MSV-Kapitänin Zielinski: "Alles kann passieren"
Der zweite Absteiger aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga nach Turbine Potsdam wird erst beim Saisonfinale heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport) in einem Fernduell zwischen dem SV Meppen (17 Punkte), dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln (je 18 Zähler) ermittelt. Im DFB.de-Interview spricht MSV-Kapitänin Yvonne Zielinski (33) mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Herzschlagfinale.
DFB.de: Selten ging es bis zum letzten Spieltag so spannend zu wie diesmal. Bei wieviel Prozent sehen Sie die Chancen des MSV Duisburg auf den Klassenverbleib, Frau Zielinski?
Yvonne Zielinski: Puh, schwierige Frage. Da möchte ich lieber keine konkrete Zahl nennen. Wichtig ist, dass wir aktuell über dem Strich stehen und es damit in der eigenen Hand haben. Es ist sicherlich ein Vorteil, nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
DFB.de: Den einen Punkt Vorsprung auf die Gefahrenzone erarbeiteten sich die Zebras mit dem 0:0 im Revierderby bei der SGS Essen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Zielinski: Natürlich hätten wir die Partie gerne gewonnen, erst recht nach dem 0:6 im Hinspiel. Am Ende waren wir aber glücklich über das Unentschieden. In unserer Situation zählt schließlich jeder Punktgewinn.
DFB.de: Lange Zeit sah es wegen des vorausgegangenen Kölner Sieges in Freiburg und des gleichzeitigen Ergebnisses in Meppen gegen den VfL Wolfsburg danach aus, als würde der MSV auf einen Abstiegsplatz abrutschen. Waren Sie darüber informiert?
Zielinski: Dass Köln gewonnen hatte, wussten wir. Vom Spielverlauf in Meppen haben wir auf dem Spielfeld allerdings nichts mitbekommen, obwohl unsere Bank Bescheid wusste. Es war vermutlich auch ganz gut so, denn als der SVM gegen Wolfsburg sogar in Führung ging, wäre womöglich bei uns die eine oder andere junge Spielerin nervös geworden.
DFB.de: Wie groß war die Erleichterung darüber, dass Wolfsburg die Partie in der Nachspielzeit durch ein Tor des Ex-Duisburgerin Alexandra Popp doch noch für sich entscheiden konnte?
Zielinski: Als wir es erfahren haben, war die Freude natürlich groß. Schließlich rangieren wir auch deshalb auf einem Nichtabstiegsplatz. Poppi hat eben immer noch einen Bezug zu Duisburg und uns deshalb sicherlich gerne geholfen, auch wenn es für den VfL in erster Linie darum ging, die eigene Chance auf die Deutsche Meisterschaft zu wahren.
DFB.de: Wie bewerten Sie jetzt die Ausgangslage des MSV im Fernduell mit dem SV Meppen und dem 1. FC Köln?
Zielinski: In der besten Position befindet sich aktuell der 1. FC Köln, der einen minimalen Vorsprung hat und vor eigenem Publikum auf die SGS Essen trifft. Allerdings ist die SGS immer für Überraschungen gut. Der SV Meppen tritt bei der Frankfurter Eintracht an, die sich im letzten Heimspiel der Saison mit Sicherheit ordentlich verabschieden möchte. Unser Fokus ist aber ganz klar auf uns gerichtet. Wir spielen gegen die TSG Hoffenheim ebenfalls zu Hause und haben den klaren Willen, die Partie zu gewinnen. Das ist uns schon einmal gelungen. Warum sollte es nicht noch einmal klappen? Wenn wir die drei Punkte holen, müssen wir erst gar nicht auf andere Plätze schauen.
DFB.de: Alle drei gefährdeten Teams treffen auf Gegner, für die es sportlich um nicht mehr allzu viel geht. Macht das den Verlauf der Partien noch unberechenbarer?
Zielinski: Ja, natürlich. Für Köln, Meppen und uns geht es um alles, die jeweiligen Gegner können recht entspannt in die Spiele gehen. Das heißt aber nicht, dass es einfach wird. Ganz im Gegenteil. Grundsätzlich kann in diesen Partien alles passieren. Das haben ja auch schon die zurückliegenden Spieltage gezeigt.
DFB.de: Unter Umständen könnte auch ein Unentschieden gegen die TSG Hoffenheim für den MSV sehr wertvoll sein. Wie wird die Ausrichtung für die Begegnung sein?
Zielinski: Es ist immer unser Anspruch, das bestmögliche Ergebnis aus jedem Spiel herauszuholen. Wir werden definitiv in die Partie gehen, um den Platz als Sieger zu verlassen. Wenn uns das gelingt, haben wir unser großes Ziel erreicht.
DFB.de: Die Hinrunde verlief überraschend erfolgreich. Nach der Winterpause folgte jedoch eine lange Negativserie. Würden Sie zustimmen, wenn man den Saisonverlauf als "Achterbahnfahrt" bezeichnet?
Zielinski: Das kann man definitiv so sagen. Vor der Winterpause haben wir mehr Punkte geholt, als wir selbst zuvor erwartet hatten. Die eine oder andere hat zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht mehr damit gerechnet, dass wir noch in den Abstiegskampf geraten würden. Doch der Abstand war ein wenig trügerisch. Wir sind nach und nach abgerutscht, haben dann jedoch rechtzeitig wieder die Kurve bekommen.
DFB.de: Zuletzt blieb der MSV dreimal in Folge unbesiegt. Welchen Anteil hat daran der zurückgekehrte Trainer Thomas Gerstner, den Sie schon aus seiner ersten Amtszeit kannten?
Zielinski: Der Trainer hat einen riesigen Anteil daran. Er ist ein ganz anderer Typ als Nico Schneck und tut der Mannschaft gerade in der aktuellen Situation im Abstiegskampf sehr gut. Er fiebert an der Seitenlinie komplett mit, als würde er selbst noch spielen, und überträgt seinen Willen und seine Überzeugung auch auf das Team.
DFB.de: Mit welchen Maßnahmen hat er den MSV auf Kurs gebracht?
Zielinski: Die taktische Ausrichtung wurde ein wenig angepasst. Vor allem aber hat uns der Trainer verdeutlicht, dass Fußballspiele vor allem über den Kopf entschieden werden. Der absolute Wille ist der wesentliche Faktor, der oft auch fehlende fußballerische Qualität wettmachen kann.
DFB.de: Das Hinspiel beim Tabellenvierten in Hoffenheim ging allerdings 0:7 verloren. Warum läuft es diesmal anders?
Zielinski: Weil es das letzte Spiel der Saison und für uns ein richtiges Finale ist. Wir werden alles reinhauen, um den Klassenverbleib perfekt zu machen.
DFB.de: Sie absolvieren insgesamt bereits Ihre elfte Saison für die Zebras. Was würde dem Team und Ihnen persönlich der Verbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga bedeuten?
Zielinski: Es hätte einen riesigen Stellenwert für uns alle und wäre die Belohnung dafür, dass wir als kleiner Verein im Rahmen unserer Möglichkeiten immer alles investieren, was möglich ist. Der Standort Duisburg gehört mit seiner Vergangenheit einfach in die erste Liga. Und ich würde mich sehr freuen, noch die eine oder andere Saison in der Bundesliga zu bestreiten. Solange es mir weiter Spaß macht und es die Gesundheit zulässt, sehe ich keinen Grund, mit dem Fußball aufzuhören.
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Autor: mspw
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