Marie Müller: "Wille und Leidenschaft haben sich ausgezahlt"

Geburtstagskind, Elfmeterschützin und EM-Finalistin: Für Marie Müller vom SC Freiburg war der Donnerstag mit dem gewonnenen EM-Halbfinale gegen die Niederlande (3:1) ziemlich aufregend. Im DFB.de-Interview mit Redakteur David Horward spricht sie über die Gedanken vor ihrem Treffer zum 2:1, den Finalgegner Frankreich und ihren Geburtstag.

DFB.de: Frau Müller, was haben Sie in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli um Mitternacht gemacht?

Marie Müller: (lacht) Ehrlich gesagt habe ich da geschlafen, weil ich für unser Halbfinale fit sein wollte. Dass ich gestern Geburtstag hatte, war schön. Aber der Geburtstag war schon anders als meine vorigen, weil das Spiel gegen die Niederlande im Fokus stand.

DFB.de: Wie war Ihr Geburtstag?

Müller: Besser hätte er eigentlich gar nicht laufen können: Ich bin sehr glücklich über den Finaleinzug. Der Tag war intensiv, weil ich mich die ganze Zeit mental mit dem Halbfinale auseinandergesetzt habe. Abends war ich platt und unglaublich froh, dass wir das Spiel gewonnen haben.

DFB.de: Viele Glückwünsche aus der Heimat bekommen?

Müller: Ja, auf jeden Fall. Meine Eltern haben mir natürlich gratuliert und sich das Spiel zu Hause angeschaut. Viele Freunde und Mitspielerinnen haben mir vor und nach dem Spiel Nachrichten geschickt oder angerufen.

DFB.de: Haben Sie sich mit Ihrem Treffer zum 2:1 selbst ein Geburtstagsgeschenk gemacht?

Müller: Nein, das würde ich nicht sagen. Es war schön, dass ich beim Elfmeter antreten durfte. Aber das war eine Entscheidung, die unabhängig von meinem Geburtstag war. Wir haben keine feste Elfmeterschützin in unserer Mannschaft. Ich wollte den unbedingt schießen, weil ich mich gut gefühlt habe. Ich bin sehr froh darüber, dass ich den Elfmeter verwandeln konnte.

DFB.de: Was haben Sie kurz vor dem Schuss gedacht?

Müller: Die Zeit vor dem Pfiff der Schiedsrichterin hat gefühlt eine Ewigkeit gedauert, weil sie noch so lange mit der Torhüterin gesprochen hat. Da bin ich kurz nervös geworden, weil ich zu viel Zeit zum Nachdenken hatte.

DFB.de: Sie haben eben schon von einem intensiven Spiel gesprochen. Wie ist das Spiel für Ihre Mannschaft gelaufen?

Müller: Wir wussten ja schon vor dem Spiel, dass die Niederländerinnen stark sind. Sonst wären sie nicht ins Halbfinale gekommen. Wir hatten alle das Ziel vor Augen, unbedingt ins EM-Finale einzuziehen. Deshalb haben wir uns in die Zweikämpfe reingeworfen und sind einige Extrawege gelaufen, die in den letzten Minuten weh getan haben in den Beinen.

DFB.de: Sie kommen bei der Europameisterschaft auf der laufintensiven 6er-Position zum Einsatz. Fühlen Sie sich auf der Position wohl?

Müller: Ja! Das ist die Position, auf der ich mich am wohlsten fühle, weil ich da die meisten Eingriffe in das Spiel vornehmen kann: Ich kann das Spiel von hinten aufbauen, habe aber auch viel Spielfluss nach vorne.

DFB.de: Wie kam es, dass Ihre Mannschaft am Ende noch mal eine zweite Luft bekommen hat und zwei Treffer ab der 80. Minute erzielt hat? Keine Lust auf Verlängerung?

Müller: Wir sind nicht gut aus der Halbzeitpause gekommen. Wir haben uns zu wenig bewegt, haben nicht ausreichend miteinander auf dem Platz kommuniziert. Ich bin froh, dass wir den Schalter doch wieder umlegen und die Niederländerinnen wieder mehr unter Druck setzen konnten. Der Elfmetertreffer war wichtig für uns, dadurch haben wir noch mehr Ruhe in unser Spiel gebracht und die Niederländerinnen mussten ihre Räume öffnen. Wir haben clever gekontert und konnten dadurch das 3:1 erzielen. In den letzten Minuten waren wir – auch durch die warmen Temperaturen auf dem Platz – ganz schön kaputt. Aber wir hatten das Ziel EM-Finale vor Augen. Ich glaube, dass wir auch deswegen noch mal die Extrameter gegangen sind.

DFB.de: Im letzten Lehrgang vor der Europameisterschaft sind Sie mit Ihrer Mannschaft in Duisburg auf die Niederländerinnen getroffen und haben das Testspiel 1:2 verloren. Was hat Ihre Mannschaft gestern besser gemacht?

Müller: Wir hatten eine ganz andere Einstellung, weil wir unbedingt ins EM-Finale kommen wollten. Und wir wussten, dass das Spiel in Duisburg für uns nicht gut gelaufen ist. Deshalb haben wir unsere Fehler in Ruhe analysiert und daraus gelernt. Gestern haben wir uns dann mit allem, was ging, in das Spiel reingeworfen. Unser Wille und unsere Leidenschaft haben sich letztlich ausgezahlt.

DFB.de: …und am Sonntag treffen Sie dann im Finale auf Frankreich.

Müller: Ich bin mir sicher, dass es ein Finale auf Augenhöhe wird. Frankreich hat eine sehr gute Mannschaft, mit Stärken im Offensivspiel. Ich freue mich unglaublich auf das Spiel. Jetzt, da wir so nah dran sind, wollen wir natürlich auch Europameisterinnen werden.

DFB.de: Wo muss sich Ihre Mannschaft am Sonntag noch verbessern, damit Sie den Pokal in die Höhe strecken kann?

Müller: Ich denke, dass wir bis jetzt einige gute Leistungen gezeigt haben. Wir werden versuchen, keinen Gegentreffer zu kassieren und hinten sicher zu stehen. So wie wir es eigentlich schon die gesamte EM über gemacht haben. Außerdem wollen wir den Französinnen unser Spiel aufdrücken. In dem Spiel wird es letztlich auch um die mentale Einstellung gehen: Welche Mannschaft geht über die Schmerzgrenze hinaus, weil sie den Titel unbedingt gewinnen will?

DFB.de: Sie standen 2016 mit den U 17-Juniorinnen und 2018 mit den U 19-Frauen im EM-Finale. Am Sonntag steht die dritte EM-Finalteilnahme an. Können Sie Ihren Mitspielerinnen Erfahrungen für das Spiel mitgeben?

Müller: Ich hoffe schon. Und das ist auch mein Ziel: als erfahrene Spielerin vorangehen und meine Mitspielerinnen motivieren.

[dh]

Geburtstagskind, Elfmeterschützin und EM-Finalistin: Für Marie Müller vom SC Freiburg war der Donnerstag mit dem gewonnenen EM-Halbfinale gegen die Niederlande (3:1) ziemlich aufregend. Im DFB.de-Interview mit Redakteur David Horward spricht sie über die Gedanken vor ihrem Treffer zum 2:1, den Finalgegner Frankreich und ihren Geburtstag.

DFB.de: Frau Müller, was haben Sie in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli um Mitternacht gemacht?

Marie Müller: (lacht) Ehrlich gesagt habe ich da geschlafen, weil ich für unser Halbfinale fit sein wollte. Dass ich gestern Geburtstag hatte, war schön. Aber der Geburtstag war schon anders als meine vorigen, weil das Spiel gegen die Niederlande im Fokus stand.

DFB.de: Wie war Ihr Geburtstag?

Müller: Besser hätte er eigentlich gar nicht laufen können: Ich bin sehr glücklich über den Finaleinzug. Der Tag war intensiv, weil ich mich die ganze Zeit mental mit dem Halbfinale auseinandergesetzt habe. Abends war ich platt und unglaublich froh, dass wir das Spiel gewonnen haben.

DFB.de: Viele Glückwünsche aus der Heimat bekommen?

Müller: Ja, auf jeden Fall. Meine Eltern haben mir natürlich gratuliert und sich das Spiel zu Hause angeschaut. Viele Freunde und Mitspielerinnen haben mir vor und nach dem Spiel Nachrichten geschickt oder angerufen.

DFB.de: Haben Sie sich mit Ihrem Treffer zum 2:1 selbst ein Geburtstagsgeschenk gemacht?

Müller: Nein, das würde ich nicht sagen. Es war schön, dass ich beim Elfmeter antreten durfte. Aber das war eine Entscheidung, die unabhängig von meinem Geburtstag war. Wir haben keine feste Elfmeterschützin in unserer Mannschaft. Ich wollte den unbedingt schießen, weil ich mich gut gefühlt habe. Ich bin sehr froh darüber, dass ich den Elfmeter verwandeln konnte.

DFB.de: Was haben Sie kurz vor dem Schuss gedacht?

Müller: Die Zeit vor dem Pfiff der Schiedsrichterin hat gefühlt eine Ewigkeit gedauert, weil sie noch so lange mit der Torhüterin gesprochen hat. Da bin ich kurz nervös geworden, weil ich zu viel Zeit zum Nachdenken hatte.

DFB.de: Sie haben eben schon von einem intensiven Spiel gesprochen. Wie ist das Spiel für Ihre Mannschaft gelaufen?

Müller: Wir wussten ja schon vor dem Spiel, dass die Niederländerinnen stark sind. Sonst wären sie nicht ins Halbfinale gekommen. Wir hatten alle das Ziel vor Augen, unbedingt ins EM-Finale einzuziehen. Deshalb haben wir uns in die Zweikämpfe reingeworfen und sind einige Extrawege gelaufen, die in den letzten Minuten weh getan haben in den Beinen.

DFB.de: Sie kommen bei der Europameisterschaft auf der laufintensiven 6er-Position zum Einsatz. Fühlen Sie sich auf der Position wohl?

Müller: Ja! Das ist die Position, auf der ich mich am wohlsten fühle, weil ich da die meisten Eingriffe in das Spiel vornehmen kann: Ich kann das Spiel von hinten aufbauen, habe aber auch viel Spielfluss nach vorne.

DFB.de: Wie kam es, dass Ihre Mannschaft am Ende noch mal eine zweite Luft bekommen hat und zwei Treffer ab der 80. Minute erzielt hat? Keine Lust auf Verlängerung?

Müller: Wir sind nicht gut aus der Halbzeitpause gekommen. Wir haben uns zu wenig bewegt, haben nicht ausreichend miteinander auf dem Platz kommuniziert. Ich bin froh, dass wir den Schalter doch wieder umlegen und die Niederländerinnen wieder mehr unter Druck setzen konnten. Der Elfmetertreffer war wichtig für uns, dadurch haben wir noch mehr Ruhe in unser Spiel gebracht und die Niederländerinnen mussten ihre Räume öffnen. Wir haben clever gekontert und konnten dadurch das 3:1 erzielen. In den letzten Minuten waren wir – auch durch die warmen Temperaturen auf dem Platz – ganz schön kaputt. Aber wir hatten das Ziel EM-Finale vor Augen. Ich glaube, dass wir auch deswegen noch mal die Extrameter gegangen sind.

DFB.de: Im letzten Lehrgang vor der Europameisterschaft sind Sie mit Ihrer Mannschaft in Duisburg auf die Niederländerinnen getroffen und haben das Testspiel 1:2 verloren. Was hat Ihre Mannschaft gestern besser gemacht?

Müller: Wir hatten eine ganz andere Einstellung, weil wir unbedingt ins EM-Finale kommen wollten. Und wir wussten, dass das Spiel in Duisburg für uns nicht gut gelaufen ist. Deshalb haben wir unsere Fehler in Ruhe analysiert und daraus gelernt. Gestern haben wir uns dann mit allem, was ging, in das Spiel reingeworfen. Unser Wille und unsere Leidenschaft haben sich letztlich ausgezahlt.

DFB.de: …und am Sonntag treffen Sie dann im Finale auf Frankreich.

Müller: Ich bin mir sicher, dass es ein Finale auf Augenhöhe wird. Frankreich hat eine sehr gute Mannschaft, mit Stärken im Offensivspiel. Ich freue mich unglaublich auf das Spiel. Jetzt, da wir so nah dran sind, wollen wir natürlich auch Europameisterinnen werden.

DFB.de: Wo muss sich Ihre Mannschaft am Sonntag noch verbessern, damit Sie den Pokal in die Höhe strecken kann?

Müller: Ich denke, dass wir bis jetzt einige gute Leistungen gezeigt haben. Wir werden versuchen, keinen Gegentreffer zu kassieren und hinten sicher zu stehen. So wie wir es eigentlich schon die gesamte EM über gemacht haben. Außerdem wollen wir den Französinnen unser Spiel aufdrücken. In dem Spiel wird es letztlich auch um die mentale Einstellung gehen: Welche Mannschaft geht über die Schmerzgrenze hinaus, weil sie den Titel unbedingt gewinnen will?

DFB.de: Sie standen 2016 mit den U 17-Juniorinnen und 2018 mit den U 19-Frauen im EM-Finale. Am Sonntag steht die dritte EM-Finalteilnahme an. Können Sie Ihren Mitspielerinnen Erfahrungen für das Spiel mitgeben?

Müller: Ich hoffe schon. Und das ist auch mein Ziel: als erfahrene Spielerin vorangehen und meine Mitspielerinnen motivieren.

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