Marvin Compper: "Fokus ab sofort auf die Trainertätigkeit richten"

Ex-Nationalspieler Marvin Compper (35) wechselt beim Drittligisten MSV Duisburg die Seiten. Aus dem erfahrenen Innenverteidiger wird bei den "Zebras" der neue Assistent von Cheftrainer Torsten Lieberknecht. DFB.de fasst die wichtigsten Aussagen des langjährigen Bundesligaprofis (195 Einsätze) zusammen.

Marvin Compper über…

seinen Wunsch, Trainer zu werden: Die Idee, nach dem Ende meiner Profikarriere Trainer werden zu wollen, gibt es schon seit einigen Jahren. Die kleineren Verletzungen, die mich während der vergangenen Saison begleitet hatten, spielten daher auch bei der jetzigen Entscheidung definitiv keine Rolle. Ganz im Gegenteil! Nach fast zwei Jahren ohne Pflichtspiel waren 23 Einsätze in der Liga und zwei Partien im Pokal durchaus ordentlich. Dennoch hatte ich dem Verein bereits im Winter signalisiert, dass ich in der kommenden Saison gerne meine Trainerlaufbahn starten würde. Dabei dachte ich zunächst eher an den Jugendbereich, um parallel dazu auch an meinen Trainerscheinen arbeiten zu können. Dann kam Corona und nach der Pause zunächst die volle Konzentration auf den Endspurt in der Liga. Erst danach hatten wir dann mehr Zeit, Gespräche zu führen.

die Gründe für den "Seitenwechsel": Unser Cheftrainer Torsten Lieberknecht hatte mich schon im März gefragt, ob ich mir eine Rolle als Co-Trainer im Team vorstellen könne. Das habe ich schon damals bestätigt. Nach dem Saisonende kam die Frage dann wieder auf. Für mich persönlich habe ich entschieden, dass ich meinen Fokus ab sofort mehr auf die Trainertätigkeit richten möchte. In den Gesprächen sind wir uns dann einig geworden.

die Trainerausbildung: Da ich mehr als sieben Jahre im Profifußball aktiv war, bin ich praktisch schon im Besitz der B-Lizenz. Der nächste Schritt wäre der Erwerb der DFB-Jugend-Elite-Lizenz, die ich demnächst in Angriff nehmen möchte. Mein persönliches Ziel ist es, anschließend die A-Lizenz zu erwerben und zum Abschluss auch die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie zu absolvieren.

seinen Förderer Ralf Rangnick: Als Trainer hat er mich sicher am meisten geprägt. Wir haben schließlich auch sehr lange und auf verschiedenen Stationen zusammengearbeitet. Bei Ralf Rangnicks Arbeitsweise als Trainer wird der Fokus in erster Linie auf das Spiel gegen den Ball gelegt. Er legt viel Wert darauf, dass jeder Spieler genau weiß, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten muss, und dass irgendwann diese Automatismen greifen. Darauf baut letztlich alles auf. Das ist schon ein wenig speziell. Bei Trainingsformen und -abläufen sind es eher marginale Unterschiede zu anderen Trainern.

den Höhepunkt seiner Karriere: Das war ganz klar das Länderspiel vor fast 75.000 Zuschauern in Berlin gegen England, auch wenn wir insgesamt nicht gut gespielt und 1:2 verloren haben. Es ist die höchste Ehre für jeden Sportler, für sein Land aufzulaufen. Ich durfte das zwar nur einmal erleben, doch viele Profis würden sicher gerne mit mir tauschen. Ich bekomme noch immer Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Gerne erinnere ich mich außerdem an die Herbstmeisterschaft mit dem damaligen Bundesliganeuling TSG Hoffenheim und die Vizemeisterschaft mit RB Leipzig.

seine letzte Profisaison mit dem MSV in der 3. Liga: Diese Spielzeit war für mich persönlich sehr wichtig, hatte definitiv einen hohen Stellenwert. Zuvor war ich bei RB Leipzig auf das Abstellgleis geraten und hatte bei Celtic Glasgow verletzungsbedingt praktisch gar nicht gespielt. Umso dankbarer bin ich dafür, dass ich beim MSV wieder ein wichtiger Bestandteil des Teams sein konnte. Ich bin froh, dass ich jetzt meine Karriere mit einem aktiven und bewussten Schritt in ein neues Betätigungsfeld beenden kann.

den verpassten Aufstieg: Dass uns mit der erhofften Rückkehr in die 2. Bundesliga die Krönung einer insgesamt erfolgreichen Saison versagt geblieben ist, war und bleibt eine große Enttäuschung. Es ist aber mit Sicherheit kein Trauma, zumal unser Team noch sehr jung und entwicklungsfähig ist. Der Saisonendspurt mit elf Partien in nur 34 Tagen nach der Corona-Pause war einfach eine außergewöhnliche Situation, die es in dieser Form nicht mehr geben wird. Für unsere Mannschaft war es auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Zeit. Viele Jungs, die vorher noch nie in der 3. Liga gespielt hatten, wissen jetzt, worauf es ankommt, und werden auch an sich selbst höhere Ansprüche stellen. Unser Team hat mit Sicherheit das Zeug, um einen neuen Anlauf zu nehmen.

eine mögliche Fortsetzung seiner Karriere: Die Frage, ob ich bei einem Aufstieg in die 2. Bundesliga noch eine Saison weitergespielt hätte, kann ich nicht eindeutig beantworten. Vielleicht hätte ich dem Team eine Liga höher mit meiner Erfahrung noch auf dem Platz helfen können. Es wäre jedoch reine Spekulation, jetzt noch etwas dazu zu sagen. Die Frage hat sich schließlich nicht mehr gestellt.

eine Rolle als Standby-Profi: Ein Schlussstrich ist ein Schlussstrich. Von daher ist das kein Thema. Auch bei den Trainingsspielen werde ich nur bei Bedarf selbst aktiv werden. Vielleicht findet sich in der Traditionsmannschaft des MSV noch ein Platz für mich. (lacht)

den Umgang mit seinen bisherigen Teamkollegen: Zu Beginn war es vielleicht ein wenig seltsam, dass ich plötzlich andere Klamotten trage als die Spieler. (lacht) Dass ich direkt vom Profikader auf die Position des Co-Trainers gewechselt bin, kann aber sogar ein Vorteil sein. Schließlich kenne ich die Jungs alle sehr genau - und sie kennen mich. Ich sehe mich deshalb auch nicht so sehr als Vorgesetzter, sondern eher als Bindeglied in der Kommunikation zwischen dem Trainerteam und den Jungs. Dass sich insgesamt die Perspektive verändert, versteht sich aber von selbst.

[mspw]

Ex-Nationalspieler Marvin Compper (35) wechselt beim Drittligisten MSV Duisburg die Seiten. Aus dem erfahrenen Innenverteidiger wird bei den "Zebras" der neue Assistent von Cheftrainer Torsten Lieberknecht. DFB.de fasst die wichtigsten Aussagen des langjährigen Bundesligaprofis (195 Einsätze) zusammen.

Marvin Compper über…

seinen Wunsch, Trainer zu werden: Die Idee, nach dem Ende meiner Profikarriere Trainer werden zu wollen, gibt es schon seit einigen Jahren. Die kleineren Verletzungen, die mich während der vergangenen Saison begleitet hatten, spielten daher auch bei der jetzigen Entscheidung definitiv keine Rolle. Ganz im Gegenteil! Nach fast zwei Jahren ohne Pflichtspiel waren 23 Einsätze in der Liga und zwei Partien im Pokal durchaus ordentlich. Dennoch hatte ich dem Verein bereits im Winter signalisiert, dass ich in der kommenden Saison gerne meine Trainerlaufbahn starten würde. Dabei dachte ich zunächst eher an den Jugendbereich, um parallel dazu auch an meinen Trainerscheinen arbeiten zu können. Dann kam Corona und nach der Pause zunächst die volle Konzentration auf den Endspurt in der Liga. Erst danach hatten wir dann mehr Zeit, Gespräche zu führen.

die Gründe für den "Seitenwechsel": Unser Cheftrainer Torsten Lieberknecht hatte mich schon im März gefragt, ob ich mir eine Rolle als Co-Trainer im Team vorstellen könne. Das habe ich schon damals bestätigt. Nach dem Saisonende kam die Frage dann wieder auf. Für mich persönlich habe ich entschieden, dass ich meinen Fokus ab sofort mehr auf die Trainertätigkeit richten möchte. In den Gesprächen sind wir uns dann einig geworden.

die Trainerausbildung: Da ich mehr als sieben Jahre im Profifußball aktiv war, bin ich praktisch schon im Besitz der B-Lizenz. Der nächste Schritt wäre der Erwerb der DFB-Jugend-Elite-Lizenz, die ich demnächst in Angriff nehmen möchte. Mein persönliches Ziel ist es, anschließend die A-Lizenz zu erwerben und zum Abschluss auch die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie zu absolvieren.

seinen Förderer Ralf Rangnick: Als Trainer hat er mich sicher am meisten geprägt. Wir haben schließlich auch sehr lange und auf verschiedenen Stationen zusammengearbeitet. Bei Ralf Rangnicks Arbeitsweise als Trainer wird der Fokus in erster Linie auf das Spiel gegen den Ball gelegt. Er legt viel Wert darauf, dass jeder Spieler genau weiß, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten muss, und dass irgendwann diese Automatismen greifen. Darauf baut letztlich alles auf. Das ist schon ein wenig speziell. Bei Trainingsformen und -abläufen sind es eher marginale Unterschiede zu anderen Trainern.

den Höhepunkt seiner Karriere: Das war ganz klar das Länderspiel vor fast 75.000 Zuschauern in Berlin gegen England, auch wenn wir insgesamt nicht gut gespielt und 1:2 verloren haben. Es ist die höchste Ehre für jeden Sportler, für sein Land aufzulaufen. Ich durfte das zwar nur einmal erleben, doch viele Profis würden sicher gerne mit mir tauschen. Ich bekomme noch immer Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Gerne erinnere ich mich außerdem an die Herbstmeisterschaft mit dem damaligen Bundesliganeuling TSG Hoffenheim und die Vizemeisterschaft mit RB Leipzig.

seine letzte Profisaison mit dem MSV in der 3. Liga: Diese Spielzeit war für mich persönlich sehr wichtig, hatte definitiv einen hohen Stellenwert. Zuvor war ich bei RB Leipzig auf das Abstellgleis geraten und hatte bei Celtic Glasgow verletzungsbedingt praktisch gar nicht gespielt. Umso dankbarer bin ich dafür, dass ich beim MSV wieder ein wichtiger Bestandteil des Teams sein konnte. Ich bin froh, dass ich jetzt meine Karriere mit einem aktiven und bewussten Schritt in ein neues Betätigungsfeld beenden kann.

den verpassten Aufstieg: Dass uns mit der erhofften Rückkehr in die 2. Bundesliga die Krönung einer insgesamt erfolgreichen Saison versagt geblieben ist, war und bleibt eine große Enttäuschung. Es ist aber mit Sicherheit kein Trauma, zumal unser Team noch sehr jung und entwicklungsfähig ist. Der Saisonendspurt mit elf Partien in nur 34 Tagen nach der Corona-Pause war einfach eine außergewöhnliche Situation, die es in dieser Form nicht mehr geben wird. Für unsere Mannschaft war es auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Zeit. Viele Jungs, die vorher noch nie in der 3. Liga gespielt hatten, wissen jetzt, worauf es ankommt, und werden auch an sich selbst höhere Ansprüche stellen. Unser Team hat mit Sicherheit das Zeug, um einen neuen Anlauf zu nehmen.

eine mögliche Fortsetzung seiner Karriere: Die Frage, ob ich bei einem Aufstieg in die 2. Bundesliga noch eine Saison weitergespielt hätte, kann ich nicht eindeutig beantworten. Vielleicht hätte ich dem Team eine Liga höher mit meiner Erfahrung noch auf dem Platz helfen können. Es wäre jedoch reine Spekulation, jetzt noch etwas dazu zu sagen. Die Frage hat sich schließlich nicht mehr gestellt.

eine Rolle als Standby-Profi: Ein Schlussstrich ist ein Schlussstrich. Von daher ist das kein Thema. Auch bei den Trainingsspielen werde ich nur bei Bedarf selbst aktiv werden. Vielleicht findet sich in der Traditionsmannschaft des MSV noch ein Platz für mich. (lacht)

den Umgang mit seinen bisherigen Teamkollegen: Zu Beginn war es vielleicht ein wenig seltsam, dass ich plötzlich andere Klamotten trage als die Spieler. (lacht) Dass ich direkt vom Profikader auf die Position des Co-Trainers gewechselt bin, kann aber sogar ein Vorteil sein. Schließlich kenne ich die Jungs alle sehr genau - und sie kennen mich. Ich sehe mich deshalb auch nicht so sehr als Vorgesetzter, sondern eher als Bindeglied in der Kommunikation zwischen dem Trainerteam und den Jungs. Dass sich insgesamt die Perspektive verändert, versteht sich aber von selbst.

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