Matthias Sammer: "DFB-Junioren sollen bald internationale Titel holen"

Gleich vier Junioren-Nationalmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) – die U 16-Auswahl von DFB-Trainer Jörg Daniel, die von Paul Schomann betreute U 17, die U 18-Nationalmannschaft von DFB-Trainer Horst Hrubesch und die von Frank Engel trainierten U 19-Junioren – absolvieren dieser Tage in Katars Hauptstadt Doha ein Wintertrainingslager.

Auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer ist Mitglied der Delegation am Persischen Golf, zu der Dr. Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe des Nationalteams, Physiotherapeut Klaus Eder sowie die Mediziner Oliver Faude und Michael Fries aus dem Team von Dr. Tim Meyer, Internist der A-Nationalmannschaft, gehören. Welche Ziele der DFB damit verfolgt, erläutert Sammer im aktuellen "Gespräch der Woche" mit der Internetredaktion des Deutschen Fußball-Bundes. Im Interview mit Christian Müller und Thomas Hackbarth aus der DFB-Internetredaktion nimmt der DFB-Sportdirektor auf www.dfb.de zudem Stellung zu weiteren interessanten Themen des deutschen Fußballs.

Frage: Bereits zum vierten Mal seit 2004 absolvieren DFB-Juniorennationalmannschaften ein Wintertrainingslager in Katar. Warum betreibt der DFB diesen beträchtlichen Aufwand?

Matthias Sammer: Dieses Trainingslager wird möglich durch die exzellenten DFB-Kontakte zum Fußball-Verband Katars. Es macht Sinn, weil uns die klimatischen Rahmenbedingungen ideale Möglichkeiten bieten, um eine solide sportliche Grundlage fürs Länderspieljahr 2007 zu legen. Für uns gehören die Maßnahmen in Katar außerdem zum neuen Ansatz, verstärkt die Eliten im deutschen Fußball zu fördern. Es zeigt deutlich: Das Konzept beinhaltet keine Worthülsen – wir lassen aktiv Taten sprechen, damit die Junioren voran kommen.

Frage: Gemeinsam mit Dr. Hans-Dieter Drewitz, DFB-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des DFB-Jugendausschusses, sowie Wolfgang Niersbach, DFB-Direktor für den Bereich Team-Management, Jugend und Ausbildung, und dem zuständigen Abteilungsleiter Bernd Barutta sind Sie in Doha selbst vor Ort. Wie groß ist der DFB-Tross insgesamt, und welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Anwesenheit am Persischen Golf?

Sammer: Wir haben eine ganze Staffel an Maßnahmen im Rahmen der Eliteförderung auf den Weg gebracht, darunter eine gemeinsame Spielphilosophie, die Beobachtungsbögen bei Länderspielen oder auch die psychologische Betreuung der jungen Spieler als Teil ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Hans-Dieter Hermann wird uns nach Katar begleiten. In der Theorie ist also viel erarbeitet worden, jetzt will ich eben auch in Katar selbst sehen, wie ein Teil dieser Maßnahmen umgesetzt wird. Beispielsweise die Leistungsdiagnostik, die wir ja aus dem Bereich der A-Nationalmannschaft nun auf den Juniorenbereich übertragen. Ansonsten reisen wir mit vier Mannschaften und den Betreuern nach Katar. Das sind knapp 90 Personen in der DFB-Delegation.

Frage: Sie haben es angesprochen: Wie sehen in punkto Medizin und Leistungsdiagnostik Ihre Ziele aus?

Sammer: Ganz wichtig ist, dass wir bei der medizinischen Betreuung und Leistungserfassung ein einheitliches, durchgängiges System haben, vom Eintritt in die U 15 Nationalmannschaft bis zum Übergang in den Erwachsenenbereich. Aus den Testergebnissen resultieren dann wieder Maßnahmen für das Training. Bei allem Streben nach Einheitlichkeit müssen wir natürlich die altersbedingten Unterschiede unserer Spieler berücksichtigen. Wir bringen auch das Videomanagement in den Jugendbereich, wo es so etwas vorher gar nicht gegeben hat. Der große Vorteil des Einsatzes von Videoaufnahmen ist es, dass ich dem Spieler sofort und unmittelbar die Situation aufzeigen kann. Durch dieses Visualisieren entwickelt der Spieler erst eine Wahrnehmung für diese Situation. Die Nachwuchsspieler müssen spüren: Es ist etwas Besonderes, zum DFB zu kommen.

Frage: Gemeinsam mit den medizinischen und leistungsspezifischen Daten entsteht so eine Datenbank aller DFB-Junioren, die ständig wächst.

Sammer: Das ist richtig und wichtig. Wir bauen diese Datenbank derzeit auf, sie wird stetig größer werden und wertvolle Erkenntnisse liefern, die bei der Optimierung der Methoden im Training helfen sollen. So begleiten wir die Junioren-Nationalspieler konstant, wobei die U-Trainer des DFB ausführlich mit den Jungs und ihren Klubtrainern kommunizieren sollen.

Frage: Die U 17- und U 19-Nationalteams stehen in der zweiten Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft. Wie schätzen Sie den Leistungsstand ein – und wie sehen Sie den deutschen Fußball-Nachwuchs generell im internationalen Vergleich positioniert?

Sammer: Ich habe ja bereits einige Junioren-Länderspiele gesehen. Die U 17 gehört zu den Topmannschaften in Europa, ich bin für beide Teams optimistisch. Wir müssen beharrlich weiter arbeiten, um bald wieder ein Ausrufezeichen zu setzen und ein wichtiges Jugendturnier zu gewinnen. Die DFB-Junioren sollen in der näheren Zukunft internationale Titel holen. Es rücken wieder mehr junge deutsche Spieler nach, die auch qualitativ besser ausgebildet sind. Unsere Maßnahmen greifen, und die Leistungszentren der Vereine werden im Laufe der Zeit immer besser werden.

Frage: Im sportlichen Alltag trainieren die Nachwuchsspieler in ihren Vereinen, zumeist in besagten Leistungszentren der Bundesligaklubs. Wie stellen Sie sich künftig die Kooperation mit der Liga vor?

Sammer: Wichtig ist eben, dass unsere Vereinstrainer, die ich als Eliteförderer bezeichne, unsere vom Nationalteam gesammelten und übermittelten Daten sauber umsetzen. Wichtig ist, dass der Klub immer bestens von unserer Seite über die Daten des jeweiligen Spielers informiert ist, sowohl über Trainingsumfänge und -belastungen als auch den medizinischen Status des Spielers. Perspektivisch ist es entscheidend, dass wir nicht nur von der Vorbild-Wirkung der WM 2006 und der Euphorie zehren, sondern dass wir nachhaltige Maßnahmen ergreifen und umsetzen. Dann entwickeln sich die Stars von morgen ganz von allein.

Frage: Sie selbst waren einer – 1996 wurden Sie als letzter Deutscher zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Wie dicht dran war Miroslav Klose 2006?

Sammer: Miro hat eine fantastische Entwicklung genommen. Er hat jetzt ein Ausrufezeichen gesetzt. Wenn er seinen Weg weiter geht, vielleicht auch kombiniert mit einem Titelgewinn etwa bei der EURO 2008, könnte er zum besten Spieler Europas gewählt werden. Immerhin hatten wir jetzt schon wieder ein paar deutsche Spieler, die in die Wahl gekommen sind. Wir haben Maßnahmen ergriffen, die uns besser machen.

Frage: Im April werden Sie ein Jahr lang DFB-Sportdirektor sein. Haben Sie sich schon gut eingelebt – und wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit Bundestrainer Joachim Löw, Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und DFB-Direktor Wolfgang Niersbach, die wie Sie zum Sport-Kompetenzgremium gehören?

Sammer: 106 Jahre hatte es beim DFB keinen Sportdirektor gegeben. Es war eine sehr kluge Entscheidung, die Position eines Sportdirektors zu installieren – ganz unabhängig von meiner Person. Wir haben derzeit eine sehr positive Gesamtsituation. Das betrifft das Nationalteam und den gesamten DFB. Wir haben in den vergangen zehn Monaten auch theoretisch viel erarbeitet. Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass die Aufgabe als DFB-Sportdirektor für meine Entwicklung die absolut richtige Entscheidung war. In dem Team mit Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Wolfgang Niersbach war und ist es von großem Vorteil, dass Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammengekommen sind, die ihre Aufgaben gut verteilt haben. Die Zusammenarbeit verläuft absolut reibungslos, und ich freue mich auf die nächsten gemeinsamen Projekte.

[cm/th]

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Gleich vier Junioren-Nationalmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) – die U 16-Auswahl von DFB-Trainer Jörg Daniel, die von Paul Schomann betreute U 17, die U 18-Nationalmannschaft von DFB-Trainer Horst Hrubesch und die von Frank Engel trainierten U 19-Junioren – absolvieren dieser Tage in Katars Hauptstadt Doha ein Wintertrainingslager.



Auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer ist Mitglied der Delegation am Persischen Golf, zu der Dr. Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe des Nationalteams, Physiotherapeut Klaus Eder sowie die Mediziner Oliver Faude und Michael Fries aus dem Team von Dr. Tim Meyer, Internist der A-Nationalmannschaft, gehören. Welche Ziele der DFB damit verfolgt, erläutert Sammer im aktuellen "Gespräch der Woche" mit der Internetredaktion des Deutschen Fußball-Bundes. Im Interview mit Christian Müller und Thomas Hackbarth aus der DFB-Internetredaktion nimmt der DFB-Sportdirektor auf www.dfb.de zudem Stellung zu weiteren interessanten Themen des deutschen Fußballs.



Frage: Bereits zum vierten Mal seit 2004 absolvieren DFB-Juniorennationalmannschaften ein Wintertrainingslager in Katar. Warum betreibt der DFB diesen beträchtlichen Aufwand?



Matthias Sammer: Dieses Trainingslager wird möglich durch die exzellenten DFB-Kontakte zum Fußball-Verband Katars. Es macht Sinn, weil uns die klimatischen Rahmenbedingungen ideale Möglichkeiten bieten, um eine solide sportliche Grundlage fürs Länderspieljahr 2007 zu legen. Für uns gehören die Maßnahmen in Katar außerdem zum neuen Ansatz, verstärkt die Eliten im deutschen Fußball zu fördern. Es zeigt deutlich: Das Konzept beinhaltet keine Worthülsen – wir lassen aktiv Taten sprechen, damit die Junioren voran kommen.



Frage: Gemeinsam mit Dr. Hans-Dieter Drewitz, DFB-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des DFB-Jugendausschusses, sowie Wolfgang Niersbach, DFB-Direktor für den Bereich Team-Management, Jugend und Ausbildung, und dem zuständigen Abteilungsleiter Bernd Barutta sind Sie in Doha selbst vor Ort. Wie groß ist der DFB-Tross insgesamt, und welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Anwesenheit am Persischen Golf?



Sammer: Wir haben eine ganze Staffel an Maßnahmen im Rahmen der Eliteförderung auf den Weg gebracht, darunter eine gemeinsame Spielphilosophie, die Beobachtungsbögen bei Länderspielen oder auch die psychologische Betreuung der jungen Spieler als Teil ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Hans-Dieter Hermann wird uns nach Katar begleiten. In der Theorie ist also viel erarbeitet worden, jetzt will ich eben auch in Katar selbst sehen, wie ein Teil dieser Maßnahmen umgesetzt wird. Beispielsweise die Leistungsdiagnostik, die wir ja aus dem Bereich der A-Nationalmannschaft nun auf den Juniorenbereich übertragen. Ansonsten reisen wir mit vier Mannschaften und den Betreuern nach Katar. Das sind knapp 90 Personen in der DFB-Delegation.



Frage: Sie haben es angesprochen: Wie sehen in punkto Medizin und Leistungsdiagnostik Ihre Ziele aus?



Sammer: Ganz wichtig ist, dass wir bei der medizinischen Betreuung und Leistungserfassung ein einheitliches, durchgängiges System haben, vom Eintritt in die U 15 Nationalmannschaft bis zum Übergang in den Erwachsenenbereich. Aus den Testergebnissen resultieren dann wieder Maßnahmen für das Training. Bei allem Streben nach Einheitlichkeit müssen wir natürlich die altersbedingten Unterschiede unserer Spieler berücksichtigen. Wir bringen auch das Videomanagement in den Jugendbereich, wo es so etwas vorher gar nicht gegeben hat. Der große Vorteil des Einsatzes von Videoaufnahmen ist es, dass ich dem Spieler sofort und unmittelbar die Situation aufzeigen kann. Durch dieses Visualisieren entwickelt der Spieler erst eine Wahrnehmung für diese Situation. Die Nachwuchsspieler müssen spüren: Es ist etwas Besonderes, zum DFB zu kommen.



Frage: Gemeinsam mit den medizinischen und leistungsspezifischen Daten entsteht so eine Datenbank aller DFB-Junioren, die ständig wächst.



Sammer: Das ist richtig und wichtig. Wir bauen diese Datenbank derzeit auf, sie wird stetig größer werden und wertvolle Erkenntnisse liefern, die bei der Optimierung der Methoden im Training helfen sollen. So begleiten wir die Junioren-Nationalspieler konstant, wobei die U-Trainer des DFB ausführlich mit den Jungs und ihren Klubtrainern kommunizieren sollen.



Frage: Die U 17- und U 19-Nationalteams stehen in der zweiten Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft. Wie schätzen Sie den Leistungsstand ein – und wie sehen Sie den deutschen Fußball-Nachwuchs generell im internationalen Vergleich positioniert?



Sammer: Ich habe ja bereits einige Junioren-Länderspiele gesehen. Die U 17 gehört zu den Topmannschaften in Europa, ich bin für beide Teams optimistisch. Wir müssen beharrlich weiter arbeiten, um bald wieder ein Ausrufezeichen zu setzen und ein wichtiges Jugendturnier zu gewinnen. Die DFB-Junioren sollen in der näheren Zukunft internationale Titel holen. Es rücken wieder mehr junge deutsche Spieler nach, die auch qualitativ besser ausgebildet sind. Unsere Maßnahmen greifen, und die Leistungszentren der Vereine werden im Laufe der Zeit immer besser werden.



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Frage: Im sportlichen Alltag trainieren die Nachwuchsspieler in ihren Vereinen, zumeist in besagten Leistungszentren der Bundesligaklubs. Wie stellen Sie sich künftig die Kooperation mit der Liga vor?



Sammer: Wichtig ist eben, dass unsere Vereinstrainer, die ich als Eliteförderer bezeichne, unsere vom Nationalteam gesammelten und übermittelten Daten sauber umsetzen. Wichtig ist, dass der Klub immer bestens von unserer Seite über die Daten des jeweiligen Spielers informiert ist, sowohl über Trainingsumfänge und -belastungen als auch den medizinischen Status des Spielers. Perspektivisch ist es entscheidend, dass wir nicht nur von der Vorbild-Wirkung der WM 2006 und der Euphorie zehren, sondern dass wir nachhaltige Maßnahmen ergreifen und umsetzen. Dann entwickeln sich die Stars von morgen ganz von allein.



Frage: Sie selbst waren einer – 1996 wurden Sie als letzter Deutscher zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Wie dicht dran war Miroslav Klose 2006?



Sammer: Miro hat eine fantastische Entwicklung genommen. Er hat jetzt ein Ausrufezeichen gesetzt. Wenn er seinen Weg weiter geht, vielleicht auch kombiniert mit einem Titelgewinn etwa bei der EURO 2008, könnte er zum besten Spieler Europas gewählt werden. Immerhin hatten wir jetzt schon wieder ein paar deutsche Spieler, die in die Wahl gekommen sind. Wir haben Maßnahmen ergriffen, die uns besser machen.



Frage: Im April werden Sie ein Jahr lang DFB-Sportdirektor sein. Haben Sie sich schon gut eingelebt – und wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit Bundestrainer Joachim Löw, Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und DFB-Direktor Wolfgang Niersbach, die wie Sie zum Sport-Kompetenzgremium gehören?



Sammer: 106 Jahre hatte es beim DFB keinen Sportdirektor gegeben. Es war eine sehr kluge Entscheidung, die Position eines Sportdirektors zu installieren – ganz unabhängig von meiner Person. Wir haben derzeit eine sehr positive Gesamtsituation. Das betrifft das Nationalteam und den gesamten DFB. Wir haben in den vergangen zehn Monaten auch theoretisch viel erarbeitet. Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass die Aufgabe als DFB-Sportdirektor für meine Entwicklung die absolut richtige Entscheidung war. In dem Team mit Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Wolfgang Niersbach war und ist es von großem Vorteil, dass Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammengekommen sind, die ihre Aufgaben gut verteilt haben. Die Zusammenarbeit verläuft absolut reibungslos, und ich freue mich auf die nächsten gemeinsamen Projekte.