Martinez: Der Stier aus Bahia Blanca

Argentinien bereitet sich auf die Zeit nach Messi, Agüero und Di María vor. Hoffnungsträger ist ein 22 Jahre alter Angreifer von Inter Mailand. Und dieser Lautaro Martínez hat schon angefangen, zu liefern. DFB.de stellt ihn vor dem Länderspiel der deutschen Mannschaft heute (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen die "Albiceleste" vor.

Als Kind wollte Lautaro Martínez eigentlich Abwehrspieler werden. Ihm gefielen die Zweikämpfe und Grätschen. So wie er sie immer von seinem Vater sah, einem Linksverteidiger, der es bis in die zweite argentinische Liga brachte. Heute ist Argentinien heilfroh, dass sich Martínez zum Angreifer umschulen ließ. Seit seinem Debüt im März 2018 hat er für die Nationalmannschaft in 13 Spielen neun Tore geschossen. Die Quote von 0,69 Treffern pro Partie übertrifft die seiner berühmten Angriffskollegen Lionel Messi (0,52) oder Sergio Agüero (0,45) bei weitem. Martínez war die Entdeckung der Südamerika-Meisterschaft im Sommer und personifiziert den Umbruch unter Trainer Lionel Scaloni. Der 22-Jährige gilt als Argentiniens beste Nachricht auf der Suche nach neuem Stil und alten Erfolgen.

Spitzname "El Toro"

Gegen Mexiko im September (4:0) erzielte er gleich drei Tore. Zweimal mit links, einmal mit rechts, zweimal nach Sololäufen, einmal per Direktabnahme. Alle drei Tore zeugten von seiner Furchtlosigkeit und Stärke im Raum. Der Stürmer von Inter Mailand ist einer derjenigen, die es notfalls auch allein mit einer ganzen Abwehrreihe aufnehmen. Alle drei Tore fielen außerdem in der ersten Halbzeit – ein solcher Hattrick war für Argentinien zuletzt Daniel Bertoni 1977 gelungen, am Tag des Debüts von Diego Maradona. Nun provozierte Martínez auch den Handelfmeter vor dem vierten Tor und ließ es nur damit bewenden, weil er nach der Pause geschont wurde.

"El Toro" wird er seit Juniorentagen beim Racing Club de Avellaneda wegen seiner aggressiven Spielweise genannt. Wie ein Stier blickt er den Verteidigern quasi ins Gesicht und zwingt sie zu voller Aufmerksamkeit. Denn er selbst wird sie garantiert mitbringen – bei Racing erinnern sie sich an überragende Werte in entsprechenden Psychologietests –, und auf dem Platz mit dem Furor des Wettkämpfers mischen. Ständig scheint er mit irgendwem oder irgendetwas im Clinch zu liegen. Auch wenn er selbst den Kolumbianer Radamel Falcao als Vorbild bezeichnet, erinnert sein Fußball insgesamt noch stärker an den Uruguayer Luis Suárez.

"Bin in der Umkleidekabine geboren"

"Ich bin in der Umkleidekabine geboren", sagt Martínez angesichts seiner Herkunft aus einer Fußballerfamilie. Aufgewachsen ist er in Bahía Blanca, rund 700 Kilometer südlich von Buenos Aires. Wie ersehnt, begann er als Außenverteidiger, doch nicht nur seine damals langen Haare erinnerten zunehmend an Claudio Caniggia, den Nationalstürmer aus Maradonas Zeiten, und so rückte er sukzessive nach vorn. Als er mit 16 Jahren in die Nachwuchsschule von Racing wechselte, stellten sie ihn vom Flügel in die Mitte: Die Umwandlung zum Goalgetter war perfekt. Fast im Alleingang schoss er Argentinien zur U 20-WM 2017 – wo er dann eher unfreiwillige Geschichte schrieb. Wegen eines Ellbogeneinsatzes im Match gegen England flog er als erster Spieler in der Geschichte von FIFA-Länderturnieren nach Videobeweis vom Platz.

In Racings erster Mannschaft debütierte Martínez mit 18 als Einwechselspieler für Diego Milito, den aus Europa zurückgekehrten Finalhelden von Inter Mailands Champions-League-Sieg 2010 gegen Bayern München. Da passte es natürlich ins Skript, dass er im Sommer 2018 für eine Ablöse von 25 Millionen Euro selbst zu Inter ging. Aus Mailand telefonierte er regelmäßig mit Milito, heute Manager von Racing, dem aktuellen argentinischen Meister. Daneben halfen ihm auch die Ratschläge von Inters Vereinslegende und Vizepräsident Javier Zanetti bei einer Eingewöhnung mit Hindernissen. An Landsmann Mauro Icardi (inzwischen Paris Saint-Germain) führte im Sturmzentrum zunächst kein Weg vorbei. Erst unter dem neuen Trainer Antonio Conte avancierte er zum Stammspieler, mit Angriffspartner Romelu Lukaku schultert er nun die Hoffnungen auf eine Titelkandidatur gegen Dauermeister Juventus.

Martinez harmoniert mit Messi

Aus der Nationalmannschaft ist er sowieso nicht mehr wegzudenken, denn neben seinen beeindruckenden Trefferquoten erfüllt er auch ein zweites Königskriterium: Er hat den Segen von Messi. Schon beim ersten gemeinsamen Einsatz im März gegen Venezuela harmonierte man, während der Südamerika-Meisterschaft wurde die Connection im Trio mit Agüero vertieft. Die Räume, die er reißt, das Adrenalin, das er ins Spiel bringt – es sind just die Qualitäten, die Messi beim FC Barcelona so an Suárez schätzt. Beobachter sehen in Lautaro daher eine der besseren Antworten auf Argentiniens ewige Frage: Wie potenziert man die Qualitäten des sechsmaligen Weltfußballers?

Während Messi in Deutschland gesperrt fehlt, wird Argentiniens neues Gesicht ein Stadion betreten, das beinahe zu seiner regelmäßigen Spielwiese geworden wäre. Als sich einst bei Racing die europäischen Scouts tummelten, stand auch Borussia Dortmund nah vor seiner Verpflichtung. Bevor Inter im November zur Champions League beim BVB gastiert, kommt Lautaro Martínez jetzt schon mal mit der Nationalmannschaft.

[dfb]

Argentinien bereitet sich auf die Zeit nach Messi, Agüero und Di María vor. Hoffnungsträger ist ein 22 Jahre alter Angreifer von Inter Mailand. Und dieser Lautaro Martínez hat schon angefangen, zu liefern. DFB.de stellt ihn vor dem Länderspiel der deutschen Mannschaft heute (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen die "Albiceleste" vor.

Als Kind wollte Lautaro Martínez eigentlich Abwehrspieler werden. Ihm gefielen die Zweikämpfe und Grätschen. So wie er sie immer von seinem Vater sah, einem Linksverteidiger, der es bis in die zweite argentinische Liga brachte. Heute ist Argentinien heilfroh, dass sich Martínez zum Angreifer umschulen ließ. Seit seinem Debüt im März 2018 hat er für die Nationalmannschaft in 13 Spielen neun Tore geschossen. Die Quote von 0,69 Treffern pro Partie übertrifft die seiner berühmten Angriffskollegen Lionel Messi (0,52) oder Sergio Agüero (0,45) bei weitem. Martínez war die Entdeckung der Südamerika-Meisterschaft im Sommer und personifiziert den Umbruch unter Trainer Lionel Scaloni. Der 22-Jährige gilt als Argentiniens beste Nachricht auf der Suche nach neuem Stil und alten Erfolgen.

Spitzname "El Toro"

Gegen Mexiko im September (4:0) erzielte er gleich drei Tore. Zweimal mit links, einmal mit rechts, zweimal nach Sololäufen, einmal per Direktabnahme. Alle drei Tore zeugten von seiner Furchtlosigkeit und Stärke im Raum. Der Stürmer von Inter Mailand ist einer derjenigen, die es notfalls auch allein mit einer ganzen Abwehrreihe aufnehmen. Alle drei Tore fielen außerdem in der ersten Halbzeit – ein solcher Hattrick war für Argentinien zuletzt Daniel Bertoni 1977 gelungen, am Tag des Debüts von Diego Maradona. Nun provozierte Martínez auch den Handelfmeter vor dem vierten Tor und ließ es nur damit bewenden, weil er nach der Pause geschont wurde.

"El Toro" wird er seit Juniorentagen beim Racing Club de Avellaneda wegen seiner aggressiven Spielweise genannt. Wie ein Stier blickt er den Verteidigern quasi ins Gesicht und zwingt sie zu voller Aufmerksamkeit. Denn er selbst wird sie garantiert mitbringen – bei Racing erinnern sie sich an überragende Werte in entsprechenden Psychologietests –, und auf dem Platz mit dem Furor des Wettkämpfers mischen. Ständig scheint er mit irgendwem oder irgendetwas im Clinch zu liegen. Auch wenn er selbst den Kolumbianer Radamel Falcao als Vorbild bezeichnet, erinnert sein Fußball insgesamt noch stärker an den Uruguayer Luis Suárez.

"Bin in der Umkleidekabine geboren"

"Ich bin in der Umkleidekabine geboren", sagt Martínez angesichts seiner Herkunft aus einer Fußballerfamilie. Aufgewachsen ist er in Bahía Blanca, rund 700 Kilometer südlich von Buenos Aires. Wie ersehnt, begann er als Außenverteidiger, doch nicht nur seine damals langen Haare erinnerten zunehmend an Claudio Caniggia, den Nationalstürmer aus Maradonas Zeiten, und so rückte er sukzessive nach vorn. Als er mit 16 Jahren in die Nachwuchsschule von Racing wechselte, stellten sie ihn vom Flügel in die Mitte: Die Umwandlung zum Goalgetter war perfekt. Fast im Alleingang schoss er Argentinien zur U 20-WM 2017 – wo er dann eher unfreiwillige Geschichte schrieb. Wegen eines Ellbogeneinsatzes im Match gegen England flog er als erster Spieler in der Geschichte von FIFA-Länderturnieren nach Videobeweis vom Platz.

In Racings erster Mannschaft debütierte Martínez mit 18 als Einwechselspieler für Diego Milito, den aus Europa zurückgekehrten Finalhelden von Inter Mailands Champions-League-Sieg 2010 gegen Bayern München. Da passte es natürlich ins Skript, dass er im Sommer 2018 für eine Ablöse von 25 Millionen Euro selbst zu Inter ging. Aus Mailand telefonierte er regelmäßig mit Milito, heute Manager von Racing, dem aktuellen argentinischen Meister. Daneben halfen ihm auch die Ratschläge von Inters Vereinslegende und Vizepräsident Javier Zanetti bei einer Eingewöhnung mit Hindernissen. An Landsmann Mauro Icardi (inzwischen Paris Saint-Germain) führte im Sturmzentrum zunächst kein Weg vorbei. Erst unter dem neuen Trainer Antonio Conte avancierte er zum Stammspieler, mit Angriffspartner Romelu Lukaku schultert er nun die Hoffnungen auf eine Titelkandidatur gegen Dauermeister Juventus.

Martinez harmoniert mit Messi

Aus der Nationalmannschaft ist er sowieso nicht mehr wegzudenken, denn neben seinen beeindruckenden Trefferquoten erfüllt er auch ein zweites Königskriterium: Er hat den Segen von Messi. Schon beim ersten gemeinsamen Einsatz im März gegen Venezuela harmonierte man, während der Südamerika-Meisterschaft wurde die Connection im Trio mit Agüero vertieft. Die Räume, die er reißt, das Adrenalin, das er ins Spiel bringt – es sind just die Qualitäten, die Messi beim FC Barcelona so an Suárez schätzt. Beobachter sehen in Lautaro daher eine der besseren Antworten auf Argentiniens ewige Frage: Wie potenziert man die Qualitäten des sechsmaligen Weltfußballers?

Während Messi in Deutschland gesperrt fehlt, wird Argentiniens neues Gesicht ein Stadion betreten, das beinahe zu seiner regelmäßigen Spielwiese geworden wäre. Als sich einst bei Racing die europäischen Scouts tummelten, stand auch Borussia Dortmund nah vor seiner Verpflichtung. Bevor Inter im November zur Champions League beim BVB gastiert, kommt Lautaro Martínez jetzt schon mal mit der Nationalmannschaft.

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