Müller: "Ein schöner Tag für den SV Meppen"

Historischer Start für den SV Meppen in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der Aufsteiger holte in seinem ersten Pflichtspiel in der Geschichte in Deutschlands höchster Spielklasse ein 0:0 gegen den MSV Duisburg. Im DFB.de-Interview ordnet Trainer Wulf-Rüdiger "Roger" Müller die Bedeutung des Punktgewinns ein und blickt schon auf die nächsten schweren Aufgaben voraus - erst kommt Potsdam, dann geht es nach Wolfsburg.

DFB.de: Herr Müller, nehmen Sie Glückwünsche zum ersten Punktgewinn des SV Meppen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga an?

Wulf-Rüdiger Müller: Ja, natürlich. Wir sind ziemlich glücklich. Aber es hätte für uns noch besser laufen können.

DFB.de: Mit drei Punkten?

Müller: Ja, das wäre durchaus möglich gewesen. Aber trotzdem ist heute natürlich ein schöner Tag für den SV Meppen, den wir genießen.

DFB.de: Ist die Mannschaft damit schon in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga angekommen?

Müller: Den Eindruck habe ich. Wir haben bereits in den vergangenen Wochen in unserer Vorbereitung gemerkt, dass in der Mannschaft etwas passiert. Aber die Vorbereitungsphase ist natürlich immer noch etwas anderes als die Punktspielphase. Wir sind sehr zufrieden, dass wir die guten Eindrücke bestätigen konnten. Das gibt sehr viel Selbstvertrauen für die Aufgaben, die jetzt auf uns warten.

DFB.de: Erst kommt Turbine Potsdam, dann geht es nach der Länderspielpause zum VfL Wolfsburg.

Müller: Das sind natürlich zwei absolute Hammerspiele, auf die wir uns jetzt freuen. Wir haben Respekt vor diesen beiden Mannschaften, die seit Jahren zur absoluten Spitzengruppe in Deutschland zählen. Ich bin selbst gespannt darauf, wie sich unsere Mannschaft da schlagen wird. Klar ist aber, dass wir da vor allem in der Defensive anders gefordert werden als gegen Duisburg.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie gegen Duisburg erlebt?

Müller: Die ersten 20 Minuten waren richtig gut von uns. Da haben wir Duisburg in deren Hälfte fast eingeschnürt. Leider konnten wir uns in dieser Phase der Dominanz nicht mit der Führung belohnen. Im weiteren Verlauf ist Duisburg besser geworden und hat uns mehr beschäftigt. Aber die Spielpräsenz und das Chancenplus waren klar auf unserer Seite. Meiner Meinung nach hätten wir die drei Punkte holen können, holen müssen. In einigen Szenen hat uns einfach die Cleverness im Abschluss gefehlt. Insgesamt muss man aber sagen, dass die Mädels die erste Herausforderung bombig bestanden haben. Wir sind stolz auf das Team. Wir hatten ja - im Gegensatz zu den Erstligisten - durch den Saisonabbruch wegen der Corona-Pandemie sechs Monate Pause. Somit müssen wir uns erstmal wieder an die Wettkampfbedingungen gewöhnen. 

DFB.de: Das letzte Pflichtspiel war im März vor der Corona-Unterbrechung - und es war ein 0:8 gegen die zweite Mannschaft des 1. FFC Frankfurt.

Müller: Das war ein historisch schlechtes Spiel, das wir mit diesem Auftritt jetzt gegen Duisburg in die Archive des SV Meppen legen sollten. Da ist einfach alles gegen uns gelaufen. Wir hatten extrem viele verletzte Spielerinnen. Das soll keine Ausrede sein, war aber einfach ein Fakt. Jetzt schauen wir nur noch nach vorne. Wir freuen uns auf alles, was jetzt auf uns zukommt. Es werden sicher auch Rückschläge kommen. Heute allerdings genießen wir den Teilerfolg.

DFB.de: Ist die Mannschaft auch glücklich oder ist auch etwas enttäuscht, weil sie nicht die drei Punkte geholt hat?

Müller: Nein, nein, heute ist niemand bei uns enttäuscht. Wir sind einfach nur glücklich, weil wir die Gewissheit haben, dass wir auf diesem Niveau mithalten. Wir sind präsent aufgetreten und haben all das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Natürlich werden wir uns nicht auf dieser Leistung ausruhen. Wir haben ja auch nichts erreicht. Das war ein Anfang, mehr allerdings auch nicht.

DFB.de: Ein erster ganz kleiner Schritt Richtung Klassenverbleib?

Müller: Für den Kopf ist dieser Punktgewinn wahrscheinlich Gold wert. Wir wissen jetzt, dass wir uns nicht verstecken müssen und dass wir mithalten können. Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir in den vergangenen Jahren immer zu den Favoriten gezählt haben und in jedem Spiel "unter Strom" standen. Jetzt sind wir in der Außenseiterrolle. Da kann der psychische Druck für die Spielerinnen so schon mal angenehmer sein. Natürlich haben die Spielerinnen heute gemerkt, dass in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga schneller und athletischer gespielt wird. Auch darauf waren wir gut vorbereitet. Wir bereiten uns jetzt gewissenhaft auf Potsdam vor...

DFB.de: ... die zum Start die TSG Hoffenheim besiegt haben.

Müller: Das ist nochmal eine andere Liga als der MSV Duisburg. Und das soll keineswegs respektlos klingen. Aber Turbine hat eine riesige Tradition im Frauenfußball und spielt gefühlt schon immer ganz oben mit. Davon sind wir weit entfernt. Aber wir gehören jetzt dazu, wir sind nun ein Teil davon. Beim SV Meppen geht es seit Jahren immer weiter aufwärts. Darauf sind wir stolz. Jetzt wollen wir unbedingt den Klassenverbleib schaffen und uns nach und nach mit unseren Mitteln und unserer Philosophie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga etablieren.

DFB.de: Wie sieht die Philosophie aus?

Müller: Für die meisten Spielerinnen ist die Bundesliga absolutes Neuland. Die wenigsten aus unserem Kader waren auf diesem Niveau schon dabei. Wir setzen sehr stark auf Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs und aus der Region. Klar mussten wir in dieser Saison auch die eine oder andere externe Verstärkung dazu holen, sonst wird es in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nicht funktionieren. Aber wir machen das mit Augenmaß. Das ist uns ganz wichtig.

[sw]

Historischer Start für den SV Meppen in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Der Aufsteiger holte in seinem ersten Pflichtspiel in der Geschichte in Deutschlands höchster Spielklasse ein 0:0 gegen den MSV Duisburg. Im DFB.de-Interview ordnet Trainer Wulf-Rüdiger "Roger" Müller die Bedeutung des Punktgewinns ein und blickt schon auf die nächsten schweren Aufgaben voraus - erst kommt Potsdam, dann geht es nach Wolfsburg.

DFB.de: Herr Müller, nehmen Sie Glückwünsche zum ersten Punktgewinn des SV Meppen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga an?

Wulf-Rüdiger Müller: Ja, natürlich. Wir sind ziemlich glücklich. Aber es hätte für uns noch besser laufen können.

DFB.de: Mit drei Punkten?

Müller: Ja, das wäre durchaus möglich gewesen. Aber trotzdem ist heute natürlich ein schöner Tag für den SV Meppen, den wir genießen.

DFB.de: Ist die Mannschaft damit schon in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga angekommen?

Müller: Den Eindruck habe ich. Wir haben bereits in den vergangenen Wochen in unserer Vorbereitung gemerkt, dass in der Mannschaft etwas passiert. Aber die Vorbereitungsphase ist natürlich immer noch etwas anderes als die Punktspielphase. Wir sind sehr zufrieden, dass wir die guten Eindrücke bestätigen konnten. Das gibt sehr viel Selbstvertrauen für die Aufgaben, die jetzt auf uns warten.

DFB.de: Erst kommt Turbine Potsdam, dann geht es nach der Länderspielpause zum VfL Wolfsburg.

Müller: Das sind natürlich zwei absolute Hammerspiele, auf die wir uns jetzt freuen. Wir haben Respekt vor diesen beiden Mannschaften, die seit Jahren zur absoluten Spitzengruppe in Deutschland zählen. Ich bin selbst gespannt darauf, wie sich unsere Mannschaft da schlagen wird. Klar ist aber, dass wir da vor allem in der Defensive anders gefordert werden als gegen Duisburg.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie gegen Duisburg erlebt?

Müller: Die ersten 20 Minuten waren richtig gut von uns. Da haben wir Duisburg in deren Hälfte fast eingeschnürt. Leider konnten wir uns in dieser Phase der Dominanz nicht mit der Führung belohnen. Im weiteren Verlauf ist Duisburg besser geworden und hat uns mehr beschäftigt. Aber die Spielpräsenz und das Chancenplus waren klar auf unserer Seite. Meiner Meinung nach hätten wir die drei Punkte holen können, holen müssen. In einigen Szenen hat uns einfach die Cleverness im Abschluss gefehlt. Insgesamt muss man aber sagen, dass die Mädels die erste Herausforderung bombig bestanden haben. Wir sind stolz auf das Team. Wir hatten ja - im Gegensatz zu den Erstligisten - durch den Saisonabbruch wegen der Corona-Pandemie sechs Monate Pause. Somit müssen wir uns erstmal wieder an die Wettkampfbedingungen gewöhnen. 

DFB.de: Das letzte Pflichtspiel war im März vor der Corona-Unterbrechung - und es war ein 0:8 gegen die zweite Mannschaft des 1. FFC Frankfurt.

Müller: Das war ein historisch schlechtes Spiel, das wir mit diesem Auftritt jetzt gegen Duisburg in die Archive des SV Meppen legen sollten. Da ist einfach alles gegen uns gelaufen. Wir hatten extrem viele verletzte Spielerinnen. Das soll keine Ausrede sein, war aber einfach ein Fakt. Jetzt schauen wir nur noch nach vorne. Wir freuen uns auf alles, was jetzt auf uns zukommt. Es werden sicher auch Rückschläge kommen. Heute allerdings genießen wir den Teilerfolg.

DFB.de: Ist die Mannschaft auch glücklich oder ist auch etwas enttäuscht, weil sie nicht die drei Punkte geholt hat?

Müller: Nein, nein, heute ist niemand bei uns enttäuscht. Wir sind einfach nur glücklich, weil wir die Gewissheit haben, dass wir auf diesem Niveau mithalten. Wir sind präsent aufgetreten und haben all das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Natürlich werden wir uns nicht auf dieser Leistung ausruhen. Wir haben ja auch nichts erreicht. Das war ein Anfang, mehr allerdings auch nicht.

DFB.de: Ein erster ganz kleiner Schritt Richtung Klassenverbleib?

Müller: Für den Kopf ist dieser Punktgewinn wahrscheinlich Gold wert. Wir wissen jetzt, dass wir uns nicht verstecken müssen und dass wir mithalten können. Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir in den vergangenen Jahren immer zu den Favoriten gezählt haben und in jedem Spiel "unter Strom" standen. Jetzt sind wir in der Außenseiterrolle. Da kann der psychische Druck für die Spielerinnen so schon mal angenehmer sein. Natürlich haben die Spielerinnen heute gemerkt, dass in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga schneller und athletischer gespielt wird. Auch darauf waren wir gut vorbereitet. Wir bereiten uns jetzt gewissenhaft auf Potsdam vor...

DFB.de: ... die zum Start die TSG Hoffenheim besiegt haben.

Müller: Das ist nochmal eine andere Liga als der MSV Duisburg. Und das soll keineswegs respektlos klingen. Aber Turbine hat eine riesige Tradition im Frauenfußball und spielt gefühlt schon immer ganz oben mit. Davon sind wir weit entfernt. Aber wir gehören jetzt dazu, wir sind nun ein Teil davon. Beim SV Meppen geht es seit Jahren immer weiter aufwärts. Darauf sind wir stolz. Jetzt wollen wir unbedingt den Klassenverbleib schaffen und uns nach und nach mit unseren Mitteln und unserer Philosophie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga etablieren.

DFB.de: Wie sieht die Philosophie aus?

Müller: Für die meisten Spielerinnen ist die Bundesliga absolutes Neuland. Die wenigsten aus unserem Kader waren auf diesem Niveau schon dabei. Wir setzen sehr stark auf Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs und aus der Region. Klar mussten wir in dieser Saison auch die eine oder andere externe Verstärkung dazu holen, sonst wird es in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nicht funktionieren. Aber wir machen das mit Augenmaß. Das ist uns ganz wichtig.