Nationalmannschaft: Jürgen Klinsmann sorgt für Novum

Die deutsche Nationalmannschaft hat einen Tag nach der Ankunft im Iran bei einer improvisierten Stadtrundfahrt in Teheran die überwältigende Gastfreundschaft und Begeisterung der iranischen Bevölkerung genossen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der mit der Sightseeing-Tour am Freitagvormittag für ein DFB-Novum sorgte, freute sich im Vorfeld des Länderspiels heute gegen die Auswahl des Gastgebers Iran (18.00 Uhr MESZ/live im ZDF) über den begeisternden Empfang.

Unter anderem besichtigten die deutschen Nationalspieler den ehemaligen Schah-Palast Saad Abad, „damit wir uns ein kleines Bild über die Geschichte machen konnten und ein Gefühl bekommen, wo man ist“, erklärte Klinsmann.

Riesenandrang bei der Pressekonferenz

Auch bei der Pressekonferenz am Freitag im „Azadi Grand Hotel“ wurde der sonst übliche Rahmen gesprengt. Über 200 Medienvertreter, fast wie vor einem WM-Finale, drängelten sich um Klinsmann und Ballack und machten so erneut die Bedeutung des Gastspiels deutlich. „Wir möchten uns noch einmal bei der iranischen Bevölkerung für den überwältigenden und tollen Empfang bedanken. Diese Begeisterung ist schon enorm“, meinte der Bundestrainer. Unterstützt wird die deutsche Delegation vom ehemaligen Bundesliga-Trainer Rainer Zobel, der den iranischen Verein Pirouzi betreut.

Derweil machte Klinsmann gleichzeitig deutlich, „dass wir hier eine klare Aufgabe haben. Für uns ist das ein weiterer wichtiger Test für 2006, den wir gewinnen wollen. Wir wollen die positiven Ansätze fortführen.“ Bei allem Respekt vor dem Iran wolle man erneut auch nach vorne spielen, „wir werden, wohl wissend, dass der Iran von 100.000 Zuschauern unterstützt wird, unser eigenes Spiel machen“.

Am Abend absolvierte die Mannschaft eine öffentliche Trainingseinheit im Azadi-Stadion, in dem heute auch das Freundschaftsländerspiel stattfinden wird.

Bereits am Donnerstag in Teheran gelandet

Die Nationalmannschaft war bereits am Donnerstag wohlbehalten in Teheran gelandet und dort begeistert empfangen worden. Der erste Besuch einer führenden westlichen Fußball-Nation im Iran seit der Revolution 1978 löste in der Hauptstadt eine ungeahnte Begeisterung aus. Als Bundestrainer Jürgen Klinsmann und seine Mannschaft nach der Landung um 14.34 Ortszeit den Flughafen Mehrabad verlassen wollten, versperrten ihnen Tausende Iraner in der Empfangshalle den Weg. Sicherheitskräfte mussten den DFB-Tross unter größten Mühen weg von der jubelnden Masse durch einen Hinterausgang eskortieren.

"So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Nationalspieler Christian Wörns, "das ist beeindruckend und überwältigend." Auch der halbstündige Transfer ins Hotel wurde zum Triumphzug für die deutsche Reisegesellschaft. Die Iraner winkten aus ihren Autos und von ihren Motorräder, Hupkonzerte begleiteten die Fahrt in die fünf Kilometer entfernte Innenstadt. "Das war wunderbar. Es ist schön, als Auswärtsmannschaft so herzlich empfangen zu werden", meinte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff.

Löw reagiert auf Kritik von Werder Bremen

Einen Tag vor dem Abflug hatte Assistenztrainer Joachim Löw Stellung zur Kritik des Deutschen Meisters Werder Bremen bezogen. "Die Kritik aus Bremen ist absolut überzogen, nachdem es zuvor Gespräche gegeben hat. Es kann nicht sein, dass man uns die Aufstellung diktieren möchte", machte Löw am Mittwoch den Unmut des DFB-Stabes deutlich. "Dass fünf Spieler aus Bremen zuletzt zum Kreis der Nationalmannschaft gehört haben, wertet einen Verein doch auch auf. Wir lassen uns nicht den Vorwurf machen, dass die Spieler bei uns im Urlaub sind. Wir trainieren so intensiv, dass die Spieler im Rhythmus bleiben", sagte der Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann weiter.

Nach dem Brasilien-Länderspiel im September (1:1) hatten Bremens Trainer Thomas Schaaf und Werder-Sportdirektor Klaus Allofs an Klinsmanns Aufstellung Kritik geübt, weil die Spieler des Deutschen Meisters ihrer Meinung nach nicht genügend zum Einsatz gekommen seien.

Für Löw ist es ein Unding, "dass man von Vereinsseite aus mit Konsequenzen droht". Auch die anderen Vorwürfe seien "völlig unverständlich". Frank Fahrenhorst habe man in Österreich zu seinem Debüt verholfen, auch Tim Borowski und Miroslav Klose hätten ihre Chance erhalten. Zudem habe man die Spieler "auch über Gespräche stark gemacht". Es könne eben nicht immer sein, "dass alle zum Einsatz kommen".

Derweil standen am Mittwoch für die Nationalspieler Hausaufgaben ganz anderer Art auf dem Programm. Für die Reise in den Iran wurden die Spieler mit den besonderen Umständen in einem islamistischen Land vertraut gemacht. Dafür haben Bundestrainer Jürgen Klinsmann, Teammanager Oliver Bierhoff und Assistenztrainer Joachim Löw für die Spieler sogar schriftliches Material vorbereitet, "weil wir doch in eine unbekannte Welt kommen", wie Löw erklärte.

Klinsmann ist sich bewusst, dass der erste Auftritt einer DFB-Auswahl im Iran "etwas ganz Außergewöhnliches ist". Man wüsste eben nicht, was einen erwartet. "Es ist schon etwas Ungewisses. Da kommt Einiges auf uns zu", erklärte der 40-Jährige: "Das ist eine Lebenserfahrung für sich, sich dort zwei, drei Tage zu bewegen. Meine Spieler sollen ein Gefühl für Land und Leute entwickeln".

Spieler werden auf andere Religion eingestellt

"Andere Religion, andere Sprache, andere Gebräuche, andere Verhaltensweise - da muss man die Spieler darauf einstellen. Sie müssen sich auch entsprechend aufführen", sagte Löw. Selbst beim knapp fünfstündigen Condor-Charterflug DE 9102 am Donnerstag von München nach Teheran setzte sich der DFB-Tross mit einem Filmbeitrag an Bord abschließend noch einmal mit den Verhaltensregeln im Mullah-Staat auseinander.

Ein Bild über ihre eigene Leistungsstärke können sich die Spieler künftig auch per DVD machen. Vor dem Abflug nach Teheran erhielt jeder Spieler eine DVD mit 10 bis 20 positiven und negativen Szenen aus dem Österreich- und dem Brasilien-Länderspiel. "Wir werden das mit den Spielern in den nächsten Tagen durchgehen, damit sie auch optisch sehen, was gut oder was schlecht ist. Nur so können sie sich verbessern."

Fitness-Tests "umfassend und abschließend" ausgewertet

Bereits "umfassend und abschließend" ausgewertet wurden die in Berlin durchgeführten Fitness-Tests der extra eingeflogenen US-Trainer. "Fußball ist so komplex, da gibt es nahezu bei allen Spieler etwas zu verbessern. Wir werden jetzt mit den Spielern reden und dann zusammen mit den Vereinstrainern nach Lösungen suchen", berichtete Löw. Dies müsse aber mit den Vereinen klar abgesprochen sein, "doch auch die müssen ein Interesse haben, dass sich die Spieler verbessern". Im Abstand von einem halben Jahr sollen Kontrolltests folgen, "da wollen wir schon sehen, dass die Spieler ihre Hausaufgaben machen".

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Die deutsche Nationalmannschaft hat einen Tag nach der Ankunft im Iran bei einer improvisierten Stadtrundfahrt in Teheran die überwältigende Gastfreundschaft und Begeisterung der iranischen Bevölkerung genossen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der mit der Sightseeing-Tour am Freitagvormittag für ein DFB-Novum sorgte, freute sich im Vorfeld des Länderspiels heute gegen die Auswahl des Gastgebers Iran (18.00 Uhr MESZ/live im ZDF) über den begeisternden Empfang.



Unter anderem besichtigten die deutschen Nationalspieler den ehemaligen Schah-Palast Saad Abad, „damit wir uns ein kleines Bild über die Geschichte machen konnten und ein Gefühl bekommen, wo man ist“, erklärte Klinsmann.



Riesenandrang bei der Pressekonferenz



Auch bei der Pressekonferenz am Freitag im „Azadi Grand Hotel“ wurde der sonst übliche Rahmen gesprengt. Über 200 Medienvertreter, fast wie vor einem WM-Finale, drängelten sich um Klinsmann und Ballack und machten so erneut die Bedeutung des Gastspiels deutlich. „Wir möchten uns noch einmal bei der iranischen Bevölkerung für den überwältigenden und tollen Empfang bedanken. Diese Begeisterung ist schon enorm“, meinte der Bundestrainer. Unterstützt wird die deutsche Delegation vom ehemaligen Bundesliga-Trainer Rainer Zobel, der den iranischen Verein Pirouzi betreut.



Derweil machte Klinsmann gleichzeitig deutlich, „dass wir hier eine klare Aufgabe haben. Für uns ist das ein weiterer wichtiger Test für 2006, den wir gewinnen wollen. Wir wollen die positiven Ansätze fortführen.“ Bei allem Respekt vor dem Iran wolle man erneut auch nach vorne spielen, „wir werden, wohl wissend, dass der Iran von 100.000 Zuschauern unterstützt wird, unser eigenes Spiel machen“.



Am Abend absolvierte die Mannschaft eine öffentliche Trainingseinheit im Azadi-Stadion, in dem heute auch das Freundschaftsländerspiel stattfinden wird.




Bereits am Donnerstag in Teheran gelandet



Die Nationalmannschaft war bereits am Donnerstag wohlbehalten in Teheran gelandet und dort begeistert empfangen worden. Der erste Besuch einer führenden westlichen Fußball-Nation im Iran seit der Revolution 1978 löste in der Hauptstadt eine ungeahnte Begeisterung aus. Als Bundestrainer Jürgen Klinsmann und seine Mannschaft nach der Landung um 14.34 Ortszeit den Flughafen Mehrabad verlassen wollten, versperrten ihnen Tausende Iraner in der Empfangshalle den Weg. Sicherheitskräfte mussten den DFB-Tross unter größten Mühen weg von der jubelnden Masse durch einen Hinterausgang eskortieren.



"So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Nationalspieler
Christian Wörns, "das ist beeindruckend und überwältigend." Auch
der halbstündige Transfer ins Hotel wurde zum Triumphzug für die deutsche Reisegesellschaft. Die Iraner winkten aus ihren Autos und von ihren Motorräder, Hupkonzerte begleiteten die Fahrt in die fünf Kilometer entfernte Innenstadt. "Das war wunderbar. Es ist schön, als Auswärtsmannschaft so herzlich empfangen zu werden", meinte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff.



Löw reagiert auf Kritik von Werder Bremen



Einen Tag vor dem Abflug hatte Assistenztrainer Joachim Löw Stellung zur Kritik des Deutschen Meisters Werder Bremen bezogen. "Die Kritik aus Bremen ist absolut überzogen, nachdem es zuvor Gespräche gegeben hat. Es kann nicht sein, dass man uns die Aufstellung diktieren möchte", machte Löw am Mittwoch den Unmut des DFB-Stabes deutlich. "Dass fünf Spieler aus Bremen zuletzt zum Kreis der Nationalmannschaft gehört haben, wertet einen Verein doch auch auf. Wir lassen uns nicht den Vorwurf machen, dass die Spieler bei uns im Urlaub sind. Wir trainieren so intensiv, dass die Spieler im Rhythmus bleiben", sagte der Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann weiter.



Nach dem Brasilien-Länderspiel im September (1:1) hatten Bremens
Trainer Thomas Schaaf und Werder-Sportdirektor Klaus Allofs an Klinsmanns Aufstellung Kritik geübt, weil die Spieler des Deutschen Meisters ihrer Meinung nach nicht genügend zum Einsatz gekommen seien.



Für Löw ist es ein Unding, "dass man von Vereinsseite aus mit
Konsequenzen droht". Auch die anderen Vorwürfe seien "völlig
unverständlich". Frank Fahrenhorst habe man in Österreich zu seinem Debüt verholfen, auch Tim Borowski und Miroslav Klose hätten ihre Chance erhalten. Zudem habe man die Spieler "auch über Gespräche stark gemacht". Es könne eben nicht immer sein, "dass alle zum Einsatz kommen".



Derweil standen am Mittwoch für die Nationalspieler Hausaufgaben ganz anderer Art auf dem Programm. Für die Reise in den Iran wurden die Spieler mit den besonderen Umständen in einem islamistischen Land vertraut gemacht. Dafür haben Bundestrainer Jürgen Klinsmann, Teammanager Oliver Bierhoff und Assistenztrainer Joachim Löw für die Spieler sogar schriftliches Material vorbereitet, "weil wir doch in eine unbekannte Welt kommen", wie Löw erklärte.



Klinsmann ist sich bewusst, dass der erste Auftritt einer DFB-Auswahl im Iran "etwas ganz Außergewöhnliches ist". Man wüsste eben nicht, was einen erwartet. "Es ist schon etwas Ungewisses. Da kommt Einiges auf uns zu", erklärte der 40-Jährige: "Das ist eine Lebenserfahrung für sich, sich dort zwei, drei Tage zu bewegen. Meine Spieler sollen ein Gefühl für Land und Leute entwickeln".



Spieler werden auf andere Religion eingestellt



"Andere Religion, andere Sprache, andere Gebräuche, andere
Verhaltensweise - da muss man die Spieler darauf einstellen. Sie
müssen sich auch entsprechend aufführen", sagte Löw. Selbst beim knapp fünfstündigen Condor-Charterflug DE 9102 am Donnerstag von München nach Teheran setzte sich der DFB-Tross mit einem Filmbeitrag an Bord abschließend noch einmal mit den Verhaltensregeln im Mullah-Staat auseinander.



Ein Bild über ihre eigene Leistungsstärke können sich die
Spieler künftig auch per DVD machen. Vor dem Abflug nach Teheran
erhielt jeder Spieler eine DVD mit 10 bis 20 positiven und
negativen Szenen aus dem Österreich- und dem Brasilien-Länderspiel. "Wir werden das mit den Spielern in den nächsten Tagen durchgehen, damit sie auch optisch sehen, was gut oder was schlecht ist. Nur so können sie sich verbessern."



Fitness-Tests "umfassend und abschließend" ausgewertet



Bereits "umfassend und abschließend" ausgewertet wurden die in Berlin durchgeführten Fitness-Tests der extra eingeflogenen US-Trainer. "Fußball ist so komplex, da gibt es nahezu bei allen Spieler etwas zu verbessern. Wir werden jetzt mit den Spielern reden und dann zusammen mit den Vereinstrainern nach Lösungen suchen", berichtete Löw. Dies müsse aber mit den Vereinen klar abgesprochen sein, "doch auch die müssen ein Interesse haben, dass sich die Spieler verbessern". Im Abstand von einem halben Jahr sollen Kontrolltests folgen, "da wollen wir schon sehen, dass die Spieler ihre Hausaufgaben machen".