Mesut Özil: "Für den Titel braucht es die perfekte Mischung"

Seine Biographie "Die Magie des Spiels" stand auf der Bestseller-Liste des Spiegels. In 14 Ländern ist seine offen erzählte Lebensgeschichte auf dem Markt oder in Planung. Acht Jahre nachdem er gegen Norwegen für Deutschland debütierte und vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Norweger in Stuttgart am Montag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL und im Fan Club-Radio) spricht Mesut Özil im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth über die leuchtende und die dunkle Seite seiner einmaligen Laufbahn.

DFB.de: Herr Özil, es ist etwas kompliziert. Thomas Müller hat noch ein Länderspiel mehr als Sie, dafür haben Sie vor ihm debütiert. Mario Gomez ist älter und schon länger dabei als Sie, dafür hat er weniger Länderspiele auf dem Konto. Sicher ist: Sie gehören mittlerweile zum Ältestenrat der Nationalmannschaft. Wie die Zeit vergeht, oder?

Mesut Özil: Definitiv. Ich bin mittlerweile fast neun Jahre hier bei der Nationalmannschaft. Vom ersten Tag an genieße ich das Vertrauen des Bundestrainers und ich fühle mich hier immer sehr wohl. Ich glaube, man sieht es auch meinem Spiel an, dass ich hier Spaß habe. Ich treffe hier meine Mitspieler, davon sind einige inzwischen tatsächlich für mich so etwas wie alte Freunde.

DFB.de: Wissen Sie noch Gegner, Ort und Datum Ihres Länderspiel -Debüts?

Özil: Da muss ich überlegen…

DFB.de: Wie jetzt, ging es gegen Norwegen.

Özil: Das war im Frühjahr 2009 in Düsseldorf. Ich kam noch einige Minuten rein, für Piotr Trochowski. An alle Umstände erinnere ich mich nicht mehr, aber ich weiß noch sehr genau, dass ich unheimlich stolz war, erstmals für Deutschland spielen zu dürfen.

DFB.de: Wir würden gerne vier Passagen aus ihrem Buch "Die Magie des Spiels" aufgreifen und mit Ihnen darüber reden. Sind Sie einverstanden?

Özil: Nur zu.

DFB.de: Die Biographie eines erfolgreichen Menschen, nicht nur die von Fußballstars, ist ja immer auch ein "how to"-Buch. Die goldenen Regeln des Erfolgs. In einem frühen Kapitel von "Die Magie des Spiels" verraten Sie Ihren Lesern den besten Ratschlag, den Ihnen je ein Trainer gegeben hat. Worum ging es dabei?

Özil: Damals besuchte ich die Gesamtschule Berger Feld und durfte als einziger Essener Spieler mittrainieren. Ich fiel auf. Schalkes Nachwuchstrainer Norbert Elgert kam dann auf mich zu und fragte mich, wo ich lebe und für welchen Verein ich spiele. In Gelsenkirchen, aber ich spiele für Essen, sagte ich ihm. Das kann nicht sein, meinte er. Also ging ich dann doch noch zu Schalke, nachdem die mich bei Probetrainings früher immer wieder nachhause geschickt hatten. Warum auch immer. Elgert aber erkannte mein Talent. Er hat damals dauernd Sprüche rausgehauen, so zweideutige Sachen, die ich ehrlich gesagt gar nicht verstand. Elgert sagte uns also: 'Der Schlüssel auf dem Weg nach oben ist es, geduldig ungeduldig zu sein'. Dass ich heute bin wo ich bin, bei dieser Geschichte spielte Norbert Elgert eine Hauptrolle.



Seine Biographie "Die Magie des Spiels" stand auf der Bestseller-Liste des Spiegels. In 14 Ländern ist seine offen erzählte Lebensgeschichte auf dem Markt oder in Planung. Acht Jahre nachdem er gegen Norwegen für Deutschland debütierte und vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Norweger in Stuttgart am Montag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL und im Fan Club-Radio) spricht Mesut Özil im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth über die leuchtende und die dunkle Seite seiner einmaligen Laufbahn.

DFB.de: Herr Özil, es ist etwas kompliziert. Thomas Müller hat noch ein Länderspiel mehr als Sie, dafür haben Sie vor ihm debütiert. Mario Gomez ist älter und schon länger dabei als Sie, dafür hat er weniger Länderspiele auf dem Konto. Sicher ist: Sie gehören mittlerweile zum Ältestenrat der Nationalmannschaft. Wie die Zeit vergeht, oder?

Mesut Özil: Definitiv. Ich bin mittlerweile fast neun Jahre hier bei der Nationalmannschaft. Vom ersten Tag an genieße ich das Vertrauen des Bundestrainers und ich fühle mich hier immer sehr wohl. Ich glaube, man sieht es auch meinem Spiel an, dass ich hier Spaß habe. Ich treffe hier meine Mitspieler, davon sind einige inzwischen tatsächlich für mich so etwas wie alte Freunde.

DFB.de: Wissen Sie noch Gegner, Ort und Datum Ihres Länderspiel -Debüts?

Özil: Da muss ich überlegen…

DFB.de: Wie jetzt, ging es gegen Norwegen.

Özil: Das war im Frühjahr 2009 in Düsseldorf. Ich kam noch einige Minuten rein, für Piotr Trochowski. An alle Umstände erinnere ich mich nicht mehr, aber ich weiß noch sehr genau, dass ich unheimlich stolz war, erstmals für Deutschland spielen zu dürfen.

DFB.de: Wir würden gerne vier Passagen aus ihrem Buch "Die Magie des Spiels" aufgreifen und mit Ihnen darüber reden. Sind Sie einverstanden?

Özil: Nur zu.

DFB.de: Die Biographie eines erfolgreichen Menschen, nicht nur die von Fußballstars, ist ja immer auch ein "how to"-Buch. Die goldenen Regeln des Erfolgs. In einem frühen Kapitel von "Die Magie des Spiels" verraten Sie Ihren Lesern den besten Ratschlag, den Ihnen je ein Trainer gegeben hat. Worum ging es dabei?

Özil: Damals besuchte ich die Gesamtschule Berger Feld und durfte als einziger Essener Spieler mittrainieren. Ich fiel auf. Schalkes Nachwuchstrainer Norbert Elgert kam dann auf mich zu und fragte mich, wo ich lebe und für welchen Verein ich spiele. In Gelsenkirchen, aber ich spiele für Essen, sagte ich ihm. Das kann nicht sein, meinte er. Also ging ich dann doch noch zu Schalke, nachdem die mich bei Probetrainings früher immer wieder nachhause geschickt hatten. Warum auch immer. Elgert aber erkannte mein Talent. Er hat damals dauernd Sprüche rausgehauen, so zweideutige Sachen, die ich ehrlich gesagt gar nicht verstand. Elgert sagte uns also: 'Der Schlüssel auf dem Weg nach oben ist es, geduldig ungeduldig zu sein'. Dass ich heute bin wo ich bin, bei dieser Geschichte spielte Norbert Elgert eine Hauptrolle.

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DFB.de: Was haben Sie aus Elgerts Spruch mitgenommen?

Özil: Dass sich am Ende Qualität durchsetzt, manchmal muss man einfach eine Weile dranbleiben. Etwas Glück braucht man auch. Ich habe geduldig auf meine Chance gewartet, dabei aber immer weiter Gas gegeben. Als ich's aber erstmals hörte – "geduldig ungeduldig sein" - ich wusste ehrlich nicht, was er damit meinte.

DFB.de: Sind Sie heute geduldiger als noch vor ein paar Jahren?

Özil: Ehrlich gesagt war ich schon immer ein geduldiger Mensch. Ich musste nicht immer den schnellsten Weg gehen, auch weil ich immer fest an mich geglaubt habe. Vor allem bin ich immer den ehrlichen Weg gegangen. Aber klar ist ja auch: wer nicht hart an sich arbeitet, wird seine Ziele nicht erreichen.

DFB.de: In dem Buch schreiben Sie auch über ein Leben im "goldenen Käfig". Sie beschreiben einen Abend, als Sie mit Freunden Essen gehen wollten und ihnen plötzlich die Paparazzi an der Stoßstange hingen.

Özil: In London ist's immer noch schlimm. Das Ding ist halt, ich bin ein Typ der gerne Zeit mit seiner Familie und seinen Freunden verbringt. Und natürlich will man sich auch mal einen Film im Kino anschauen oder einfach Essen gehen. Ich hatte das Glück, für Klubs spielen zu dürfen, die überall auf der Welt sehr viele Fans haben. Deshalb werde ich natürlich auch sehr schnell erkannt. Und es gibt natürlich Journalisten, die über die Clubs und damit auch mich berichten müssen. Ich weiß, dass das zum Leben eines Fußballspielers gehört. Aber es ist auch sehr anstrengend, bei jeder Gelegenheit, vor allem privat, von Fotografen abgeschossen zu werden.

DFB.de: Haben Sie trotzdem Verständnis für die Paparazzi?

Özil: Solange es fair bleibt. Ich habe nie Paparazzi beschimpft oder war irgendwie unfair zu den Leuten. Aber in meinem Buch beschreibe ich einen Abend in London, wo die Sache echt aus dem Ruder lief. Da war's dann nicht mehr okay. Wir wurden wirklich im Auto verfolgt, daraufhin haben wir umgedreht und ich wollte nur noch nach Hause. Als ich dann im Schritttempo durch meine Hofeinfahrt fahre, schlägt einer der wartenden Paparazzi seinen Ellenbogen gegen meinen Seitenspiegel. Dann wurde geschrien und gelogen, einfach nur um vielleicht ein Skandalfoto von mir zu bekommen. Aber es gab Kameraaufnahmen. Alles hat sich dann relativ schnell beruhigt.

DFB.de: Diese schwierige Seite des Spiels, über die Sie auch ausführlich in Ihrem Buch schreiben, wie hat Sie diese Seite des Fußballs verändert?

Özil: Na ja, jeder Mensch lernt jeden Tag dazu. So geht's auch mir. Mit der Zeit habe ich gelernt, einige Sachen einfach auszublenden. Wenn man so will, habe ich klare Prioritäten in meinem Leben eingezogen. Ich schalte manchmal ab und schaue schneller wieder nach vorne. Ich muss mir nicht jede Kritik zu Herzen nehmen. Jeder hat doch seine Meinung. Es gibt Menschen, die dich mögen, und es gibt Menschen, die dich nicht mögen. So ist es halt. Man muss ehrliche Menschen um sich herum versammeln. Und nur deren Meinung zählt.

DFB.de: Ihr Buch endet mit einem ziemlich guten Satz: "Zusammen funktioniert es immer." Glauben Sie denn, dass Sie mit Ihrer Karriere die Deutschen und die aus der Türkei stammenden Menschen etwas näher zusammengebracht haben?

Özil: Ich war einer der ersten Nationalspieler mit Migrationshintergrund in der jetzigen Spielergeneration. Ich selbst bin ja in Gelsenkirchen geboren, aber meine Eltern stammen aus der Türkei und sind nach Deutschland eingewandert. Seit der WM 2010 war ich ein bisschen Aushängeschild für das gute Miteinander von Deutschen und Türken. Die türkische Community in Deutschland hat dann plötzlich angefangen, die deutsche Mannschaft zu unterstützen. Man hat dann zusammen unsere Siege gefeiert. Das gab es doch vorher gar nicht.

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DFB.de: Was bedeutet Integration für Sie?

Özil: Dass man respektvoll und offen miteinander umgeht und ein gewisses Interesse für eine andere Kultur hat.

DFB.de: Genug Politik. Ihr Buch heißt schließlich "Die Magie des Spiels". An einer Stelle schreiben Sie: "Ich nehme das Publikum während des Spiels so gut wie nicht mehr wahr. Außer bei Eckbällen und Einwürfen. Ansonsten ist es, sobald ein Spiel angepfiffen wird, aber so, als würde man auf der Fernbedienung die Stummschalttaste drücken."

Özil: Genau, weil man konzentriert ist und auf dem Platz das Beste geben will. Sobald der Schiedsrichter anpfeift, zählt nur das Spiel. Alles andere vergesse ich. Nur bei Eckbällen oder Einwürfen bekomme ich die Zuschauer noch mit. Ansonsten bin ich voll fokussiert. Und habe einfach nur Spaß.

DFB.de: Wie intensiv bereiten Sie sich auf den Gegner vor?

Özil: Für mich ist es wichtig, dass ich mich vor dem Spiel entspanne, Musik höre, dass ich mich aufs Spiel freue. Der moderne Fußball ist sehr, sehr schnell. Man muss sehr schnell entscheiden. Das ist meine Stärke. Dadurch, dass ich während ich das Zuspiel bekomme, alle Optionen durchdenke, bin ich immer bereit.

DFB.de: Sie schreiben auch über den Empfang in Berlin am Tag nach Maracanã. "Dieser Moment war alles wert. Jede noch so harte Trainingseinheit. Jeden noch so harten Kabinenanschiss. Jede noch so heftige Kritik. Jeden Pfiff. Jeden kritischen Kommentar." Wie stehen die Chancen auf eine Busfahrt durch Berlin am 15. Juli 2018?

Özil: Wir sind sehr stark besetzt. Auch einige neue Spieler bringen viel Qualität mit. Das Potenzial haben wir, darüber müssen wir gar nicht reden. Aber bei einer WM muss alles passen. Nur Qualität reicht nicht. Wir müssen hart arbeiten. Und das Wichtigste ist, wir müssen an uns glauben.

DFB.de: Wenn Sie etwas herauspicken müssen, worauf es ankommt, um Weltmeister zu werden, welche mannschaftliche Qualität wäre das?

Özil: Um Weltmeister zu werden, braucht es die perfekte Mischung. Und ehrlich gesagt, ich glaube dass wir die haben. Wir haben Weltklassespieler in der Abwehr, im Mittelfeld und auch ganz offensiv. Und bei einer WM, über einen Monat, sieben Spiele, da brauchst Du auch einen breiten Kader. Wir werden Verletzte haben, auch mal einen Spieler, der müde ist und pausieren muss. Ich hoffe, dass es ganz am Ende wieder mit dem Titel klappt.

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