Matthias Sammer: "Wir haben den Weg in die europäische Spitze verkürzt"

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer war beim unglücklichen EM-Aus der deutschen U 21-Nationalmannschaft in Portugal vor Ort und hat sich ein Bild von der Leistungsstärke des Teams gemacht. Nach dem Spiel gegen Portugal (0:1) zog Sammer im Interview ein Fazit.

Frage: Herr Sammer, die deutsche U21 ist bei der EM in Portugal unglücklich gescheitert. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Matthias Sammer: Erst einmal muss ich sagen, dass ich es glaube ich noch nie erlebt habe, dass nach dem Schlusspfiff alle 22 Spieler traurig auf dem Rasen liegen. Das ist schon sehr bitter. Natürlich gibt es für so ein Ausscheiden auch Gründe. Zum Beispiel, dass wir in drei Vorrunden-Spielen nur ein Tor geschossen haben. Aber wenn man gesehen hat, mit welcher Harmonie und welchem Siegeswillen die Mannschaft aufgetreten ist, dann muss man sagen, dass wir den Weg in die europäische Spitze verkürzt haben.

Frage: Glauben Sie, dass das bittere Scheitern manch jungem Spieler einen Knacks versetzen kann? Oder wird es den meisten sogar eher helfen?

Sammer: Dieses Ausscheiden tut den Jungs sehr weh. Aber es ist nur ein Zwischenweg für sie. Das Ziel muss Bundesliga und Nationalmannschaft heißen. Auf diesem Weg werden immer wieder Rückschläge und bittere Erfahrungen kommen, aber die können einen auch zusammenschweißen und stark machen.

Frage: War das Vorrunden-Aus in Portugal der Preis für die erfolgreiche Arbeit mit acht Abgängen zum WM-Kader des A-Teams?

Sammer: Natürlich spielt das eine Rolle. Die Franzosen waren bei diesem Turnier bisher sicher einen Tick stärker als alle anderen, das muss man akzeptieren. Aber wenn die Franzosen komplett sind mit allen spielberechtigten Akteuren dieses Jahrgangs und wir auch, dann erkennt man keinen Unterschied. Und selbst dieser Kader hat - wie die U 17, die bei der EM unglücklich im Halbfinale ausgeschieden ist - bewiesen, dass sie sich vor niemandem verstecken muss. Vor allem, wenn man bedenkt, dass gegen Portugal am Ende nur drei Spieler aus dem ältesten Jahrgang auf dem Platz standen.

Frage: Wie wichtig wäre ein Titel für die Jugendarbeit des DFB gewesen?

Sammer: Für mich ist die Tendenz wichtiger, was ein solches Team letztlich für die Nationalelf bringt. Wenn wir es irgendwann wieder schaffen, dass diese Bilanz stimmt, und wir dann auch noch Titel holen, ist es optimal. Aber wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich immer für die Entwicklung. Und in der Hinsicht hat diese U 21 eindeutig ihr Soll erfüllt.

Frage: Gehört zum Lerneffekt zwangsläufig auch dazu, dass die Spiele viel mehr taktischen Zwängen unterliegen?

Sammer: Ja, schon. Natürlich wird bei einem Turnier etwas anders agiert als bei Testspielen. Aber was mich freut, ist, dass wir auch variieren können. Mannschaften wie Portugal oder die Niederlände stecken in ihren Systemen fest. Wir haben eine gewisse Grundordnung, sind aber variabel. Sowohl bei der U 17, als auch bei der U 21 haben nur ein Quäntchen gefehlt, um ganz Großes zu erreichen. Dieses Quäntchen müssen wir uns erarbeiten. Aber wir sind auf dem richtigen Weg. [tw]


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DFB-Sportdirektor Matthias Sammer war beim unglücklichen EM-Aus der deutschen U 21-Nationalmannschaft in Portugal vor Ort und hat sich ein Bild von der Leistungsstärke des Teams gemacht. Nach dem Spiel gegen Portugal (0:1) zog Sammer im Interview ein Fazit.



Frage: Herr Sammer, die deutsche U21 ist bei der EM in
Portugal unglücklich gescheitert. Wie fällt Ihr Fazit aus?



Matthias Sammer: Erst einmal muss ich sagen, dass ich es glaube ich noch nie erlebt habe, dass nach dem Schlusspfiff alle 22 Spieler traurig auf dem Rasen liegen. Das ist schon sehr bitter. Natürlich gibt es für so ein Ausscheiden auch Gründe. Zum Beispiel, dass wir in drei Vorrunden-Spielen nur ein Tor geschossen haben. Aber wenn man gesehen hat, mit welcher Harmonie und welchem Siegeswillen die Mannschaft aufgetreten ist, dann muss man sagen, dass wir den Weg in die europäische Spitze verkürzt haben.



Frage: Glauben Sie, dass das bittere Scheitern manch jungem Spieler einen Knacks versetzen kann? Oder wird es den meisten sogar eher helfen?



Sammer: Dieses Ausscheiden tut den Jungs sehr weh. Aber es ist nur ein Zwischenweg für sie. Das Ziel muss Bundesliga und
Nationalmannschaft heißen. Auf diesem Weg werden immer wieder
Rückschläge und bittere Erfahrungen kommen, aber die können einen auch zusammenschweißen und stark machen.



Frage: War das Vorrunden-Aus in Portugal der Preis für die erfolgreiche Arbeit mit acht Abgängen zum WM-Kader des A-Teams?



Sammer: Natürlich spielt das eine Rolle. Die Franzosen waren bei diesem Turnier bisher sicher einen Tick stärker als alle anderen, das muss man akzeptieren. Aber wenn die Franzosen komplett sind mit allen spielberechtigten Akteuren dieses Jahrgangs und wir auch, dann erkennt man keinen Unterschied. Und selbst dieser Kader hat - wie die U 17, die bei der EM unglücklich im Halbfinale ausgeschieden ist - bewiesen, dass sie sich vor niemandem verstecken muss. Vor allem, wenn man bedenkt, dass gegen Portugal am Ende nur drei Spieler aus dem ältesten Jahrgang auf dem Platz standen.



Frage: Wie wichtig wäre ein Titel für die Jugendarbeit des DFB gewesen?



Sammer: Für mich ist die Tendenz wichtiger, was ein solches Team letztlich für die Nationalelf bringt. Wenn wir es irgendwann wieder schaffen, dass diese Bilanz stimmt, und wir dann auch noch Titel holen, ist es optimal. Aber wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich immer für die Entwicklung. Und in der Hinsicht hat diese U 21 eindeutig ihr Soll erfüllt.



Frage: Gehört zum Lerneffekt zwangsläufig auch dazu, dass die Spiele viel mehr taktischen Zwängen unterliegen?



Sammer: Ja, schon. Natürlich wird bei einem Turnier etwas anders agiert als bei Testspielen. Aber was mich freut, ist, dass wir auch variieren können. Mannschaften wie Portugal oder die Niederlände stecken in ihren Systemen fest. Wir haben eine gewisse Grundordnung, sind aber variabel. Sowohl bei der U 17, als auch bei der U 21 haben nur ein Quäntchen gefehlt, um ganz Großes zu erreichen. Dieses Quäntchen müssen wir uns erarbeiten. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.