Meinert: "Natürlich wollen wir um WM-Titel mitspielen"

Frage: Abgesehen vom üblichen Favoritenkreis mit USA, Deutschland und Brasilien: Haben Sie einen Geheimfavoriten für die WM in Chile?

Meinert: Als amtierender Weltmeister ist Nordkorea sicherlich kein Geheimfavorit mehr. Dennoch müssen wir weiter nach Asien gucken. Japan hat beispielsweise bei den ersten beiden Spielen der laufenden U 17-Juniorinnen-WM in Neuseeland für Aufsehen gesorgt. Auch bei Olympia hat Japan ein hervorragendes Turnier gespielt. Mit den Japanerinnen müssen wir uns ganz genau beschäftigen. Wenn sie die Leistungen der U 17 und der Olympia-Mannschaft auf die U 20 übertragen, sind sie sicher ein Geheimfavorit.

Frage: Viele Spielerinnen in Ihrem Aufgebot haben bereits wichtige Erfahrungen sammeln können. Sowohl international bei EM-Turnieren als auch auf nationaler Ebene bei Bundesliga- und DFB-Pokalspielen. Zudem haben drei Aktive bereits an einer U 20-WM teilgenommen. Kann die Mannschaft von dieser Erfahrung profitieren?

Meinert: Ja, wir haben ganz bewusst vor zwei Jahren in Russland schon viele junge Spielerinnen mitgenommen, von denen wir wussten, dass sie nochmals bei der U 20-WM zum Einsatz kommen könnten. Diesmal haben wir im Kader viele Spielerinnen des Jahrgangs 1990, die 2010 die U 20-WM im eigenen Land spielen könnten. Um eine richtig gute WM spielen zu können, muss man schon Erfahrung bei großen Turnieren haben.

Frage: Haben Sie Gelegenheit gehabt, die WM-Gegner unter die Lupe zu nehmen?

Meinert: Zusammen mit meinen Assistentinnen Bettina Wiegmann und Ulrike Ballweg investiere ich viel Zeit in Videoanalysen unserer Gegner.

Frage: Wie hat der Austausch mit Bundestrainerin Silvia Neid vor der WM geklappt?

Meinert: Gut, wie immer. Egal, ob es eine WM ist oder nicht - wir sind ständig im Kontakt und tauschen uns aus. Im Vorfeld der WM benötige ich schon den einen oder anderen Rat. Wir haben wirklich ein sehr gutes Verhältnis zueinander.



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Zielgerichtet und mit großer Akribie hat Trainerin Maren Meinert zwei Jahre lang auf dieses Turnier hingearbeitet. Nun steht der nächste große Auftritt eines der hoffnungsvollsten Nachwuchsteams des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unmittelbar bevor: die WM der U 20-Frauen in Chile.

Am kommenden Freitag um Punkt 22.20 Uhr hebt am Frankfurter Flughafen der Lufthansa-Airbus mit der Flugnummer LH 0560 mit der U 20-Frauen-Nationalmannschaft in Richtung Südamerika ab. In Chile wird vom 19. November bis zum 7. Dezember die Weltmeisterschaft ausgetragen.

Ihren WM-Auftakt feiern die U 20-Frauen des DFB am 20. November (ab 23 Uhr MEZ, live auf Eurosport) auf dem Kunstrasen des La Florida-Stadions von Santiago gegen die Demokratische Republik Kongo. Die Anspannung vor einem WM-Start erlebt Meinert nun bereits zum sechsten Mal. 1995, 1999 und 2003, dem Jahr des ersten Titelgewinns – stand sie noch als Spielerin der A-Mannschaft auf dem Platz. 2006 folgte dann bei der U 20-WM in Russland die Premiere als Trainerin. Großen Anteil am zweiten Titelgewinn der A-Nationalmannschaft 2007 in China hatte Maren Meinert schließlich als Assistenztrainerin von Silvia Neid.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur David Noemi erklärt Meinert, warum die Titelkämpfe in Santiago, Temuco, Chillan und Coquimbo eine besondere Rolle für sie spielen, wer ihr Geheimfavorit ist und was sie in der Zukunft von ihren Spielerinnen erwartet.

Frage: Die WM-Vorbereitung hat ihre Mannschaft am vergangenen Donnerstag mit einem 2:2 gegen Schwedens U 23 beendet. Sind Sie bislang zufrieden mit dem Verlauf des Projektes Chile 2008?

Maren Meinert: Natürlich wünscht sich jeder Trainer vor einem großen Turnier möglichst viele Testspiele. Wir haben zwar nur zwei Länderspiele in der direkten Vorbereitung gemacht, aber man muss auch auf die Bundesliga schauen und Kompromisse machen. Ich denke, wir gehen insgesamt gut vorbereitet in das Turnier.

Frage: Nach zwei Jahren gezielter Vorbereitung galt es nun, aus einem erweiterten Kader von 30 Spielerinnen letztlich das 21-köpfige WM-Aufgebot festzulegen. Wie sind Sie und die Spielerinnen mit diesen Entscheidungen umgegangen?

Meinert: Für mich war der Tag, an dem ich einige Spielerinnen streichen musste, wirklich der schlimmste Tag im ganzen Jahr. Denn ich wusste, dass bei denjenigen, die nicht berücksichtigt wurden, die Enttäuschung riesig ist. Ich habe den Spielerinnen die Entscheidung persönlich mitgeteilt und nicht einfach eine Einladung verschickt.

Frage: Abgesehen vom üblichen Favoritenkreis mit USA, Deutschland und Brasilien: Haben Sie einen Geheimfavoriten für die WM in Chile?

Meinert: Als amtierender Weltmeister ist Nordkorea sicherlich kein Geheimfavorit mehr. Dennoch müssen wir weiter nach Asien gucken. Japan hat beispielsweise bei den ersten beiden Spielen der laufenden U 17-Juniorinnen-WM in Neuseeland für Aufsehen gesorgt. Auch bei Olympia hat Japan ein hervorragendes Turnier gespielt. Mit den Japanerinnen müssen wir uns ganz genau beschäftigen. Wenn sie die Leistungen der U 17 und der Olympia-Mannschaft auf die U 20 übertragen, sind sie sicher ein Geheimfavorit.

Frage: Viele Spielerinnen in Ihrem Aufgebot haben bereits wichtige Erfahrungen sammeln können. Sowohl international bei EM-Turnieren als auch auf nationaler Ebene bei Bundesliga- und DFB-Pokalspielen. Zudem haben drei Aktive bereits an einer U 20-WM teilgenommen. Kann die Mannschaft von dieser Erfahrung profitieren?

Meinert: Ja, wir haben ganz bewusst vor zwei Jahren in Russland schon viele junge Spielerinnen mitgenommen, von denen wir wussten, dass sie nochmals bei der U 20-WM zum Einsatz kommen könnten. Diesmal haben wir im Kader viele Spielerinnen des Jahrgangs 1990, die 2010 die U 20-WM im eigenen Land spielen könnten. Um eine richtig gute WM spielen zu können, muss man schon Erfahrung bei großen Turnieren haben.

Frage: Haben Sie Gelegenheit gehabt, die WM-Gegner unter die Lupe zu nehmen?

Meinert: Zusammen mit meinen Assistentinnen Bettina Wiegmann und Ulrike Ballweg investiere ich viel Zeit in Videoanalysen unserer Gegner.

Frage: Wie hat der Austausch mit Bundestrainerin Silvia Neid vor der WM geklappt?

Meinert: Gut, wie immer. Egal, ob es eine WM ist oder nicht - wir sind ständig im Kontakt und tauschen uns aus. Im Vorfeld der WM benötige ich schon den einen oder anderen Rat. Wir haben wirklich ein sehr gutes Verhältnis zueinander.

Frage: Silvia Neids Assistentin Ulrike Ballweg wird in Chile als Scout die Gegner des DFB-Teams analysieren. Geht es dabei auch um eine genaue Beobachtung der deutschen Spielerinnen im Hinblick auf die Frauen-WM 2011?

Meinert: Das ist unser Ziel. Uli Ballweg fliegt nach Chile, um für uns die Spiele zu sichten. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass sie die Spielerinnen, die für 2011 in Frage kommen, auch live beobachten kann. So wird sie sich natürlich ein ganz gutes Bild von unserer Mannschaft machen.

Frage: Viele Spielerinnen haben bereits den Anspruch formuliert, den Sprung in den Kader für die Frauen-WM 2011 schaffen zu wollen. Bewerten Sie diese Äußerungen als positiv - oder besteht die Gefahr, dass sich die Mannschaft nicht ausreichend auf das Turnier in Chile konzentriert?

Meinert: Dieses Gefühl habe ich gar nicht. Wichtig ist, dass die Spielerinnen 2011 im Blick behalten. Nach dieser WM ist es ganz wichtig, dass sie auch andere Ziele haben. Die WM in Chile wird nicht der Höhepunkt in der Karriere unserer U 20-Spielerinnen sein, sondern der Abschluss einer schönen Zeit, denn dieser Jahrgang war sehr lange zusammen.

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Frage: Sie haben Nadine Keßler für die WM nominiert, obwohl sie erst Anfang November nach fünf Monaten Verletzungspause ihr Comeback beim 1. FC Saarbrücken feierte. Wollten Sie auf keinen Fall auf ihre Spielführerin verzichten?

Meinert: Es ist immer ein bisschen problematisch, wenn man eine Spielerin nimmt, die erst zehn Minuten gespielt hat. Aber ich bin mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, weil Nadine viel für die Mannschaft getan hat. Sie ist unsere Spielführerin und auch der Kopf der Mannschaft - auf dem Platz und auch außerhalb. Die U 20-WM in Chile ist ein Schritt, den sie machen muss. Denn sie wird beim Turnier wichtige Erfahrungen sammeln.

Frage: Sie haben bereits viele Erfolge als Spielerin und Trainerin gefeiert. Worin liegt für Sie der größte Reiz der U 20-WM in Chile?

Meinert: In jedem Jahrgang will man zu den Besten gehören. Man kann täglich die Fortschritte der Spielerinnen verfolgen. Im Jugendbereich habe ich bei einer WM übrigens nie etwas geholt. Außerdem: Wenn man einen Titel holt, kann man nicht sagen, den hatte ich schon. Man ist immer wieder motiviert. Ich habe ein besonderes Verhältnis zu dieser Mannschaft, weil einige Spielerinnen bei meinem Länderspiel-Debüt als Trainerin dabei waren. Es ist etwas Außergewöhnliches, dass man im Jugendbereich zwei Jahre mit derselben Mannschaft arbeiten darf. Einige Spielerinnen sind sogar seit vier Jahren dabei. Wir sind zusammengewachsen und haben uns für Chile viel vorgenommen. Natürlich wollen wir um den Titel mitspielen.