Martin Kobylanski: "1860 München wie ein Endspiel angehen"

Martin Kobylanski gilt als einer der besten Mittelfeldspieler der 3. Liga. Früher spielte er für den SV Werder Bremen in der Bundesliga, seit Februar 2017 nun für Preußen Münster. Vor dem Auswärtsspiel bei 1860 München (ab 14 Uhr) spricht der 25-Jährige im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den Saisonendspurt, seine Vergangenheit in Bremen und seine Kindheit in einer "Fußball-Siedlung".

DFB.de: Herr Kobylanski, fühlen Sie sich mit Preußen Münster auf dem 11. Tabellenplatz sicher?

Kobylanski: Wir haben sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze und sollten diese im Auge behalten. Im Fußball kann alles sehr schnell gehen. Wir dürfen die Situation nicht unterschätzen. Daher müssen wir das nächste Spiel gegen 1860 München wie ein Endspiel angehen und schnell die Punkte holen, um den Klassenerhalt zu sichern.

DFB.de: In der Hinrunde endete die Partie gegen 1860 mit einem 0:0. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kobylanski: 1860 München hat eine gute und solide Mannschaft. Mit Sascha Mölders haben sie einen erfahrenen Stürmer, der weiß, wo das Tor steht. Wir sollten ihm daher keine Torchance zugestehen. Wichtig ist aber, dass wir auf uns schauen, mit breiter Brust nach München fahren und uns auf das Spiel freuen. Viele Zuschauer werden dort sein – auch von uns. Es kommt extra ein Sonderzug aus Münster angefahren.

DFB.de: Sie spielen ihre dritte Saison für Preußen Münster und könnten mit Ihrem Verein zum dritten Mal im Mittelfeld der Tabelle landen. Wäre das in dieser Saison dennoch ein Erfolg, da im Sommer 2018 erfahrene Stammkräfte wie Adriano Grimaldi und Michele Rizzi wegbrachen?

Kobylanski: Wir wussten vor dieser Saison selber nicht so genau, wo uns der Weg hinführt. Mit Grimaldi und Rizzi sind in der Tat zwei sehr erfahrene Spieler weggegangen. Dafür bekamen wir unter anderem vier Spieler aus der Regionalliga hinzu. Vor der Saison gab der Vorstand das Ziel aus, dass wir nicht absteigen möchten. Kurzzeitig haben wir sogar oben in der Tabelle mitgemischt. Vielleicht wäre in dieser Saison mehr möglich gewesen. Uns fehlte aber die Breite im Kader.

DFB.de: Die Fußballzeitschrift kicker hat Sie und Ihren Mannschaftskameraden Rene Klingenburg zu den beiden besten offensiven Mittelfeldspielern der 3. Liga ernannt. Was zeichnet Sie beide im Zusammenspiel aus?

Kobylanski: Wir sind zwei komplett unterschiedliche Spielertypen und passen daher so gut zusammen. "Klinge" ist eher für das Grobe zuständig, ich eher für das Spielerische. Rene ist einer, der Emotionen auf dem Platz zeigt, dazwischenhaut und sich nicht vor Zweikämpfen scheut. Er ist ein echter Typ auf dem Platz. Ich hingegen bin kein "Rambo", gewinne auch nicht 100 Prozent meiner Zweikämpfe. Ich bin eher für das Fußballerische zuständig, kann das Spiel ordnen und den Takt vorgeben. Wobei Klingenburg natürlich ebenfalls ein guter Fußballspieler ist.

DFB.de: Sie haben in der laufenden Saison bereits vier Freistoßtore erzielt. Wie haben Sie gelernt, solche gefährlichen Freistöße zu schießen?

Kobylanski: Ich habe früher sehr viele Freistöße trainiert. Man muss sich eine eigene Schusstechnik aneignen. Das braucht Zeit. Natürlich habe ich mir als Jugendlicher auch viele Videos auf Youtube angesehen – vor allem von Juninho, der damals bei Olympique Lyon unglaubliche Freistöße geschossen hat.

DFB.de: Ihr Vertrag endet im Sommer. In den Medien werden Sie mit verschiedenen Zweitligisten in Verbindung gebracht, unter anderem mit dem VfL Bochum, wo Ihr früherer Werder-Trainer Robin Dutt Trainer ist. Streben Sie nun den Sprung in die 2. Bundesliga an?

Kobylanski: Definitiv. Ich glaube, jeder ambitionierte Fußballer, der die Chance hat, eine Liga höher zu spielen, muss diese auch nutzen. Wenn die Chance bei einem Zweitligisten besteht, würde ich diese Herausforderung gerne annehmen.

DFB.de: Themawechsel: Ihr Vater Andrzej Kobylanski war selber Profifußballer in Deutschland und hat unter anderem in der Bundesliga für den 1. FC Köln und Energie Cottbus gespielt. War Ihr Weg dadurch vorgezeichnet?

Kobylanski: Auf jeden Fall. Mein Nachbar in Cottbus war zum Beispiel Leonardo Bittencourt (heute Spieler bei der TSG 1899 Hoffenheim, Anm.d.Red.). Unsere Väter haben zusammen in Cottbus gespielt. Und nicht nur die: Alleine in unserer Siedlung haben etwa 15 Fußballspieler von Energie Cottbus gewohnt. In den Trainingszeiten war praktisch die ganze Sieglung leer (lacht). Wir Kinder sind auch mit in das Stadion gegangen, waren Einlaufkinder oder Balljungs. Außerdem haben wir natürlich viel Zeit auf dem Bolzplatz verbracht. Jeder hat auf seinen Papa geschaut und wollte ebenfalls Profi werden.

DFB.de: Sie haben in der Saison 2013/2014 für den SV Werder Bremen in der Bundesliga gespielt, standen unter anderem im Nordderby gegen den Hamburger SV oder gegen Borussia Dortmund auf dem Platz. Denken Sie heute noch gerne an diese Zeit zurück?

Kobylanski: Definitiv. Das war eine wunderschöne Zeit. Von meinem ersten Bundesligaspiel werde ich vermutlich noch in 50 oder 60 Jahren erzählen: Das Nordderby auswärts beim HSV, ich stand von Anfang an auf dem Platz und wir gewannen mit 2:0. Das Spiel hatte für die Fans und den Verein eine große Bedeutung.

DFB.de: Nach diesen acht Bundesligaeinsätzen kamen Sie in Bremen allerdings nur noch für die zweite Mannschaft zum Einsatz. Warum ging es bei den Profis für Sie nicht weiter?

Kobylanski: Fußball ist sehr schnelllebig. Ein Spieler kann nicht alles beeinflussen. Ich wurde in der Saison 2014/2015 an Union Berlin ausgeliehen. In dieser Zeit gab es in Bremen einen Trainerwechsel. Viktor Skripnik übernahm die Nachfolge von Robin Dutt. Von diesem Zeitpunkt an wurde nicht mehr mit mir geplant. So ist das im Fußball eben: Die einen Türen schließen sich, die anderen Türen öffnen sich.

DFB.de: In jungen Jahren waren Sie U-Nationalspieler – und zwar für zwei verschiedene Nationen. Sie sind von der U 15 bis zur U 21 alle polnischen U-Nationalmannschaften durchlaufen, haben zwischendurch aber auch für die deutsche U 16 und U 18 Nationalmannschaft gespielt. Wie kam es zu diesem hin und her?

Kobylanski: Mir wurde damals empfohlen, mir beide Verbände anzuschauen. Ich hatte zu dem damaligen deutschen U 16 Nationaltrainer Steffen Freund einen engen Kontakt. Auch er meinte, ich solle ruhig weiter nach Polen fahren und danach meine Entscheidung treffen. In der U 18 habe ich mich dann für Polen entschieden.

DFB.de: Was waren die Unterschiede zwischen den deutschen und den polnischen U-Nationalmannschaften?

Kobylanski: Beim DFB war der Trainerstab deutlich größer. Jeder Trainer hatte eine andere Aufgabe zu erledigen. In Polen gab es deutlich weniger Trainer. Da hat sich eben gezeigt, dass der DFB eine Riesennummer in der Welt ist und dass dort sehr professionell gearbeitet wird. Mittlerweile hat sich allerdings auch der polnische Fußball weiterentwickelt.

[oj]

Martin Kobylanski gilt als einer der besten Mittelfeldspieler der 3. Liga. Früher spielte er für den SV Werder Bremen in der Bundesliga, seit Februar 2017 nun für Preußen Münster. Vor dem Auswärtsspiel bei 1860 München (ab 14 Uhr) spricht der 25-Jährige im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen über den Saisonendspurt, seine Vergangenheit in Bremen und seine Kindheit in einer "Fußball-Siedlung".

DFB.de: Herr Kobylanski, fühlen Sie sich mit Preußen Münster auf dem 11. Tabellenplatz sicher?

Kobylanski: Wir haben sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze und sollten diese im Auge behalten. Im Fußball kann alles sehr schnell gehen. Wir dürfen die Situation nicht unterschätzen. Daher müssen wir das nächste Spiel gegen 1860 München wie ein Endspiel angehen und schnell die Punkte holen, um den Klassenerhalt zu sichern.

DFB.de: In der Hinrunde endete die Partie gegen 1860 mit einem 0:0. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Kobylanski: 1860 München hat eine gute und solide Mannschaft. Mit Sascha Mölders haben sie einen erfahrenen Stürmer, der weiß, wo das Tor steht. Wir sollten ihm daher keine Torchance zugestehen. Wichtig ist aber, dass wir auf uns schauen, mit breiter Brust nach München fahren und uns auf das Spiel freuen. Viele Zuschauer werden dort sein – auch von uns. Es kommt extra ein Sonderzug aus Münster angefahren.

DFB.de: Sie spielen ihre dritte Saison für Preußen Münster und könnten mit Ihrem Verein zum dritten Mal im Mittelfeld der Tabelle landen. Wäre das in dieser Saison dennoch ein Erfolg, da im Sommer 2018 erfahrene Stammkräfte wie Adriano Grimaldi und Michele Rizzi wegbrachen?

Kobylanski: Wir wussten vor dieser Saison selber nicht so genau, wo uns der Weg hinführt. Mit Grimaldi und Rizzi sind in der Tat zwei sehr erfahrene Spieler weggegangen. Dafür bekamen wir unter anderem vier Spieler aus der Regionalliga hinzu. Vor der Saison gab der Vorstand das Ziel aus, dass wir nicht absteigen möchten. Kurzzeitig haben wir sogar oben in der Tabelle mitgemischt. Vielleicht wäre in dieser Saison mehr möglich gewesen. Uns fehlte aber die Breite im Kader.

DFB.de: Die Fußballzeitschrift kicker hat Sie und Ihren Mannschaftskameraden Rene Klingenburg zu den beiden besten offensiven Mittelfeldspielern der 3. Liga ernannt. Was zeichnet Sie beide im Zusammenspiel aus?

Kobylanski: Wir sind zwei komplett unterschiedliche Spielertypen und passen daher so gut zusammen. "Klinge" ist eher für das Grobe zuständig, ich eher für das Spielerische. Rene ist einer, der Emotionen auf dem Platz zeigt, dazwischenhaut und sich nicht vor Zweikämpfen scheut. Er ist ein echter Typ auf dem Platz. Ich hingegen bin kein "Rambo", gewinne auch nicht 100 Prozent meiner Zweikämpfe. Ich bin eher für das Fußballerische zuständig, kann das Spiel ordnen und den Takt vorgeben. Wobei Klingenburg natürlich ebenfalls ein guter Fußballspieler ist.

DFB.de: Sie haben in der laufenden Saison bereits vier Freistoßtore erzielt. Wie haben Sie gelernt, solche gefährlichen Freistöße zu schießen?

Kobylanski: Ich habe früher sehr viele Freistöße trainiert. Man muss sich eine eigene Schusstechnik aneignen. Das braucht Zeit. Natürlich habe ich mir als Jugendlicher auch viele Videos auf Youtube angesehen – vor allem von Juninho, der damals bei Olympique Lyon unglaubliche Freistöße geschossen hat.

DFB.de: Ihr Vertrag endet im Sommer. In den Medien werden Sie mit verschiedenen Zweitligisten in Verbindung gebracht, unter anderem mit dem VfL Bochum, wo Ihr früherer Werder-Trainer Robin Dutt Trainer ist. Streben Sie nun den Sprung in die 2. Bundesliga an?

Kobylanski: Definitiv. Ich glaube, jeder ambitionierte Fußballer, der die Chance hat, eine Liga höher zu spielen, muss diese auch nutzen. Wenn die Chance bei einem Zweitligisten besteht, würde ich diese Herausforderung gerne annehmen.

DFB.de: Themawechsel: Ihr Vater Andrzej Kobylanski war selber Profifußballer in Deutschland und hat unter anderem in der Bundesliga für den 1. FC Köln und Energie Cottbus gespielt. War Ihr Weg dadurch vorgezeichnet?

Kobylanski: Auf jeden Fall. Mein Nachbar in Cottbus war zum Beispiel Leonardo Bittencourt (heute Spieler bei der TSG 1899 Hoffenheim, Anm.d.Red.). Unsere Väter haben zusammen in Cottbus gespielt. Und nicht nur die: Alleine in unserer Siedlung haben etwa 15 Fußballspieler von Energie Cottbus gewohnt. In den Trainingszeiten war praktisch die ganze Sieglung leer (lacht). Wir Kinder sind auch mit in das Stadion gegangen, waren Einlaufkinder oder Balljungs. Außerdem haben wir natürlich viel Zeit auf dem Bolzplatz verbracht. Jeder hat auf seinen Papa geschaut und wollte ebenfalls Profi werden.

DFB.de: Sie haben in der Saison 2013/2014 für den SV Werder Bremen in der Bundesliga gespielt, standen unter anderem im Nordderby gegen den Hamburger SV oder gegen Borussia Dortmund auf dem Platz. Denken Sie heute noch gerne an diese Zeit zurück?

Kobylanski: Definitiv. Das war eine wunderschöne Zeit. Von meinem ersten Bundesligaspiel werde ich vermutlich noch in 50 oder 60 Jahren erzählen: Das Nordderby auswärts beim HSV, ich stand von Anfang an auf dem Platz und wir gewannen mit 2:0. Das Spiel hatte für die Fans und den Verein eine große Bedeutung.

DFB.de: Nach diesen acht Bundesligaeinsätzen kamen Sie in Bremen allerdings nur noch für die zweite Mannschaft zum Einsatz. Warum ging es bei den Profis für Sie nicht weiter?

Kobylanski: Fußball ist sehr schnelllebig. Ein Spieler kann nicht alles beeinflussen. Ich wurde in der Saison 2014/2015 an Union Berlin ausgeliehen. In dieser Zeit gab es in Bremen einen Trainerwechsel. Viktor Skripnik übernahm die Nachfolge von Robin Dutt. Von diesem Zeitpunkt an wurde nicht mehr mit mir geplant. So ist das im Fußball eben: Die einen Türen schließen sich, die anderen Türen öffnen sich.

DFB.de: In jungen Jahren waren Sie U-Nationalspieler – und zwar für zwei verschiedene Nationen. Sie sind von der U 15 bis zur U 21 alle polnischen U-Nationalmannschaften durchlaufen, haben zwischendurch aber auch für die deutsche U 16 und U 18 Nationalmannschaft gespielt. Wie kam es zu diesem hin und her?

Kobylanski: Mir wurde damals empfohlen, mir beide Verbände anzuschauen. Ich hatte zu dem damaligen deutschen U 16 Nationaltrainer Steffen Freund einen engen Kontakt. Auch er meinte, ich solle ruhig weiter nach Polen fahren und danach meine Entscheidung treffen. In der U 18 habe ich mich dann für Polen entschieden.

DFB.de: Was waren die Unterschiede zwischen den deutschen und den polnischen U-Nationalmannschaften?

Kobylanski: Beim DFB war der Trainerstab deutlich größer. Jeder Trainer hatte eine andere Aufgabe zu erledigen. In Polen gab es deutlich weniger Trainer. Da hat sich eben gezeigt, dass der DFB eine Riesennummer in der Welt ist und dass dort sehr professionell gearbeitet wird. Mittlerweile hat sich allerdings auch der polnische Fußball weiterentwickelt.