Milkoreit: "Die Goldenen Jahre des Ü-Fußballs gestalten"

Wer es nicht gemerkt hat, wir leben in den "Goldenen Jahren" des Ü-Fußballs. Noch nie spielten so viele Männer und Frauen jenseits der 40 Jahre im Wettbewerb Fußball. Und es scheint keine Obergrenze zu geben. Die "Baby Boomer" weigern sich partout, nicht mehr ins Kino oder auf Konzerte zu gehen. Und sie wollen immer weiter Fußball spielen. DFB-Vizepräsident Rainer Milkoreit spricht im Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber, wie gesund der Fußball im Alter sein kann und warum er gegen ein generelles Grätschverbot ist.

DFB.de: Herr Milkoreit, alleine in den vergangenen 15 Jahren ist das Durchschnittsalter der Menschen in Deutschland von knapp unter 40 auf etwas über 46 Jahre angestiegen. 2030 wird es bei 49,1 Jahre liegen. Deutschland wird älter, der Fußball auch?

Rainer Milkoreit: Es gibt mehr ältere Menschen und viele ältere Fußballer sind fest entschlossen, möglichst lange im Wettbewerb Fußball zu spielen. Das firmierte unter dem Etikett Altherren-Fußball, doch der Begriff ist nicht nur etwas angestaubt, er beschreibt auch nicht die volle Wirklichkeit. Denn viele ältere Frauen wollen ja auch immer länger auf dem Platz stehen. Deshalb sprechen wir beim DFB jetzt von Ü-Fußball, wie Ü 40 oder Ü 50. In Brandenburg gibt es sogar Ü 70-Staffeln. Wir müssen seitens des Dachverbandes an den Rahmenbedingungen feilen, damit Menschen mit 40 Jahren und älter weiter gesund unseren Sport betreiben können. Wir haben 120 Vertreter aus den Landesverbänden für zwei Tage nach Duisburg eingeladen. Unter dem Motto "Fußball für Ältere – Fußball ein Leben lang" wollen wir diesen Boombereich weiter vorantreiben. Wir wollen die goldenen Jahre des Ü-Fußballs nachhaltig gestalten.

DFB.de: Von wie vielen Fußballern und Fußballerinen jenseits der 40 Jahre sprechen wir?

Milkoreit: Es fällt uns schwer, konkrete belastbare Zahlen zu nennen. Wir wissen, dass 68 Prozent der Vereine zumindest eine Ü-Mannschaft im Spielbetrieb angemeldet haben. Und es gibt etwas mehr als 25.000 Fußballvereine in Deutschland.

DFB.de: Im Herbst wird in Berlin zum neunten Mal der DFB-Ü 40-Cup ausgetragen, die inoffizielle Deutsche Meisterschaft. Die zehn besten Mannschaften werden vom DFB eingeladen. Wie hat sich das Turnier entwickelt?

Milkoreit: 2012 kam ein Ü 50-Kleinfeldturnier dazu. Als zuständiger DFB-Vizepräsident gehört der Cup zu meinem konkreten Verantwortungsbereich. Ich komme immer wieder gerne. Wie die etwas älteren Jungs immer noch voller Ehrgeiz sind, das ist schon ein Erlebnis. Manchmal ist der Ehrgeiz größer als die Fitness. Berlin ist auch für die Alten Herren zum Sehnsuchtsort geworden, fast wie beim DFB-Pokal. Mal schauen, ob wir neben Ü 40 und Ü 50 noch einen Wettbewerb dazu nehmen.



Wer es nicht gemerkt hat, wir leben in den "Goldenen Jahren" des Ü-Fußballs. Noch nie spielten so viele Männer und Frauen jenseits der 40 Jahre im Wettbewerb Fußball. Und es scheint keine Obergrenze zu geben. Die "Baby Boomer" weigern sich partout, nicht mehr ins Kino oder auf Konzerte zu gehen. Und sie wollen immer weiter Fußball spielen. DFB-Vizepräsident Rainer Milkoreit spricht im Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber, wie gesund der Fußball im Alter sein kann und warum er gegen ein generelles Grätschverbot ist.

DFB.de: Herr Milkoreit, alleine in den vergangenen 15 Jahren ist das Durchschnittsalter der Menschen in Deutschland von knapp unter 40 auf etwas über 46 Jahre angestiegen. 2030 wird es bei 49,1 Jahre liegen. Deutschland wird älter, der Fußball auch?

Rainer Milkoreit: Es gibt mehr ältere Menschen und viele ältere Fußballer sind fest entschlossen, möglichst lange im Wettbewerb Fußball zu spielen. Das firmierte unter dem Etikett Altherren-Fußball, doch der Begriff ist nicht nur etwas angestaubt, er beschreibt auch nicht die volle Wirklichkeit. Denn viele ältere Frauen wollen ja auch immer länger auf dem Platz stehen. Deshalb sprechen wir beim DFB jetzt von Ü-Fußball, wie Ü 40 oder Ü 50. In Brandenburg gibt es sogar Ü 70-Staffeln. Wir müssen seitens des Dachverbandes an den Rahmenbedingungen feilen, damit Menschen mit 40 Jahren und älter weiter gesund unseren Sport betreiben können. Wir haben 120 Vertreter aus den Landesverbänden für zwei Tage nach Duisburg eingeladen. Unter dem Motto "Fußball für Ältere – Fußball ein Leben lang" wollen wir diesen Boombereich weiter vorantreiben. Wir wollen die goldenen Jahre des Ü-Fußballs nachhaltig gestalten.

DFB.de: Von wie vielen Fußballern und Fußballerinen jenseits der 40 Jahre sprechen wir?

Milkoreit: Es fällt uns schwer, konkrete belastbare Zahlen zu nennen. Wir wissen, dass 68 Prozent der Vereine zumindest eine Ü-Mannschaft im Spielbetrieb angemeldet haben. Und es gibt etwas mehr als 25.000 Fußballvereine in Deutschland.

DFB.de: Im Herbst wird in Berlin zum neunten Mal der DFB-Ü 40-Cup ausgetragen, die inoffizielle Deutsche Meisterschaft. Die zehn besten Mannschaften werden vom DFB eingeladen. Wie hat sich das Turnier entwickelt?

Milkoreit: 2012 kam ein Ü 50-Kleinfeldturnier dazu. Als zuständiger DFB-Vizepräsident gehört der Cup zu meinem konkreten Verantwortungsbereich. Ich komme immer wieder gerne. Wie die etwas älteren Jungs immer noch voller Ehrgeiz sind, das ist schon ein Erlebnis. Manchmal ist der Ehrgeiz größer als die Fitness. Berlin ist auch für die Alten Herren zum Sehnsuchtsort geworden, fast wie beim DFB-Pokal. Mal schauen, ob wir neben Ü 40 und Ü 50 noch einen Wettbewerb dazu nehmen.

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DFB.de: Der dann Ü 32-Cup heißen könnte?

Milkoreit: Genau, es gibt entsprechende Überlegungen.

DFB.de: Fußball im Alter könnte ja auch so einen Wellness-Charakter entwickeln. Aber dem ist nicht so.

Milkoreit: Der Leistungsgedanke verschwindet nie. Ich denke, das ist typisch für Mannschaftssportarten. Alle guten Vorsätze, es ruhiger anzugehen, verschwinden wenn der Schiedsrichter anpfeift. Fußballer ticken anders. Wir können nur mit großem Einsatz. Und ein Fußballer, der nicht mehr gewinnen will, der sollte die Stiefel an den Nagel hängen.

DFB.de: Was halten Sie von einem generellen Grätschverbot im Ü-Fußball?

Milkoreit: Nichts. Der Schiedsrichter sollte vorher beide Mannschaften ermahnen, dass fair uns vernünftig gespielt wird. Aber wir dürfen den Fußball auch nicht verfälschen.

DFB.de: Wie gesund ist es, mit 50 oder sogar 60 Jahren noch Fußball zu spielen?

Milkoreit: Wenn man die Belastung dosiert und wenn man seine eigenen körperlichen Voraussetzungen richtig einschätzt, ist Fußball aufgrund seiner komplexen Anforderungen auch im Alter gesund. Fußball stärkt das Herz-Kreislauf-System, den Bewegungsapparat und die Psyche. Ausdauer, Schnelligkeit, Sprungkraft und Kraft sind gefordert, das gibt es sonst nur bei wenigen Sportarten. Gleichzeitig nimmt das Verletzungsrisiko im Alter natürlich zu. Und Prof. Dr. Tim Meyer, der Arzt der Nationalmannschaft, rät ab einem gewissen Alter auch zu einem Belastungs-EKG. Entscheidend ist die Eigenverantwortung des Spielers. Das Wollen und Können müssen übereinstimmen.

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DFB.de: Gibt es eine Obergrenze?

Milkoreit: Nein, wenn der Bedarf vorhanden ist und die Spieler Spaß daran haben, kann durchaus auch mit über 70 Jahren noch in Mannschaften Fußball gespielt werden. Und wenn einer Spaß hat auch mit dem Aktionsradius eines Bierdeckels noch weiterzumachen, wer sollte ihm das verbieten? Meine Frau will auch immer, dass ich spazieren gehe. Da fehlt mir aber der Ball.

DFB.de: Der Anteil der Alten wächst, im Jahr 2060 wird es doppelt so viele über 80-Jährige geben wie heute. Werden die Alten in Deutschland und damit auch im Fußball immer wichtiger?

Milkoreit: Jedenfalls müssen sie beachtet werden. Der DFB hat gerade einen neuen Mitgliederrekord aufgestellt, wir kratzen ganz hart an der 7 Millionen-Marke. Dieses hohe Plateau kann nur gehalten werden, wenn wir alte Menschen im Verein halten. Und die alten Menschen von heute haben doch einen gehörigen Anteil am Wohlstand unseres Landes. Sie haben es verdient, dass man ihnen ein sinnerfülltes Leben im Alter ermöglicht. Dazu gehört sicher auch der Fußball.

DFB.de: Ein Thema hier in Duisburg ist, dass man einen Passus entwirft, mit dem der Ü-Fußball beim Bundestag 2016 in die DFB-Satzung aufgenommen werden könnte. Liegt Ihnen das wirklich so am Herzen?

Milkoreit: Was heißt am Herzen? Alles was der DFB finanziert, sollte eine satzungsmäßige Grundlage haben. Unter dem Aspekt ist es sinnvoll, den Ü-Fußball in der Satzung zu verankern.

DFB.de: Was wünschen Sie sich für den Ü-Fußball für das kommende Jahr?

Milkoreit: Wir wollen, dass keiner und keine, der und die Fußball spielen möchte, egal wo im Land und wie alt oder jung, zuhause bleiben muss.