Meike Kämper: "Das ist eine total spannende Aufgabe"

Meike Kämper hat in diesem Sommer ihre Karriere beendet – mit 27 Jahren. Im DFB.de-Interview erklärt die U 20-Weltmeisterin von 2014 die Gründe für diese Entscheidung. Aber ganz ohne Fußball geht es nicht: Bei der SGS Essen wird sie zukünftig die Nachwuchstorhüterinnen trainieren.

DFB.de: Frau Kämper, ist es zu hoch gegriffen, wenn man bei Ihnen von einem neuen Lebensabschnitt spricht, der nun beginnt?

Meike Kämper: Nein, absolut nicht. Das trifft voll zu. Meine Karriere habe ich in diesem Sommer beendet. Und seitdem arbeite ich 40 Stunden in der Woche im medicos.AufSchalke als Sportwissenschaftlerin in der ambulanten Reha. Das ist schon ein anderes Leben und einer der Gründe, warum ich mit dem Fußball Schluss gemacht habe. Am Ende ist alles etwas zu viel geworden. Deshalb war der Zeitpunkt richtig, unter meine Karriere als Fußballerin einen Schlussstrich zu ziehen.

DFB.de: Wie bitter ist es, die Karriere mit dem Abstieg beim MSV Duisburg beenden zu müssen?

Kämper: Das hat wehgetan. Aber letztlich muss man ganz ehrlich sagen, dass wir in dieser Saison einfach nicht mehr gut genug waren, um zwei Teams in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga hinter uns zu lassen. Ich bin dem MSV dankbar für die tolle Zeit, die ich bei dem Verein hatte und werde ganz sicher bei dem einen oder anderen Heimspiel vor Ort sein. Duisburg gehört in die Bundesliga. Ich hoffe, dass sie sehr schnell die Rückkehr schaffen.

DFB.de: Sie bleiben dem Fußball allerdings in anderer Funktion erhalten.

Kämper: Und darüber freue ich mich sehr. Ich habe von der SGS Essen das Angebot bekommen, die Torhüterinnen im U 15- und U 16-Bereich zu betreuen. Das ist eine total spannende Aufgabe. In dieser Lebensphase geht es bei den Jugendlichen, die mitten in der Pubertät stecken, nicht nur um Fußball. Viele persönliche Dinge spielen auch eine wichtige Rolle. Das Thema Persönlichkeitsentwicklung ist beispielsweise ganz wichtig in diesem Alter. Der Fußball ist ein gutes Mittel, um da viel zu erreichen. Es ist schön, weiterhin auf dem Platz stehen zu können. Aber ich bin eben nicht mehr jedes Wochenende irgendwo in Deutschland unterwegs. Dazu hat mir die Motivation gefehlt.

DFB.de: Was ist hängen geblieben aus dieser Zeit?

Kämper: Der absolute Höhepunkt meiner Karriere war ohne jeden Zweifel der Gewinn der U 20-Weltmeisterschaft in Kanada 2014. Da hatten wir eine richtig geile Truppe zusammen und vier überragende Wochen. Dass ich am Ende mit dem goldenen Handschuh ausgezeichnet wurde, hat dem Ganzen natürlich die Krone aufgesetzt. Besser ging es nicht. Aber auch jeder Klassenverbleib mit Duisburg war großartig. Auch an den direkten Wiederaufstieg mit dem MSV denke ich heute noch gerne zurück. Das war eine großartige Zeit.

DFB.de: Ist es Ihnen schwergefallen, einen Schlussstrich zu ziehen?

Kämper: Nein, nicht wirklich. Ich war jetzt etwas wehmütig, als ich die Bilder vom Trainingsauftakt gesehen habe. Da habe ich schon gedacht, dass ich gerne dabei gewesen wäre. Aber ich habe für mich diese Entscheidung getroffen und bin glücklich darüber. Ich hatte diesen Gedanken schon länger mit mir herumgetragen. Jetzt habe ich ihn auch in die Tat umgesetzt. Ungewöhnlich ist es vielleicht, dass ich diesen Schritt schon mit 27 Jahren gemacht habe. Aber ich hatte eine tolle Zeit als Fußballerin und wollte nun etwas anderes machen. Seit 2011 war ich ganz oben dabei. Der Fußball hat extrem viel Zeit in meinem Leben in Anspruch genommen. Ich war es auch meinem Verlobten schuldig, zum Beispiel an den Wochenenden mal etwas mehr Zeit für ihn zu haben. Und auch die Familienplanung wird sicher irgendwann ein Thema. Es fühlt sich einfach toll an, dass ich jetzt unabhängiger bin und mir meine Zeit selbst einteilen kann. Das war vorher nicht der Fall. Und ich bleibe dem Fußball ja in einer anderen Funktion erhalten. Dafür bin ich den Verantwortlichen in Essen wirklich dankbar.

DFB.de: Geht es bei der SGS auch darum, den jungen Torhüterinnen auf ihrem Weg in die Bundesliga zu helfen?

Kämper: Ja, natürlich. Wer auf diesem Niveau bei der SGS Essen spielt, sollte dieses Ziel haben. Es ist klar, dass es nicht alle schaffen können und werden. Aber wenn es die eine oder andere Spielerin packt, hätten wir bereits viel erreicht. Ich werde dabei gerne mein Wissen einbringen.

DFB.de: Haben Sie bereits Erfahrungen als Torwarttrainerin sammeln können?

Kämper: Nein, das nicht. Aber ich bin gerade dabei, Trainerscheine zu machen. Meine Erfahrungen beruhen darauf, dass ich mit kurzen Unterbrechungen zehn Jahre in Duisburg in der Bundesliga gespielt habe und in dieser Zeit mit verschiedenen Torwarttrainerinnen und -trainern zusammenarbeiten durfte. Das hat mich geprägt, genauso natürlich wie die Zeit beim DFB.

DFB.de: Ist es eine Option für Sie, hauptamtlich im Fußball tätig zu sein?

Kämper: Es ist immer die Frage, ob es im Frauenbereich überhaupt Vollzeitstellen gibt. Momentan bin ich total glücklich über meinen Job und habe keine Ambitionen etwas anderes zu machen. Aber man weiß nie, was die Zukunft bringt.

[sw]

Meike Kämper hat in diesem Sommer ihre Karriere beendet – mit 27 Jahren. Im DFB.de-Interview erklärt die U 20-Weltmeisterin von 2014 die Gründe für diese Entscheidung. Aber ganz ohne Fußball geht es nicht: Bei der SGS Essen wird sie zukünftig die Nachwuchstorhüterinnen trainieren.

DFB.de: Frau Kämper, ist es zu hoch gegriffen, wenn man bei Ihnen von einem neuen Lebensabschnitt spricht, der nun beginnt?

Meike Kämper: Nein, absolut nicht. Das trifft voll zu. Meine Karriere habe ich in diesem Sommer beendet. Und seitdem arbeite ich 40 Stunden in der Woche im medicos.AufSchalke als Sportwissenschaftlerin in der ambulanten Reha. Das ist schon ein anderes Leben und einer der Gründe, warum ich mit dem Fußball Schluss gemacht habe. Am Ende ist alles etwas zu viel geworden. Deshalb war der Zeitpunkt richtig, unter meine Karriere als Fußballerin einen Schlussstrich zu ziehen.

DFB.de: Wie bitter ist es, die Karriere mit dem Abstieg beim MSV Duisburg beenden zu müssen?

Kämper: Das hat wehgetan. Aber letztlich muss man ganz ehrlich sagen, dass wir in dieser Saison einfach nicht mehr gut genug waren, um zwei Teams in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga hinter uns zu lassen. Ich bin dem MSV dankbar für die tolle Zeit, die ich bei dem Verein hatte und werde ganz sicher bei dem einen oder anderen Heimspiel vor Ort sein. Duisburg gehört in die Bundesliga. Ich hoffe, dass sie sehr schnell die Rückkehr schaffen.

DFB.de: Sie bleiben dem Fußball allerdings in anderer Funktion erhalten.

Kämper: Und darüber freue ich mich sehr. Ich habe von der SGS Essen das Angebot bekommen, die Torhüterinnen im U 15- und U 16-Bereich zu betreuen. Das ist eine total spannende Aufgabe. In dieser Lebensphase geht es bei den Jugendlichen, die mitten in der Pubertät stecken, nicht nur um Fußball. Viele persönliche Dinge spielen auch eine wichtige Rolle. Das Thema Persönlichkeitsentwicklung ist beispielsweise ganz wichtig in diesem Alter. Der Fußball ist ein gutes Mittel, um da viel zu erreichen. Es ist schön, weiterhin auf dem Platz stehen zu können. Aber ich bin eben nicht mehr jedes Wochenende irgendwo in Deutschland unterwegs. Dazu hat mir die Motivation gefehlt.

DFB.de: Was ist hängen geblieben aus dieser Zeit?

Kämper: Der absolute Höhepunkt meiner Karriere war ohne jeden Zweifel der Gewinn der U 20-Weltmeisterschaft in Kanada 2014. Da hatten wir eine richtig geile Truppe zusammen und vier überragende Wochen. Dass ich am Ende mit dem goldenen Handschuh ausgezeichnet wurde, hat dem Ganzen natürlich die Krone aufgesetzt. Besser ging es nicht. Aber auch jeder Klassenverbleib mit Duisburg war großartig. Auch an den direkten Wiederaufstieg mit dem MSV denke ich heute noch gerne zurück. Das war eine großartige Zeit.

DFB.de: Ist es Ihnen schwergefallen, einen Schlussstrich zu ziehen?

Kämper: Nein, nicht wirklich. Ich war jetzt etwas wehmütig, als ich die Bilder vom Trainingsauftakt gesehen habe. Da habe ich schon gedacht, dass ich gerne dabei gewesen wäre. Aber ich habe für mich diese Entscheidung getroffen und bin glücklich darüber. Ich hatte diesen Gedanken schon länger mit mir herumgetragen. Jetzt habe ich ihn auch in die Tat umgesetzt. Ungewöhnlich ist es vielleicht, dass ich diesen Schritt schon mit 27 Jahren gemacht habe. Aber ich hatte eine tolle Zeit als Fußballerin und wollte nun etwas anderes machen. Seit 2011 war ich ganz oben dabei. Der Fußball hat extrem viel Zeit in meinem Leben in Anspruch genommen. Ich war es auch meinem Verlobten schuldig, zum Beispiel an den Wochenenden mal etwas mehr Zeit für ihn zu haben. Und auch die Familienplanung wird sicher irgendwann ein Thema. Es fühlt sich einfach toll an, dass ich jetzt unabhängiger bin und mir meine Zeit selbst einteilen kann. Das war vorher nicht der Fall. Und ich bleibe dem Fußball ja in einer anderen Funktion erhalten. Dafür bin ich den Verantwortlichen in Essen wirklich dankbar.

DFB.de: Geht es bei der SGS auch darum, den jungen Torhüterinnen auf ihrem Weg in die Bundesliga zu helfen?

Kämper: Ja, natürlich. Wer auf diesem Niveau bei der SGS Essen spielt, sollte dieses Ziel haben. Es ist klar, dass es nicht alle schaffen können und werden. Aber wenn es die eine oder andere Spielerin packt, hätten wir bereits viel erreicht. Ich werde dabei gerne mein Wissen einbringen.

DFB.de: Haben Sie bereits Erfahrungen als Torwarttrainerin sammeln können?

Kämper: Nein, das nicht. Aber ich bin gerade dabei, Trainerscheine zu machen. Meine Erfahrungen beruhen darauf, dass ich mit kurzen Unterbrechungen zehn Jahre in Duisburg in der Bundesliga gespielt habe und in dieser Zeit mit verschiedenen Torwarttrainerinnen und -trainern zusammenarbeiten durfte. Das hat mich geprägt, genauso natürlich wie die Zeit beim DFB.

DFB.de: Ist es eine Option für Sie, hauptamtlich im Fußball tätig zu sein?

Kämper: Es ist immer die Frage, ob es im Frauenbereich überhaupt Vollzeitstellen gibt. Momentan bin ich total glücklich über meinen Job und habe keine Ambitionen etwas anderes zu machen. Aber man weiß nie, was die Zukunft bringt.

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