Nadine Prohaska: "Deutschland zu ärgern, wäre schon cool"

Mittelfeld, Rückennummer acht, der Name ist Prohaska. Doch die Rede ist nicht von Herbert Prohaska, Österreichs Fußballer des Jahrhunderts, gemeint ist vielmehr Nadine Prohaska. Ein Verwandtschaftsverhältnis bestehe nicht, sagt die 28-jährige, die seit dieser Saison beim SC Sand in der Allianz Frauen-Bundesliga unter Vertrag steht. 86-mal trug Nadine Prohaska bereits das Trikot der österreichischen Nationalmannschaft, mit der sie bei EM 2017 überraschend ins Halbfinale einzog und am Samstag (ab 14 Uhr, live im ZDF) in Essen auf die DFB-Frauen trifft. Im DFB.de-Interview spricht die Wienerin überdas Prestigeduell und ihren berühmten Namensvetter.

DFB.de: Frau Prohaska, Sie bringen mit 86 Länderspielen viel Erfahrung ins Nationalteam ein.

Nadine Prohaska: Ich versuche, immer mein Bestes zu geben, und möchte natürlich in der Startelf stehen. Im Team haben wir Spaß. Wir verstehen uns total gut, haben auch außerhalb des Nationalteams Kontakt. Es gibt keine Gruppenbildung.

DFB.de: Welche Momente der EM 2017 bleiben Ihnen in Erinnerung?

Prohaska: Die gesamte EM werde ich nie vergessen. Das gemeinsam zu erleben, war etwas ganz Besonderes. Es ist schwierig, das zu beschreiben, ein ganz eigenes Gefühl.

DFB.de: Wie nachhaltig ist die Begeisterung für Frauenfußball in Österreich seit dem EM-Hype?

Prohaska: Die Aufmerksamkeit ist allgemein gestiegen, das Nationalteam steht mehr im Fokus. Wir sind mittlerweile zu vielen Events eingeladen. Die Berichterstattung hat sich weiterentwickelt, das Interesse ist nach wie vor hoch. Ich hoffe, wir können das weiter ausbauen. Länderspiele wie jetzt gegen Deutschland bedeuten natürlich auch eine Wertschätzung für unsere Leistungen.

DFB.de: Was ist denn drin fürs ÖFB-Team in Essen?

Prohaska: Ich hoffe, wir können die Deutschen ein bisschen ärgern. So wie vor zwei Jahren beim 2:4 in Regensburg. Das ist jedenfalls unser Ziel. Vielleicht gelingt uns ja sogar eine Überraschung - das wäre richtig cool. Ich freue mich auf jeden Fall riesig auf die Partie. Die ist ja bereits besonders, weil viele unserer Nationalspielerinnen in Deutschland aktiv sind.

DFB.de: Warum gibt es so viele Österreicherinnen in der Allianz Frauen-Bundesliga?

Prohaska: In unserer österreichischen Bundesliga ist die allgemeine Wertschätzung leider nicht so groß. 50 bis 100 Zuschauer im Schnitt sind sehr schade. Aber es geht etwas voran. Ich glaube, dass wir durch die unerwartet erfolgreiche EM viele kleine Mädchen begeistern konnten. Und ich hoffe, dass das nicht abflacht, sondern wir da etwas entwickeln können. Ich bin durchaus optimistisch. Wenn Profivereine wie Rapid, Austria oder Salzburg auch ein Frauenteam hätten, würde das sicher etwas bewirken. Das gibt es bisher nur in St. Pölten und bei Sturm Graz.

DFB.de: Wann und warum haben Sie Ihre Liebe zum Fußball entdeckt?

Prohaska: In der Volksschule habe ich auf dem Schulhof in der Pause immer mit den Burschen gekickt. Fußball zu spielen hat mir einfach riesigen Spaß gemacht. Ein Freund von mir war in einem Verein und hat mich gefragt, ob ich mitkommen mag. Ich glaube, da war ich acht Jahre alt. Bei Post SV in Hernals habe ich dann in der U 9 begonnen. Als einziges Mädchen. Mit 14 bin ich zu Landhaus Wien gewechselt, später zum Rekordmeister SV Neulengbach.

DFB.de: Von 2009 bis 2011 haben Sie bei Bayern München gespielt, sind aber wieder nach Österreich zurückgekehrt.

Prohaska: Damals, mit 19 Jahren, habe ich Ehrgeiz und Talent gespürt. Ich wollte es daher in München probieren, konnte mich aber nicht wie erhofft durchsetzen. Wegen meines Jura-Studiums in Linz bin ich zurückgegangen, weil es schwer war, München mit den Prüfungen zu koordinieren. Jetzt stehe ich kurz vor dem Abschluss in Wirtschaftsrecht. Mal sehen, was ich daraus machen kann. Vielleicht mache ich noch einen Master in Sportrecht oder so.

DFB.de: Diesen Sommer sind Sie vom SKN St. Pölten zum SC Sand gewechselt. Warum dorthin und nicht nach Spanien oder einem größeren Klub in England oder Italien?

Prohaska: Ich war beim Probetraining in Sand, es hat mir dort gut gefallen. Und im Team mit weiteren Österreicherinnen ist es auch einfacher und geht schneller, sich einzuleben. Es ist allerdings ein Unterschied, nicht in einer großen Stadt zu sein, etwa meiner Heimatstadt Wien. Aber ich fühle mich wohl auf dem Land.

DFB.de: Wirkt sich das auf den Kontakt zur Familie aus?

Prohaska: Früher waren meine Eltern fast bei jedem Spiel. Jetzt waren sie auch zu unserem ersten Bundesligaspiel mit dem SC Sand da. Ich schaue aber auch gerne mal daheim in Wien vorbei, wenn die Zeit das zulässt.

DFB.de: Nervt die Frage eigentlich, ob Sie mit "Schneckerl" Herbert Prohaska verwandt sind?

Prohaska: Es kommt natürlich oft vor, aber es nervt mich nicht. Ich spiele Fußball, heiße Prohaska und habe auch noch dieselbe Rückennummer, die Acht. Es passt zufällig alles zusammen. Da kann man schon mal nachfragen. Aber es gibt keine Verbindung.

DFB.de: Was bedeutet eigentlich "Schneckerl"?

Prohaska: Das sind gelockte Haare. Eine weitere Übereinstimmung übrigens zu Herbert Prohaska. Denn "Schneckerl" habe ich auch, wenn ich nicht gerade meine Naturlocken geglättet habe. (lacht)

[rh]

Mittelfeld, Rückennummer acht, der Name ist Prohaska. Doch die Rede ist nicht von Herbert Prohaska, Österreichs Fußballer des Jahrhunderts, gemeint ist vielmehr Nadine Prohaska. Ein Verwandtschaftsverhältnis bestehe nicht, sagt die 28-jährige, die seit dieser Saison beim SC Sand in der Allianz Frauen-Bundesliga unter Vertrag steht. 86-mal trug Nadine Prohaska bereits das Trikot der österreichischen Nationalmannschaft, mit der sie bei EM 2017 überraschend ins Halbfinale einzog und am Samstag (ab 14 Uhr, live im ZDF) in Essen auf die DFB-Frauen trifft. Im DFB.de-Interview spricht die Wienerin überdas Prestigeduell und ihren berühmten Namensvetter.

DFB.de: Frau Prohaska, Sie bringen mit 86 Länderspielen viel Erfahrung ins Nationalteam ein.

Nadine Prohaska: Ich versuche, immer mein Bestes zu geben, und möchte natürlich in der Startelf stehen. Im Team haben wir Spaß. Wir verstehen uns total gut, haben auch außerhalb des Nationalteams Kontakt. Es gibt keine Gruppenbildung.

DFB.de: Welche Momente der EM 2017 bleiben Ihnen in Erinnerung?

Prohaska: Die gesamte EM werde ich nie vergessen. Das gemeinsam zu erleben, war etwas ganz Besonderes. Es ist schwierig, das zu beschreiben, ein ganz eigenes Gefühl.

DFB.de: Wie nachhaltig ist die Begeisterung für Frauenfußball in Österreich seit dem EM-Hype?

Prohaska: Die Aufmerksamkeit ist allgemein gestiegen, das Nationalteam steht mehr im Fokus. Wir sind mittlerweile zu vielen Events eingeladen. Die Berichterstattung hat sich weiterentwickelt, das Interesse ist nach wie vor hoch. Ich hoffe, wir können das weiter ausbauen. Länderspiele wie jetzt gegen Deutschland bedeuten natürlich auch eine Wertschätzung für unsere Leistungen.

DFB.de: Was ist denn drin fürs ÖFB-Team in Essen?

Prohaska: Ich hoffe, wir können die Deutschen ein bisschen ärgern. So wie vor zwei Jahren beim 2:4 in Regensburg. Das ist jedenfalls unser Ziel. Vielleicht gelingt uns ja sogar eine Überraschung - das wäre richtig cool. Ich freue mich auf jeden Fall riesig auf die Partie. Die ist ja bereits besonders, weil viele unserer Nationalspielerinnen in Deutschland aktiv sind.

DFB.de: Warum gibt es so viele Österreicherinnen in der Allianz Frauen-Bundesliga?

Prohaska: In unserer österreichischen Bundesliga ist die allgemeine Wertschätzung leider nicht so groß. 50 bis 100 Zuschauer im Schnitt sind sehr schade. Aber es geht etwas voran. Ich glaube, dass wir durch die unerwartet erfolgreiche EM viele kleine Mädchen begeistern konnten. Und ich hoffe, dass das nicht abflacht, sondern wir da etwas entwickeln können. Ich bin durchaus optimistisch. Wenn Profivereine wie Rapid, Austria oder Salzburg auch ein Frauenteam hätten, würde das sicher etwas bewirken. Das gibt es bisher nur in St. Pölten und bei Sturm Graz.

DFB.de: Wann und warum haben Sie Ihre Liebe zum Fußball entdeckt?

Prohaska: In der Volksschule habe ich auf dem Schulhof in der Pause immer mit den Burschen gekickt. Fußball zu spielen hat mir einfach riesigen Spaß gemacht. Ein Freund von mir war in einem Verein und hat mich gefragt, ob ich mitkommen mag. Ich glaube, da war ich acht Jahre alt. Bei Post SV in Hernals habe ich dann in der U 9 begonnen. Als einziges Mädchen. Mit 14 bin ich zu Landhaus Wien gewechselt, später zum Rekordmeister SV Neulengbach.

DFB.de: Von 2009 bis 2011 haben Sie bei Bayern München gespielt, sind aber wieder nach Österreich zurückgekehrt.

Prohaska: Damals, mit 19 Jahren, habe ich Ehrgeiz und Talent gespürt. Ich wollte es daher in München probieren, konnte mich aber nicht wie erhofft durchsetzen. Wegen meines Jura-Studiums in Linz bin ich zurückgegangen, weil es schwer war, München mit den Prüfungen zu koordinieren. Jetzt stehe ich kurz vor dem Abschluss in Wirtschaftsrecht. Mal sehen, was ich daraus machen kann. Vielleicht mache ich noch einen Master in Sportrecht oder so.

DFB.de: Diesen Sommer sind Sie vom SKN St. Pölten zum SC Sand gewechselt. Warum dorthin und nicht nach Spanien oder einem größeren Klub in England oder Italien?

Prohaska: Ich war beim Probetraining in Sand, es hat mir dort gut gefallen. Und im Team mit weiteren Österreicherinnen ist es auch einfacher und geht schneller, sich einzuleben. Es ist allerdings ein Unterschied, nicht in einer großen Stadt zu sein, etwa meiner Heimatstadt Wien. Aber ich fühle mich wohl auf dem Land.

DFB.de: Wirkt sich das auf den Kontakt zur Familie aus?

Prohaska: Früher waren meine Eltern fast bei jedem Spiel. Jetzt waren sie auch zu unserem ersten Bundesligaspiel mit dem SC Sand da. Ich schaue aber auch gerne mal daheim in Wien vorbei, wenn die Zeit das zulässt.

DFB.de: Nervt die Frage eigentlich, ob Sie mit "Schneckerl" Herbert Prohaska verwandt sind?

Prohaska: Es kommt natürlich oft vor, aber es nervt mich nicht. Ich spiele Fußball, heiße Prohaska und habe auch noch dieselbe Rückennummer, die Acht. Es passt zufällig alles zusammen. Da kann man schon mal nachfragen. Aber es gibt keine Verbindung.

DFB.de: Was bedeutet eigentlich "Schneckerl"?

Prohaska: Das sind gelockte Haare. Eine weitere Übereinstimmung übrigens zu Herbert Prohaska. Denn "Schneckerl" habe ich auch, wenn ich nicht gerade meine Naturlocken geglättet habe. (lacht)

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