Matthäus' wichtigste Länderspiele: Ein Debüt mit Folgen

Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute zum Auftakt: das Debüt gegen die Niederlande am 14. Juni 1980.

Seine Nominierung war die Überraschung im deutschen EM-Kader. Bundestrainer Jupp Derwall nahm den gerade mal 19 Jahre alten Lothar Matthäus mit zur EM 1980, obwohl der erst einmal im Kreis der Nationalmannschaft gewesen und noch nicht zum Einsatz gekommen war. Doch hatte er es sich durch die Leistungen in seiner ersten Bundesligasaison mit Borussia Mönchengladbach (28 Einsätze, vier Tore) verdient.

Im Mai stand Matthäus bereits im UEFA-Cup-Finale, nun durfte er weitere internationale Erfahrungen sammeln. Große Einsatzchancen wurden ihm nicht zugebilligt, die Rückennummer 18 war ein deutlicher Hinweis auf seine Reservistenrolle. Den Start gegen die Tschechen verfolgte er mit Eike Immel, Herbert Zimmermann, Caspar Memering und Borussia-Klubkollege Kalle Del'Haye prompt von der Tribüne aus.

"Schießen kann er auch!"

Doch am 14. Juni 1980 schaffte Matthäus es in Neapel im Stadio San Paolo schon auf die Bank. Das prestigeträchtige Duell gegen Nachbar Niederlande lief prächtig für die Deutschen, nach 66 Minuten stand es dank dreier Tore von Klaus Allofs 3:0. Jupp Derwall hatte schon einmal gewechselt, eine Option gab es noch. Lothar Matthäus lief sich warm und hoffte zunehmend ungeduldig auf sein Debüt.

Immer wieder gab es Unterbrechungen, rollte der Ball ins Aus - doch kein Wechsel. Kapitän Bernard Dietz, so erzählte er es später, bekam allmählich Mitleid mit dem tatendurstigen Benjamin im Kader. Also ließ er sich 17 Minuten vor Schluss auswechseln, es stand ja schon 3:0. Verletzt war er nicht, er dachte nur daran, einen weiteren Spieler im Kader glücklich zu machen. Was sollte schon passieren? Lothar Matthäus rückte ins defensive Mittelfeld, war aber eigentlich überall.

Sein erster Ballkontakt in der Nationalmannschaft war ein Kopfball, mit dem er das Spielgerät aus dem eigenen Strafraum beförderte. Es folgte ein mutiger Rechtsschuss aus rund 20 Metern, der ZDF-Kommentator Rolf Kramer ein Lob abrang: "Schießen kann er auch!" Der überrascht wirkende Torwart Piet Schrijvers faustete der Ball nach vorne weg.

"Über den Elfmeter kann ich nur lachen"

Dann kam Minute 81, als Matthäus der einseitigen Partie noch etwas Pep verlieh. Als Libero Ulli Stielike am Spielfeldrand kurz vor der Mittellinie einen Zweikampf gegen Wijnsteekers verlor, versuchte Matthäus, den Verteidiger noch einzuholen und brachte ihn mit langem Bein zu Fall. Bloß wo? Vor oder schon im Strafraum? Schiedsrichter Robert Wurtz aus Frankreich gab jedenfalls Elfmeter. Die Zeitlupe widerlegte ihn, es war knapp davor gewesen, auch wenn der Niederländer in den Strafraum stürzte.

Johnny Rep verkürzte, und als fünf Minuten später auch Willy van de Kerkhof Toni Schumacher überwand, war noch mal Zittern angesagt. Matthäus tat alles, um nicht der Sündenbock zu sein und schaltete sich in der Nachspielzeit wieder in den Angriff ein. Nach einem Zuspiel von Karl-Heinz Rummenigge traf er den Ball von der Strafraumgrenze aber nicht richtig.

Immerhin hatte er quasi das letzte Wort in dieser Partie, danach war sofort Schluss. Während einige Stars die Trikots tauschten, wurde Matthäus nicht behelligt, er war wohl noch zu unbekannt. Das befürchtete Strafgericht brach nicht über ihn herein, die offensichtliche Fehlentscheidung entlastete ihn. Er selbst sagte keck: "Über den Elfmeter kann ich nur lachen."

Eineinhalb Jahre Pause bis zum zweiten Länderspiel

Jupp Derwall konnte das etwas weniger, Matthäus ist bis heute enttäuscht darüber, dass ihn der Trainer danach zunächst fallen ließ. Er hätte sich gewünscht, dass Derwall mehr zu ihm gestanden hätte, statt ihm die Notbremse zu verübeln. So jedenfalls war sein Gefühl, öffentlich hat der Bundestrainer Matthäus nicht kritisiert.

Aber den Rest der EM verfolgte er wieder als untätiger Reservist, und bis zu seinem zweiten Länderspiel vergingen eineinhalb Jahre. Sonst wäre der Rekordnationalspieler womöglich gar bei mehr als 160 Länderspielen gelandet. Aller Anfang war eben auch in seinem Fall schwer, aber das Urteil des kicker war Trost und Fingerzeig zugleich: "Alles in allem ein vielversprechender Einstand des 19-Jährigen."

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Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute zum Auftakt: das Debüt gegen die Niederlande am 14. Juni 1980.

Seine Nominierung war die Überraschung im deutschen EM-Kader. Bundestrainer Jupp Derwall nahm den gerade mal 19 Jahre alten Lothar Matthäus mit zur EM 1980, obwohl der erst einmal im Kreis der Nationalmannschaft gewesen und noch nicht zum Einsatz gekommen war. Doch hatte er es sich durch die Leistungen in seiner ersten Bundesligasaison mit Borussia Mönchengladbach (28 Einsätze, vier Tore) verdient.

Im Mai stand Matthäus bereits im UEFA-Cup-Finale, nun durfte er weitere internationale Erfahrungen sammeln. Große Einsatzchancen wurden ihm nicht zugebilligt, die Rückennummer 18 war ein deutlicher Hinweis auf seine Reservistenrolle. Den Start gegen die Tschechen verfolgte er mit Eike Immel, Herbert Zimmermann, Caspar Memering und Borussia-Klubkollege Kalle Del'Haye prompt von der Tribüne aus.

"Schießen kann er auch!"

Doch am 14. Juni 1980 schaffte Matthäus es in Neapel im Stadio San Paolo schon auf die Bank. Das prestigeträchtige Duell gegen Nachbar Niederlande lief prächtig für die Deutschen, nach 66 Minuten stand es dank dreier Tore von Klaus Allofs 3:0. Jupp Derwall hatte schon einmal gewechselt, eine Option gab es noch. Lothar Matthäus lief sich warm und hoffte zunehmend ungeduldig auf sein Debüt.

Immer wieder gab es Unterbrechungen, rollte der Ball ins Aus - doch kein Wechsel. Kapitän Bernard Dietz, so erzählte er es später, bekam allmählich Mitleid mit dem tatendurstigen Benjamin im Kader. Also ließ er sich 17 Minuten vor Schluss auswechseln, es stand ja schon 3:0. Verletzt war er nicht, er dachte nur daran, einen weiteren Spieler im Kader glücklich zu machen. Was sollte schon passieren? Lothar Matthäus rückte ins defensive Mittelfeld, war aber eigentlich überall.

Sein erster Ballkontakt in der Nationalmannschaft war ein Kopfball, mit dem er das Spielgerät aus dem eigenen Strafraum beförderte. Es folgte ein mutiger Rechtsschuss aus rund 20 Metern, der ZDF-Kommentator Rolf Kramer ein Lob abrang: "Schießen kann er auch!" Der überrascht wirkende Torwart Piet Schrijvers faustete der Ball nach vorne weg.

"Über den Elfmeter kann ich nur lachen"

Dann kam Minute 81, als Matthäus der einseitigen Partie noch etwas Pep verlieh. Als Libero Ulli Stielike am Spielfeldrand kurz vor der Mittellinie einen Zweikampf gegen Wijnsteekers verlor, versuchte Matthäus, den Verteidiger noch einzuholen und brachte ihn mit langem Bein zu Fall. Bloß wo? Vor oder schon im Strafraum? Schiedsrichter Robert Wurtz aus Frankreich gab jedenfalls Elfmeter. Die Zeitlupe widerlegte ihn, es war knapp davor gewesen, auch wenn der Niederländer in den Strafraum stürzte.

Johnny Rep verkürzte, und als fünf Minuten später auch Willy van de Kerkhof Toni Schumacher überwand, war noch mal Zittern angesagt. Matthäus tat alles, um nicht der Sündenbock zu sein und schaltete sich in der Nachspielzeit wieder in den Angriff ein. Nach einem Zuspiel von Karl-Heinz Rummenigge traf er den Ball von der Strafraumgrenze aber nicht richtig.

Immerhin hatte er quasi das letzte Wort in dieser Partie, danach war sofort Schluss. Während einige Stars die Trikots tauschten, wurde Matthäus nicht behelligt, er war wohl noch zu unbekannt. Das befürchtete Strafgericht brach nicht über ihn herein, die offensichtliche Fehlentscheidung entlastete ihn. Er selbst sagte keck: "Über den Elfmeter kann ich nur lachen."

Eineinhalb Jahre Pause bis zum zweiten Länderspiel

Jupp Derwall konnte das etwas weniger, Matthäus ist bis heute enttäuscht darüber, dass ihn der Trainer danach zunächst fallen ließ. Er hätte sich gewünscht, dass Derwall mehr zu ihm gestanden hätte, statt ihm die Notbremse zu verübeln. So jedenfalls war sein Gefühl, öffentlich hat der Bundestrainer Matthäus nicht kritisiert.

Aber den Rest der EM verfolgte er wieder als untätiger Reservist, und bis zu seinem zweiten Länderspiel vergingen eineinhalb Jahre. Sonst wäre der Rekordnationalspieler womöglich gar bei mehr als 160 Länderspielen gelandet. Aller Anfang war eben auch in seinem Fall schwer, aber das Urteil des kicker war Trost und Fingerzeig zugleich: "Alles in allem ein vielversprechender Einstand des 19-Jährigen."

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