Meppens Neidhart: "Unsere Leistungen entsprechen nicht Platz 20"

Christian Neidhart steht als Trainer des Drittligisten SV Meppen vor seinem 200. Pflichtspiel. Der Fußball-Lehrer, der am kommenden Montag seinen 50. Geburtstag feiert und seit 2013 Trainer in Meppen ist, steht dabei unter Druck. Wenn sich am Samstag (ab 14 Uhr, live bei Telekom Sport) der SV Meppen und Neidharts früherer Verein Eintracht Braunschweig gegenüberstehen, treffen das Schlusslicht und der Tabellenvorletzte der 3. Liga aufeinander. Meppen hat sechs Punkte auf dem Konto und drei Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsrang. Braunschweig weist einen Punkt mehr als Meppen auf. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Christian Neidhart mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über die Tabellenkonstellation, die Verletztensituation und sein Jubiläumsspiel gegen einen ganz besonderen Gegner.

DFB.de: Es geht momentan Schlag auf Schlag in der 3. Liga. Kommt Ihnen das wegen der aktuellen Situation gerade eher ungelegen?

Christian Neidhart: Auf der einen Seite ist es nicht unangenehm, eine Niederlage schnell wieder geradebiegen zu können. Auf der anderen Seite haben sich in Würzburg mit Marco Komenda und Marius Kleinsorge zwei weitere Spieler verletzt. Unser Lazarett ist damit nach wie vor gut gefüllt. Vor diesem Hintergrund wären ein paar Tage mehr Pause nicht schlecht.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach dem 1:2 bei den Würzburger Kickers aus?

Neidhart: Bevor Würzburg ins Spiel gekommen ist, hätten wir 2:0 führen müssen. Auch danach hatten wir weitere Chancen auf Treffer. Marius Kleinsorge hatte zum Beispiel zwei gute Möglichkeiten, Marco Komenda tauchte einmal frei vor dem Würzburger Tor auf. Doch wir haben wieder einmal zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht. Irgendwie passt das zu unserer momentanen Situation.

DFB.de: Das 1:1 fiel in Nachspielzeit der ersten Halbzeit, das 1:2 in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte. Fehlte die Konzentration?

Neidhart: In erster Linie müssen wir uns dabei an die eigene Nase fassen. Wir haben das 1:2 durch einen Schuss aus der zweiten Reihe kassiert. Das ist zu verteidigen, wenn man aus der Kette heraustritt. Ich kann allerdings auch nicht ganz darüber hinwegsehen, dass in dieser Saison schon einige zumindest unglückliche Entscheidungen gegen uns getroffen wurden und uns Punkte gekostet haben. In Würzburg war beispielsweise die angezeigte Nachspielzeit von drei Minuten meiner Meinung nach längst abgelaufen, als der entscheidende Treffer für die Kickers fiel.

DFB.de: Betrachten Sie die Tabelle mit Sorge?

Neidhart: Selbstverständlich! Wir können uns auch nicht davon freimachen, dass wir Schlusslicht sind. Auf der anderen Seite haben wir gezeigt, dass wir mithalten können. Aus den Duellen mit dem VfL Osnabrück, dem KFC Uerdingen 05, der SpVgg Unterhaching und Würzburg haben wir zwar nur einen Punkt beim 3:3 gegen Haching geholt. Wir waren mit diesen Spitzenmannschaften aber auf Augenhöhe und hätten - das ist nicht vermessen - alle Partien auch gewinnen können. Wir lassen nun mal zu viel liegen. Deshalb stehen wir da unten. Momentan ist noch alles so eng beieinander, dass man mit einer kleinen Serie schnell klettern kann. Fakt ist, dass unsere Leistungen nicht Platz 20 entsprechen.

DFB.de: Erstmals gibt es in dieser Saison vier Absteiger. Das macht die Sache für Vereine wie den SV Meppen noch schwieriger, oder?

Neidhart: Es war uns bewusst, dass wir vor einer nicht ganz einfachen Saison stehen. Viele unserer Konkurrenten haben andere, teils deutlich höhere Ansprüche. Druck haben wir freilich auch. Wir wollen unbedingt in der Liga bleiben und nicht zurück in die Regionalliga. Dafür ist ab sofort mindestens Rang 16 gefordert. Das wussten wir, und so sind wir die Saison auch angegangen.

DFB.de: Die Defensive ließ bereits 17 Gegentreffer zu. Wie wollen Sie das in den Griff bekommen?

Neidhart: Verletzungsbedingt mussten wir die Viererkette schon häufig umbauen. Da ist es schwer, Stabilität hineinzubekommen. Unter anderem fehlt mit Marcel Gebers ein zweikampfstarker Innenverteidiger, der in der vergangenen Saison zu den Leistungsträgern gehörte. In dieser Saison kam er wegen einer Hüftverletzung noch gar nicht zum Einsatz. Es gibt im Defensivverhalten insgesamt noch einige Luft nach oben.

DFB.de: Wie steht es um die Stimmung rund um den Verein?

Neidhart: Nach den beiden Niederlagen hintereinander gegen Rostock und Wiesbaden war die Stimmung nicht gut. Dann haben wir beim 3:3 gegen Unterhaching ein richtig gutes Spiel gemacht, und die Kulisse war wieder da. Auch nach dem 1:2 in Würzburg kam Applaus für unsere Leistung. Es ist an uns, die Stimmung weiter anzuheben. Meinetwegen können wir gerne auch weniger gut spielen und weniger Lob kassieren - wenn wir gewinnen und den berühmten Bock umgestoßen haben.

DFB.de: Sie standen bisher bereits in exakt 199 Pflichtspielen beim SV Meppen an der Seitenlinie. Spüren Sie Gegenwind?

Neidhart: Ich denke, dass alle im Verein einschätzen können, was wir in den vergangenen Jahren aus unseren Möglichkeiten herausgeholt haben. Wir standen zuletzt mit dem Aufstieg in die 3. Liga und Rang sieben in der Vorsaison absolut auf der Sonnenseite. Das ist ein Bonus. Den wollen und dürfen wir aber nicht überstrapazieren. Wir waren schon einmal in einer ähnlichen Situation. Damals hatten wir fast ein Dutzend Verletzte, und es lief nicht optimal. Eine Saison später sind wir aufgestiegen. Wir alle haben schon so viel miteinander erlebt, dass wir uns jetzt nicht gegenseitig zerfleischen. Vielmehr sehen wir die Situation allesamt realistisch.

DFB.de: Benjamin Girth war in der vergangenen Saison mit 19 Treffern der Meppener Torjäger Nummer eins. Im Sommer wechselte er zu Holstein Kiel in die 2. Bundesliga. Wie sehen Sie den Weggang von Leistungsträgern der Vorsaison wie Girth?

Neidhart: Unabhängig von unserer aktuellen Lage: Einen Spieler wie Benni hätte wohl fast jeder Drittligist gerne an Bord. Auf der anderen Seite wollte er den Schritt nach Kiel unbedingt machen, der SV Meppen konnte dafür erstmals einen Transfererlös erzielen. Außerdem zeigt Bennis Entwicklung, dass Meppen ein Sprungbrett sein kann. Für den Angriff hatten wir uns unter anderem mit Deniz Undav von Eintracht Braunschweig verstärkt. Er hat in acht Spielen zwei Tore erzielt und gezeigt, dass er funktioniert.

DFB.de: Ihr 200. Spiel als SVM-Trainer absolvieren Sie am Samstag gegen den Zweitligaabsteiger und Vorletzten Eintracht Braunschweig. Eine besondere Partie?

Neidhart: Nicht nur wegen des Jubiläums. Ich wurde in Braunschweig geboren, habe im Nachwuchsbereich für die Eintracht gespielt. Man kann schon sagen, dass ich Braunschweig-Fan war. Deshalb habe ich aber keine Hemmungen, meinem ehemaligen Verein am Wochenende weh zu tun. Die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Braunschweig gehört zu den Finanzschwergewichten in der 3. Liga, wir definitiv nicht. Dass die Eintracht unten steht, ist sicher kein normaler oder andauernder Zustand.

DFB.de: Wie sieht es personell aus?

Neidhart: Marius Kleinsorge hat muskuläre Probleme, Marco Komenda in Würzburg einen Schlag auf das Sprunggelenk einstecken müssen. Neben Marcel Gebers sind Fabian Senninger wegen einer Kreuzbandverletzung und Markus Ballmert wegen einer Fußverletzung nicht einsatzbereit. Einige andere Spieler wie etwa Luka Tankulic sind nach längeren Verletzungspausen zwar wieder dabei, aber noch längst nicht bei 100 Prozent. Für uns als SV Meppen ist das unter dem Strich kaum aufzufangen.

[mspw]

Christian Neidhart steht als Trainer des Drittligisten SV Meppen vor seinem 200. Pflichtspiel. Der Fußball-Lehrer, der am kommenden Montag seinen 50. Geburtstag feiert und seit 2013 Trainer in Meppen ist, steht dabei unter Druck. Wenn sich am Samstag (ab 14 Uhr, live bei Telekom Sport) der SV Meppen und Neidharts früherer Verein Eintracht Braunschweig gegenüberstehen, treffen das Schlusslicht und der Tabellenvorletzte der 3. Liga aufeinander. Meppen hat sechs Punkte auf dem Konto und drei Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsrang. Braunschweig weist einen Punkt mehr als Meppen auf. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Christian Neidhart mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über die Tabellenkonstellation, die Verletztensituation und sein Jubiläumsspiel gegen einen ganz besonderen Gegner.

DFB.de: Es geht momentan Schlag auf Schlag in der 3. Liga. Kommt Ihnen das wegen der aktuellen Situation gerade eher ungelegen?

Christian Neidhart: Auf der einen Seite ist es nicht unangenehm, eine Niederlage schnell wieder geradebiegen zu können. Auf der anderen Seite haben sich in Würzburg mit Marco Komenda und Marius Kleinsorge zwei weitere Spieler verletzt. Unser Lazarett ist damit nach wie vor gut gefüllt. Vor diesem Hintergrund wären ein paar Tage mehr Pause nicht schlecht.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach dem 1:2 bei den Würzburger Kickers aus?

Neidhart: Bevor Würzburg ins Spiel gekommen ist, hätten wir 2:0 führen müssen. Auch danach hatten wir weitere Chancen auf Treffer. Marius Kleinsorge hatte zum Beispiel zwei gute Möglichkeiten, Marco Komenda tauchte einmal frei vor dem Würzburger Tor auf. Doch wir haben wieder einmal zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht. Irgendwie passt das zu unserer momentanen Situation.

DFB.de: Das 1:1 fiel in Nachspielzeit der ersten Halbzeit, das 1:2 in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte. Fehlte die Konzentration?

Neidhart: In erster Linie müssen wir uns dabei an die eigene Nase fassen. Wir haben das 1:2 durch einen Schuss aus der zweiten Reihe kassiert. Das ist zu verteidigen, wenn man aus der Kette heraustritt. Ich kann allerdings auch nicht ganz darüber hinwegsehen, dass in dieser Saison schon einige zumindest unglückliche Entscheidungen gegen uns getroffen wurden und uns Punkte gekostet haben. In Würzburg war beispielsweise die angezeigte Nachspielzeit von drei Minuten meiner Meinung nach längst abgelaufen, als der entscheidende Treffer für die Kickers fiel.

DFB.de: Betrachten Sie die Tabelle mit Sorge?

Neidhart: Selbstverständlich! Wir können uns auch nicht davon freimachen, dass wir Schlusslicht sind. Auf der anderen Seite haben wir gezeigt, dass wir mithalten können. Aus den Duellen mit dem VfL Osnabrück, dem KFC Uerdingen 05, der SpVgg Unterhaching und Würzburg haben wir zwar nur einen Punkt beim 3:3 gegen Haching geholt. Wir waren mit diesen Spitzenmannschaften aber auf Augenhöhe und hätten - das ist nicht vermessen - alle Partien auch gewinnen können. Wir lassen nun mal zu viel liegen. Deshalb stehen wir da unten. Momentan ist noch alles so eng beieinander, dass man mit einer kleinen Serie schnell klettern kann. Fakt ist, dass unsere Leistungen nicht Platz 20 entsprechen.

DFB.de: Erstmals gibt es in dieser Saison vier Absteiger. Das macht die Sache für Vereine wie den SV Meppen noch schwieriger, oder?

Neidhart: Es war uns bewusst, dass wir vor einer nicht ganz einfachen Saison stehen. Viele unserer Konkurrenten haben andere, teils deutlich höhere Ansprüche. Druck haben wir freilich auch. Wir wollen unbedingt in der Liga bleiben und nicht zurück in die Regionalliga. Dafür ist ab sofort mindestens Rang 16 gefordert. Das wussten wir, und so sind wir die Saison auch angegangen.

DFB.de: Die Defensive ließ bereits 17 Gegentreffer zu. Wie wollen Sie das in den Griff bekommen?

Neidhart: Verletzungsbedingt mussten wir die Viererkette schon häufig umbauen. Da ist es schwer, Stabilität hineinzubekommen. Unter anderem fehlt mit Marcel Gebers ein zweikampfstarker Innenverteidiger, der in der vergangenen Saison zu den Leistungsträgern gehörte. In dieser Saison kam er wegen einer Hüftverletzung noch gar nicht zum Einsatz. Es gibt im Defensivverhalten insgesamt noch einige Luft nach oben.

DFB.de: Wie steht es um die Stimmung rund um den Verein?

Neidhart: Nach den beiden Niederlagen hintereinander gegen Rostock und Wiesbaden war die Stimmung nicht gut. Dann haben wir beim 3:3 gegen Unterhaching ein richtig gutes Spiel gemacht, und die Kulisse war wieder da. Auch nach dem 1:2 in Würzburg kam Applaus für unsere Leistung. Es ist an uns, die Stimmung weiter anzuheben. Meinetwegen können wir gerne auch weniger gut spielen und weniger Lob kassieren - wenn wir gewinnen und den berühmten Bock umgestoßen haben.

DFB.de: Sie standen bisher bereits in exakt 199 Pflichtspielen beim SV Meppen an der Seitenlinie. Spüren Sie Gegenwind?

Neidhart: Ich denke, dass alle im Verein einschätzen können, was wir in den vergangenen Jahren aus unseren Möglichkeiten herausgeholt haben. Wir standen zuletzt mit dem Aufstieg in die 3. Liga und Rang sieben in der Vorsaison absolut auf der Sonnenseite. Das ist ein Bonus. Den wollen und dürfen wir aber nicht überstrapazieren. Wir waren schon einmal in einer ähnlichen Situation. Damals hatten wir fast ein Dutzend Verletzte, und es lief nicht optimal. Eine Saison später sind wir aufgestiegen. Wir alle haben schon so viel miteinander erlebt, dass wir uns jetzt nicht gegenseitig zerfleischen. Vielmehr sehen wir die Situation allesamt realistisch.

DFB.de: Benjamin Girth war in der vergangenen Saison mit 19 Treffern der Meppener Torjäger Nummer eins. Im Sommer wechselte er zu Holstein Kiel in die 2. Bundesliga. Wie sehen Sie den Weggang von Leistungsträgern der Vorsaison wie Girth?

Neidhart: Unabhängig von unserer aktuellen Lage: Einen Spieler wie Benni hätte wohl fast jeder Drittligist gerne an Bord. Auf der anderen Seite wollte er den Schritt nach Kiel unbedingt machen, der SV Meppen konnte dafür erstmals einen Transfererlös erzielen. Außerdem zeigt Bennis Entwicklung, dass Meppen ein Sprungbrett sein kann. Für den Angriff hatten wir uns unter anderem mit Deniz Undav von Eintracht Braunschweig verstärkt. Er hat in acht Spielen zwei Tore erzielt und gezeigt, dass er funktioniert.

DFB.de: Ihr 200. Spiel als SVM-Trainer absolvieren Sie am Samstag gegen den Zweitligaabsteiger und Vorletzten Eintracht Braunschweig. Eine besondere Partie?

Neidhart: Nicht nur wegen des Jubiläums. Ich wurde in Braunschweig geboren, habe im Nachwuchsbereich für die Eintracht gespielt. Man kann schon sagen, dass ich Braunschweig-Fan war. Deshalb habe ich aber keine Hemmungen, meinem ehemaligen Verein am Wochenende weh zu tun. Die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Braunschweig gehört zu den Finanzschwergewichten in der 3. Liga, wir definitiv nicht. Dass die Eintracht unten steht, ist sicher kein normaler oder andauernder Zustand.

DFB.de: Wie sieht es personell aus?

Neidhart: Marius Kleinsorge hat muskuläre Probleme, Marco Komenda in Würzburg einen Schlag auf das Sprunggelenk einstecken müssen. Neben Marcel Gebers sind Fabian Senninger wegen einer Kreuzbandverletzung und Markus Ballmert wegen einer Fußverletzung nicht einsatzbereit. Einige andere Spieler wie etwa Luka Tankulic sind nach längeren Verletzungspausen zwar wieder dabei, aber noch längst nicht bei 100 Prozent. Für uns als SV Meppen ist das unter dem Strich kaum aufzufangen.

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