Meppens Leugers vor Restart: "Es wird wahnsinnig spannend"

Nach 82 Tagen Pause nimmt die 3. Liga wieder den Spielbetrieb auf. Vor der heutigen Partie vom 28. Spieltag gegen die Würzburger Kickers (ab 14 Uhr, live im NDR und bei MagentaSport) liegt der SV Meppen nur zwei Punkte hinter einem direkten Aufstiegsplatz. Im DFB.de-Interview spricht der29 Jahre alte SVM-Kapitän Thilo Leugers mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Ausgangslage und seine Auslandserfahrung.

DFB.de: Nach zwölf Wochen meldet sich die 3. Liga aus der Corona-Pause zurück. Kribbelt es schon, Herr Leugers?

Thilo Leugers: Absolut. Wir mussten lange auf diesen Moment warten. Zwischenzeitlich konnten wir ja nur individuell trainieren. Dabei macht gerade der Mannschaftsaspekt den Fußball aus. Umso größer ist nun die Vorfreude, auch wenn die Umstände besonders sind.

DFB.de: Wie haben Sie das Warten auf "Tag X" erlebt?

Leugers: Vor allem die Ungewissheit war nervig. Die Situation war für alle Beteiligten neu und zum Beispiel nicht mit einer Verletzungspause zu vergleichen. Als ich zu Saisonbeginn mit einer Fersenverletzung aussetzen musste, war es greifbarer, warum ich nicht spielen konnte. Dann wegen der Corona-Pandemie nicht auf dem Platz stehen zu können, obwohl man einsatzfähig wäre, war vor allem mental eine andere Belastung.

DFB.de: Innerhalb der Liga gab es zum Teil gegensätzliche Ansichten über die geplante Fortsetzung der Saison. Wie haben Sie die Diskussion verfolgt?

Leugers: Ich habe selbstverständlich mitbekommen, dass es unter den Vereinen unterschiedliche Meinungen gab. Es ist auch verständlich, dass da die jeweilige Situation des Vereins eine Rolle gespielt hat. Ab einem gewissen Moment habe ich aber nicht mehr jeden Artikel dazu gelesen. Die Vereinsverantwortlichen hatten ihre Grundhaltungen klargemacht, neue Argumente kamen nur noch selten dazu. Insgesamt war die Entscheidung ohnehin von zahlreichen Faktoren abhängig, nicht zuletzt außerhalb des Fußballs. Grundsätzlich sind wir jetzt froh, dass die sportlichen Entscheidungen auf dem Platz fallen können.

DFB.de: Im Rahmenterminplan sind bis zum Saisonende ausschließlich englische Wochen vorgesehen. Wie kann man sich darauf am besten vorbereiten?

Leugers: Es wird wahnsinnig spannend sein, wer mit dieser außergewöhnlichen Situation am besten zurechtkommt. So viele Spiele in kurzer Zeit hat wohl noch niemand absolviert. Ich denke, dass da unser qualitativ breiter Kader ein Vorteil sein kann, um die Belastung auf verschiedene Spieler zu verteilen. Unser Trainerteam um Christian Neidhart nimmt darauf bereits Rücksicht. Die Vorbereitung im Quarantäne-Hotel geht in die Richtung eines Trainingslagers, allerdings mit einem etwas anderen Charakter. Wir sind die einzigen Gäste im Hotel, jeder Spieler hat ein Einzelzimmer. Für mich persönlich ist es ein wenig schade, dass wir aktuell in Quarantäne sind. Ich bin vor fünf Wochen Vater geworden.

DFB.de: Vor dem Restart hat der SV Meppen nur zwei Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. Ist bei der Ausgangslage der Aufstieg nun das Ziel?

Leugers: Es wäre langweilig, sich in dieser Position nach unten zu orientieren. Nach dem bisherigen Saisonverlauf können wir so selbstbewusst sein, die vorderen Plätze auch anzupeilen. Wir wollen möglichst bis zum Saisonende im Rennen um den Aufstieg ein Wörtchen mitreden.

DFB.de: Der SV Meppen ist in Deutschland ihre erste Profistation. Da wäre der Aufstieg schon etwas Besonderes, oder?

Leugers: Das stimmt. Ich hatte mich 2016 bewusst für den Schritt in die Heimat entschieden. Ich bin in Lingen, nur 20 Kilometer von Meppen entfernt, geboren worden. Den typischen Emsländer würde ich als ehrlich und hart arbeitend beschreiben. Manchmal auch ein wenig dickköpfig und stur. Da ich selbst auch so ticke, fühle ich mich in Meppen sehr wohl. Sportlich lief es von Beginn an richtig gut, schon in meinem ersten Jahr beim SVM sind wir in die 3. Liga aufgestiegen. Seitdem haben wir uns kontinuierlich weiterentwickelt. Sollte uns auch noch der Sprung in die 2. Bundesliga gelingen, wäre es das Nonplusultra.

DFB.de: Ihre Karriere hatten Sie in den Niederlanden beim FC Twente Enschede gestartet. Wie kam es zu diesem Schritt?

Leugers: Ich bin mit meinem Jugendverein SV Heidekraut Andervenne bei einem Turnier gesichtet worden. Mein Vater und ich wurden von einem Scout angesprochen, ob ich mir einen Wechsel zum FC Twente vorstellen könnte. Als E-Jugendlicher war ich damals noch zu jung. Der Transfer hat dann aber in meinem zweiten Jahr in der D-Jugend geklappt. Durch die Nähe zur Grenze konnte ich trotz des Wechsels in meinem gewohnten Umfeld bleiben und weiterhin mit meinen Freunden zur Schule gehen. Vom Verein gab es einen Fahrservice, der mich dann immer zum Training abgeholt hat.

DFB.de: Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Leugers: Ich würde den Schritt jederzeit wieder machen. Die niederländische Fußballausbildung hat nicht von ungefähr einen guten Ruf. Ich konnte einiges für meine weitere Laufbahn mitnehmen. Die zwölf Jahre in den Niederlanden waren eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. Schon mein Profidebüt war mit einem 1:0 beim PSV Eindhoven vor mehr als 34.000 Zuschauern besonders. Nur drei Tage später stand ich sogar in der Champions-League-Gruppenphase im Weserstadion gegen den SV Werder Bremen in der Startelf. Jedes Kind träumt davon, als Spieler diese Hymne zu hören.

DFB.de: Machte die Zeit in den Niederlanden Lust auf eine weitere Auslandsstation?

Leugers: Ich hatte mich damals leider erst am Kreuzband verletzt und wurde kurz danach von einer Meniskusverletzung zurückgeworfen. Daher war ich zunächst für einige Monate vereinslos. Mein Berater kam dann mit einer Anfrage des spanischen Drittligisten Atlético Baleares auf mich zu. Dort war ein Deutscher Eigentümer geworden, Ex-Nationalspieler und Europameister Christian Ziege war eine Weile mein Trainer. Und die Lebensumstände auf Mallorca sind auch nicht zu verachten. (lacht)

DFB.de: Mit dem SV Meppen geht es nun gegen die Würzburger Kickers. Welche Erwartungen haben Sie?

Leugers: Es gibt noch einige Fragezeichen. Nach so einer langen Pause weiß man nicht genau, wo man leistungsmäßig steht. Testspiele waren auch nicht möglich. Mein Eindruck aus den Trainingseinheiten ist zumindest gut. In der Vergangenheit haben wir uns gegen die Kickers oft schwergetan. Die Würzburger sind eine spielstarke Mannschaft und taktisch gut eingestellt. Da gilt es, mit allem dagegenzuhalten.

DFB.de: Die Partie findet erstmals ohne Zuschauer statt. Haben Sie sich schon mit dem Gedanken befasst?

Leugers: Ich habe den Neustart in der Bundesliga und der 2. Bundesliga verfolgt. Es war seltsam, die ganzen Rufe der Spieler mitzubekommen. Bei der Atmosphäre dann selbst auf dem Feld zu stehen, wird ein skurriles Gefühl sein. In entscheidenden Phasen konnten uns die Fans immer wieder pushen. Das wird jetzt leider fehlen. Ich denke aber schon, dass wir noch einen Heimvorteil haben. Wir kennen den Platz und das Drumherum.

[mspw]

Nach 82 Tagen Pause nimmt die 3. Liga wieder den Spielbetrieb auf. Vor der heutigen Partie vom 28. Spieltag gegen die Würzburger Kickers (ab 14 Uhr, live im NDR und bei MagentaSport) liegt der SV Meppen nur zwei Punkte hinter einem direkten Aufstiegsplatz. Im DFB.de-Interview spricht der29 Jahre alte SVM-Kapitän Thilo Leugers mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Ausgangslage und seine Auslandserfahrung.

DFB.de: Nach zwölf Wochen meldet sich die 3. Liga aus der Corona-Pause zurück. Kribbelt es schon, Herr Leugers?

Thilo Leugers: Absolut. Wir mussten lange auf diesen Moment warten. Zwischenzeitlich konnten wir ja nur individuell trainieren. Dabei macht gerade der Mannschaftsaspekt den Fußball aus. Umso größer ist nun die Vorfreude, auch wenn die Umstände besonders sind.

DFB.de: Wie haben Sie das Warten auf "Tag X" erlebt?

Leugers: Vor allem die Ungewissheit war nervig. Die Situation war für alle Beteiligten neu und zum Beispiel nicht mit einer Verletzungspause zu vergleichen. Als ich zu Saisonbeginn mit einer Fersenverletzung aussetzen musste, war es greifbarer, warum ich nicht spielen konnte. Dann wegen der Corona-Pandemie nicht auf dem Platz stehen zu können, obwohl man einsatzfähig wäre, war vor allem mental eine andere Belastung.

DFB.de: Innerhalb der Liga gab es zum Teil gegensätzliche Ansichten über die geplante Fortsetzung der Saison. Wie haben Sie die Diskussion verfolgt?

Leugers: Ich habe selbstverständlich mitbekommen, dass es unter den Vereinen unterschiedliche Meinungen gab. Es ist auch verständlich, dass da die jeweilige Situation des Vereins eine Rolle gespielt hat. Ab einem gewissen Moment habe ich aber nicht mehr jeden Artikel dazu gelesen. Die Vereinsverantwortlichen hatten ihre Grundhaltungen klargemacht, neue Argumente kamen nur noch selten dazu. Insgesamt war die Entscheidung ohnehin von zahlreichen Faktoren abhängig, nicht zuletzt außerhalb des Fußballs. Grundsätzlich sind wir jetzt froh, dass die sportlichen Entscheidungen auf dem Platz fallen können.

DFB.de: Im Rahmenterminplan sind bis zum Saisonende ausschließlich englische Wochen vorgesehen. Wie kann man sich darauf am besten vorbereiten?

Leugers: Es wird wahnsinnig spannend sein, wer mit dieser außergewöhnlichen Situation am besten zurechtkommt. So viele Spiele in kurzer Zeit hat wohl noch niemand absolviert. Ich denke, dass da unser qualitativ breiter Kader ein Vorteil sein kann, um die Belastung auf verschiedene Spieler zu verteilen. Unser Trainerteam um Christian Neidhart nimmt darauf bereits Rücksicht. Die Vorbereitung im Quarantäne-Hotel geht in die Richtung eines Trainingslagers, allerdings mit einem etwas anderen Charakter. Wir sind die einzigen Gäste im Hotel, jeder Spieler hat ein Einzelzimmer. Für mich persönlich ist es ein wenig schade, dass wir aktuell in Quarantäne sind. Ich bin vor fünf Wochen Vater geworden.

DFB.de: Vor dem Restart hat der SV Meppen nur zwei Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. Ist bei der Ausgangslage der Aufstieg nun das Ziel?

Leugers: Es wäre langweilig, sich in dieser Position nach unten zu orientieren. Nach dem bisherigen Saisonverlauf können wir so selbstbewusst sein, die vorderen Plätze auch anzupeilen. Wir wollen möglichst bis zum Saisonende im Rennen um den Aufstieg ein Wörtchen mitreden.

DFB.de: Der SV Meppen ist in Deutschland ihre erste Profistation. Da wäre der Aufstieg schon etwas Besonderes, oder?

Leugers: Das stimmt. Ich hatte mich 2016 bewusst für den Schritt in die Heimat entschieden. Ich bin in Lingen, nur 20 Kilometer von Meppen entfernt, geboren worden. Den typischen Emsländer würde ich als ehrlich und hart arbeitend beschreiben. Manchmal auch ein wenig dickköpfig und stur. Da ich selbst auch so ticke, fühle ich mich in Meppen sehr wohl. Sportlich lief es von Beginn an richtig gut, schon in meinem ersten Jahr beim SVM sind wir in die 3. Liga aufgestiegen. Seitdem haben wir uns kontinuierlich weiterentwickelt. Sollte uns auch noch der Sprung in die 2. Bundesliga gelingen, wäre es das Nonplusultra.

DFB.de: Ihre Karriere hatten Sie in den Niederlanden beim FC Twente Enschede gestartet. Wie kam es zu diesem Schritt?

Leugers: Ich bin mit meinem Jugendverein SV Heidekraut Andervenne bei einem Turnier gesichtet worden. Mein Vater und ich wurden von einem Scout angesprochen, ob ich mir einen Wechsel zum FC Twente vorstellen könnte. Als E-Jugendlicher war ich damals noch zu jung. Der Transfer hat dann aber in meinem zweiten Jahr in der D-Jugend geklappt. Durch die Nähe zur Grenze konnte ich trotz des Wechsels in meinem gewohnten Umfeld bleiben und weiterhin mit meinen Freunden zur Schule gehen. Vom Verein gab es einen Fahrservice, der mich dann immer zum Training abgeholt hat.

DFB.de: Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Leugers: Ich würde den Schritt jederzeit wieder machen. Die niederländische Fußballausbildung hat nicht von ungefähr einen guten Ruf. Ich konnte einiges für meine weitere Laufbahn mitnehmen. Die zwölf Jahre in den Niederlanden waren eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. Schon mein Profidebüt war mit einem 1:0 beim PSV Eindhoven vor mehr als 34.000 Zuschauern besonders. Nur drei Tage später stand ich sogar in der Champions-League-Gruppenphase im Weserstadion gegen den SV Werder Bremen in der Startelf. Jedes Kind träumt davon, als Spieler diese Hymne zu hören.

DFB.de: Machte die Zeit in den Niederlanden Lust auf eine weitere Auslandsstation?

Leugers: Ich hatte mich damals leider erst am Kreuzband verletzt und wurde kurz danach von einer Meniskusverletzung zurückgeworfen. Daher war ich zunächst für einige Monate vereinslos. Mein Berater kam dann mit einer Anfrage des spanischen Drittligisten Atlético Baleares auf mich zu. Dort war ein Deutscher Eigentümer geworden, Ex-Nationalspieler und Europameister Christian Ziege war eine Weile mein Trainer. Und die Lebensumstände auf Mallorca sind auch nicht zu verachten. (lacht)

DFB.de: Mit dem SV Meppen geht es nun gegen die Würzburger Kickers. Welche Erwartungen haben Sie?

Leugers: Es gibt noch einige Fragezeichen. Nach so einer langen Pause weiß man nicht genau, wo man leistungsmäßig steht. Testspiele waren auch nicht möglich. Mein Eindruck aus den Trainingseinheiten ist zumindest gut. In der Vergangenheit haben wir uns gegen die Kickers oft schwergetan. Die Würzburger sind eine spielstarke Mannschaft und taktisch gut eingestellt. Da gilt es, mit allem dagegenzuhalten.

DFB.de: Die Partie findet erstmals ohne Zuschauer statt. Haben Sie sich schon mit dem Gedanken befasst?

Leugers: Ich habe den Neustart in der Bundesliga und der 2. Bundesliga verfolgt. Es war seltsam, die ganzen Rufe der Spieler mitzubekommen. Bei der Atmosphäre dann selbst auf dem Feld zu stehen, wird ein skurriles Gefühl sein. In entscheidenden Phasen konnten uns die Fans immer wieder pushen. Das wird jetzt leider fehlen. Ich denke aber schon, dass wir noch einen Heimvorteil haben. Wir kennen den Platz und das Drumherum.

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