"Als Ausbilder*in lernst du nie aus"

Nicht nur organisatorisch und inhaltlich wurde die Trainerausbildung beim DFB in letzter Zeit neu strukturiert. Auch frische Gesichter begleiten diesen Prozess. So sind Oliver Heine, Wiltrud Melbaum-Stähler und Manuel Schulitz neu in der Abteilung Trainer- und Expertenentwicklung, als Ausbilder*innen für DFB-Trainerlizenzen. Im DFB.de-Interview sprechen sie über ihre neue Funktion und darüber, was sie in der Trainerausbildung antreibt.

DFB.de: Sie alle sind neu als Ausbilder*innen in der Abteilung Trainerentwicklung. Was haben Sie sich vorgenommen?

Manuel Schulitz: Uns alle motiviert, dass wir hier Trainer*innen entwickeln können. Jede*r einzelne Trainer*in fungiert für uns mit seinen einzelnen Anforderungen als Kompass, den wir je nach Lizenzstufe und den verschiedenen Alterskompetenzen einstellen wollen. Genau das wird durch die neue DFB-Ausbildungsordnung gewährleistet.

Oliver Heine: Das kann man so nur unterstreichen. Trainer*in ist ein hochspannender Beruf. Jeder in der Runde ist in seinem Bereich mit sehr viel Vorerfahrung ausgestattet. Diese Erfahrung wollen wir weitergeben und so zukünftige oder bereits erfahrene Trainer*innen auf die nächste Stufe bringen.

Wiltrud Melbaum-Stähler: Mir ist es wichtig, für die Trainer*innen in allen Bereichen der Ausbildung als Ansprechpartner zu fungieren und sie so umfassend zu betreuen. Wir als Ausbilder*innen entwickeln uns durch die Erfahrungen der Teilnehmer*innen, die wir betreuen, selbst immer weiter. Auch als Ausbilder*in lernst du nie aus. Mir ist wichtig zu betonen, dass es eine gemeinsame Entwicklung mit den Trainer*innen ist. Gerade weil diese durch ihre tagesaktuelle Arbeit in den Vereinen einen anderen Blickwinkel einbringen.

Heine: Miteinander auf Augenhöhe agieren und voneinander lernen - darum geht es. Wir haben jetzt die Gelegenheit, unsere Impulse selbst vor Ort nachzuvollziehen. Vermittelte Kompetenzen enden nicht nach der Trainerausbildung, sondern entwickeln sich erst durch die Anwendung vollständig. Man spricht in unserem Berufsfeld gerne von Lernbegleiter*innen. Das trifft es aber nicht ganz. Wir haben so viele verschiedene Rollen, die wir bedienen, weswegen Begleiter*innen zu kurz greift.

DFB.de: Was hat Sie angetrieben, den Weg in der Ausbildung zu verfolgen?

Melbaum-Stähler: Für mich war es die Zeit, in der ich im Ausland war. Verschiedene Kulturen und Menschen so anzunehmen und zu begleiten, wie sie sind, war der auschlaggebende Punkt, mich für die Ausbildung zu entscheiden. So habe ich die Gelegenheit, nochmal in anderen Ebenen und Strukturen zu arbeiten.

Heine: Zum einen wollte ich persönliche Erfahrungen und Wissen weitergeben. Kombiniert man das mit dem Wissenszuwachs durch die DFB-Akademie und den Austausch mit anderen Menschen, erweitert sich der persönliche Horizont enorm.

Schulitz: Ich war als Verbandssportlehrer bereits in diesem Bereich in der B- und C-Lizenz tätig und finde es hochspannend, wie es jetzt in den nächsten Lizenzstufen weitergeht. Mit Trainer*innen, die in unterschiedlichen Landesverbänden die B-Lizenz gemacht haben, das Rad weiter zu spinnen, ist sehr interessant. Die eigene Weiterentwicklung mit Trainer*innen auf hohem Niveau und dem Netzwerk beim DFB spielen auch eine wichtige Rolle. Der Austausch mit den Leistungszentren, den Vereinen und den Verbänden sorgt zusätzlich dafür, dass mein Job für mich eine riesige Möglichkeit darstellt.

DFB.de: Was sind Ihrer Meinung nach gerade die wichtigsten Entwicklungen in der Trainerausbildung?

Schulitz: Individualisierung ist hier das Schlagwort. Wir wollen die kleinen Impulse auf den Einzelnen so herunterbrechen, dass er sich wertgeschätzt fühlt. Das wird idealerweise im Landesverband bei der C- und B-Lizenz schon vermittelt. Aktivierung von Vorwissen, unmittelbare Anwendung, Reflexion und Feedbackprozesse sind der große aktuelle Mehrwert. Die zeitliche Streckung der Ausbildung gibt den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, all das anzuwenden.

Melbaum-Stähler: In meiner ersten Woche fand ich sehr interessant, was die Teilnehmer*innen an eigenen Inhalten einbringen. In der B+ Lizenz ging es viel um Werte und wie man diese entwickelt. Auch wie man in einem Trainerteam arbeitet, beschäftigte viele, da dies in ihrer aktuellen Funktion häufig erstmals der Fall ist. Ich glaube, bei den jungen Trainer*innen in den Leistungszentren ist gerade ein Kulturwandel im Prozess, der sich weg von der reinen Wissens- und Fertigkeitsvermittlung entwickelt.

Heine: Der DFB hat ja in Person von Daniel Niedzkowski schon kommuniziert, dass Erwachsenen- und Jugendtrainer*innen unterschiedliche Berufe sind. Ich würde das noch um den Amateur- und Leistungsbereich ergänzen. In den Leistungszentren arbeiten mittlerweile sehr große hauptamtliche Trainerteams. Das ist im Amateurbereich anders, wodurch es für mich insgesamt vier Bereiche mit nochmals verschiedenen Abstufungen gibt. Sie alle stellen unterschiedliche Anforderungen an die Trainer*innen. Um diesen gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht zu werden, war es gut die Ausbildungsordnung anzupassen.

DFB.de: Herr Heine, Sie haben gerade die Unterschiede der verschiedenen Trainer*innen aufgedröselt, gibt es dennoch eine Kerneigenschaft, die gute Trainer*innen eint?

Heine: Für mich ist Menschenführung das entscheidende Kriterium.

Schulitz: Kann ich nur unterstreichen: Leadership ist das Zauberwort, das in unterschiedlichen Lizenzstufen unterschiedlich ausgeprägt ist. Gute Trainer*innen können mit Empathie und Kommunikation die Beziehungsebene zu ihren Spieler*innen stärken.

Melbaum-Stähler: Wenn du alles weißt, es aber nicht rüberbringen kannst und keine Empathie im Umgang mit Menschen hast, dann wirst du keinen Erfolg haben. Wenn du im Gegenteil ganz wenig weißt, es aber schaffst die Menschen zum Laufen zu bringen, dann kannst du manchmal doch etwas erreichen.

Schulitz: Empathie war stets der kleinste gemeinsame Nenner. Ein Gefühl für Menschen bekommen und selbst ein guter Mensch sein, so bekommt man eine Mannschaft hinter sich.

DFB.de: Deutsche Trainer sind auf dem Markt gefragt, ein Indiz für eine gute Ausbildung?

Melbaum-Stähler: Ich finde es gut, dass wir uns momentan selbst weiterentwickeln, um Trainer*innen zu entwickeln. Die Ausbildung war in der Vergangenheit zu identisch. Wir sind gerade in der Ausbildung in einer Phase der Weiterentwicklung und Veränderung. Aufgrund der aktuellen individuellen Förderung der jeweiligen Talente bin ich optimistisch, dass wir in Zukunft noch mehr gute Trainer*innen ausbilden.

Schulitz: Ich bin kein Freund davon, anhand von übergeordneten Ereignissen, wie einem frühen Ausscheiden oder einem Titelgewinn, alles in Schwarz oder Weiß einzuteilen. Man sieht an den Trainer*innen, dass auch in der Vergangenheit gute Ausbildungsarbeit geleistet wurde, aber auch zeitgemäß Dinge umgestellt wurden. Es verändert sich in die richtige Richtung, ohne dass es davor schlecht war.

Heine: Der Fußball ist ein sehr dynamisches Umfeld, deshalb ist der jetzige Weg einer stetigen Veränderung die richtige Entscheidung. Uns sollte bewusst sein, wohin sich der Fußball entwickelt und welche Stellschrauben zu drehen sind, damit wir auch in der Trainerausbildung weiter erfolgreich sind.

DFB.de: Welchen Tipp würden Sie als Ausbilder*in sich selbst in Ihrer Anfangszeit als Trainer*in geben?

Heine: Schwierig. In meiner Anfangszeit als Trainer war ich selbst in einem Leistungszentrum noch Alleinunterhalter. Ich habe damals fast nur Inhalte vermittelt und wenig nach links und rechts geschaut. Das Thema Individualisierung war kaum ausgeprägt. Ich würde meinem Ich vor 20 Jahren raten, Dinge relaxter zu sehen und mehr Teamplayer zu sein, gerade im Funktionsteam.

Schulitz: Ich würde heute Spieler*innen schneller in meine Entscheidungsprozesse miteinbeziehen und ihnen mehr Gestaltungsspielräume geben.

Melbaum-Stähler: Ich war bei den Spielen anfangs ungemein emotional. Spielbeobachtung und Verhalten in Stresssituationen, da hatte ich damals viel Potenzial.

[lh]

Nicht nur organisatorisch und inhaltlich wurde die Trainerausbildung beim DFB in letzter Zeit neu strukturiert. Auch frische Gesichter begleiten diesen Prozess. So sind Oliver Heine, Wiltrud Melbaum-Stähler und Manuel Schulitz neu in der Abteilung Trainer- und Expertenentwicklung, als Ausbilder*innen für DFB-Trainerlizenzen. Im DFB.de-Interview sprechen sie über ihre neue Funktion und darüber, was sie in der Trainerausbildung antreibt.

DFB.de: Sie alle sind neu als Ausbilder*innen in der Abteilung Trainerentwicklung. Was haben Sie sich vorgenommen?

Manuel Schulitz: Uns alle motiviert, dass wir hier Trainer*innen entwickeln können. Jede*r einzelne Trainer*in fungiert für uns mit seinen einzelnen Anforderungen als Kompass, den wir je nach Lizenzstufe und den verschiedenen Alterskompetenzen einstellen wollen. Genau das wird durch die neue DFB-Ausbildungsordnung gewährleistet.

Oliver Heine: Das kann man so nur unterstreichen. Trainer*in ist ein hochspannender Beruf. Jeder in der Runde ist in seinem Bereich mit sehr viel Vorerfahrung ausgestattet. Diese Erfahrung wollen wir weitergeben und so zukünftige oder bereits erfahrene Trainer*innen auf die nächste Stufe bringen.

Wiltrud Melbaum-Stähler: Mir ist es wichtig, für die Trainer*innen in allen Bereichen der Ausbildung als Ansprechpartner zu fungieren und sie so umfassend zu betreuen. Wir als Ausbilder*innen entwickeln uns durch die Erfahrungen der Teilnehmer*innen, die wir betreuen, selbst immer weiter. Auch als Ausbilder*in lernst du nie aus. Mir ist wichtig zu betonen, dass es eine gemeinsame Entwicklung mit den Trainer*innen ist. Gerade weil diese durch ihre tagesaktuelle Arbeit in den Vereinen einen anderen Blickwinkel einbringen.

Heine: Miteinander auf Augenhöhe agieren und voneinander lernen - darum geht es. Wir haben jetzt die Gelegenheit, unsere Impulse selbst vor Ort nachzuvollziehen. Vermittelte Kompetenzen enden nicht nach der Trainerausbildung, sondern entwickeln sich erst durch die Anwendung vollständig. Man spricht in unserem Berufsfeld gerne von Lernbegleiter*innen. Das trifft es aber nicht ganz. Wir haben so viele verschiedene Rollen, die wir bedienen, weswegen Begleiter*innen zu kurz greift.

DFB.de: Was hat Sie angetrieben, den Weg in der Ausbildung zu verfolgen?

Melbaum-Stähler: Für mich war es die Zeit, in der ich im Ausland war. Verschiedene Kulturen und Menschen so anzunehmen und zu begleiten, wie sie sind, war der auschlaggebende Punkt, mich für die Ausbildung zu entscheiden. So habe ich die Gelegenheit, nochmal in anderen Ebenen und Strukturen zu arbeiten.

Heine: Zum einen wollte ich persönliche Erfahrungen und Wissen weitergeben. Kombiniert man das mit dem Wissenszuwachs durch die DFB-Akademie und den Austausch mit anderen Menschen, erweitert sich der persönliche Horizont enorm.

Schulitz: Ich war als Verbandssportlehrer bereits in diesem Bereich in der B- und C-Lizenz tätig und finde es hochspannend, wie es jetzt in den nächsten Lizenzstufen weitergeht. Mit Trainer*innen, die in unterschiedlichen Landesverbänden die B-Lizenz gemacht haben, das Rad weiter zu spinnen, ist sehr interessant. Die eigene Weiterentwicklung mit Trainer*innen auf hohem Niveau und dem Netzwerk beim DFB spielen auch eine wichtige Rolle. Der Austausch mit den Leistungszentren, den Vereinen und den Verbänden sorgt zusätzlich dafür, dass mein Job für mich eine riesige Möglichkeit darstellt.

DFB.de: Was sind Ihrer Meinung nach gerade die wichtigsten Entwicklungen in der Trainerausbildung?

Schulitz: Individualisierung ist hier das Schlagwort. Wir wollen die kleinen Impulse auf den Einzelnen so herunterbrechen, dass er sich wertgeschätzt fühlt. Das wird idealerweise im Landesverband bei der C- und B-Lizenz schon vermittelt. Aktivierung von Vorwissen, unmittelbare Anwendung, Reflexion und Feedbackprozesse sind der große aktuelle Mehrwert. Die zeitliche Streckung der Ausbildung gibt den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, all das anzuwenden.

Melbaum-Stähler: In meiner ersten Woche fand ich sehr interessant, was die Teilnehmer*innen an eigenen Inhalten einbringen. In der B+ Lizenz ging es viel um Werte und wie man diese entwickelt. Auch wie man in einem Trainerteam arbeitet, beschäftigte viele, da dies in ihrer aktuellen Funktion häufig erstmals der Fall ist. Ich glaube, bei den jungen Trainer*innen in den Leistungszentren ist gerade ein Kulturwandel im Prozess, der sich weg von der reinen Wissens- und Fertigkeitsvermittlung entwickelt.

Heine: Der DFB hat ja in Person von Daniel Niedzkowski schon kommuniziert, dass Erwachsenen- und Jugendtrainer*innen unterschiedliche Berufe sind. Ich würde das noch um den Amateur- und Leistungsbereich ergänzen. In den Leistungszentren arbeiten mittlerweile sehr große hauptamtliche Trainerteams. Das ist im Amateurbereich anders, wodurch es für mich insgesamt vier Bereiche mit nochmals verschiedenen Abstufungen gibt. Sie alle stellen unterschiedliche Anforderungen an die Trainer*innen. Um diesen gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht zu werden, war es gut die Ausbildungsordnung anzupassen.

DFB.de: Herr Heine, Sie haben gerade die Unterschiede der verschiedenen Trainer*innen aufgedröselt, gibt es dennoch eine Kerneigenschaft, die gute Trainer*innen eint?

Heine: Für mich ist Menschenführung das entscheidende Kriterium.

Schulitz: Kann ich nur unterstreichen: Leadership ist das Zauberwort, das in unterschiedlichen Lizenzstufen unterschiedlich ausgeprägt ist. Gute Trainer*innen können mit Empathie und Kommunikation die Beziehungsebene zu ihren Spieler*innen stärken.

Melbaum-Stähler: Wenn du alles weißt, es aber nicht rüberbringen kannst und keine Empathie im Umgang mit Menschen hast, dann wirst du keinen Erfolg haben. Wenn du im Gegenteil ganz wenig weißt, es aber schaffst die Menschen zum Laufen zu bringen, dann kannst du manchmal doch etwas erreichen.

Schulitz: Empathie war stets der kleinste gemeinsame Nenner. Ein Gefühl für Menschen bekommen und selbst ein guter Mensch sein, so bekommt man eine Mannschaft hinter sich.

DFB.de: Deutsche Trainer sind auf dem Markt gefragt, ein Indiz für eine gute Ausbildung?

Melbaum-Stähler: Ich finde es gut, dass wir uns momentan selbst weiterentwickeln, um Trainer*innen zu entwickeln. Die Ausbildung war in der Vergangenheit zu identisch. Wir sind gerade in der Ausbildung in einer Phase der Weiterentwicklung und Veränderung. Aufgrund der aktuellen individuellen Förderung der jeweiligen Talente bin ich optimistisch, dass wir in Zukunft noch mehr gute Trainer*innen ausbilden.

Schulitz: Ich bin kein Freund davon, anhand von übergeordneten Ereignissen, wie einem frühen Ausscheiden oder einem Titelgewinn, alles in Schwarz oder Weiß einzuteilen. Man sieht an den Trainer*innen, dass auch in der Vergangenheit gute Ausbildungsarbeit geleistet wurde, aber auch zeitgemäß Dinge umgestellt wurden. Es verändert sich in die richtige Richtung, ohne dass es davor schlecht war.

Heine: Der Fußball ist ein sehr dynamisches Umfeld, deshalb ist der jetzige Weg einer stetigen Veränderung die richtige Entscheidung. Uns sollte bewusst sein, wohin sich der Fußball entwickelt und welche Stellschrauben zu drehen sind, damit wir auch in der Trainerausbildung weiter erfolgreich sind.

DFB.de: Welchen Tipp würden Sie als Ausbilder*in sich selbst in Ihrer Anfangszeit als Trainer*in geben?

Heine: Schwierig. In meiner Anfangszeit als Trainer war ich selbst in einem Leistungszentrum noch Alleinunterhalter. Ich habe damals fast nur Inhalte vermittelt und wenig nach links und rechts geschaut. Das Thema Individualisierung war kaum ausgeprägt. Ich würde meinem Ich vor 20 Jahren raten, Dinge relaxter zu sehen und mehr Teamplayer zu sein, gerade im Funktionsteam.

Schulitz: Ich würde heute Spieler*innen schneller in meine Entscheidungsprozesse miteinbeziehen und ihnen mehr Gestaltungsspielräume geben.

Melbaum-Stähler: Ich war bei den Spielen anfangs ungemein emotional. Spielbeobachtung und Verhalten in Stresssituationen, da hatte ich damals viel Potenzial.

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