Münsters Klingenburg: "Es kann eine schöne Reise werden"

Traumeinstand, Spitzenreiter, Führender der Torschützenliste: Für René Klingenburg liefen die ersten Wochen im Trikot des Drittligisten SC Preußen Münster wie gemalt. Der 24 Jahre alte Offensivspieler, der von der Oberligamannschaft des FC Schalke 04 zum SC Preußen gewechselt war, hat sich auf Anhieb zu einem Leistungsträger entwickelt. Gleich zum Saisonauftakt bei Fortuna Köln (4:1) steuerte Klingenburg einen Doppelpack bei, nach vier Spieltagen in der 3. Liga ist er mit vier Treffern der gefährlichste Spieler der Liga. Auch dank der Tore des wuchtigen 1,90-Meter-Hünen rangiert Münster mit neun von zwölf möglichen Punkten an der Spitze.

Übermütig wird Klingenburg nach den erfolgreichen ersten Spielen mit seinem neuen Verein aber nicht: "Die Saison ist noch jung", sagt der langjährige Nachwuchsspieler des FC Schalke 04 im Gespräch mit DFB.de. "Es ist in der sehr ausgeglichenen Liga noch lange nicht abzusehen, welche Mannschaften oben mitspielen werden. Klar ist aber, dass wir hervorragend aus den Startlöchern gekommen sind und in den vergangenen Wochen viel Selbstvertrauen getankt haben. Dass es auch für mich persönlich so gut läuft, ist klasse."

Nicht der erste Anlauf als Profi

Vier Tore in den ersten vier Drittligaspielen seiner Karriere: Das kann sich sehen lassen. Allerdings ist Klingenburg kein typischer Senkrechtstarter. Bis zu seinem Profidebüt war es ein steiniger Weg. Schon 2012 hatte es so ausgesehen, als würde Klingenburg Profi werden. Der damals 18-Jährige wurde Deutscher A-Junioren-Meister mit Schalke 04 und erhielt bei den Königsblauen einen Profivertrag. Doch Klingenburg sollte bei den S04-Profis nie zum Einsatz kommen. Einige Jahre und Spielzeiten bei Viert- und Fünftligisten später ist Klingenburg nun in Münster angekommen und sorgt aktuell mächtig für Furore.

Macht Klingenburg in den nächsten Wochen so weiter, könnte er seinen lange ersehnten Durchbruch schaffen. Warum der so talentierte U 19-Meister von 2012 damals bei Schalke nicht den Sprung zu den Profis schaffte? Dafür hat Klingenburg eine Erklärung parat. "Ich hatte fußballerisch zwar das Zeug dazu, um bei Schalke sofort durchzustarten, aber ich war vom Kopf her noch nicht so weit", bekennt er freimütig.

Klingenburg weiter: "Auf dem Papier war ich Profi, im Kopf nicht. Ich habe mich neben dem Fußball mit vielen anderen Dingen beschäftigt und war etwas aufmüpfig. Wenn du dann als so junger Spieler Angebote vom FC Bayern sowie vom AC Milan bekommst und einen Profivertrag bei Schalke 04 unterschreibst, ist es nicht einfach, damit richtig umzugehen. Ich habe das nicht geschafft. Mittlerweile ist mir klar, dass damals meine Zeit einfach noch nicht gekommen war. Es ging für mich erst einmal darum, mich menschlich weiterzuentwickeln und zu reifen."

Vierte Liga und Auszeit in Australien

Klingenburg blieb trotz der Anlaufprobleme bei S04, spielte zweieinhalb Jahre für die U 23 in der Regionalliga West. Es folgte der Wechsel zum ambitionierten Ligakonkurrenten FC Viktoria Köln, mit dem er den Aufstieg in die 3. Liga verpasste. Im Sommer 2016 versuchte Klingenburg dann etwas Neues. Er ging nach Australien, stand dort kurz vor einem Engagement beim Zweitligisten Sydney Olympic FC.

Klingenburg verzichtete aber darauf, in Down Under zu bleiben. "Nach Australien bin ich in erster Linie gereist, um Abstand zu gewinnen", sagt er. "Ich wollte reflektieren, wieso ich es bis zu diesem Zeitpunkt nicht geschafft hatte, über die vierte Liga hinauszukommen. In Sydney hatte ich viel Zeit, darüber nachzudenken und mir zu überlegen, was alles falsch gelaufen war. Beim Sydney Olympic FC hätte ich einen Vertrag unterschreiben können. Aber das war dann der Zeitpunkt, an dem ich dachte: Ich will nicht nach meiner Karriere zurückblicken und mir vorwerfen, in Deutschland nicht alles für eine erfolgreiche Laufbahn gegeben zu haben. Ich entschied mich dazu zurückzukehren und lege seitdem eine ganz andere Einstellung an den Tag. Ich verspüre wieder den Ehrgeiz als Fußballer, mit dem ich als Nachwuchsspieler Deutscher Meister geworden bin."

Ausbildung und Rückkehr zum FC Schalke

Nach seiner Rückkehr wechselte Klingenburg erneut in die Regionalliga West - diesmal landete er bei Rot Weiss Ahlen. "In Ahlen hat das Gesamtpaket gepasst, ich konnte neben dem Fußball eine Ausbildung als Sport- und Fitnesskaufmann beginnen und stand wieder voll im Leben", sagt er. "Auch wenn andere den Kopf geschüttelt haben, weil ich Angebote aus der 3. Liga ausgeschlagen habe: Es war für mich der richtige Weg, zunächst einmal zurück in die 4. Liga zu gehen."

In Ahlen sollte er allerdings nicht lange spielen. Im Januar 2017 kam ein Anruf aus Gelsenkirchen, und Klingenburg kehrte zu seinem Ausbildungsverein zurück: "Ich musste nicht lange überlegen. Es ist nicht selbstverständlich, bei seinem Heimatverein noch einmal die Chance zu erhalten, sich zu beweisen. Ich musste zwar vorerst meine Ausbildung abbrechen, konnte aber wieder unter Profibedingungen trainieren und meine Karriere als Fußballer in der U 23 von S04 weiter vorantreiben."

"Ich bin zielstrebig, ehrgeizig und arbeite akribisch"

Aus dem Traum, im zweiten Anlauf bei S04 Profi zu werden, wurde nichts. Klingenburg stieg mit der U 23 in die fünfte Liga ab und verpasste mit den Königsblauen in der zurückliegenden Saison auch den direkten Wiederaufstieg. S04-Cheftrainer Domenico Tedesco sagte Klingenburg anschließend, dass im Bundesligateam ohne ihn geplant werde.

"Ich habe für meinen Traum hart gearbeitet, leider hat es aber erneut nicht gereicht", so Klingenburg, der bei seinen ersten Auftritten schon gezeigt hat, dass er großes Potenzial besitzt und langfristig eine Verstärkung für den SC Preußen sein kann. "In Münster will ich jetzt meine Chance nutzen und endlich beweisen, was ich draufhabe. Ich bin zielstrebig, ehrgeizig und arbeite akribisch und hart, um es in der 3. Liga zu packen."

Beim Derby in Osnabrück nachlegen

Am Samstag (ab 14 Uhr, live im NDR, WDR und auf Telekom Sport) will Klingenburg mit Münster im prestigeträchtigen Derby beim VfL Osnabrück nachlegen und die Tabellenführung verteidigen. Der VfL ist ebenfalls stark in die Saison gestartet und nach zwei Siegen und zwei Remis noch unbesiegt.

Klingenburg interessiert das aber wenig, er glaubt fest an den vierten Saisonsieg im fünften Spiel. "Es stimmt, dass auch Osnabrück bisher gut gepunktet hat", so der Preußen-Angreifer. "Ich beschäftige mich aber grundsätzlich kaum mit anderen Mannschaften, sondern interessiere mich mehr für uns. Wenn wir wieder unsere Topleistung abrufen und an unsere Stärken glauben, dann holen wir in Osnabrück den nächsten Sieg."

Ein gutes Gefühl hat er auch für die gesamte Saison: "Wir haben eine junge Mannschaft mit viel Qualität und sind bereits sehr eng zusammengerückt. Es kann eine schöne Reise werden."

[mspw]

Traumeinstand, Spitzenreiter, Führender der Torschützenliste: Für René Klingenburg liefen die ersten Wochen im Trikot des Drittligisten SC Preußen Münster wie gemalt. Der 24 Jahre alte Offensivspieler, der von der Oberligamannschaft des FC Schalke 04 zum SC Preußen gewechselt war, hat sich auf Anhieb zu einem Leistungsträger entwickelt. Gleich zum Saisonauftakt bei Fortuna Köln (4:1) steuerte Klingenburg einen Doppelpack bei, nach vier Spieltagen in der 3. Liga ist er mit vier Treffern der gefährlichste Spieler der Liga. Auch dank der Tore des wuchtigen 1,90-Meter-Hünen rangiert Münster mit neun von zwölf möglichen Punkten an der Spitze.

Übermütig wird Klingenburg nach den erfolgreichen ersten Spielen mit seinem neuen Verein aber nicht: "Die Saison ist noch jung", sagt der langjährige Nachwuchsspieler des FC Schalke 04 im Gespräch mit DFB.de. "Es ist in der sehr ausgeglichenen Liga noch lange nicht abzusehen, welche Mannschaften oben mitspielen werden. Klar ist aber, dass wir hervorragend aus den Startlöchern gekommen sind und in den vergangenen Wochen viel Selbstvertrauen getankt haben. Dass es auch für mich persönlich so gut läuft, ist klasse."

Nicht der erste Anlauf als Profi

Vier Tore in den ersten vier Drittligaspielen seiner Karriere: Das kann sich sehen lassen. Allerdings ist Klingenburg kein typischer Senkrechtstarter. Bis zu seinem Profidebüt war es ein steiniger Weg. Schon 2012 hatte es so ausgesehen, als würde Klingenburg Profi werden. Der damals 18-Jährige wurde Deutscher A-Junioren-Meister mit Schalke 04 und erhielt bei den Königsblauen einen Profivertrag. Doch Klingenburg sollte bei den S04-Profis nie zum Einsatz kommen. Einige Jahre und Spielzeiten bei Viert- und Fünftligisten später ist Klingenburg nun in Münster angekommen und sorgt aktuell mächtig für Furore.

Macht Klingenburg in den nächsten Wochen so weiter, könnte er seinen lange ersehnten Durchbruch schaffen. Warum der so talentierte U 19-Meister von 2012 damals bei Schalke nicht den Sprung zu den Profis schaffte? Dafür hat Klingenburg eine Erklärung parat. "Ich hatte fußballerisch zwar das Zeug dazu, um bei Schalke sofort durchzustarten, aber ich war vom Kopf her noch nicht so weit", bekennt er freimütig.

Klingenburg weiter: "Auf dem Papier war ich Profi, im Kopf nicht. Ich habe mich neben dem Fußball mit vielen anderen Dingen beschäftigt und war etwas aufmüpfig. Wenn du dann als so junger Spieler Angebote vom FC Bayern sowie vom AC Milan bekommst und einen Profivertrag bei Schalke 04 unterschreibst, ist es nicht einfach, damit richtig umzugehen. Ich habe das nicht geschafft. Mittlerweile ist mir klar, dass damals meine Zeit einfach noch nicht gekommen war. Es ging für mich erst einmal darum, mich menschlich weiterzuentwickeln und zu reifen."

Vierte Liga und Auszeit in Australien

Klingenburg blieb trotz der Anlaufprobleme bei S04, spielte zweieinhalb Jahre für die U 23 in der Regionalliga West. Es folgte der Wechsel zum ambitionierten Ligakonkurrenten FC Viktoria Köln, mit dem er den Aufstieg in die 3. Liga verpasste. Im Sommer 2016 versuchte Klingenburg dann etwas Neues. Er ging nach Australien, stand dort kurz vor einem Engagement beim Zweitligisten Sydney Olympic FC.

Klingenburg verzichtete aber darauf, in Down Under zu bleiben. "Nach Australien bin ich in erster Linie gereist, um Abstand zu gewinnen", sagt er. "Ich wollte reflektieren, wieso ich es bis zu diesem Zeitpunkt nicht geschafft hatte, über die vierte Liga hinauszukommen. In Sydney hatte ich viel Zeit, darüber nachzudenken und mir zu überlegen, was alles falsch gelaufen war. Beim Sydney Olympic FC hätte ich einen Vertrag unterschreiben können. Aber das war dann der Zeitpunkt, an dem ich dachte: Ich will nicht nach meiner Karriere zurückblicken und mir vorwerfen, in Deutschland nicht alles für eine erfolgreiche Laufbahn gegeben zu haben. Ich entschied mich dazu zurückzukehren und lege seitdem eine ganz andere Einstellung an den Tag. Ich verspüre wieder den Ehrgeiz als Fußballer, mit dem ich als Nachwuchsspieler Deutscher Meister geworden bin."

Ausbildung und Rückkehr zum FC Schalke

Nach seiner Rückkehr wechselte Klingenburg erneut in die Regionalliga West - diesmal landete er bei Rot Weiss Ahlen. "In Ahlen hat das Gesamtpaket gepasst, ich konnte neben dem Fußball eine Ausbildung als Sport- und Fitnesskaufmann beginnen und stand wieder voll im Leben", sagt er. "Auch wenn andere den Kopf geschüttelt haben, weil ich Angebote aus der 3. Liga ausgeschlagen habe: Es war für mich der richtige Weg, zunächst einmal zurück in die 4. Liga zu gehen."

In Ahlen sollte er allerdings nicht lange spielen. Im Januar 2017 kam ein Anruf aus Gelsenkirchen, und Klingenburg kehrte zu seinem Ausbildungsverein zurück: "Ich musste nicht lange überlegen. Es ist nicht selbstverständlich, bei seinem Heimatverein noch einmal die Chance zu erhalten, sich zu beweisen. Ich musste zwar vorerst meine Ausbildung abbrechen, konnte aber wieder unter Profibedingungen trainieren und meine Karriere als Fußballer in der U 23 von S04 weiter vorantreiben."

"Ich bin zielstrebig, ehrgeizig und arbeite akribisch"

Aus dem Traum, im zweiten Anlauf bei S04 Profi zu werden, wurde nichts. Klingenburg stieg mit der U 23 in die fünfte Liga ab und verpasste mit den Königsblauen in der zurückliegenden Saison auch den direkten Wiederaufstieg. S04-Cheftrainer Domenico Tedesco sagte Klingenburg anschließend, dass im Bundesligateam ohne ihn geplant werde.

"Ich habe für meinen Traum hart gearbeitet, leider hat es aber erneut nicht gereicht", so Klingenburg, der bei seinen ersten Auftritten schon gezeigt hat, dass er großes Potenzial besitzt und langfristig eine Verstärkung für den SC Preußen sein kann. "In Münster will ich jetzt meine Chance nutzen und endlich beweisen, was ich draufhabe. Ich bin zielstrebig, ehrgeizig und arbeite akribisch und hart, um es in der 3. Liga zu packen."

Beim Derby in Osnabrück nachlegen

Am Samstag (ab 14 Uhr, live im NDR, WDR und auf Telekom Sport) will Klingenburg mit Münster im prestigeträchtigen Derby beim VfL Osnabrück nachlegen und die Tabellenführung verteidigen. Der VfL ist ebenfalls stark in die Saison gestartet und nach zwei Siegen und zwei Remis noch unbesiegt.

Klingenburg interessiert das aber wenig, er glaubt fest an den vierten Saisonsieg im fünften Spiel. "Es stimmt, dass auch Osnabrück bisher gut gepunktet hat", so der Preußen-Angreifer. "Ich beschäftige mich aber grundsätzlich kaum mit anderen Mannschaften, sondern interessiere mich mehr für uns. Wenn wir wieder unsere Topleistung abrufen und an unsere Stärken glauben, dann holen wir in Osnabrück den nächsten Sieg."

Ein gutes Gefühl hat er auch für die gesamte Saison: "Wir haben eine junge Mannschaft mit viel Qualität und sind bereits sehr eng zusammengerückt. Es kann eine schöne Reise werden."

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