Maria Riesch: "Gänsehautstimmung für mich"

Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute: die Ski-Rennläuferin Maria Riesch, die in diesem Jahr bei der WM in Garmisch-Partenkirchen zweimal Bronze gewonnen hat.

Heim-WM, Heim-Rennen, Heimspiel: Maria Riesch hat bereits erlebt, was die Frauen-Nationalmannschaft noch vor sich hat. Im Februar dieses Jahres stand sie  bei der Alpinen Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen im Blickpunkt, als Star der deutschen Mannschaft, als Mädchen von Nebenan. In Garmisch wurde sie geboren, hier wuchs sie auf, hier stand sie zum ersten Mal auf Skiern, hier ist sie nach wie vor zu Hause. In Garmisch gewann sie zwei Bronzemedaillen, es war der Auftakt von Maria-Riesch-Festwochen, die vom Gewinn des Gesamtweltcups und ihrer Hochzeit gekrönt wurden. Nun spricht sie mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über das einmalige WM-Erlebnis.

DFB.de: Frau Riesch, wie schwer ist es, sich bei einer Heim-WM auf den Sport zu konzentrieren?

Maria Riesch: Eine Heim-WM ist etwas ganz Besonderes, und nur wenige Sportler haben das Privileg, so etwas überhaupt zu erleben. Das Interesse an meiner Person bei der Heim-WM war noch mal sehr viel größer als bei vergleichbaren Anlässen, aber ich denke, dass ich einen guten Mittelweg gefunden habe und mich sehr gut auf meinen Sport konzentrieren konnte.

DFB.de: Bei Ihnen kam dazu, dass es ein doppeltes Heimspiel war - in Deutschland und Ihrer Heimat Garmisch. Waren der Druck und die Ablenkung daher auch doppelt so groß?

Riesch: Das ist meiner Meinung nach eine individuelle Geschichte. Zum Glück ist es mir in den vergangenen Jahren immer ganz gut gelungen, mit dem Druck umzugehen. Man macht das nicht bewusst, das geschieht einfach. Es ist wohl schon ein bisschen Talent, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Erlebnisse in Val d'Isere und Vancouver gaben mir da aber auch Stärke und Sicherheit. Und was die Ablenkung betrifft: Das hat man zum größten Teil selber in der Hand, man kann sie gezielt steuern. Ich persönlich genieße es auch ab und an, ein bisschen Ablenkung zu bekommen und zu Veranstaltungen außerhalb des Sports zu gehen.

DFB.de: Welcher Druck war größer: der öffentliche oder der, den Sie sich selbst gemacht haben?

Riesch: Sicherlich der Druck, den ich mir selbst gemacht habe. Ich wollte in meiner Heimat und für die Menschen dort erfolgreich sein. Leider kam die Grippe dazwischen, die mich doch ausgebremst hat. Aber grundsätzlich bin ich mit meinen zwei Bronzemedaillen sehr zufrieden.

DFB.de: Auf Sie ist vor und in den Tagen von Garmisch-Partenkirchen medial einiges eingeprasselt. Konnten Sie die WM überhaupt genießen?

Riesch: Natürlich konnte ich meine Heim-WM genießen. Vor allem werde ich wohl die vielen positiven Erlebnisse, Begegnungen und Ereignisse in Erinnerung behalten. Besonders die Fans und Zuschauer waren einmalig. Sie sind nicht nur hinter mir gestanden und haben mich bejubelt, als ich meine beiden Medaillen eingefahren habe, sondern genauso, als ich krankheitsgeschwächt in der Super-Kombination nur Elfte wurde. Eine wirklich tolle Erfahrung!

DFB.de: Welche Momente haben Sie besonders genossen: Gab es ein Erlebnis, das Sie besonders berührt hat?

Riesch: Wie gesagt: Vor allem die Begegnungen mit den Menschen vor Ort werden mir in Erinnerung bleiben. Die Fans und Zuschauer waren wirklich unglaublich, und es ist unbeschreiblich, eine Siegerehrung in Garmisch-Partenkirchen auf der "Medal-Plaza" zu erleben - vor den zahlreichen Fans, aber auch vielen Freunden und meiner Familie.

DFB.de: Wie wichtig war es, dass Sie gleich im ersten Rennen eine Medaille gewonnen haben?

Riesch: Das hat mich unheimlich gefreut und den ganz großen Druck auf jeden Fall ein bisschen genommen. Vor allem, weil ich mit dieser Medaille auch nicht rechnen konnte.

DFB.de: Sie waren während der WM krank und haben wegen Fiebers nicht für die Abfahrt der Superkombi trainieren können. Wie haben Sie es geschafft, trotzdem eine positive Einstellung zu bewahren?

Riesch: Ja, leider hat mich nach dem Super-G die Grippe erwischt, und ich musste aufgrund von Fieber und starkem Husten beide Trainingsläufe für die Abfahrt auslassen. So waren die Voraussetzungen für die Super-Kombination nicht gerade ideal. Ich wollte aber auf jeden Fall starten - das war ich meinen Fans schuldig. Und auch wenn ich sowohl in der Abfahrt als auch im Slalom chancenlos war, hatte ich das Gefühl, dass sich die Fans über meine Teilnahme gefreut haben. Ich wollte sie einfach nicht enttäuschen.

DFB.de: Abseits des Sportlichen: Gab es bei der Heim-WM Erwartungen Ihrerseits, die sich nicht erfüllt haben?

Riesch: Nein – im Gegenteil! Ein besonderes Lob gilt dem Organisationskomitee mit Peter Fischer an der Spitze sowie den vielen Volunteers, die wirklich eine tolle Arbeit geleistet haben. Diese WM war meiner Meinung nach eine tolle Visitenkarte - für Garmisch-Partenkirchen als Ort sowieso, und auch für die Olympiabewerbung München 2018.

DFB.de: Was haben Sie noch als besonders positiv in Erinnerung behalten?

Riesch: Die tolle Stimmung, die vielen Fans vor Ort. Wir haben mit der WM bewiesen, dass wir sehr gut organisieren können, die vielen Helfer und Menschen vor Ort sehr freundlich sind und wir eine perfekte Infrastruktur haben. Ich bin wirklich stolz auf Garmisch-Partenkirchen und das, was in den zwei Wochen geleistet wurde.

DFB.de: Wie haben Sie die Stimmung an den Pisten und im Ort selbst erlebt?

Riesch: Die Stimmung war meiner Meinung nach unglaublich gut. Es war wirklich toll zu sehen, wie viele Menschen wegen uns nach Garmisch-Partenkirchen gekommen sind und uns angefeuert haben. Gänsehautstimmung für mich!

DFB.de: Wie wichtig für Ihre Erfolge waren Stimmung und Miteinander innerhalb der deutschen Mannschaft?

Riesch: Am Ende steht man immer alleine am Start und konzentriert sich auf sein Rennen. Aber natürlich ist es wichtig für uns Athleten, in ein Team eingebunden zu sein und die Erfahrungen, Sorgen und Nöte im täglichen Skialltag mit den Kolleginnen austauschen zu können. Ich bin froh und stolz, Teil dieser erfolgreichen Damenmannschaft zu sein.

DFB.de: Wie schätzen Sie die beiden Bronzemedaillen von Garmisch im Vergleich zum Gesamtweltcupsieg sowie Ihren Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Vancouver und dem WM-Titel in Val-d'Isere ein?

Riesch: Medaillen bei der Heim-WM zu gewinnen, ist schon etwas sehr Besonderes. Natürlich bin ich auch sehr stolz auf meine Goldmedaillen von Vancouver und den Titel in Val-d'Isere – jedes einzelne Edelmetall bedeutet mir sehr viel. Und jetzt noch der Gewinn des Gesamtweltcups – manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich das alles schon erreicht habe und erleben darf.

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Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute: die Ski-Rennläuferin Maria Riesch, die in diesem Jahr bei der WM in Garmisch-Partenkirchen zweimal Bronze gewonnen hat.

Heim-WM, Heim-Rennen, Heimspiel: Maria Riesch hat bereits erlebt, was die Frauen-Nationalmannschaft noch vor sich hat. Im Februar dieses Jahres stand sie  bei der Alpinen Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen im Blickpunkt, als Star der deutschen Mannschaft, als Mädchen von Nebenan. In Garmisch wurde sie geboren, hier wuchs sie auf, hier stand sie zum ersten Mal auf Skiern, hier ist sie nach wie vor zu Hause. In Garmisch gewann sie zwei Bronzemedaillen, es war der Auftakt von Maria-Riesch-Festwochen, die vom Gewinn des Gesamtweltcups und ihrer Hochzeit gekrönt wurden. Nun spricht sie mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über das einmalige WM-Erlebnis.

DFB.de: Frau Riesch, wie schwer ist es, sich bei einer Heim-WM auf den Sport zu konzentrieren?

Maria Riesch: Eine Heim-WM ist etwas ganz Besonderes, und nur wenige Sportler haben das Privileg, so etwas überhaupt zu erleben. Das Interesse an meiner Person bei der Heim-WM war noch mal sehr viel größer als bei vergleichbaren Anlässen, aber ich denke, dass ich einen guten Mittelweg gefunden habe und mich sehr gut auf meinen Sport konzentrieren konnte.

DFB.de: Bei Ihnen kam dazu, dass es ein doppeltes Heimspiel war - in Deutschland und Ihrer Heimat Garmisch. Waren der Druck und die Ablenkung daher auch doppelt so groß?

Riesch: Das ist meiner Meinung nach eine individuelle Geschichte. Zum Glück ist es mir in den vergangenen Jahren immer ganz gut gelungen, mit dem Druck umzugehen. Man macht das nicht bewusst, das geschieht einfach. Es ist wohl schon ein bisschen Talent, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Erlebnisse in Val d'Isere und Vancouver gaben mir da aber auch Stärke und Sicherheit. Und was die Ablenkung betrifft: Das hat man zum größten Teil selber in der Hand, man kann sie gezielt steuern. Ich persönlich genieße es auch ab und an, ein bisschen Ablenkung zu bekommen und zu Veranstaltungen außerhalb des Sports zu gehen.

DFB.de: Welcher Druck war größer: der öffentliche oder der, den Sie sich selbst gemacht haben?

Riesch: Sicherlich der Druck, den ich mir selbst gemacht habe. Ich wollte in meiner Heimat und für die Menschen dort erfolgreich sein. Leider kam die Grippe dazwischen, die mich doch ausgebremst hat. Aber grundsätzlich bin ich mit meinen zwei Bronzemedaillen sehr zufrieden.

DFB.de: Auf Sie ist vor und in den Tagen von Garmisch-Partenkirchen medial einiges eingeprasselt. Konnten Sie die WM überhaupt genießen?

Riesch: Natürlich konnte ich meine Heim-WM genießen. Vor allem werde ich wohl die vielen positiven Erlebnisse, Begegnungen und Ereignisse in Erinnerung behalten. Besonders die Fans und Zuschauer waren einmalig. Sie sind nicht nur hinter mir gestanden und haben mich bejubelt, als ich meine beiden Medaillen eingefahren habe, sondern genauso, als ich krankheitsgeschwächt in der Super-Kombination nur Elfte wurde. Eine wirklich tolle Erfahrung!

DFB.de: Welche Momente haben Sie besonders genossen: Gab es ein Erlebnis, das Sie besonders berührt hat?

Riesch: Wie gesagt: Vor allem die Begegnungen mit den Menschen vor Ort werden mir in Erinnerung bleiben. Die Fans und Zuschauer waren wirklich unglaublich, und es ist unbeschreiblich, eine Siegerehrung in Garmisch-Partenkirchen auf der "Medal-Plaza" zu erleben - vor den zahlreichen Fans, aber auch vielen Freunden und meiner Familie.

DFB.de: Wie wichtig war es, dass Sie gleich im ersten Rennen eine Medaille gewonnen haben?

Riesch: Das hat mich unheimlich gefreut und den ganz großen Druck auf jeden Fall ein bisschen genommen. Vor allem, weil ich mit dieser Medaille auch nicht rechnen konnte.

DFB.de: Sie waren während der WM krank und haben wegen Fiebers nicht für die Abfahrt der Superkombi trainieren können. Wie haben Sie es geschafft, trotzdem eine positive Einstellung zu bewahren?

Riesch: Ja, leider hat mich nach dem Super-G die Grippe erwischt, und ich musste aufgrund von Fieber und starkem Husten beide Trainingsläufe für die Abfahrt auslassen. So waren die Voraussetzungen für die Super-Kombination nicht gerade ideal. Ich wollte aber auf jeden Fall starten - das war ich meinen Fans schuldig. Und auch wenn ich sowohl in der Abfahrt als auch im Slalom chancenlos war, hatte ich das Gefühl, dass sich die Fans über meine Teilnahme gefreut haben. Ich wollte sie einfach nicht enttäuschen.

DFB.de: Abseits des Sportlichen: Gab es bei der Heim-WM Erwartungen Ihrerseits, die sich nicht erfüllt haben?

Riesch: Nein – im Gegenteil! Ein besonderes Lob gilt dem Organisationskomitee mit Peter Fischer an der Spitze sowie den vielen Volunteers, die wirklich eine tolle Arbeit geleistet haben. Diese WM war meiner Meinung nach eine tolle Visitenkarte - für Garmisch-Partenkirchen als Ort sowieso, und auch für die Olympiabewerbung München 2018.

DFB.de: Was haben Sie noch als besonders positiv in Erinnerung behalten?

Riesch: Die tolle Stimmung, die vielen Fans vor Ort. Wir haben mit der WM bewiesen, dass wir sehr gut organisieren können, die vielen Helfer und Menschen vor Ort sehr freundlich sind und wir eine perfekte Infrastruktur haben. Ich bin wirklich stolz auf Garmisch-Partenkirchen und das, was in den zwei Wochen geleistet wurde.

DFB.de: Wie haben Sie die Stimmung an den Pisten und im Ort selbst erlebt?

Riesch: Die Stimmung war meiner Meinung nach unglaublich gut. Es war wirklich toll zu sehen, wie viele Menschen wegen uns nach Garmisch-Partenkirchen gekommen sind und uns angefeuert haben. Gänsehautstimmung für mich!

DFB.de: Wie wichtig für Ihre Erfolge waren Stimmung und Miteinander innerhalb der deutschen Mannschaft?

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Riesch: Am Ende steht man immer alleine am Start und konzentriert sich auf sein Rennen. Aber natürlich ist es wichtig für uns Athleten, in ein Team eingebunden zu sein und die Erfahrungen, Sorgen und Nöte im täglichen Skialltag mit den Kolleginnen austauschen zu können. Ich bin froh und stolz, Teil dieser erfolgreichen Damenmannschaft zu sein.

DFB.de: Wie schätzen Sie die beiden Bronzemedaillen von Garmisch im Vergleich zum Gesamtweltcupsieg sowie Ihren Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Vancouver und dem WM-Titel in Val-d'Isere ein?

Riesch: Medaillen bei der Heim-WM zu gewinnen, ist schon etwas sehr Besonderes. Natürlich bin ich auch sehr stolz auf meine Goldmedaillen von Vancouver und den Titel in Val-d'Isere – jedes einzelne Edelmetall bedeutet mir sehr viel. Und jetzt noch der Gewinn des Gesamtweltcups – manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich das alles schon erreicht habe und erleben darf.