auf jeden Fall gute Gastgeber, weil sie stets bemüht waren, gelegentlich sogar unkonventionell geholfen haben und immer freundlich und höflich waren. Worauf wir nun reagieren wollen, ob wir zum Beispiel einen eigenen Koch mitnehmen, werden wir in den kommenden Monaten sorgfältig beraten. Von meiner Warte aus kann ich sagen: Die Teilnahme am Vier-Nationen-Turnier in Guangzhou hat sich gelohnt.

Weitere Informationen zur Frauen-Nationalmannschaft finden Sie hier

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Die Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes hat einen guten Start ins WM-Jahr hingelegt. Beim Vier-Nationen-Turnier in Guangzhou blieb die DFB-Auswahl in den Spielen gegen die USA (0:0), China (0:0) und England (0:0) ungeschlagen und belegte am Ende Platz drei. Welche Eindrücke Silvia Neid aus China mitbringt, schildert die Trainerin im nachfolgenden Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer.

Frage: Silvia Neid, wie fällt Ihr Fazit nach dem ersten Arbeitsbesuch in China in diesem Jahr aus?

Silvia Neid: Der Gesamteindruck, den ich über die acht Tage, die wir in Guangzhou verbracht haben, hat sich immer mehr verdichtet. Ich kann mich insofern nur wiederholen, indem ich sage, dass ich zufrieden bin. Wir haben die sicherlich knapp bemessene Zeit genutzt, um intensiv zu arbeiten. Wir standen täglich zweimal auf dem Trainingsplatz und haben drei Spiele gegen starke Gegner absolviert. Die Mannschaft hat bei diesem Programm trotzdem sehr gut mitgezogen. Man hat gespürt, dass da einige unbedingt auf den WM-Zug aufspringen wollen.

Frage: Welche Eindrücke bleiben aus sportlicher Sicht hängen?

Silvia Neid: Ich muss gestehen, die Mannschaft hat mich positiv überrascht. Berücksichtigt man, dass wir direkt aus der Winterpause kommen, dass wir im Vergleich zu den anderen Nationen kaum miteinander trainieren konnten, dass wir einen langen Flug und den Jetlag wegstecken mussten, hätte ich nicht erwartet, dass wir Spiele gegen Nationen wie die USA, China und England derart kontrollieren würden. Im dritten Spiel mussten wir dem Kräfteverschleiß ein wenig Tribut zollen, das ändert aber nichts daran, dass ich ganz zufrieden nach Hause fliege.

Frage: Wer konnte besonders auf sich aufmerksam machen?

Silvia Neid: Ich werde jetzt noch keine Namen nennen. Unser erweiterter Kader umfasst derzeit 32 Spielerinnen. Ich will allen die Chance geben, sich einmal auf internationalem Parkett zu beweisen. Die nächste Gelegenheit dazu wird beim Algarve Cup vom 7. bis 14. März bestehen. Danach werde ich die Leistungen mit meinen Assistentinnen Maren Meinert und Ulrike Ballweg analysieren. Außerdem werden wir die Spielerinnen in der Bundesliga genau beobachten. Ende Juni, wenn wir in die direkte Vorbereitung auf die WM gehen, werde ich den Kreis der WM-Anwärterinnen auf 24 reduzieren. Zur Weltmeisterschaft selbst dürfen wir dann nur 21 Spielerinnen mitnehmen.

Frage: Auch wenn Sie keine Namen nennen wollen, sind denn in Ihrem Kopf schon Vorentscheidungen gefallen?

Silvia Neid: Nein, auch das nicht. Das wäre verfrüht. In Guangzhou hat sich niemand so präsentiert, dass wir die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Im Gegenteil. Die Spielerinnen machen mir die Entscheidung schwer. Was für eine Trainerin ja eine angenehme Situation ist, das bedeutet, dass man Alternativen hat. Aber die Zusammenstellung des WM-Aufgebots ist insofern ein sensibles Thema, da neben dem Leistungsaspekt, der natürlich das größte Gewicht hat, auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Der Kader sollte ausgewogen besetzt sein und die nominierten Spielerinnen sollten uns Variationsmöglichkeiten eröffnen. Menschlich sollte es auch passen, schließlich werden wir eine ganze Weile zusammen sein. Also, da kommt einiges zusammen, das macht man nicht eben so über Nacht, wir werden das so gewissenhaft machen, wie nur irgend möglich.

Frage: Wie schwer wiegt der Ausfall von Silke Rottenberg?

Silvia Neid: Die Verletzung von Silke ist ein Schock für uns. Dabei kann man fast noch von Glück im Unglück sprechen, dass das jetzt passiert ist und nicht später im Jahr. So fällt sie, wenn alles normal läuft sechs Monate aus, was bedeuten würde, dass sie Ende Juli wieder voll belastbar wäre. Ich wünsche es mir, dass sie bis zur WM wieder fit wird. Silke ist eine Weltklasse-Torhüterin und ein klasse Typ und von daher doppelt wertvoll für eine Mannschaft. Ärgerlich ist auch die Verletzung von Lira Bajramaj. Ich hoffe, dass sich ihre Schulterverletzung als nicht so schwerwiegend herausstellen wird.

Frage: Die Reise nach Guangzhou war auch als organisatorischer Test angedacht. Welche Eindrücke sind diesbezüglich hängen geblieben?

Silvia Neid: Ich denke, auch in dieser Hinsicht haben wir wertvolle Erfahrungen gemacht. Wir haben mitbekommen, dass hier ein anderer Standard herrscht als zu Hause. Das fängt beim Essen an und hört bei den Hotel-Betten auf. Aber wir haben auch gelernt, dass man sich mit manchen Situationen arrangieren kann. China hat sich über die Jahre gewandelt. Das China, das ich bei der WM 1991 kennen gelernt habe, ist nicht mehr mit dem heutigen zu vergleichen. In mancherlei Hinsicht ist das Land viel westlicher geworden. Auch wenn die Chinesen eine eigene Art, eine eigene Mentalität haben, so sind sie doch merklich beweglicher geworden. Beim Vier-Nationen-Turnier waren sie auf jeden Fall gute Gastgeber, weil sie stets bemüht waren, gelegentlich sogar unkonventionell geholfen haben und immer freundlich und höflich waren. Worauf wir nun reagieren wollen, ob wir zum Beispiel einen eigenen Koch mitnehmen, werden wir in den kommenden Monaten sorgfältig beraten. Von meiner Warte aus kann ich sagen: Die Teilnahme am Vier-Nationen-Turnier in Guangzhou hat sich gelohnt.

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