Metzelder-Brüder in Münster: "Der Verein ist Heimat geworden"

Die Brüder Christoph Metzelder und Malte Metzelder schafften einst beide beim SC Preußen Münster den Sprung in den Profifußball. Beide spielten unter anderem für Borussia Dortmund in der Bundesliga, Christoph wurde sogar Nationalspieler und Vizeweltmeister 2002. Jetzt arbeiten die Metzelders als Funktionäre beim Drittligisten in Münster zusammen: Der 37-jährige Christoph als Aufsichtsrat, der zwei Jahre jüngere Malte als Sportdirektor und Geschäftsstellenleiter.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche sprechen Christoph und Malte Metzelder mit Mitarbeiter Ralf Debat über die bevorstehende Entscheidung der Preußen-Mitglieder über die geplante Ausgliederung der Profiabteilung, einen möglichen Stadionneubau, ihre besondere Beziehung zum Gründungsmitglied der Bundesliga sowie die kurz- und mittelfristigen Perspektiven.

DFB.de: Am kommenden Sonntag entscheiden die Mitglieder des SC Preußen Münster über die geplante Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein. Sie beide werben für ein positives Votum. Warum ist diese Entscheidung für die weitere Entwicklung des Traditionsvereins so wichtig?

Malte Metzelder: Der Fußball entwickelt sich rasant. Mit der bisherigen Struktur als eingetragener Verein sind wir auf Dauer selbst in der 3. Liga nicht mehr wettbewerbsfähig. Durch die Ausgliederung können wir den nächsten Schritt machen, werden beispielsweise interessanter für Sponsoren und Investoren. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir festhalten, dass einige Strukturen des SC Preußen nicht mehr zeitgemäß sind und dringend beackert werden müssen. Dazu gehört etwa auch die noch nicht erreichte Zertifizierung als Nachwuchsleistungszentrum. Umso beachtlicher ist es vor diesem Hintergrund, dass wir mit der U 19 und U 17 in den Junioren-Bundesligen vertreten sind.

Christoph Metzelder: Die Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft schützt nicht zuletzt auch den Gesamtverein mit seinen zahlreichen Abteilungen. Historisch gesehen, ist der eingetragene Verein schließlich auch nicht dafür konzipiert worden, das wirtschaftliche Risiko eines Gesamtetats von mehreren Millionen Euro zu tragen. Ich kann zwar die teilweise sehr emotionalen Diskussionen beim Thema Ausgliederung nachvollziehen. Für Preußen Münster hat die Entscheidung aber existenzielle Bedeutung.

DFB.de: Müssen Sie in den kommenden Tagen bei den Mitgliedern noch Überzeugungsarbeit leisten?

Malte Metzelder: Bei rund 1400 stimmberechtigten Mitgliedern, von denen wir etwa die Hälfte bei der Versammlung erwarten, ist eine Dreiviertelmehrheit schon eine hohe Hürde. Wir haben unsere Mitglieder in den vergangenen Wochen und Monaten so umfassend informiert, dass wir von einem positiven Votum ausgehen.

Christoph Metzelder: Die Stimmung in der Stadt und im Vereinsumfeld ist mehrheitlich positiv. Gewählt wird allerdings ausschließlich von den stimmberechtigten Vereinsmitgliedern am Sonntag. Es wird eine sehr enge Entscheidung.

DFB.de: Die Ausgliederung gilt unter anderem als wichtige Voraussetzung für den seit vielen Jahren ersehnten Stadionneubau, bei dem aktuell selbst die Standortfrage noch nicht geklärt ist. Wie bewerten Sie den Stand der Planungen und die Chance, das Projekt zu verwirklichen?

Malte Metzelder: Beide Themen werden parallel angegangen, sind aber dicht miteinander verwoben. Kein Partner investiert in ein marodes Stadion, wir benötigen eine moderne Spielstätte als Plattform. Fakt ist aber, dass ein Stadionneubau noch ein Stück weiter entfernt ist als eine moderne Vereinsstruktur. Der SC Preußen wünscht sich nach wie vor einen Standort innerhalb der Grenzen von Münster. Der Stadtrat hat sich jedoch dagegen entschieden. Daher werden Alternativen geprüft.

Christoph Metzelder: Um die Einnahmen in Zukunft signifikant erhöhen und im Profifußball mithalten zu können, ist ein Stadionneubau unerlässlich. Das ist auch in unseren Gesprächen mit möglichen Investoren deutlich geworden. Wenn die Entfernung zur Stadtmitte und die Verkehrsanbindung passen, könnte die Mehrheit sicher auch mit einem Stadion außerhalb von Münster leben.

DFB.de: Sie waren beide bereits zu Jugendzeiten für Preußen Münster am Ball, starteten jeweils ihre Profikarrieren beim SCP und sind jetzt auf der Funktionärsebene für den Verein tätig. Wie würden Sie Ihre persönliche Beziehung zum Verein und zu seinem Umfeld beschreiben? Wieviel Herzblut ist dabei?

Christoph Metzelder: Als ich zum SC Preußen kam, war ich gerade in der U 16 des FC Schalke 04 gescheitert. Zu diesem Zeitpunkt sprach nicht gerade viel für eine Profilaufbahn. Daher war der Verein für meinen persönlichen Weg ganz entscheidend, ich habe ihm viel zu verdanken. Außerdem glaube ich an die Kraft, die dieser Klub entfalten kann. Deshalb möchte ich mithelfen, den Verein aus meiner Heimat im Münsterland weiter nach vorne zu bringen.

Malte Metzelder: Unser Heimatort Haltern ist nur einen Steinwurf von Münster entfernt. Beim SC Preußen Profi zu werden, war auch für mich ein besonderer Moment. Der Verein ist für mich auch Heimat geworden. Deshalb habe ich den SCP auch während meiner fast 14-jährigen Abwesenheit nie aus den Augen verloren.



Die Brüder Christoph Metzelder und Malte Metzelder schafften einst beide beim SC Preußen Münster den Sprung in den Profifußball. Beide spielten unter anderem für Borussia Dortmund in der Bundesliga, Christoph wurde sogar Nationalspieler und Vizeweltmeister 2002. Jetzt arbeiten die Metzelders als Funktionäre beim Drittligisten in Münster zusammen: Der 37-jährige Christoph als Aufsichtsrat, der zwei Jahre jüngere Malte als Sportdirektor und Geschäftsstellenleiter.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche sprechen Christoph und Malte Metzelder mit Mitarbeiter Ralf Debat über die bevorstehende Entscheidung der Preußen-Mitglieder über die geplante Ausgliederung der Profiabteilung, einen möglichen Stadionneubau, ihre besondere Beziehung zum Gründungsmitglied der Bundesliga sowie die kurz- und mittelfristigen Perspektiven.

DFB.de: Am kommenden Sonntag entscheiden die Mitglieder des SC Preußen Münster über die geplante Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein. Sie beide werben für ein positives Votum. Warum ist diese Entscheidung für die weitere Entwicklung des Traditionsvereins so wichtig?

Malte Metzelder: Der Fußball entwickelt sich rasant. Mit der bisherigen Struktur als eingetragener Verein sind wir auf Dauer selbst in der 3. Liga nicht mehr wettbewerbsfähig. Durch die Ausgliederung können wir den nächsten Schritt machen, werden beispielsweise interessanter für Sponsoren und Investoren. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir festhalten, dass einige Strukturen des SC Preußen nicht mehr zeitgemäß sind und dringend beackert werden müssen. Dazu gehört etwa auch die noch nicht erreichte Zertifizierung als Nachwuchsleistungszentrum. Umso beachtlicher ist es vor diesem Hintergrund, dass wir mit der U 19 und U 17 in den Junioren-Bundesligen vertreten sind.

Christoph Metzelder: Die Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft schützt nicht zuletzt auch den Gesamtverein mit seinen zahlreichen Abteilungen. Historisch gesehen, ist der eingetragene Verein schließlich auch nicht dafür konzipiert worden, das wirtschaftliche Risiko eines Gesamtetats von mehreren Millionen Euro zu tragen. Ich kann zwar die teilweise sehr emotionalen Diskussionen beim Thema Ausgliederung nachvollziehen. Für Preußen Münster hat die Entscheidung aber existenzielle Bedeutung.

DFB.de: Müssen Sie in den kommenden Tagen bei den Mitgliedern noch Überzeugungsarbeit leisten?

Malte Metzelder: Bei rund 1400 stimmberechtigten Mitgliedern, von denen wir etwa die Hälfte bei der Versammlung erwarten, ist eine Dreiviertelmehrheit schon eine hohe Hürde. Wir haben unsere Mitglieder in den vergangenen Wochen und Monaten so umfassend informiert, dass wir von einem positiven Votum ausgehen.

Christoph Metzelder: Die Stimmung in der Stadt und im Vereinsumfeld ist mehrheitlich positiv. Gewählt wird allerdings ausschließlich von den stimmberechtigten Vereinsmitgliedern am Sonntag. Es wird eine sehr enge Entscheidung.

DFB.de: Die Ausgliederung gilt unter anderem als wichtige Voraussetzung für den seit vielen Jahren ersehnten Stadionneubau, bei dem aktuell selbst die Standortfrage noch nicht geklärt ist. Wie bewerten Sie den Stand der Planungen und die Chance, das Projekt zu verwirklichen?

Malte Metzelder: Beide Themen werden parallel angegangen, sind aber dicht miteinander verwoben. Kein Partner investiert in ein marodes Stadion, wir benötigen eine moderne Spielstätte als Plattform. Fakt ist aber, dass ein Stadionneubau noch ein Stück weiter entfernt ist als eine moderne Vereinsstruktur. Der SC Preußen wünscht sich nach wie vor einen Standort innerhalb der Grenzen von Münster. Der Stadtrat hat sich jedoch dagegen entschieden. Daher werden Alternativen geprüft.

Christoph Metzelder: Um die Einnahmen in Zukunft signifikant erhöhen und im Profifußball mithalten zu können, ist ein Stadionneubau unerlässlich. Das ist auch in unseren Gesprächen mit möglichen Investoren deutlich geworden. Wenn die Entfernung zur Stadtmitte und die Verkehrsanbindung passen, könnte die Mehrheit sicher auch mit einem Stadion außerhalb von Münster leben.

DFB.de: Sie waren beide bereits zu Jugendzeiten für Preußen Münster am Ball, starteten jeweils ihre Profikarrieren beim SCP und sind jetzt auf der Funktionärsebene für den Verein tätig. Wie würden Sie Ihre persönliche Beziehung zum Verein und zu seinem Umfeld beschreiben? Wieviel Herzblut ist dabei?

Christoph Metzelder: Als ich zum SC Preußen kam, war ich gerade in der U 16 des FC Schalke 04 gescheitert. Zu diesem Zeitpunkt sprach nicht gerade viel für eine Profilaufbahn. Daher war der Verein für meinen persönlichen Weg ganz entscheidend, ich habe ihm viel zu verdanken. Außerdem glaube ich an die Kraft, die dieser Klub entfalten kann. Deshalb möchte ich mithelfen, den Verein aus meiner Heimat im Münsterland weiter nach vorne zu bringen.

Malte Metzelder: Unser Heimatort Haltern ist nur einen Steinwurf von Münster entfernt. Beim SC Preußen Profi zu werden, war auch für mich ein besonderer Moment. Der Verein ist für mich auch Heimat geworden. Deshalb habe ich den SCP auch während meiner fast 14-jährigen Abwesenheit nie aus den Augen verloren.

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DFB.de: Christoph ist seit etwas mehr als einem Jahr Mitglied des Aufsichtsrates, Malte seit dem 1. April 2017 als Sportdirektor und Geschäftsstellenleiter für das operative Geschäft verantwortlich. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit, und wie intensiv ist der Austausch?

Malte Metzelder: Da Christoph im Gegensatz zu mir "nur" ehrenamtlich für den Verein tätig ist, kann er nicht täglich vor Ort sein. Er ist für mich aber selbstverständlich ein wichtiger Ansprechpartner und Ratgeber - besonders bei sportlichen Themen.

Christoph Metzelder: Wir sind nahezu täglich in Kontakt, tauschen uns intensiv aus. Dass die Mitglieder des Aufsichtsrates seit inzwischen fast eineinhalb Jahren bei vielen Themen immer wieder auch operativ tätig werden oder tätig werden müssen, ist dabei auch nicht zuletzt der schwierigen Situation des Klubs geschuldet. Das war so nicht angedacht.

DFB.de: Ist es für Sie nicht schwierig, offiziell "Kontrolleur" des eigenen Bruders zu sein?

Christoph Metzelder: Wir haben beide eine ähnliche Auffassung vom Fußball, hatten schon zu unserer aktiven Zeit immer auch einen Blick darauf, wie Vereine hinter den Kulissen funktionieren. Malte hat sich durch seine Studiengänge und die Tätigkeit beim FC Ingolstadt 04 intensiv auf den Job vorbereitet. Ich habe durch meine Engagements bei der Hamburger Sportmarketingagentur Jung von Matt, beim TV-Sender Sky oder im Amateurfußball bei unserem Heimatklub TuS Haltern einen sehr umfassenden Blick auf viele Facetten des Fußballgeschäfts bekommen.

DFB.de: Sportlich hat der SC Preußen in der 3. Liga eine schwierige Hinrunde hinter sich, rangiert als 17. nur knapp über der Abstiegszone. Wo sehen Sie die Gründe?

Malte Metzelder: Als ich im April kam, mussten wir bei der Kaderplanung praktisch bei Null anfangen, waren schon sehr spät dran. Weil die Mannschaft eine gute Rückrunde gespielt hatte, war es unser Ziel, den Kern des Kaders zu halten und gezielt zu verstärken. Wir sind auch ganz gut in die Saison gestartet, dann aber aus dem Tritt geraten. Das lag zum einen auch am längerfristigen Ausfall einiger Leistungsträger, den konnten wir nur schwer kompensieren. Dazu hat uns in der Offensive oft die Durchschlagskraft gefehlt. 18 Tore nach 19 Spielen sind einfach zu wenig. Dennoch sind wir nach wie vor überzeugt, uns mit dem jetzigen Team in der 3. Liga behaupten zu können.

Christoph Metzelder: Mit unserem Budget bewegen wir uns in der unteren Hälfte der 3. Liga, außerdem ist unsere Mannschaft sehr jung. Gerade nach den Entwicklungen der Hinrunde geht es in erster Linie um den Klassenverbleib.

DFB.de: Mit Marco Antwerpen als Nachfolger von Benno Möhlmann startet Münster in die zweite Saisonhälfte. Was versprechen Sie sich vom neuen Trainer?

Malte Metzelder: Wir haben lange versucht, mit Benno Möhlmann die Wende zu schaffen, mussten dann aber einen neuen Impuls setzen. Für Marco geht es jetzt zunächst darum, die Mannschaft schnell kennenzulernen und seine Schwerpunkte zu setzen. Er wird dafür sorgen, dass wir aggressiver zu Werke wehen, unsere Gegner stärker unter Druck setzen. Dafür stand er früher schon als Spieler. Wichtig wird sein, gut zu starten.

DFB.de: Wird es bis zum Transferschluss noch Veränderungen am Kader geben?

Malte Metzelder: Wegen unseres dünnen Kaders wären wir nicht böse, noch einen oder zwei Neuverpflichtungen zu realisieren. Allerdings sind wir finanziell am Anschlag. Schon der Trainerwechsel war schwer zu stemmen. Zugänge wären nur bei einer externen Finanzierung möglich. Aber wie gesagt: Ich bin mir sicher, dass wir auch mit unserem aktuellen Aufgebot stark genug sind, um in der 3. Liga zu bleiben.

DFB.de: Insgesamt erscheint es zumindest so, als käme der Verein - einst Gründungsmitglied der Bundesliga - seit dem Aufstieg in die 3. Liga 2011 nicht mehr recht voran. Ganz oben mitzuspielen, gelang nur selten. In den vergangenen Jahren war sogar Abstiegskampf angesagt. Wie bewerten Sie die kurz- und mittelfristigen Perspektiven?

Malte Metzelder: Da sind wir wieder beim Ausgangspunkt unseres Gesprächs. Zweifellos hat der SC Preußen den Anspruch, höher als 3. Liga zu spielen. Aber dafür müssen wir erst mal die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Das heißt: Nicht nur in Beine, sondern auch in Steine investieren, den Klub fit machen für eine höhere Liga. Da sind uns in der 3. Liga viele Vereine ein ganzes Stück voraus und schon besser aufgestellt. Von daher ist es auch kein Zufall, dass andere Klubs in den vergangenen Jahren den Aufstieg geschafft haben oder jetzt in der Tabelle ganz oben stehen. Geduldig zu sein, fällt auch mir persönlich sehr schwer. Es gibt aber keine echte Alternative.

Christoph Metzelder: Um es noch mal ganz klar zu sagen: Bleibt der Status Quo in der bisherigen Form - also als eingetragener Verein ohne Chance auf den Einstieg von Investoren - erhalten, dann wird es auch in Zukunft für den SC Preußen Münster nur um den Verbleib in der 3. Liga gehen. Wenn überhaupt. Die mögliche Ausgliederung wäre deshalb eine Chance, zumindest die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, mittel- und langfristig in einem neuen Stadion weiter oben anzugreifen.

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