Meppens Sarah Schulte nach 0:8: "Wir werden uns fangen"

Der SV Meppen musste in der 2. Frauen-Bundesliga mit dem 0:8 beim vorherigen Tabellenletzten 1. FFC Frankfurt II einen herben Dämpfer im Rennen um den Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga hinnehmen. Im DFB.de-Interview spricht SVM-Spielführerin und Sportstudentin Sarah Schulte mit Mitarbeiter Ralf Debat über die höchste Niederlage ihrer Karriere, die Gründe und die Folgen.

DFB.de: Wie kann es passieren, dass ein Aufstiegsaspirant beim Tabellenletzten 0:8 verliert, Frau Schulte?

Sarah Schulte: Es war mir klar, dass diese Frage zuerst kommt. Doch auch nach zwei, drei Tagen Nachdenken, fällt es mir schwer, sie zu beantworten. Klar ist, dass uns so etwas nicht passieren darf. Ich würde auch ausschließen, dass wir den Gegner unterschätzt haben könnten. Das dürfen wir uns in dieser engen Liga schließlich in gar keinem Spiel erlauben. Es war wohl einfach so, dass viele Dinge zusammengekommen sind.

DFB.de: Was waren dann aus Ihrer Sicht die wesentlichen Gründe?

Schulte: Es hat sicher eine Rolle gespielt, dass bei uns einige wichtige Spielerinnen wie etwa Maike Berentzen, Jalila Dalaf, Bianca Becker oder Linda Preuß krankheitsbedingt ausgefallen waren. Dennoch muss ich auch sagen, dass wir immer noch ein Team mit hoher Qualität auf dem Platz hatten, das in der Lage sein sollte, eine bessere Leistung abzurufen und vor allem ein deutlich besseres Ergebnis zu erzielen. Allerdings ist unsere Mannschaft auch noch sehr jung, da hat bei einigen vielleicht die Erfahrung gefehlt, mit solchen Situationen besser zurechtzukommen. Da sind viele Köpfe nach unten gegangen. Insgesamt haben wir definitiv zu wenig Aggressivität und Zweikampfstärke auf den Platz gebracht und sind dafür bitter bestraft worden. Unter dem Strich hat bei uns so gut wie nichts gepasst. Dazu sind wir auf einen hochmotivierten Gegner getroffen, der alles dafür tut, um in der 2. Frauen-Bundesliga zu bleiben.

DFB.de: Wann war Ihnen klar, dass an diesem Tag nichts gelingen würde?

Schulte: Vor dem Spiel hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl. Selbst nach dem 0:3-Rückstand zur Pause habe ich noch auf eine Wende gehofft und uns auch zugetraut, das Spiel noch zu drehen. Als wir dann aber in der zweiten Halbzeit das vierte Gegentor bekommen haben, war alles vorbei. Danach sind wir komplett eingebrochen.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: War der Schlusspfiff eine Erlösung?

Schulte: Ja, definitiv. Von mir aus hätte die Schiedsrichterin schon nach 80 Minuten gerne abpfeifen können. Dann wären uns zumindest noch die weiteren vier Gegentreffer erspart geblieben.

DFB.de: Es war das bislang deutlichste Ergebnis in dieser Saison überhaupt. Wie sind die Reaktionen ausgefallen?

Schulte: Zunächst herrschte eine große Sprachlosigkeit. Alle waren traurig und enttäuscht. Ich persönlich muss auch sagen, dass ich noch nie zuvor eine so hohe Niederlage hinnehmen musste. Das hat schon wehgetan. Jede bei uns muss sich fragen, wie uns das passieren konnte und vor allem, wie wir es künftig wieder besser hinbekommen.

DFB.de: Was hat Trainer Theodoros Dedes zuerst zum Team gesagt?

Schulte: Er wusste auch nicht, was er sagen sollte. Er war genauso sprachlos wie wir Spielerinnen. Wir alle mussten das erst einmal verarbeiten, uns damit auseinandersetzen und dann aber auch so schnell wie möglich abhaken.

DFB.de: Gab es denn auch viel Zuspruch?

Schulte: Auf jeden Fall. Ich habe viele Nachrichten von der Familie und Freunden bekommen, die versucht haben, mich aufzubauen. Das tat schon gut.

DFB.de: Jetzt könnte man ja sagen, besser einmal 0:8 zu verlieren als achtmal 0:1. Ist es so einfach?

Schulte: Mein Vater Helmut, der selbst auch noch hobbymäßig als Fußballer aktiv ist, hat genau das zu mir gesagt. (lacht) Wir dürfen ja auch nicht vergessen, dass wir bisher eine sehr gute Saison gespielt haben. Es war unsere fünfte Niederlage im 16. Saisonspiel, zuvor hatten wir in 15 Partien gerade einmal 19 Gegentreffer kassiert. Wir stehen immer noch auf einem Aufstiegsplatz. Von daher dürfen wir jetzt nicht alles schlechtreden. Klar, die hohe Niederlage in Frankfurt war und ist sehr bitter. Aber es geht jetzt weiter und wir greifen wieder an.

DFB.de: Befürchten Sie denn nicht, dass die Partie in Frankfurt Nachwirkungen haben wird?

Schulte: Das glaube ich nicht. Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder fangen und besser Fußball spielen werden. Uns allen ist klar, dass sich so etwas nicht wiederholen darf.

DFB.de: Sind Sie als Kapitänin besonders gefordert?

Schulte: Für den Trainer und unsere Sportliche Leiterin Maria Reisinger bin ich die erste Ansprechpartnerin im Team. Selbstverständlich stehe ich vor allem unseren jungen Spielerinnen mit Rat und Tat zur Seite.

DFB.de: Sind Sie froh, dass die Liga jetzt eine Länderspielpause eingelegt hat oder hätten Sie lieber sofort wieder gespielt?

Schulte: Für uns ist es ganz gut, dass wir dadurch etwas länger Zeit haben, das Frankfurt-Spiel zu verdauen und uns dann gezielt auf die Partie am 15. März gegen Arminia Bielefeld vorzubereiten. Da werden wir uns mit Sicherheit wieder ganz anders präsentieren.

DFB.de: Sie haben es bereits angesprochen: Acht Spieltage vor dem Saisonende ist für den SVM trotz des herben Dämpfers nach wie vor der Aufstieg drin. Wie bewerten Sie die Chancen auf den erstmaligen Sprung in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga?

Schulte: Die Chance ist auf jeden Fall da, denn ich bleibe dabei: In unserem Team steckt viel Potenzial. Ich gehe davon aus, dass sich der SV Werder Bremen den Aufstieg nicht mehr nehmen lassen wird. Dahinter ist Borussia Mönchengladbach sicher unser stärkster Konkurrent, auch wenn es in dieser Saison schon viele Überraschungen gegeben hat und wir deshalb keine Mannschaft abschreiben sollten. Dass Gladbach ebenfalls eine Niederlage hinnehmen musste, war auf jeden Fall der positivste Aspekt des Wochenendes.

DFB.de: Sie sind bereits seit neun Jahren im Verein. Was würde Ihnen das bedeuten?

Schulte: Es wäre für mich ein ohne Zweifel ganz besonderer Höhepunkt. Schließlich spiele ich jetzt schon seit neun Jahren mit dem SV Meppen sowie dem Vorgängerverein Victoria Gersten in der 2. Frauen-Bundesliga. Schon mit 15 Jahren war ich erstmals dabei. Deshalb wäre der Aufstieg für mich ein Mega-Ereignis. Ich werde auf jeden Fall alles dafür geben, dass wir es schaffen. Dabei wollen, werden und dürfen wir uns auch von einem 0:8 nicht unterkriegen lassen.

[mspw]

Der SV Meppen musste in der 2. Frauen-Bundesliga mit dem 0:8 beim vorherigen Tabellenletzten 1. FFC Frankfurt II einen herben Dämpfer im Rennen um den Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga hinnehmen. Im DFB.de-Interview spricht SVM-Spielführerin und Sportstudentin Sarah Schulte mit Mitarbeiter Ralf Debat über die höchste Niederlage ihrer Karriere, die Gründe und die Folgen.

DFB.de: Wie kann es passieren, dass ein Aufstiegsaspirant beim Tabellenletzten 0:8 verliert, Frau Schulte?

Sarah Schulte: Es war mir klar, dass diese Frage zuerst kommt. Doch auch nach zwei, drei Tagen Nachdenken, fällt es mir schwer, sie zu beantworten. Klar ist, dass uns so etwas nicht passieren darf. Ich würde auch ausschließen, dass wir den Gegner unterschätzt haben könnten. Das dürfen wir uns in dieser engen Liga schließlich in gar keinem Spiel erlauben. Es war wohl einfach so, dass viele Dinge zusammengekommen sind.

DFB.de: Was waren dann aus Ihrer Sicht die wesentlichen Gründe?

Schulte: Es hat sicher eine Rolle gespielt, dass bei uns einige wichtige Spielerinnen wie etwa Maike Berentzen, Jalila Dalaf, Bianca Becker oder Linda Preuß krankheitsbedingt ausgefallen waren. Dennoch muss ich auch sagen, dass wir immer noch ein Team mit hoher Qualität auf dem Platz hatten, das in der Lage sein sollte, eine bessere Leistung abzurufen und vor allem ein deutlich besseres Ergebnis zu erzielen. Allerdings ist unsere Mannschaft auch noch sehr jung, da hat bei einigen vielleicht die Erfahrung gefehlt, mit solchen Situationen besser zurechtzukommen. Da sind viele Köpfe nach unten gegangen. Insgesamt haben wir definitiv zu wenig Aggressivität und Zweikampfstärke auf den Platz gebracht und sind dafür bitter bestraft worden. Unter dem Strich hat bei uns so gut wie nichts gepasst. Dazu sind wir auf einen hochmotivierten Gegner getroffen, der alles dafür tut, um in der 2. Frauen-Bundesliga zu bleiben.

DFB.de: Wann war Ihnen klar, dass an diesem Tag nichts gelingen würde?

Schulte: Vor dem Spiel hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl. Selbst nach dem 0:3-Rückstand zur Pause habe ich noch auf eine Wende gehofft und uns auch zugetraut, das Spiel noch zu drehen. Als wir dann aber in der zweiten Halbzeit das vierte Gegentor bekommen haben, war alles vorbei. Danach sind wir komplett eingebrochen.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: War der Schlusspfiff eine Erlösung?

Schulte: Ja, definitiv. Von mir aus hätte die Schiedsrichterin schon nach 80 Minuten gerne abpfeifen können. Dann wären uns zumindest noch die weiteren vier Gegentreffer erspart geblieben.

DFB.de: Es war das bislang deutlichste Ergebnis in dieser Saison überhaupt. Wie sind die Reaktionen ausgefallen?

Schulte: Zunächst herrschte eine große Sprachlosigkeit. Alle waren traurig und enttäuscht. Ich persönlich muss auch sagen, dass ich noch nie zuvor eine so hohe Niederlage hinnehmen musste. Das hat schon wehgetan. Jede bei uns muss sich fragen, wie uns das passieren konnte und vor allem, wie wir es künftig wieder besser hinbekommen.

DFB.de: Was hat Trainer Theodoros Dedes zuerst zum Team gesagt?

Schulte: Er wusste auch nicht, was er sagen sollte. Er war genauso sprachlos wie wir Spielerinnen. Wir alle mussten das erst einmal verarbeiten, uns damit auseinandersetzen und dann aber auch so schnell wie möglich abhaken.

DFB.de: Gab es denn auch viel Zuspruch?

Schulte: Auf jeden Fall. Ich habe viele Nachrichten von der Familie und Freunden bekommen, die versucht haben, mich aufzubauen. Das tat schon gut.

DFB.de: Jetzt könnte man ja sagen, besser einmal 0:8 zu verlieren als achtmal 0:1. Ist es so einfach?

Schulte: Mein Vater Helmut, der selbst auch noch hobbymäßig als Fußballer aktiv ist, hat genau das zu mir gesagt. (lacht) Wir dürfen ja auch nicht vergessen, dass wir bisher eine sehr gute Saison gespielt haben. Es war unsere fünfte Niederlage im 16. Saisonspiel, zuvor hatten wir in 15 Partien gerade einmal 19 Gegentreffer kassiert. Wir stehen immer noch auf einem Aufstiegsplatz. Von daher dürfen wir jetzt nicht alles schlechtreden. Klar, die hohe Niederlage in Frankfurt war und ist sehr bitter. Aber es geht jetzt weiter und wir greifen wieder an.

DFB.de: Befürchten Sie denn nicht, dass die Partie in Frankfurt Nachwirkungen haben wird?

Schulte: Das glaube ich nicht. Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder fangen und besser Fußball spielen werden. Uns allen ist klar, dass sich so etwas nicht wiederholen darf.

DFB.de: Sind Sie als Kapitänin besonders gefordert?

Schulte: Für den Trainer und unsere Sportliche Leiterin Maria Reisinger bin ich die erste Ansprechpartnerin im Team. Selbstverständlich stehe ich vor allem unseren jungen Spielerinnen mit Rat und Tat zur Seite.

DFB.de: Sind Sie froh, dass die Liga jetzt eine Länderspielpause eingelegt hat oder hätten Sie lieber sofort wieder gespielt?

Schulte: Für uns ist es ganz gut, dass wir dadurch etwas länger Zeit haben, das Frankfurt-Spiel zu verdauen und uns dann gezielt auf die Partie am 15. März gegen Arminia Bielefeld vorzubereiten. Da werden wir uns mit Sicherheit wieder ganz anders präsentieren.

DFB.de: Sie haben es bereits angesprochen: Acht Spieltage vor dem Saisonende ist für den SVM trotz des herben Dämpfers nach wie vor der Aufstieg drin. Wie bewerten Sie die Chancen auf den erstmaligen Sprung in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga?

Schulte: Die Chance ist auf jeden Fall da, denn ich bleibe dabei: In unserem Team steckt viel Potenzial. Ich gehe davon aus, dass sich der SV Werder Bremen den Aufstieg nicht mehr nehmen lassen wird. Dahinter ist Borussia Mönchengladbach sicher unser stärkster Konkurrent, auch wenn es in dieser Saison schon viele Überraschungen gegeben hat und wir deshalb keine Mannschaft abschreiben sollten. Dass Gladbach ebenfalls eine Niederlage hinnehmen musste, war auf jeden Fall der positivste Aspekt des Wochenendes.

DFB.de: Sie sind bereits seit neun Jahren im Verein. Was würde Ihnen das bedeuten?

Schulte: Es wäre für mich ein ohne Zweifel ganz besonderer Höhepunkt. Schließlich spiele ich jetzt schon seit neun Jahren mit dem SV Meppen sowie dem Vorgängerverein Victoria Gersten in der 2. Frauen-Bundesliga. Schon mit 15 Jahren war ich erstmals dabei. Deshalb wäre der Aufstieg für mich ein Mega-Ereignis. Ich werde auf jeden Fall alles dafür geben, dass wir es schaffen. Dabei wollen, werden und dürfen wir uns auch von einem 0:8 nicht unterkriegen lassen.

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