Matuschewski: "Liga deutlich aufgewertet"

Nach insgesamt elf Jahren beim 1. FFC Frankfurt hatte Stürmerin Julia Matuschewski vor Saisonbeginn beim 1. FC Saarbrücken in der neugegründeten eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga eine neue Herausforderung angenommen. Die Zwischenbilanz kann sich sehen lassen: Der FCS befindet sich nach dem Abschluss der Hinrunde auf Kurs in Richtung Allianz Frauen-Bundesliga - und die 21 Jahre alte polnische Nationalspielerin, die neben dem Fußball ein Fernstudium im Bereich Gesundheitsmanagement absolviert, führt mit elf Saisontreffern die Torjägerliste an. Auf DFB.de spricht Julia Matuschewski mit Mitarbeiter Ralf Debat über die neue Spielklasse, die Chancen auf den Aufstieg sowie ihre Vorbilder Robert Lewandowski und Marco Reus.

DFB.de: Der 1. FC Saarbrücken steht in der 2. Frauen-Bundesliga auf einem Aufstiegsplatz. Wie fällt Ihr Fazit nach der Hinrunde aus, Frau Matuschewski?

Julia Matuschewski: Wir können sehr zufrieden sein. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich zu Saisonbeginn nicht gedacht, dass wir so weit oben stehen würden. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass eine noch bessere Ausbeute durchaus möglich war - und das nicht nur wegen unserer 2:3-Auswärtsniederlage zum Jahresabschluss in Jena. Vor allem bei einigen unserer fünf Unentschieden hätten auch Siege herausspringen können.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen, am Saisonende den Sprung in die Frauen-Bundesliga zu schaffen?

Matuschewski: Wir haben uns auf jeden Fall eine gute Ausgangsposition erarbeitet und werden nach der Winterpause alles dafür geben, um einen der beiden Aufstiegsplätze zu belegen. Nachdem wir während der Hinserie auch mit großen Verletzungsproblemen und vielen Ausfällen zu kämpfen hatten, sollte uns in der Rückrunde wieder ein größerer Kader zur Verfügung stehen.

DFB.de: Mit elf Toren in 13 Spielen haben Sie zum Erfolg beigetragen. Zufrieden?

Matuschewski: Die Quote ist in Ordnung. Aber ich bin ehrgeizig. Der eine oder andere Ball hätte durchaus noch reingehen können.

DFB.de: Ist Ihnen ein Treffer besonders in Erinnerung geblieben?

Matuschewski: Klares Ja. Mein Freistoßtor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung bei unserem 3:1-Auswärtssieg in Meppen war schon sehenswert. Aus etwa 25 Metern habe ich von halbrechts genau in den Winkel getroffen. Das war nicht so schlecht. (lacht)

DFB.de: Wie heiß sind Sie auf die Torjägerkrone?

Matuschewski: Eine persönliche Auszeichnung ist mir nicht so wichtig. Vielmehr ist es entscheidend, ob und wie ich der Mannschaft helfen kann. Habe ich die Wahl zwischen dem Aufstieg oder Platz eins in der Torschützenliste, geht selbstverständlich der Erfolg des Teams und des Vereins vor. Sollte beides klappen, hätte ich aber auch nichts dagegen.

DFB.de: Haben Sie ein Vorbild?

Matuschewski: Robert Lewandowski, der auch für die polnische Nationalmannschaft stürmt, und Marco Reus finde ich klasse. Robert zeichnen aus meiner Sicht vor allem sein Torinstinkt und seine Abschlussstärke aus, Marco die Schnelligkeit und Schusstechnik. Bei beiden kann ich mir einiges abschauen.

DFB.de: Für die zweite Mannschaft des 1. FFC Frankfurt waren Sie vor der Einführung der eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga in der Süd-Staffel am Ball. Was hat sich durch die Strukturreform verändert?

Matuschewski: Da die zweite Liga jetzt bundesweit gespielt wird, haben wir deutlich weitere Wege, treffen aber auch auf noch stärkere Gegner. Vor allem die zweiten Mannschaften haben sich deutlich verstärkt und sind noch besser geworden. Insgesamt sind nahezu alle Teams sehr eng beisammen, in jedem Spiel wird man gefordert.

DFB.de: Gefällt Ihnen die Entwicklung?

Matuschewski: Auf jeden Fall. Die Liga wurde durch die Reform deutlich aufgewertet, die sportliche Qualität ist gestiegen. Ich denke, dass die Aufsteiger aus der 2. Bundesliga in Zukunft wesentlich bessere Chancen haben werden, sich in der Allianz Frauen-Bundesliga behaupten zu können, als es derzeit vielleicht der Fall ist.

DFB.de: Im Sommer haben Sie den 1. FFC Frankfurt nach elf Jahren verlassen. Warum ging es für Sie dort nicht weiter?

Matuschewski: Eines vorweg: Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen. Eine so lange Zeit bei einem Verein vergisst man nicht so einfach. Aber ich habe meine Zukunft nicht mehr in Frankfurt gesehen. Ich hatte beim FFC zwar einen Bundesligavertrag, pendelte aber ständig zwischen zwei Teams. Für meine weitere Entwicklung habe ich es deshalb als besser angesehen, Stammspielerin in einer ersten Mannschaft zu werden. Deshalb habe ich mich für Saarbrücken entschieden.

DFB.de: Dort sind Sie Leistungsträgerin und auf Kurs in Richtung Aufstieg. Also alles richtig gemacht?

Matuschewski: Stand jetzt bin ich auf jeden Fall sehr zufrieden. Ich hoffe, es geht so weiter.

DFB.de: Ihre Torquote in der 2. Frauen-Bundesliga ist mit 45 Treffern in 69 Partien herausragend. In der Frauen-Bundesliga klappte es bei 17 Einsätzen nicht mit einem Treffer. Woran lag das?

Matuschewski: Während ich bei der ersten Mannschaft des 1. FFC Frankfurt oft auf der Bank saß, war ich bei der "Zweiten" Führungsspielerin. Das tut mir gut und macht sich dann auch positiv bei meinen Leistungen bemerkbar. Als Ergänzungsspielerin konnte ich meine Qualitäten nicht optimal abrufen. Auch das war ein Grund für meinen Wechsel.

DFB.de: Sorgt Ihre bisherige Torflaute in der ersten Liga noch für eine Zusatzmotivation, um mit dem 1. FC Saarbrücken aufzusteigen und es dann besser zu machen?

Matuschewski: Das ist auf jeden Fall mein klares Ziel.

DFB.de: Ihr Trainer Taifour Diane war früher selbst Profifußballer und hat auch schon die Männermannschaft des 1. FC Saarbrücken trainiert. Wie macht sich das bemerkbar?

Matuschewski: Das spürt man in jedem Training. Er kann uns sehr gut vermitteln, was er von uns auf dem Platz erwartet. Dass er das alles ja auch selbst auf hohem Niveau erlebt hat, macht ihn noch glaubwürdiger.

DFB.de: Kann er Ihnen als ehemaliger Stürmer besonders gute Tipps geben?

Matuschewski: Definitiv. Beispielsweise zeigt er uns regelmäßig, wie man sich in Eins-gegen-Eins-Situationen verhalten sollte und wie man am besten auf die Aktionen der Verteidigerinnen reagiert, um sich am Ende durchzusetzen.

DFB.de: Seit 2017 gehören Sie zum Kader der polnischen Frauen-Nationalmannschaft. Wie lauten die nächsten Ziele, und wohin soll Ihr Weg führen?

Matuschewski: Obwohl wir ganz dicht dran waren, haben wir es leider nicht geschafft, uns für die WM 2019 in Frankreich zu qualifizieren. In unserer Gruppe sind wir hinter Schottland und der Schweiz mit der jetzigen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nur Dritter geworden - dabei waren alle Duelle sehr hart umkämpft. Jetzt wird es unser Ziel sein, bei der Europameisterschaft 2021 in England dabei zu sein. Dafür werden wir hart arbeiten.

DFB.de: Im Nachwuchsbereich spielten Sie für einige U-Nationalmannschaften des DFB. Wie kam es zum Wechsel nach Polen?

Matuschewski: Scouts des polnischen Fußball-Verbandes hatten zunächst meinen Namen gelesen, sich dann über die Wurzeln meiner Familie erkundigt und mich schließlich beobachtet. Da mir angeboten wurde, sofort in die A-Nationalmannschaft berufen zu werden, war die Perspektive für mich äußerst reizvoll. Ich selbst bin zwar in Bad Homburg geboren, aber mein Vater stammt aus Polen, und wir haben dort auch noch viele Verwandte.

DFB.de: Ihr größter Wunsch für 2019?

Matuschewski: Auf jeden Fall gesund zu bleiben. Und gegen eine Aufstiegsfeier mit dem 1. FC Saarbrücken hätte ich auch nichts einzuwenden.

[mspw]

Nach insgesamt elf Jahren beim 1. FFC Frankfurt hatte Stürmerin Julia Matuschewski vor Saisonbeginn beim 1. FC Saarbrücken in der neugegründeten eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga eine neue Herausforderung angenommen. Die Zwischenbilanz kann sich sehen lassen: Der FCS befindet sich nach dem Abschluss der Hinrunde auf Kurs in Richtung Allianz Frauen-Bundesliga - und die 21 Jahre alte polnische Nationalspielerin, die neben dem Fußball ein Fernstudium im Bereich Gesundheitsmanagement absolviert, führt mit elf Saisontreffern die Torjägerliste an. Auf DFB.de spricht Julia Matuschewski mit Mitarbeiter Ralf Debat über die neue Spielklasse, die Chancen auf den Aufstieg sowie ihre Vorbilder Robert Lewandowski und Marco Reus.

DFB.de: Der 1. FC Saarbrücken steht in der 2. Frauen-Bundesliga auf einem Aufstiegsplatz. Wie fällt Ihr Fazit nach der Hinrunde aus, Frau Matuschewski?

Julia Matuschewski: Wir können sehr zufrieden sein. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich zu Saisonbeginn nicht gedacht, dass wir so weit oben stehen würden. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass eine noch bessere Ausbeute durchaus möglich war - und das nicht nur wegen unserer 2:3-Auswärtsniederlage zum Jahresabschluss in Jena. Vor allem bei einigen unserer fünf Unentschieden hätten auch Siege herausspringen können.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Chancen, am Saisonende den Sprung in die Frauen-Bundesliga zu schaffen?

Matuschewski: Wir haben uns auf jeden Fall eine gute Ausgangsposition erarbeitet und werden nach der Winterpause alles dafür geben, um einen der beiden Aufstiegsplätze zu belegen. Nachdem wir während der Hinserie auch mit großen Verletzungsproblemen und vielen Ausfällen zu kämpfen hatten, sollte uns in der Rückrunde wieder ein größerer Kader zur Verfügung stehen.

DFB.de: Mit elf Toren in 13 Spielen haben Sie zum Erfolg beigetragen. Zufrieden?

Matuschewski: Die Quote ist in Ordnung. Aber ich bin ehrgeizig. Der eine oder andere Ball hätte durchaus noch reingehen können.

DFB.de: Ist Ihnen ein Treffer besonders in Erinnerung geblieben?

Matuschewski: Klares Ja. Mein Freistoßtor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung bei unserem 3:1-Auswärtssieg in Meppen war schon sehenswert. Aus etwa 25 Metern habe ich von halbrechts genau in den Winkel getroffen. Das war nicht so schlecht. (lacht)

DFB.de: Wie heiß sind Sie auf die Torjägerkrone?

Matuschewski: Eine persönliche Auszeichnung ist mir nicht so wichtig. Vielmehr ist es entscheidend, ob und wie ich der Mannschaft helfen kann. Habe ich die Wahl zwischen dem Aufstieg oder Platz eins in der Torschützenliste, geht selbstverständlich der Erfolg des Teams und des Vereins vor. Sollte beides klappen, hätte ich aber auch nichts dagegen.

DFB.de: Haben Sie ein Vorbild?

Matuschewski: Robert Lewandowski, der auch für die polnische Nationalmannschaft stürmt, und Marco Reus finde ich klasse. Robert zeichnen aus meiner Sicht vor allem sein Torinstinkt und seine Abschlussstärke aus, Marco die Schnelligkeit und Schusstechnik. Bei beiden kann ich mir einiges abschauen.

DFB.de: Für die zweite Mannschaft des 1. FFC Frankfurt waren Sie vor der Einführung der eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga in der Süd-Staffel am Ball. Was hat sich durch die Strukturreform verändert?

Matuschewski: Da die zweite Liga jetzt bundesweit gespielt wird, haben wir deutlich weitere Wege, treffen aber auch auf noch stärkere Gegner. Vor allem die zweiten Mannschaften haben sich deutlich verstärkt und sind noch besser geworden. Insgesamt sind nahezu alle Teams sehr eng beisammen, in jedem Spiel wird man gefordert.

DFB.de: Gefällt Ihnen die Entwicklung?

Matuschewski: Auf jeden Fall. Die Liga wurde durch die Reform deutlich aufgewertet, die sportliche Qualität ist gestiegen. Ich denke, dass die Aufsteiger aus der 2. Bundesliga in Zukunft wesentlich bessere Chancen haben werden, sich in der Allianz Frauen-Bundesliga behaupten zu können, als es derzeit vielleicht der Fall ist.

DFB.de: Im Sommer haben Sie den 1. FFC Frankfurt nach elf Jahren verlassen. Warum ging es für Sie dort nicht weiter?

Matuschewski: Eines vorweg: Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen. Eine so lange Zeit bei einem Verein vergisst man nicht so einfach. Aber ich habe meine Zukunft nicht mehr in Frankfurt gesehen. Ich hatte beim FFC zwar einen Bundesligavertrag, pendelte aber ständig zwischen zwei Teams. Für meine weitere Entwicklung habe ich es deshalb als besser angesehen, Stammspielerin in einer ersten Mannschaft zu werden. Deshalb habe ich mich für Saarbrücken entschieden.

DFB.de: Dort sind Sie Leistungsträgerin und auf Kurs in Richtung Aufstieg. Also alles richtig gemacht?

Matuschewski: Stand jetzt bin ich auf jeden Fall sehr zufrieden. Ich hoffe, es geht so weiter.

DFB.de: Ihre Torquote in der 2. Frauen-Bundesliga ist mit 45 Treffern in 69 Partien herausragend. In der Frauen-Bundesliga klappte es bei 17 Einsätzen nicht mit einem Treffer. Woran lag das?

Matuschewski: Während ich bei der ersten Mannschaft des 1. FFC Frankfurt oft auf der Bank saß, war ich bei der "Zweiten" Führungsspielerin. Das tut mir gut und macht sich dann auch positiv bei meinen Leistungen bemerkbar. Als Ergänzungsspielerin konnte ich meine Qualitäten nicht optimal abrufen. Auch das war ein Grund für meinen Wechsel.

DFB.de: Sorgt Ihre bisherige Torflaute in der ersten Liga noch für eine Zusatzmotivation, um mit dem 1. FC Saarbrücken aufzusteigen und es dann besser zu machen?

Matuschewski: Das ist auf jeden Fall mein klares Ziel.

DFB.de: Ihr Trainer Taifour Diane war früher selbst Profifußballer und hat auch schon die Männermannschaft des 1. FC Saarbrücken trainiert. Wie macht sich das bemerkbar?

Matuschewski: Das spürt man in jedem Training. Er kann uns sehr gut vermitteln, was er von uns auf dem Platz erwartet. Dass er das alles ja auch selbst auf hohem Niveau erlebt hat, macht ihn noch glaubwürdiger.

DFB.de: Kann er Ihnen als ehemaliger Stürmer besonders gute Tipps geben?

Matuschewski: Definitiv. Beispielsweise zeigt er uns regelmäßig, wie man sich in Eins-gegen-Eins-Situationen verhalten sollte und wie man am besten auf die Aktionen der Verteidigerinnen reagiert, um sich am Ende durchzusetzen.

DFB.de: Seit 2017 gehören Sie zum Kader der polnischen Frauen-Nationalmannschaft. Wie lauten die nächsten Ziele, und wohin soll Ihr Weg führen?

Matuschewski: Obwohl wir ganz dicht dran waren, haben wir es leider nicht geschafft, uns für die WM 2019 in Frankreich zu qualifizieren. In unserer Gruppe sind wir hinter Schottland und der Schweiz mit der jetzigen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nur Dritter geworden - dabei waren alle Duelle sehr hart umkämpft. Jetzt wird es unser Ziel sein, bei der Europameisterschaft 2021 in England dabei zu sein. Dafür werden wir hart arbeiten.

DFB.de: Im Nachwuchsbereich spielten Sie für einige U-Nationalmannschaften des DFB. Wie kam es zum Wechsel nach Polen?

Matuschewski: Scouts des polnischen Fußball-Verbandes hatten zunächst meinen Namen gelesen, sich dann über die Wurzeln meiner Familie erkundigt und mich schließlich beobachtet. Da mir angeboten wurde, sofort in die A-Nationalmannschaft berufen zu werden, war die Perspektive für mich äußerst reizvoll. Ich selbst bin zwar in Bad Homburg geboren, aber mein Vater stammt aus Polen, und wir haben dort auch noch viele Verwandte.

DFB.de: Ihr größter Wunsch für 2019?

Matuschewski: Auf jeden Fall gesund zu bleiben. Und gegen eine Aufstiegsfeier mit dem 1. FC Saarbrücken hätte ich auch nichts einzuwenden.

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