Münchner Stadtduell: Als Ribéry alle "Löwen"-Träume zerstörte

Der FC Bayern führt die Bundesliga mit riesigem Vorsprung an. 1860 München kämpft in der Regionalliga um die Rückkehr in den Profifußball. Inzwischen trennen die beiden Münchner Klubs Welten. Vor exakt zehn Jahren sah das noch anders aus, als die "Löwen" den Rekordpokalsieger im DFB-Pokalviertelfinale in die Verlängerung zwangen. Dann zerstörte Franck Ribéry alle Träume mit einem frechen Elfmeter. DFB.de blickt auf das Stadtduell am 27. Februar 2008 zurück.

Zu den Gesetzen des Pokals gehört es, dass immer einer Heimrecht hat, vom Finale mal abgesehen. Heute vor zehn Jahren wurde das Gesetz gebrochen, obwohl alles mit rechten Dingen zuging. Das Los hatte erstmals nach 1967 Bayern München und den TSV 1860 München zusammengeführt. Damals war es ein Halbfinale im Stadion an der Grünwalder Straße, das beide gemeinsam nutzten. Nun war es ein Viertelfinale in der Allianz Arena, die ebenfalls von beiden Teams als Heimspielstätte betrieben wurde. Dafür waren die Stadtrivalen sogar gemeinsam in eine Stadiongesellschaft gezogen. Weil 1860 als Zweitligist die Kredite nicht bedienen konnte, verkaufte der Klub 2006 seine Anteile an die Bayern und war nur noch Mieter in der Arena. Trotzdem war sie seit drei Jahren auch das (wenig geliebte) Zuhause der Löwen.

Offiziell hatte Bayern jedoch Heimrecht, das Los wollte es so, und so bekamen die "Löwen"-Fans nur das vorgeschriebene Gästekontingent. Wer zu kurz kam, konnte das Spiel im ZDF verfolgen. Anstoß war um 20.30 Uhr. Tagelang gab es in der Stadt kein anderes Thema, bloß Bayerns Italiener Luca Toni gestand, er wüsste gar nicht, was 1860 sei. Vor allem die Münchner Spieler mussten Bekannte mit Karten versorgen und überall liefen Wetten. Natürlich wurden auch Sprüche gekloppt. Philipp Lahm sagte, dass er im Falle einer Bayern-Niederlage "nicht mehr zum Bäcker" ginge. Löwe Daniel Bierofka blieb zuversichtlich: "Die besseren Fußballer müssen nicht immer gewinnen, vielleicht wachsen wir über uns hinaus."

Am Wochenende waren sie mit einem 0:0 vom Aufstiegsaspiranten 1. FC Köln zurückgekehrt, die Form stimmte. Bayern hatte binnen drei Tagen zwei Heimspiele absolviert, dem 5:1 gegen Aberdeen ließ die Hitzfeld-Elf ein enttäuschendes 1:1 gegen den HSV folgen. Aber sie führte die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung an. Die Favoritenfrage stellte sich nicht – aber es war ja nicht nur ein Pokalspiel, sondern auch ein Derby. Das hat bekanntlich auch seine eigenen Gesetze.

Zwei Platzverweise und zwei Elfmeter

Jedenfalls wurde es nie das befürchtet einseitige Spiel. 69.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena mussten lange auf Tore warten, sehr lange. In der regulären Spielzeit fiel keines, größter Aufreger war der Zusammenprall zwischen "Löwen"-Torwart Michael Hofmann und Luca Toni, nach dem Hofmann ausgewechselt werden musste. Es kam der heutige Hannoveraner Philipp Tschauner (35.). Aus der Pause kam dann auch Bayerns neuer Publikumsliebling Franck Ribéry (für Altintop), Nationalstürmer Miro Klose musste noch 20 Minuten länger warten, ehe er Toni Kroos ablöste.

Nach 84 Minuten wuchs die Hoffnung der "Löwen"-Fans, als Schiedsrichter Gagelmann Luca Toni vom Platz stellte. Uli Hoeneß fand das "lächerlich, wir sind doch nicht bei den Mönchsbrüdern." Zehn Bayern gingen gegen elf Löwen in die Verlängerung, sie hatten trotzdem mehr Chancen, aber kein Schussglück. Nach 111 Minuten sorgte Gagelmann für Gleichstand, als er auch Benjamin Schwarz (Gelb-Rot) runterschickte. Der hatte zuvor noch Glück gehabt, dass sein elfmeterreifes Foul an Lucio (89.) übersehen worden war. Aber dann foulte Pagenburg Klose direkt an der Strafraumgrenze. Innerhalb oder außerhalb - so lautete die entscheidende Frage. Es gab Elfmeter: in Minute 120.

Wer sollte schießen? Ribéry schnappte sich den Ball, nachdem zuvor Altintop im Europapokal verschossen hatte. "Die sichersten sind sie nicht", sagte ZDF-Reporter Poschmann. Bombensicher verwandelte der Franzose daraufhin seinen Elfmeter flach ins rechte untere Eck. Aber: Gagelmann ließ wiederholen, zwei Bayern waren zu früh in den Strafraum gerannt. "Leute, da müsstest du jeden zweiten Elfmeter wiederholen lassen", stöhnte Poschmann. Ribéry behielt die Nerven, schlenzte nun im Panenka-Style in die Mitte, während sich Tschauner wieder nach links warf. Ende, Aus. Der kicker titelte treffend: "Bayern zittert sich ins Halbfinale". Die "Löwen" trösteten sich mit der Einnahme von zwei Millionen Euro und der Tatsache, dem kommenden Pokalsieger alles abverlangt zu haben.

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Der FC Bayern führt die Bundesliga mit riesigem Vorsprung an. 1860 München kämpft in der Regionalliga um die Rückkehr in den Profifußball. Inzwischen trennen die beiden Münchner Klubs Welten. Vor exakt zehn Jahren sah das noch anders aus, als die "Löwen" den Rekordpokalsieger im DFB-Pokalviertelfinale in die Verlängerung zwangen. Dann zerstörte Franck Ribéry alle Träume mit einem frechen Elfmeter. DFB.de blickt auf das Stadtduell am 27. Februar 2008 zurück.

Zu den Gesetzen des Pokals gehört es, dass immer einer Heimrecht hat, vom Finale mal abgesehen. Heute vor zehn Jahren wurde das Gesetz gebrochen, obwohl alles mit rechten Dingen zuging. Das Los hatte erstmals nach 1967 Bayern München und den TSV 1860 München zusammengeführt. Damals war es ein Halbfinale im Stadion an der Grünwalder Straße, das beide gemeinsam nutzten. Nun war es ein Viertelfinale in der Allianz Arena, die ebenfalls von beiden Teams als Heimspielstätte betrieben wurde. Dafür waren die Stadtrivalen sogar gemeinsam in eine Stadiongesellschaft gezogen. Weil 1860 als Zweitligist die Kredite nicht bedienen konnte, verkaufte der Klub 2006 seine Anteile an die Bayern und war nur noch Mieter in der Arena. Trotzdem war sie seit drei Jahren auch das (wenig geliebte) Zuhause der Löwen.

Offiziell hatte Bayern jedoch Heimrecht, das Los wollte es so, und so bekamen die "Löwen"-Fans nur das vorgeschriebene Gästekontingent. Wer zu kurz kam, konnte das Spiel im ZDF verfolgen. Anstoß war um 20.30 Uhr. Tagelang gab es in der Stadt kein anderes Thema, bloß Bayerns Italiener Luca Toni gestand, er wüsste gar nicht, was 1860 sei. Vor allem die Münchner Spieler mussten Bekannte mit Karten versorgen und überall liefen Wetten. Natürlich wurden auch Sprüche gekloppt. Philipp Lahm sagte, dass er im Falle einer Bayern-Niederlage "nicht mehr zum Bäcker" ginge. Löwe Daniel Bierofka blieb zuversichtlich: "Die besseren Fußballer müssen nicht immer gewinnen, vielleicht wachsen wir über uns hinaus."

Am Wochenende waren sie mit einem 0:0 vom Aufstiegsaspiranten 1. FC Köln zurückgekehrt, die Form stimmte. Bayern hatte binnen drei Tagen zwei Heimspiele absolviert, dem 5:1 gegen Aberdeen ließ die Hitzfeld-Elf ein enttäuschendes 1:1 gegen den HSV folgen. Aber sie führte die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung an. Die Favoritenfrage stellte sich nicht – aber es war ja nicht nur ein Pokalspiel, sondern auch ein Derby. Das hat bekanntlich auch seine eigenen Gesetze.

Zwei Platzverweise und zwei Elfmeter

Jedenfalls wurde es nie das befürchtet einseitige Spiel. 69.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena mussten lange auf Tore warten, sehr lange. In der regulären Spielzeit fiel keines, größter Aufreger war der Zusammenprall zwischen "Löwen"-Torwart Michael Hofmann und Luca Toni, nach dem Hofmann ausgewechselt werden musste. Es kam der heutige Hannoveraner Philipp Tschauner (35.). Aus der Pause kam dann auch Bayerns neuer Publikumsliebling Franck Ribéry (für Altintop), Nationalstürmer Miro Klose musste noch 20 Minuten länger warten, ehe er Toni Kroos ablöste.

Nach 84 Minuten wuchs die Hoffnung der "Löwen"-Fans, als Schiedsrichter Gagelmann Luca Toni vom Platz stellte. Uli Hoeneß fand das "lächerlich, wir sind doch nicht bei den Mönchsbrüdern." Zehn Bayern gingen gegen elf Löwen in die Verlängerung, sie hatten trotzdem mehr Chancen, aber kein Schussglück. Nach 111 Minuten sorgte Gagelmann für Gleichstand, als er auch Benjamin Schwarz (Gelb-Rot) runterschickte. Der hatte zuvor noch Glück gehabt, dass sein elfmeterreifes Foul an Lucio (89.) übersehen worden war. Aber dann foulte Pagenburg Klose direkt an der Strafraumgrenze. Innerhalb oder außerhalb - so lautete die entscheidende Frage. Es gab Elfmeter: in Minute 120.

Wer sollte schießen? Ribéry schnappte sich den Ball, nachdem zuvor Altintop im Europapokal verschossen hatte. "Die sichersten sind sie nicht", sagte ZDF-Reporter Poschmann. Bombensicher verwandelte der Franzose daraufhin seinen Elfmeter flach ins rechte untere Eck. Aber: Gagelmann ließ wiederholen, zwei Bayern waren zu früh in den Strafraum gerannt. "Leute, da müsstest du jeden zweiten Elfmeter wiederholen lassen", stöhnte Poschmann. Ribéry behielt die Nerven, schlenzte nun im Panenka-Style in die Mitte, während sich Tschauner wieder nach links warf. Ende, Aus. Der kicker titelte treffend: "Bayern zittert sich ins Halbfinale". Die "Löwen" trösteten sich mit der Einnahme von zwei Millionen Euro und der Tatsache, dem kommenden Pokalsieger alles abverlangt zu haben.

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