Markus Högner: "Wir können nun etwas befreiter aufspielen"

Die SGS Essen hat den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga fast klar gemacht. Das 1:0 am Sonntagnachmittag bei Turbine Potsdam war der vorentscheidende Schritt für die Mannschaft von Trainer Markus Högner. Im DFB.de-Interview spricht der 55-Jährige über die Bedeutung der drei Punkte, die Ausgangslage vor den vier noch ausstehenden Saisonspielen und die siebenstündige Heimfahrt im Bus. Aber Högner erklärt auch, warum er noch keine Glückwünsche annimmt.

DFB.de: Herr Högner, sehen Sie es auch so, dass dieses 1:0 der vorentscheidende Schritt in Richtung Klassenverbleib ist?

Markus Högner: Es sieht jetzt auf alle Fälle sehr gut aus. Wir haben uns ein schönes Polster auf die Abstiegsränge erarbeitet. So lange rechnerisch noch alles möglich, sollten wir jedoch wachsam bleiben. Zu Wahrheit gehört allerdings auch, dass noch nie eine Mannschaft abgestiegen ist, die 21 Punkte auf dem Konto hatte. Und wir haben noch vier ausstehende Spiele.

DFB.de: Nehmen Sie also schon Glückwünsche an?

Högner: Ja, aber nur zum Sieg heute. Zum Klassenverbleib noch nicht. Das machen wir, wenn er wirklich fix ist.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie gegen Turbine Potsdam erlebt? Der Gegner hat vermutlich um seine letzte Chance auf den Klassenverbleib gekämpft.

Högner: Wir waren gewarnt. Potsdam hatte die beiden Begegnungen zuvor gewonnen. Mir war klar, dass Turbine irgendwann noch punkten wird. Vorher waren sie im Grunde abgeschrieben und hatten keinen Druck mehr. Das war jetzt gegen uns plötzlich wieder anders, weil sie mit einem Sieg erneut voll dabei gewesen wären. Diese anderen Voraussetzungen waren definitiv zu spüren. Deshalb kann ich meiner Mannschaft heute nur ein ganz großes Kompliment machen, wie sie diese Aufgabe gelöst hat. Unser Auftritt war über 90 Minuten sehr konzentriert. Turbine hatte im Grunde keine einzige Torchance.

DFB.de: Der Lohn dafür ist, dass Ihr Team zum zweiten Mal in Folge keinen Gegentreffer kassiert hat.

Högner: Wir stehen inzwischen defensiv sehr stabil. Das war schon zuletzt beim 0:0 gegen Leverkusen gut zu erkennen. Damit bin ich wirklich zufrieden - vor allem auch, wenn man den Vergleich zum Saisonbeginn zieht. Da wollten wir teilweise zu viel und haben viel zu viele Tore kassiert. Da haben die Spielerinnen wirklich einen Lernprozess durchlaufen. Inzwischen haben wir als Team eine ganz andere Kompaktheit entwickelt.

DFB.de: In diesem Jahr haben Sie aus fünf Spielen acht Punkte geholt. Können Sie mit der Bilanz leben?

Högner: Auf alle Fälle. Ein Big Point war ganz bestimmt unser Heimsieg gegen Freiburg mit dem wir einen ganz großen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben. Und auch die Punkte gegen Leverkusen und Meppen waren wichtig.

DFB.de: Ramona Maier hat heute das entscheidende Tor gemacht, gegen den SC Freiburg sind ihr ebenfalls beide Treffer zum Sieg gelungen. Wird sie nach ihrem Wechsel im Sommer zur SGS immer wichtiger für das Team?

Högner: Sie kam zwar als Torschützenkönigin der 2. Bundesliga zu uns, hat aber dennoch etwas Zeit gebraucht, um sich dem höheren Niveau anzupassen. Grundsätzlich ist sie eine Spielerin, die sich jeder Trainer wünscht. Sie gibt immer Vollgas - in jedem Training, in jedem Spiel. Sie hat einfach eine super Einstellung. Das ist gerade wichtig bei einer so jungen Mannschaft, wie wir sie haben.

DFB.de: Vier Begegnungen stehen nun noch auf dem Programm. Was ist möglich in dieser Saison?

Högner: Wichtig ist zunächst einmal, dass wir in der finalen Saisonphase nicht mehr den ganz großen Druck haben und ziemlich sicher für die neue Saison in der Bundesliga planen können. Wir können nun etwas befreiter aufspielen. Gleichzeitig ist es mir als Trainer extrem wichtig, dass wir die Spannung aufrechterhalten und weiterarbeiten.

DFB.de: Weiter geht es in zwei Wochen beim Spitzenreiter FC Bayern München...

Högner: Bis dahin werden wir kurz durchatmen und dann den Fokus voll auf Bayern richten. Wir wissen, was da auf uns zukommt. Wenn deren Zug einmal in Rollen kommt, kann das böse enden. Wir müssen aufpassen, dass das nicht passiert und die Begegnung möglichst bis zum Ende offenhalten. Im Hinspiel ist uns das gut gelungen. Da stand es bis zur 90. Minute nur 0:1. Mit dem Schlusspfiff haben wir das 0:2 kassiert. Natürlich wird das eine Herkulesaufgabe für uns. Aber wenn wir weiter so konzentriert verteidigen, werden wir nicht chancenlos sein. Wir werden versuchen, dem FC Bayern ein Bein zu stellen.

DFB.de: Geht es im Saisonendspurt auch darum, noch den einen oder anderen Platz in der Tabelle gut zu machen?

Högner: Mir ist die Entwicklung der Mannschaft viel wichtiger, weil alles andere von selbst kommt. Wir haben jetzt 21 Zähler auf dem Konto, am Ende der vergangenen Saison waren es gerade mal 17 Punkte. Im vergangenen Jahr war nur der Klassenverbleib das Ziel, in dieser Spielzeit wollten wir das stabilisieren. Beides ist uns gelungen. Wir verfolgen genau den Weg, den wir vorgezeichnet haben. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

DFB.de: In der kommenden Saison wird es vermutlich darauf hinauslaufen, dass die SGS Essen der einzige echte Frauenfußballverein in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga sein wird. Wird es immer schwerer, sich gegen die großen Konkurrenten aus dem Profifußball zu behaupten?

Högner: Der entscheidende Punkt wird sein, dass wir weiterhin die Ruhe bewahren - auch, wenn es mal nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen. Jede und jeder hier vertraut dem und der anderen, so muss es sein. Es gibt keine Eitelkeiten, die uns in der Arbeit behindern würden. Wichtig ist, dass wir unseren Weg fortsetzen.

DFB.de: Wie sieht dieser sogenannte "Essener Weg" aus?

Högner: Wir setzen konsequent auf Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs. Jetzt in Potsdam standen sechs Mädels in der Startformation, die wir hier ausbildet haben. Nur so geht es. Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen. Andere locken mit Geld. Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten, dass es durchaus sinnvoll sein kann, noch ein oder zwei Jahre bei uns zu bleiben. Die Tür zu einem großen Verein steht auch später noch offen. Es gibt genug Beispiele dafür, dass ein Wechsel, der zu früh erfolgt, sogar kontraproduktiv sein kann. Das erkläre ich den Spielerinnen immer wieder. Mal mit Erfolg, mal ohne Erfolg... So ist das Leben

DFB.de: Nun steht zunächst eine sieben- bis achtstündige Heimfahrt im Bus auf dem Programm. Nach diesem wichtigen Sieg dürfte die Tour nicht so schlimm werden?

Högner: Genau das war unser Ziel. Die Mädels haben sich vorher darauf eingeschworen, dass sie unbedingt mit einem Sieg im Gepäck nach Hause fahren wollen. Mit diesen drei Punkten lässt sich die Fahrt gut ertragen.

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Die SGS Essen hat den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga fast klar gemacht. Das 1:0 am Sonntagnachmittag bei Turbine Potsdam war der vorentscheidende Schritt für die Mannschaft von Trainer Markus Högner. Im DFB.de-Interview spricht der 55-Jährige über die Bedeutung der drei Punkte, die Ausgangslage vor den vier noch ausstehenden Saisonspielen und die siebenstündige Heimfahrt im Bus. Aber Högner erklärt auch, warum er noch keine Glückwünsche annimmt.

DFB.de: Herr Högner, sehen Sie es auch so, dass dieses 1:0 der vorentscheidende Schritt in Richtung Klassenverbleib ist?

Markus Högner: Es sieht jetzt auf alle Fälle sehr gut aus. Wir haben uns ein schönes Polster auf die Abstiegsränge erarbeitet. So lange rechnerisch noch alles möglich, sollten wir jedoch wachsam bleiben. Zu Wahrheit gehört allerdings auch, dass noch nie eine Mannschaft abgestiegen ist, die 21 Punkte auf dem Konto hatte. Und wir haben noch vier ausstehende Spiele.

DFB.de: Nehmen Sie also schon Glückwünsche an?

Högner: Ja, aber nur zum Sieg heute. Zum Klassenverbleib noch nicht. Das machen wir, wenn er wirklich fix ist.

DFB.de: Wie haben Sie die Partie gegen Turbine Potsdam erlebt? Der Gegner hat vermutlich um seine letzte Chance auf den Klassenverbleib gekämpft.

Högner: Wir waren gewarnt. Potsdam hatte die beiden Begegnungen zuvor gewonnen. Mir war klar, dass Turbine irgendwann noch punkten wird. Vorher waren sie im Grunde abgeschrieben und hatten keinen Druck mehr. Das war jetzt gegen uns plötzlich wieder anders, weil sie mit einem Sieg erneut voll dabei gewesen wären. Diese anderen Voraussetzungen waren definitiv zu spüren. Deshalb kann ich meiner Mannschaft heute nur ein ganz großes Kompliment machen, wie sie diese Aufgabe gelöst hat. Unser Auftritt war über 90 Minuten sehr konzentriert. Turbine hatte im Grunde keine einzige Torchance.

DFB.de: Der Lohn dafür ist, dass Ihr Team zum zweiten Mal in Folge keinen Gegentreffer kassiert hat.

Högner: Wir stehen inzwischen defensiv sehr stabil. Das war schon zuletzt beim 0:0 gegen Leverkusen gut zu erkennen. Damit bin ich wirklich zufrieden - vor allem auch, wenn man den Vergleich zum Saisonbeginn zieht. Da wollten wir teilweise zu viel und haben viel zu viele Tore kassiert. Da haben die Spielerinnen wirklich einen Lernprozess durchlaufen. Inzwischen haben wir als Team eine ganz andere Kompaktheit entwickelt.

DFB.de: In diesem Jahr haben Sie aus fünf Spielen acht Punkte geholt. Können Sie mit der Bilanz leben?

Högner: Auf alle Fälle. Ein Big Point war ganz bestimmt unser Heimsieg gegen Freiburg mit dem wir einen ganz großen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben. Und auch die Punkte gegen Leverkusen und Meppen waren wichtig.

DFB.de: Ramona Maier hat heute das entscheidende Tor gemacht, gegen den SC Freiburg sind ihr ebenfalls beide Treffer zum Sieg gelungen. Wird sie nach ihrem Wechsel im Sommer zur SGS immer wichtiger für das Team?

Högner: Sie kam zwar als Torschützenkönigin der 2. Bundesliga zu uns, hat aber dennoch etwas Zeit gebraucht, um sich dem höheren Niveau anzupassen. Grundsätzlich ist sie eine Spielerin, die sich jeder Trainer wünscht. Sie gibt immer Vollgas - in jedem Training, in jedem Spiel. Sie hat einfach eine super Einstellung. Das ist gerade wichtig bei einer so jungen Mannschaft, wie wir sie haben.

DFB.de: Vier Begegnungen stehen nun noch auf dem Programm. Was ist möglich in dieser Saison?

Högner: Wichtig ist zunächst einmal, dass wir in der finalen Saisonphase nicht mehr den ganz großen Druck haben und ziemlich sicher für die neue Saison in der Bundesliga planen können. Wir können nun etwas befreiter aufspielen. Gleichzeitig ist es mir als Trainer extrem wichtig, dass wir die Spannung aufrechterhalten und weiterarbeiten.

DFB.de: Weiter geht es in zwei Wochen beim Spitzenreiter FC Bayern München...

Högner: Bis dahin werden wir kurz durchatmen und dann den Fokus voll auf Bayern richten. Wir wissen, was da auf uns zukommt. Wenn deren Zug einmal in Rollen kommt, kann das böse enden. Wir müssen aufpassen, dass das nicht passiert und die Begegnung möglichst bis zum Ende offenhalten. Im Hinspiel ist uns das gut gelungen. Da stand es bis zur 90. Minute nur 0:1. Mit dem Schlusspfiff haben wir das 0:2 kassiert. Natürlich wird das eine Herkulesaufgabe für uns. Aber wenn wir weiter so konzentriert verteidigen, werden wir nicht chancenlos sein. Wir werden versuchen, dem FC Bayern ein Bein zu stellen.

DFB.de: Geht es im Saisonendspurt auch darum, noch den einen oder anderen Platz in der Tabelle gut zu machen?

Högner: Mir ist die Entwicklung der Mannschaft viel wichtiger, weil alles andere von selbst kommt. Wir haben jetzt 21 Zähler auf dem Konto, am Ende der vergangenen Saison waren es gerade mal 17 Punkte. Im vergangenen Jahr war nur der Klassenverbleib das Ziel, in dieser Spielzeit wollten wir das stabilisieren. Beides ist uns gelungen. Wir verfolgen genau den Weg, den wir vorgezeichnet haben. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt.

DFB.de: In der kommenden Saison wird es vermutlich darauf hinauslaufen, dass die SGS Essen der einzige echte Frauenfußballverein in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga sein wird. Wird es immer schwerer, sich gegen die großen Konkurrenten aus dem Profifußball zu behaupten?

Högner: Der entscheidende Punkt wird sein, dass wir weiterhin die Ruhe bewahren - auch, wenn es mal nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen. Jede und jeder hier vertraut dem und der anderen, so muss es sein. Es gibt keine Eitelkeiten, die uns in der Arbeit behindern würden. Wichtig ist, dass wir unseren Weg fortsetzen.

DFB.de: Wie sieht dieser sogenannte "Essener Weg" aus?

Högner: Wir setzen konsequent auf Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs. Jetzt in Potsdam standen sechs Mädels in der Startformation, die wir hier ausbildet haben. Nur so geht es. Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen. Andere locken mit Geld. Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten, dass es durchaus sinnvoll sein kann, noch ein oder zwei Jahre bei uns zu bleiben. Die Tür zu einem großen Verein steht auch später noch offen. Es gibt genug Beispiele dafür, dass ein Wechsel, der zu früh erfolgt, sogar kontraproduktiv sein kann. Das erkläre ich den Spielerinnen immer wieder. Mal mit Erfolg, mal ohne Erfolg... So ist das Leben

DFB.de: Nun steht zunächst eine sieben- bis achtstündige Heimfahrt im Bus auf dem Programm. Nach diesem wichtigen Sieg dürfte die Tour nicht so schlimm werden?

Högner: Genau das war unser Ziel. Die Mädels haben sich vorher darauf eingeschworen, dass sie unbedingt mit einem Sieg im Gepäck nach Hause fahren wollen. Mit diesen drei Punkten lässt sich die Fahrt gut ertragen.

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