"Schickeria" finanziert Grundstock der Landauer-Stiftung

Die Münchner Ultragruppierung "Schickeria" hat mit 10.000 Euro den Grundstock für die Inbetriebnahme der Kurt-Landauer-Stiftung gespendet. Die nach dem ehemaligen Präsidenten benannte Stiftung will sich für eine lebendige Erinnerungskultur beim FC Bayern München einsetzen. "Wir wollen ganz im Sinne von Kurt Landauer Zeichen für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft setzen", sagt Simon Müller von der Schickeria. "Aber auch wenn die Schickeria für den Kapitalsockel sorgt, ist es uns wichtig, dass die Stiftung breiter aufgestellt ist. Schon heute beteiligen sich hier auch Bayern-Fans aus anderen Ecken des Stadions."

Kurt Landauer war mehrfach Präsident des Klubs, die längste Phase währte von 1919 bis 1933, bis er kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sein Amt niederlegte. Sein weltoffener, international ausgerichteter Führungsstil gipfelte 1932 im ersten Meistertitel des FC Bayern München. 1938 wurde er aufgrund seines jüdischen Glaubens während der Novemberpogrome in Dachau interniert. Als er noch einmal freigelassen wurde, flüchtete er in die Schweiz. Vier seiner Geschwister wurden von den Nazis ermordet. Landauer starb am 21. Dezember 1961 und liegt in München auf dem Neuen Israelitischen Friedhof begraben.

Landauer-Choreographie: Julius Hirsch Preis 2014 für Schickeria

"Die Idee für die Stiftung entstand bereits 2014, als wir für unsere Landauer-Choreographien vom DFB mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet wurden", sagt Müller, einer der treibenden Kräfte bei der Schickeria. "Das Preisgeld von damals bildet jetzt den Grundstock der Stiftung. Wir wollten etwas Nachhaltiges schaffen." Zwar seien die Fankurven ein "kontrollierter, überwachter Raum, in dem nur in Ausnahmefällen rechtsextremes Gedankengut zur Schau gestellt wird", dennoch ist Müller überzeugt: "Diesen Rechtsruck, den es in der Gesellschaft gibt, der passiert auch in den Stadien. Ich weiß, dass es rechtsradikale Bayern-Fans gibt, aber alleine schon wegen der Präsidentschaft Landauers finde ich das widersprüchlich."

Als eine der ersten Aktionen hat die Stiftung der Straßenfußball-Liga "Buntkicktgut" einen Scheck in Höhe von 1900 Euro überreicht. Ein Schwerpunkt soll künftig auch die Pflege der Geschichte des FC Bayern sein, etwa durch Kranzniederlegungen zu runden Geburtstagen. Zu den Netzwerkpartnern der neugegründeten Stiftung zählen etwa die Versöhnungskirche Dachau, das FCB-Museum und der preisgekrönte Historiker Dietrich Schulze-Marmeling.

[th]

Die Münchner Ultragruppierung "Schickeria" hat mit 10.000 Euro den Grundstock für die Inbetriebnahme der Kurt-Landauer-Stiftung gespendet. Die nach dem ehemaligen Präsidenten benannte Stiftung will sich für eine lebendige Erinnerungskultur beim FC Bayern München einsetzen. "Wir wollen ganz im Sinne von Kurt Landauer Zeichen für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft setzen", sagt Simon Müller von der Schickeria. "Aber auch wenn die Schickeria für den Kapitalsockel sorgt, ist es uns wichtig, dass die Stiftung breiter aufgestellt ist. Schon heute beteiligen sich hier auch Bayern-Fans aus anderen Ecken des Stadions."

Kurt Landauer war mehrfach Präsident des Klubs, die längste Phase währte von 1919 bis 1933, bis er kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sein Amt niederlegte. Sein weltoffener, international ausgerichteter Führungsstil gipfelte 1932 im ersten Meistertitel des FC Bayern München. 1938 wurde er aufgrund seines jüdischen Glaubens während der Novemberpogrome in Dachau interniert. Als er noch einmal freigelassen wurde, flüchtete er in die Schweiz. Vier seiner Geschwister wurden von den Nazis ermordet. Landauer starb am 21. Dezember 1961 und liegt in München auf dem Neuen Israelitischen Friedhof begraben.

Landauer-Choreographie: Julius Hirsch Preis 2014 für Schickeria

"Die Idee für die Stiftung entstand bereits 2014, als wir für unsere Landauer-Choreographien vom DFB mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet wurden", sagt Müller, einer der treibenden Kräfte bei der Schickeria. "Das Preisgeld von damals bildet jetzt den Grundstock der Stiftung. Wir wollten etwas Nachhaltiges schaffen." Zwar seien die Fankurven ein "kontrollierter, überwachter Raum, in dem nur in Ausnahmefällen rechtsextremes Gedankengut zur Schau gestellt wird", dennoch ist Müller überzeugt: "Diesen Rechtsruck, den es in der Gesellschaft gibt, der passiert auch in den Stadien. Ich weiß, dass es rechtsradikale Bayern-Fans gibt, aber alleine schon wegen der Präsidentschaft Landauers finde ich das widersprüchlich."

Als eine der ersten Aktionen hat die Stiftung der Straßenfußball-Liga "Buntkicktgut" einen Scheck in Höhe von 1900 Euro überreicht. Ein Schwerpunkt soll künftig auch die Pflege der Geschichte des FC Bayern sein, etwa durch Kranzniederlegungen zu runden Geburtstagen. Zu den Netzwerkpartnern der neugegründeten Stiftung zählen etwa die Versöhnungskirche Dachau, das FCB-Museum und der preisgekrönte Historiker Dietrich Schulze-Marmeling.

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