Neid: "Mit einem Sieg könnten wir die Tabellenführung übernehmen"

Sechs Punkte und 9:1 Tore aus zwei Spielen – mehr geht nicht. Der Start in die WM-Qualifikation der deutschen Frauen-Nationalmannschaft kann getrost als gelungen bezeichnet werden. Mit dem 5:1 über Russland in Siegen und dem 4:0 über Schottland in Bayreuth hat sich die DFB-Auswahl eine gute Basis verschafft. Diese Position soll nun gegen die Schweiz am Samstag im Ulmer Donaustadion (17 Uhr, live im ZDF), ausgebaut werden. Wie die Voraussetzung für diese Begegnung sind, erklärt DFB-Trainerin Silvia Neid im folgenden Interview.

Frage: Silvia Neid, wenn ein Länderspiel gegen die Schweiz ansteht, woran denken Sie dann als erstes?

Silvia Neid: Derzeit auf jeden Fall an unser WM-Qualifikationsspiel in Ulm. Unabhängig des aktuellen Anlasses würde mir aber mein erstes Länderspiel als Aktive einfallen. Es war das erste Frauen-Länderspiel in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes. Ich war damals 18 Jahre alt und es war für mich etwas ganz Besonderes, die Einladung vom DFB zu bekommen. Gero Bisanz hat mich dann zwar zunächst auf die Bank gesetzt, aber in der zweiten Halbzeit bin ich eingewechselt worden und habe auch zwei Tore gemacht. Dieses Spiel werde ich nie vergessen.

Frage: Wenn Sie den Frauenfußball von damals mit dem von heute vergleichen, was hat sich geändert?

Silvia Neid: Sehr viel! Das Spiel ist wesentlich schneller geworden. Die Spielerinnen haben sich in jeglicher Hinsicht weiterentwickelt, sie sind technisch versierter und athletischer geworden. Die Ansprüche im Spitzenbereich sind enorm gestiegen, das heißt, es muss auch viel mehr Zeit ins Training investiert werden. Aber auch in vielen anderen Bereichen hat der Frauenfußball tolle Fortschritte gemacht. Zum Beispiel im Marketing, da hat die Nationalmannschaft in Katjes einen Hauptpartner gewonnen, oder in Sachen Medienpräsenz, da wird mittlerweile fast jedes Länderspiel live übertragen. Aber auch die Strukturen im Spielbetrieb haben sich weiter verbessert, wir haben seit einigen Jahren die eingleisige Bundesliga und seit der vergangenen Saison die zweigeteilte 2. Bundesliga. Dazu stimmt es im Nachwuchsbereich. Auch hier wird nach vorne gedacht. Zu Beginn des Jahres wurde das Mädchenfußball-Programm gestartet, mit dessen Hilfe wir die Zahl der Mädchen-Mannschaften verdoppeln wollen.

Frage: Das klingt nach sehr guten Voraussetzungen für die DFB-Trainerin. Heißt das, sie können sich bei den Länderspielen entspannt zurücklehnen und die Begegnungen in aller Ruhe genießen?

Silvia Neid: Nein, auf keinen Fall. Da wiederhole ich mich gerne: Bei mir ist immer eine gewisse Anspannung da. Das ist unabhängig vom Gegner. Ein Länderspiel ist immer etwas Besonderes für mich. Und außerdem ist es ja nicht so, dass ein Spiel dem anderen gleicht und dass man den Spielverlauf vorhersehen könnte. Und gerade ein WM-Qualifikationsspiel, das vor heimischen Publikum stattfindet und das live im Fernsehen übertragen wird, nehme ich sehr ernst. Natürlich wollen wir nach den beiden Siegen gegen Russland und Schottland unsere Ausgangslage weiter verbessern, einen weiteren Schritt Richtung WM 2007 in China machen. Aber eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, gerade die Schweiz hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte im Frauenfußball gemacht.

Frage: Welche Erwartungen haben Sie für das Spiel in Ulm?

Silvia Neid: Mit einem Sieg könnten wir erstmals die Tabellenführung in der Gruppe 4 übernehmen. Bisher stehen die Russinnen vor uns. Die haben aber zwei Spiele mehr bestritten als wir. Insofern wollen wir natürlich gewinnen. Das erfordert allein schon die Konstellation in unserer Gruppe, schließlich qualifiziert sich nur der Erstplatzierte für die WM.

Frage: Wie schätzen Sie die Mannschaft der Schweiz ein?

Silvia Neid: Wir haben die Schweiz gegen Russland beobachtet, da haben sie mit 0:2 zu Hause verloren. Die Schweiz hat eine gute Spielphilosophie. Die wollen Fußball spielen und nicht mauern. Ich kenne deren Trainerin Beatrice von Siebenthal noch von den U 19-Frauen, sie hat viele junge Spielerinnen in der Frauen-Nationalmannschaft integriert.

Frage: Was wollen Sie dem entgegensetzen?

Silvia Neid: Wir müssen unser Spiel spielen. Das heißt, wir müssen das Tempo hoch halten, viel über die Außen kommen. Da besitzen wir auch noch Steigerungspotenzial. In den Spielen gegen Russland und Schottland haben wir uns das Leben teilweise selbst schwer gemacht. Da hat es einfach zu lange gedauert, bis wir ins Kombinieren gekommen sind. Außerdem ist es wichtig, dass wir Präzision in der Vorbereitung und im Abschluss zeigen.

Frage: Darüber hinaus: Welchen Eindruck hatten Sie zuletzt von Ihrer Mannschaft gewonnen?

Silvia Neid: Die Spielerinnen haben sehr gut mitgezogen. Wir verfügen über viele Spielerinnen, die auf hohem Niveau spielen. Viele Positionen sind bei uns doppelt besetzt. Das heißt, ausschlaggebend für die Nominierung des Kaders ist häufig die aktuelle Form. Mit Fatmire Bajramaj stand gegen Schottland ein Neuling im Kader. Jetzt gegen die Schweiz habe ich mit Patricia Hanebeck ein weiteres Talent nominiert. Die Linie, jungen Spielerinnen eine Chance zu geben, will ich auch beibehalten.

Frage: Können Sie schon etwas zur Aufstellung sagen?

Silvia Neid: Nein, bei der Entscheidung über die Aufstellung fließen die Trainingseindrücke mit ein. Am Spieltag erfährt dann zuerst die Mannschaft in der Abschlussbesprechung die Aufstellung und so bald wir im Stadion sind, wird sie publik gemacht.

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[bild1]Sechs Punkte und 9:1 Tore aus zwei Spielen – mehr geht nicht. Der Start in die WM-Qualifikation der deutschen Frauen-Nationalmannschaft kann getrost als gelungen bezeichnet werden. Mit dem 5:1 über Russland in Siegen und dem 4:0 über Schottland in Bayreuth hat sich die DFB-Auswahl eine gute Basis verschafft. Diese Position soll nun gegen die Schweiz am Samstag im Ulmer Donaustadion (17 Uhr, live im ZDF), ausgebaut werden. Wie die Voraussetzung für diese Begegnung sind, erklärt DFB-Trainerin Silvia Neid im folgenden Interview.



Frage: Silvia Neid, wenn ein Länderspiel gegen die Schweiz ansteht, woran denken Sie dann als erstes?



Silvia Neid: Derzeit auf jeden Fall an unser WM-Qualifikationsspiel in Ulm. Unabhängig des aktuellen Anlasses würde mir aber mein erstes Länderspiel als Aktive einfallen. Es war das erste Frauen-Länderspiel in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes. Ich war damals 18 Jahre alt und es war für mich etwas ganz Besonderes, die Einladung vom DFB zu bekommen. Gero Bisanz hat mich dann zwar zunächst auf die Bank gesetzt, aber in der zweiten Halbzeit bin ich eingewechselt worden und habe auch zwei Tore gemacht. Dieses Spiel werde ich nie vergessen.



Frage: Wenn Sie den Frauenfußball von damals mit dem von heute vergleichen, was hat sich geändert?



Silvia Neid: Sehr viel! Das Spiel ist wesentlich schneller geworden. Die Spielerinnen haben sich in jeglicher Hinsicht weiterentwickelt, sie sind technisch versierter und athletischer geworden. Die Ansprüche im Spitzenbereich sind enorm gestiegen, das heißt, es muss auch viel mehr Zeit ins Training investiert werden. Aber auch in vielen anderen Bereichen hat der Frauenfußball tolle Fortschritte gemacht. Zum Beispiel im Marketing, da hat die Nationalmannschaft in Katjes einen Hauptpartner gewonnen, oder in Sachen Medienpräsenz, da wird mittlerweile fast jedes Länderspiel live übertragen. Aber auch die Strukturen im Spielbetrieb haben sich weiter verbessert, wir haben seit einigen Jahren die eingleisige Bundesliga und seit der vergangenen Saison die zweigeteilte 2. Bundesliga. Dazu stimmt es im Nachwuchsbereich. Auch hier wird nach vorne gedacht. Zu Beginn des Jahres wurde das Mädchenfußball-Programm gestartet, mit dessen Hilfe wir die Zahl der Mädchen-Mannschaften verdoppeln wollen.



Frage: Das klingt nach sehr guten Voraussetzungen für die DFB-Trainerin. Heißt das, sie können sich bei den Länderspielen entspannt zurücklehnen und die Begegnungen in aller Ruhe genießen?



Silvia Neid: Nein, auf keinen Fall. Da wiederhole ich mich gerne: Bei mir ist immer eine gewisse Anspannung da. Das ist unabhängig vom Gegner. Ein Länderspiel ist immer etwas Besonderes für mich. Und außerdem ist es ja nicht so, dass ein Spiel dem anderen gleicht und dass man den Spielverlauf vorhersehen könnte. Und gerade ein WM-Qualifikationsspiel, das vor heimischen Publikum stattfindet und das live im Fernsehen übertragen wird, nehme ich sehr ernst. Natürlich wollen wir nach den beiden Siegen gegen Russland und Schottland unsere Ausgangslage weiter verbessern, einen weiteren Schritt Richtung WM 2007 in China machen. Aber eine Selbstverständlichkeit ist das nicht, gerade die Schweiz hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte im Frauenfußball gemacht.



Frage: Welche Erwartungen haben Sie für das Spiel in Ulm?



Silvia Neid: Mit einem Sieg könnten wir erstmals die Tabellenführung in der Gruppe 4 übernehmen. Bisher stehen die Russinnen vor uns. Die haben aber zwei Spiele mehr bestritten als wir. Insofern wollen wir natürlich gewinnen. Das erfordert allein schon die Konstellation in unserer Gruppe, schließlich qualifiziert sich nur der Erstplatzierte für die WM.



Frage: Wie schätzen Sie die Mannschaft der Schweiz ein?



Silvia Neid: Wir haben die Schweiz gegen Russland beobachtet, da haben sie mit 0:2 zu Hause verloren. Die Schweiz hat eine gute Spielphilosophie. Die wollen Fußball spielen und nicht mauern. Ich kenne deren Trainerin Beatrice von Siebenthal noch von den U 19-Frauen, sie hat viele junge Spielerinnen in der Frauen-Nationalmannschaft integriert.



Frage: Was wollen Sie dem entgegensetzen?



Silvia Neid: Wir müssen unser Spiel spielen. Das heißt, wir müssen das Tempo hoch halten, viel über die Außen kommen. Da besitzen wir auch noch Steigerungspotenzial. In den Spielen gegen Russland und Schottland haben wir uns das Leben teilweise selbst schwer gemacht. Da hat es einfach zu lange gedauert, bis wir ins Kombinieren gekommen sind. Außerdem ist es wichtig, dass wir Präzision in der Vorbereitung und im Abschluss zeigen.



Frage: Darüber hinaus: Welchen Eindruck hatten Sie zuletzt von Ihrer Mannschaft gewonnen?



Silvia Neid: Die Spielerinnen haben sehr gut mitgezogen. Wir verfügen über viele Spielerinnen, die auf hohem Niveau spielen. Viele Positionen sind bei uns doppelt besetzt. Das heißt, ausschlaggebend für die Nominierung des Kaders ist häufig die aktuelle Form. Mit Fatmire Bajramaj stand gegen Schottland ein Neuling im Kader. Jetzt gegen die Schweiz habe ich mit Patricia Hanebeck ein weiteres Talent nominiert. Die Linie, jungen Spielerinnen eine Chance zu geben, will ich auch beibehalten.



Frage: Können Sie schon etwas zur Aufstellung sagen?



Silvia Neid: Nein, bei der Entscheidung über die Aufstellung fließen die Trainingseindrücke mit ein. Am Spieltag erfährt dann zuerst die Mannschaft in der Abschlussbesprechung die Aufstellung und so bald wir im Stadion sind, wird sie publik gemacht.