Monika Staab: Pionierin des Frauenfußballs

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Monika Staab, Erfolgstrainerin und Fußball-Entwicklungshelferin.

Monika Staab erzählt...

50 Jahre Frauenfußball in Deutschland – es ist unvorstellbar, wie sich unsere Sportart in diesem Zeitraum entwickelt hat. Ich bin von Anfang an dabei gewesen und kann mich noch gut an den Tag erinnern, als alles offiziell begann. Es war der 30. Oktober 1970, ein Freitag, an dem die Verantwortlichen des DFB auf dem Bundestag in Travemünde mit 145 Ja-Stimmen auch für Frauen das Fußballspielen bei uns erlaubten.

Um zu verstehen, wo der Frauenfußball in Deutschland heute steht, muss man einen Blick zurück in diese Zeit werfen. Die Vorgaben waren zunächst wirklich kurios. Anfangs betrug die Spielzeit zweimal 30 Minuten. Wir durften nur mit einem kleineren Jugendball der Größe 4 spielen und Stollenschuhe waren nicht erlaubt. Neben weiteren Sonderregeln gab es die Vorgabe, dass wir nur bei schönem Wetter spielen durften. Viele dieser Bestimmungen wurden schnell wieder zurückgenommen, weil wir uns erfolgreich dagegen wehren konnten. 

Ich war elf Jahre alt, als der Frauenfußball in Deutschland offiziell geboren wurde. Bis dahin hatte ich als kleines Mädchen immer mit den Jungs auf dem Bolzplatz meiner Heimatstadt Dietzenbach gekickt. Mädchenmannschaften gab es keine und in einer Jungenmannschaft zu spielen war damals noch sehr exotisch. Nachdem das Verbot 1970 aufgehoben wurde, schloss ich mich mit elf Jahren der Frauenmannschaft der SG Rosenhöhe Offenbach an. Das Problem war, dass ich dort mit erwachsenen Frauen spielen musste, es gab keine Alternative. Obwohl wir damals gerne öfter trainiert hätten, durften wir nur maximal einmal in der Woche auf den Platz – und zwar zu einer Zeit, zu der keine andere Mannschaft mehr trainieren wollte. Das war abends um 20.30 Uhr oder noch später. Ich kam oft erst gegen 23 Uhr völlig fertig nach Hause – und am nächsten Morgen stand schon wieder Schule auf dem Programm. Aber für den Fußball habe ich das gerne in Kauf genommen. 

"Mussten Trikots, Hosen, Stutzen selbst finanzieren"

Die ersten Jahre sind im Rückblick sehr bemerkenswert: Wir mussten unsere eigenen Trikots, Hosen und Stutzen und auch die Fußballschuhe selbst finanzieren. Aber wir waren glücklich und froh, dass das Fußballverbot aufgehoben war. 1973 verließen wir den Verein SG Rosenhöhe und gingen geschlossen zu den Offenbacher Kickers. Wir waren sehr motiviert, wollten besser werden. Also mussten wir mehr trainieren. Und bei den Offenbacher Kickers bekamen wir die Gelegenheit dazu. 

Der nächste Meilenstein erfolgte meiner Meinung nach 1974, als erstmals im Frauenfußball ein deutscher Meister ausgespielt wurde. Aus den 16 Landesmeistern setzte sich der TuS Wörrstadt durch und ging als erster Titelträger in die Geschichte ein. Auch international bekam der Frauenfußball in dieser Zeit größere Aufmerksamkeit. Vor allem die skandinavischen Länder übernahmen hier meiner Meinung nach früh eine Vorreiterrolle – ich sehe Norwegen als Mutterland des Frauenfußballs an. Dass auch Deutschland schnell eine gute Position einnehmen konnte, haben wir vor allem Hannelore Ratzeburg zu verdanken, die von Anfang an bis heute an allen Fronten darum kämpft, den Frauenfußball voranzubringen.  

Das erste offizielle Länderspiel der Frauennationalmannschaft in der DFB-Geschichte fand 1982 in Koblenz gegen die Schweiz statt. Ich war bei dem 5:1 leider nicht dabei, weil ich zu jener Zeit bei den Queens Park Rangers beziehungsweise bei Paris St. Germain gespielt habe und damit nicht im Fokus der Verantwortlichen war. Erster Trainer der DFB-Auswahl war Gero Bisanz. Mit ihm konnten wir tolle Erfolge feiern: Deutschland wurde dreimal Europameister (1989, 1991 und 1995) und 1995 Vize-Weltmeister in Norwegen. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war aber sicher der Gewinn des WM-Titels 2003 in den USA, da stand bereits Tina Theune in der Verantwortung. Plötzlich fühlten sich alle Deutschen als Weltmeister und die Euphorie war riesig.

"Der Frauenfußball entwickelte sich rasant"

Ich hatte 1992 meine aktive Karriere beendet und war inzwischen Trainerin beim 1. FFC Frankfurt. Es war eine extrem erfolgreiche Zeit. Während ich die Mannschaft betreute, konnten wir in Deutschland alles gewinnen, was man gewinnen konnte – viermal die deutsche Meisterschaft, fünfmal den DFB-Pokal und 2002 den UEFA-Cup, der später zur Champions League wurde.

Ich bin noch heute davon überzeugt, dass wir mit dem 1. FFC Frankfurt einen wichtigen Teil zu der hervorragenden Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beitragen konnten. Nach elf erfolgreichen Jahren als Trainerin habe ich mein Amt im Sommer 2004 niedergelegt. Ich war seit 1991 Frauenfußballabteilungsleiterin, Trainerin und später Präsidentin beim 1. FFC Frankfurt - der Frauenfußball entwickelte sich nach der gewonnenen WM so rasant, dass ich nicht länger zwei Ämter gleichzeitig ausüben konnte.  Im Dezember 2006 gab ich auch noch das Amt als Präsidentin des Vereins auf, da ich eine neue Herausforderung in der Entwicklung des Frauenfußballs suchte. Ich konnte an dieser Stelle einen Schlussstrich mit gutem Gewissen ziehen, weil wir gemeinsam die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland in die richtige Richtung gebracht hatten. Mein Baby war groß geworden und konnte sehr gut auf eigenen Füßen stehen.  

Ich entschied mich, als Entwicklungshelferin in Sachen Frauenfußball zu arbeiten.  Bisher war ich mehrere Jahre für die FIFA, UEFA, DFB, DOSB, Auswärtiges Amt und NGOs in mehr als 80 Ländern der Welt unterwegs, um den Mädchen- und Frauenfußball weiterzuentwickeln. Mit 48 Jahren konnte ich mir meinen Kindheitstraum erfüllen – ich konnte meinen Lebensunterhalt mit dem Fußball bestreiten. Und was mir genauso wichtig war und ist: Ich konnte bisher vielen Mädchen ermöglichen, ihren Sport auszuüben. In diese begeisterten und glücklichen Mädchengesichter zu schauen, motiviert mich immer wieder zum Weitermachen und macht mich persönlich auch sehr glücklich.

"Ganz spezielles Verhältnis zu Afrika"

Ich bin davon überzeugt, dass Frauen der Fußball hilft, um sich stärker in ihren Gesellschaftsschichten durchzusetzen. Dieser Sport kann viel Selbstbewusstsein geben. Leider haben zahlreiche Mädchen und Frauen noch immer nicht die Möglichkeit, es auszuprobieren. In Afrika beispielsweise müssen die Mädchen sehr früh im Haushalt helfen, können deshalb oft nicht zur Schule gehen. Während die Jungs zur Schule gehen, Fußball spielen und viele Erfolgserlebnisse haben, werden die Mädchen sehr benachteiligt. Die Eltern haben oft nicht das Geld, um Söhne und  Töchter in die Schule zu schicken. Ich versuche, diese Ungleichbehandlung zu reduzieren. 

Meine erste Station im Ausland war Bahrain. Am 1. Januar 2007 bin ich dorthin gereist und habe sechs Monate in dem Königreich im Persischen Golf östlich von Saudi Arabien verbracht, um dort Entwicklungshilfe zu leisten. Bevor die Corona-Pandemie alles verändert hat, war ich in Gambia. Seit dem Spätherbst 2018 habe ich dort das "German Gambian Football Project" geleitet, mit dem wir die Strukturen des Frauenfußballs vor Ort verbessern wollen. Zu Afrika habe ich ein ganz spezielles Verhältnis. Überall auf der Welt entwickelt sich der Frauenfußball rasant, nur Afrika schläft noch immer. Dabei haben sie dort unglaubliches Potenzial. Wenn ich die Mädchen dort mit riesiger Leidenschaft kicken sehe, dann blutet mein Herz, weil viele diese Möglichkeit nicht haben.

In dem Jahr, in dem ich vor Ort war, konnte ich mit meinem Team schon viel bewegen. Wir haben es geschafft, dass eine Absichtserklärung zwischen dem gambischen Fußball-Verband und dem Schul-Ministerium unterzeichnet wurde. In diesem wurden die Entwicklungsbereiche für Mädchenfußball in den Schulen in Gambia festgelegt. Dazu gehört es auch, den Fußball für die Mädchen in den Lehrplan einzubauen, um eine solide Basis zu schaffen.

"Wir müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen"

Ich habe mittlerweile zahlreiche Trainerkurse für Lehrerinnen und Lehrer durchgeführt, denn das größte Problem sind die Ausbilder. Sie sind zwar alle fußballbegeistert, wissen aber nicht, wie sie trainieren sollen. Sie wissen nichts über Taktik oder die modernen Trainingsmethoden, wie man eine Einheit aufbaut. Diese Defizite müssen wir nach und nach beheben, um auch in diesen Ländern mehr Mädchen vom Fußball zu begeistern. Mit der Ausbildung der Lehrer und Trainer steht und fällt alles. Diese Erkenntnis habe ich überall auf der Welt sammeln können.

 Im Moment bin ich wegen der Corona-Pandemie wieder in Deutschland und verfolge den Frauenfußball hier noch intensiver als sowieso schon. Wir hatten zuletzt mit der Nationalmannschaft nicht die erhofften Ergebnisse erzielt. Wir müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Länder wie England, Spanien und die Niederlande holen in rasantem Tempo auf. Spanien hat nicht ohne Grund in der jüngeren Vergangenheit viele wichtige Titel im Nachwuchsbereich geholt. Auch wir haben einige hoffnungsvolle Talente. Diese müssen jetzt nach und nach Verantwortung übernehmen und die neue Generation im deutschen Frauenfußball bilden.

Monika Staab gilt als eine der Pionierinnen im deutschen Frauenfußball. Die 61-Jährige prägte als Spielerin, Trainerin, Abteilungsleiterin und Präsidentin vor allem die extrem erfolgreiche Ära des 1. FFC Frankfurt (bzw. vorher schon der SG Praunheim) von 1984 bis 2006. Seit 2007 arbeitet Staab unter anderem für die FIFA,  UEFA, DOSB, DFB. In den vergangenen 13 Jahren hat sie in dieser Funktion mehr als 80 Länder der Welt bereits, um dort den Mädchen- und Frauenfußball weiterzuentwickeln. Sie startete 2007 im Bahrain und war bis zum Beginn der Corona-Krise in Gambia tätig. 

Seit Anfang dieses Jahres befindet sich Staab wieder in ihrer Heimat in Deutschland und wartet darauf, ihr Engagement im Ausland fortsetzen zu können

[sw]

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind bald 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Monika Staab, Erfolgstrainerin und Fußball-Entwicklungshelferin.

Monika Staab erzählt...

50 Jahre Frauenfußball in Deutschland – es ist unvorstellbar, wie sich unsere Sportart in diesem Zeitraum entwickelt hat. Ich bin von Anfang an dabei gewesen und kann mich noch gut an den Tag erinnern, als alles offiziell begann. Es war der 30. Oktober 1970, ein Freitag, an dem die Verantwortlichen des DFB auf dem Bundestag in Travemünde mit 145 Ja-Stimmen auch für Frauen das Fußballspielen bei uns erlaubten.

Um zu verstehen, wo der Frauenfußball in Deutschland heute steht, muss man einen Blick zurück in diese Zeit werfen. Die Vorgaben waren zunächst wirklich kurios. Anfangs betrug die Spielzeit zweimal 30 Minuten. Wir durften nur mit einem kleineren Jugendball der Größe 4 spielen und Stollenschuhe waren nicht erlaubt. Neben weiteren Sonderregeln gab es die Vorgabe, dass wir nur bei schönem Wetter spielen durften. Viele dieser Bestimmungen wurden schnell wieder zurückgenommen, weil wir uns erfolgreich dagegen wehren konnten. 

Ich war elf Jahre alt, als der Frauenfußball in Deutschland offiziell geboren wurde. Bis dahin hatte ich als kleines Mädchen immer mit den Jungs auf dem Bolzplatz meiner Heimatstadt Dietzenbach gekickt. Mädchenmannschaften gab es keine und in einer Jungenmannschaft zu spielen war damals noch sehr exotisch. Nachdem das Verbot 1970 aufgehoben wurde, schloss ich mich mit elf Jahren der Frauenmannschaft der SG Rosenhöhe Offenbach an. Das Problem war, dass ich dort mit erwachsenen Frauen spielen musste, es gab keine Alternative. Obwohl wir damals gerne öfter trainiert hätten, durften wir nur maximal einmal in der Woche auf den Platz – und zwar zu einer Zeit, zu der keine andere Mannschaft mehr trainieren wollte. Das war abends um 20.30 Uhr oder noch später. Ich kam oft erst gegen 23 Uhr völlig fertig nach Hause – und am nächsten Morgen stand schon wieder Schule auf dem Programm. Aber für den Fußball habe ich das gerne in Kauf genommen. 

"Mussten Trikots, Hosen, Stutzen selbst finanzieren"

Die ersten Jahre sind im Rückblick sehr bemerkenswert: Wir mussten unsere eigenen Trikots, Hosen und Stutzen und auch die Fußballschuhe selbst finanzieren. Aber wir waren glücklich und froh, dass das Fußballverbot aufgehoben war. 1973 verließen wir den Verein SG Rosenhöhe und gingen geschlossen zu den Offenbacher Kickers. Wir waren sehr motiviert, wollten besser werden. Also mussten wir mehr trainieren. Und bei den Offenbacher Kickers bekamen wir die Gelegenheit dazu. 

Der nächste Meilenstein erfolgte meiner Meinung nach 1974, als erstmals im Frauenfußball ein deutscher Meister ausgespielt wurde. Aus den 16 Landesmeistern setzte sich der TuS Wörrstadt durch und ging als erster Titelträger in die Geschichte ein. Auch international bekam der Frauenfußball in dieser Zeit größere Aufmerksamkeit. Vor allem die skandinavischen Länder übernahmen hier meiner Meinung nach früh eine Vorreiterrolle – ich sehe Norwegen als Mutterland des Frauenfußballs an. Dass auch Deutschland schnell eine gute Position einnehmen konnte, haben wir vor allem Hannelore Ratzeburg zu verdanken, die von Anfang an bis heute an allen Fronten darum kämpft, den Frauenfußball voranzubringen.  

Das erste offizielle Länderspiel der Frauennationalmannschaft in der DFB-Geschichte fand 1982 in Koblenz gegen die Schweiz statt. Ich war bei dem 5:1 leider nicht dabei, weil ich zu jener Zeit bei den Queens Park Rangers beziehungsweise bei Paris St. Germain gespielt habe und damit nicht im Fokus der Verantwortlichen war. Erster Trainer der DFB-Auswahl war Gero Bisanz. Mit ihm konnten wir tolle Erfolge feiern: Deutschland wurde dreimal Europameister (1989, 1991 und 1995) und 1995 Vize-Weltmeister in Norwegen. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war aber sicher der Gewinn des WM-Titels 2003 in den USA, da stand bereits Tina Theune in der Verantwortung. Plötzlich fühlten sich alle Deutschen als Weltmeister und die Euphorie war riesig.

"Der Frauenfußball entwickelte sich rasant"

Ich hatte 1992 meine aktive Karriere beendet und war inzwischen Trainerin beim 1. FFC Frankfurt. Es war eine extrem erfolgreiche Zeit. Während ich die Mannschaft betreute, konnten wir in Deutschland alles gewinnen, was man gewinnen konnte – viermal die deutsche Meisterschaft, fünfmal den DFB-Pokal und 2002 den UEFA-Cup, der später zur Champions League wurde.

Ich bin noch heute davon überzeugt, dass wir mit dem 1. FFC Frankfurt einen wichtigen Teil zu der hervorragenden Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beitragen konnten. Nach elf erfolgreichen Jahren als Trainerin habe ich mein Amt im Sommer 2004 niedergelegt. Ich war seit 1991 Frauenfußballabteilungsleiterin, Trainerin und später Präsidentin beim 1. FFC Frankfurt - der Frauenfußball entwickelte sich nach der gewonnenen WM so rasant, dass ich nicht länger zwei Ämter gleichzeitig ausüben konnte.  Im Dezember 2006 gab ich auch noch das Amt als Präsidentin des Vereins auf, da ich eine neue Herausforderung in der Entwicklung des Frauenfußballs suchte. Ich konnte an dieser Stelle einen Schlussstrich mit gutem Gewissen ziehen, weil wir gemeinsam die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland in die richtige Richtung gebracht hatten. Mein Baby war groß geworden und konnte sehr gut auf eigenen Füßen stehen.  

Ich entschied mich, als Entwicklungshelferin in Sachen Frauenfußball zu arbeiten.  Bisher war ich mehrere Jahre für die FIFA, UEFA, DFB, DOSB, Auswärtiges Amt und NGOs in mehr als 80 Ländern der Welt unterwegs, um den Mädchen- und Frauenfußball weiterzuentwickeln. Mit 48 Jahren konnte ich mir meinen Kindheitstraum erfüllen – ich konnte meinen Lebensunterhalt mit dem Fußball bestreiten. Und was mir genauso wichtig war und ist: Ich konnte bisher vielen Mädchen ermöglichen, ihren Sport auszuüben. In diese begeisterten und glücklichen Mädchengesichter zu schauen, motiviert mich immer wieder zum Weitermachen und macht mich persönlich auch sehr glücklich.

"Ganz spezielles Verhältnis zu Afrika"

Ich bin davon überzeugt, dass Frauen der Fußball hilft, um sich stärker in ihren Gesellschaftsschichten durchzusetzen. Dieser Sport kann viel Selbstbewusstsein geben. Leider haben zahlreiche Mädchen und Frauen noch immer nicht die Möglichkeit, es auszuprobieren. In Afrika beispielsweise müssen die Mädchen sehr früh im Haushalt helfen, können deshalb oft nicht zur Schule gehen. Während die Jungs zur Schule gehen, Fußball spielen und viele Erfolgserlebnisse haben, werden die Mädchen sehr benachteiligt. Die Eltern haben oft nicht das Geld, um Söhne und  Töchter in die Schule zu schicken. Ich versuche, diese Ungleichbehandlung zu reduzieren. 

Meine erste Station im Ausland war Bahrain. Am 1. Januar 2007 bin ich dorthin gereist und habe sechs Monate in dem Königreich im Persischen Golf östlich von Saudi Arabien verbracht, um dort Entwicklungshilfe zu leisten. Bevor die Corona-Pandemie alles verändert hat, war ich in Gambia. Seit dem Spätherbst 2018 habe ich dort das "German Gambian Football Project" geleitet, mit dem wir die Strukturen des Frauenfußballs vor Ort verbessern wollen. Zu Afrika habe ich ein ganz spezielles Verhältnis. Überall auf der Welt entwickelt sich der Frauenfußball rasant, nur Afrika schläft noch immer. Dabei haben sie dort unglaubliches Potenzial. Wenn ich die Mädchen dort mit riesiger Leidenschaft kicken sehe, dann blutet mein Herz, weil viele diese Möglichkeit nicht haben.

In dem Jahr, in dem ich vor Ort war, konnte ich mit meinem Team schon viel bewegen. Wir haben es geschafft, dass eine Absichtserklärung zwischen dem gambischen Fußball-Verband und dem Schul-Ministerium unterzeichnet wurde. In diesem wurden die Entwicklungsbereiche für Mädchenfußball in den Schulen in Gambia festgelegt. Dazu gehört es auch, den Fußball für die Mädchen in den Lehrplan einzubauen, um eine solide Basis zu schaffen.

"Wir müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen"

Ich habe mittlerweile zahlreiche Trainerkurse für Lehrerinnen und Lehrer durchgeführt, denn das größte Problem sind die Ausbilder. Sie sind zwar alle fußballbegeistert, wissen aber nicht, wie sie trainieren sollen. Sie wissen nichts über Taktik oder die modernen Trainingsmethoden, wie man eine Einheit aufbaut. Diese Defizite müssen wir nach und nach beheben, um auch in diesen Ländern mehr Mädchen vom Fußball zu begeistern. Mit der Ausbildung der Lehrer und Trainer steht und fällt alles. Diese Erkenntnis habe ich überall auf der Welt sammeln können.

 Im Moment bin ich wegen der Corona-Pandemie wieder in Deutschland und verfolge den Frauenfußball hier noch intensiver als sowieso schon. Wir hatten zuletzt mit der Nationalmannschaft nicht die erhofften Ergebnisse erzielt. Wir müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Länder wie England, Spanien und die Niederlande holen in rasantem Tempo auf. Spanien hat nicht ohne Grund in der jüngeren Vergangenheit viele wichtige Titel im Nachwuchsbereich geholt. Auch wir haben einige hoffnungsvolle Talente. Diese müssen jetzt nach und nach Verantwortung übernehmen und die neue Generation im deutschen Frauenfußball bilden.

Monika Staab gilt als eine der Pionierinnen im deutschen Frauenfußball. Die 61-Jährige prägte als Spielerin, Trainerin, Abteilungsleiterin und Präsidentin vor allem die extrem erfolgreiche Ära des 1. FFC Frankfurt (bzw. vorher schon der SG Praunheim) von 1984 bis 2006. Seit 2007 arbeitet Staab unter anderem für die FIFA,  UEFA, DOSB, DFB. In den vergangenen 13 Jahren hat sie in dieser Funktion mehr als 80 Länder der Welt bereits, um dort den Mädchen- und Frauenfußball weiterzuentwickeln. Sie startete 2007 im Bahrain und war bis zum Beginn der Corona-Krise in Gambia tätig. 

Seit Anfang dieses Jahres befindet sich Staab wieder in ihrer Heimat in Deutschland und wartet darauf, ihr Engagement im Ausland fortsetzen zu können

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