Marco Pezzaiuoli: "Gerne auf dem Platz und am Schreibtisch"

Als Technischer Direktor ist Marco Pezzaiuoli (50) bei Eintracht Frankfurt für übergeordnete Themen wie Spielphilosophie und Talentförderung zuständig. Jetzt aber soll der U 17-Europameistertrainer des DFB von 2009 die U 19 der Hessen zum Verbleib in der A-Junioren-Bundesliga führen. Im DFB.de-Interview spricht Pezzaiuoli mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine vielfältige Tätigkeit.

DFB.de: Als neuer Trainer der U 19 von Eintracht Frankfurt sind Sie mit fünf Punkten aus drei Spielen gestartet. Zufrieden, Herr Pezzaiuoli?

Marco Pezzaiuoli: Zufrieden bin ich erst einmal mit der Art und Weise, mit der die Mannschaft zuletzt aufgetreten ist. Teamgeist und Wille stimmen. Alle Jungs sind bemüht, sich im Training möglichst jeden Tag zu verbessern. Das sind schon mal wichtige Voraussetzungen, um sportlich erfolgreich zu sein und gute Ergebnisse zu erzielen. Was die Punktausbeute angeht, war es natürlich ärgerlich, dass wir beim 2:2 in Heidenheim in der Nachspielzeit noch den Ausgleich hinnehmen mussten. Aber wir sind nun dreimal in Folge ungeschlagen, die Jungs konnten Selbstvertrauen tanken. Das stimmt mich positiv für die kommenden Spiele.

DFB.de: Mit dem 2:0-Heimsieg gegen den Karlsruher SC hat sich Ihre Mannschaft im Kampf um den Klassenverbleib ein wenig Luft verschafft und den Sturz auf einen Abstiegsplatz verhindert. Wie bewerten Sie die Situation vor dem Saisonendspurt?

Pezzaiuoli: Wir dürfen uns nichts vormachen: Die Situation ist nach wie vor angespannt und wir werden im Saisonendspurt ganz bestimmt nichts geschenkt bekommen. Wir haben ein sehr schweres Restprogramm, treffen mit der TSG Hoffenheim, dem 1. FSV Mainz 05, dem FC Bayern München und dem FC Ingolstadt 04 noch auf vier Gegner, die derzeit unter den ersten fünf Teams in der Tabelle sind. Wir tun aber gut daran, uns nur von Spiel zu Spiel zu konzentrieren. Die Spieler wissen, dass wir noch zulegen müssen. Aber sie glauben an sich und wollen alles tun, um sich aus dieser Lage zu befreien.

DFB.de: Sie sind bei der Eintracht eigentlich als Technischer Direktor tätig. Wie würden Sie Ihre wichtigsten Aufgaben beschreiben?

Pezzaiuoli: Ich bin unter anderem für das Training und die Belastungssteuerung im Übergangsbereich verantwortlich, also für unsere jungen Talente aus dem Lizenzkader. Ich stehe in dieser Position im ständigen Austausch mit den Verantwortlichen der Profimannschaft. Für den Nachwuchs ist mein Auftrag, eine einheitliche Trainings- und Spielphilosophie für alle Teams zu entwickeln und zu installieren, unsere Trainer und Spieler entsprechend zu schulen und auszubilden.

DFB.de: Warum sind Sie nach dem plötzlichen Abschied von Tomislav Stipic, der zu den Grasshoppers Zürich in die Schweiz gewechselt war, dort aber nach nur einem Monat wieder beurlaubt wurde, bei der Frankfurter U 19 als Trainer eingesprungen?

Pezzaiuoli: In den internen Gesprächen waren wir uns einig, dass es schwierig geworden wäre, einen Trainer von außen zu verpflichten, der die Mannschaft gar nicht kennt. Da ich ohnehin schon sehr nah dran war und unsere Spieler gut kenne, hat sich diese interne Lösung angeboten.

DFB.de: War es trotz Ihrer jahrelangen Erfahrung im Nachwuchsbereich eine große Umstellung?

Pezzaiuoli: Überhaupt nicht. Ich sitze schließlich auch sonst keineswegs nur am Schreibtisch, sondern trainiere auch mit den jungen Profispielern.

DFB.de: Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Jahren muss die U 19 der Eintracht in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga um den Klassenverbleib kämpfen. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Pezzaiuoli: Da spielen sicher viele Mosaiksteinchen eine Rolle und deshalb arbeiten wir ja auch intensiv daran, uns nachhaltig zu verbessern. Das gilt für die bessere Ausbildung von Spielern und Trainern, für die Etablierung von Trainingsprinzipien und einer einheitlichen Spielphilosophie, die zur Eintracht passt. So legen wir im Training beispielsweise viel Wert darauf, dass bei Spielformen maximal Vier gegen Vier gespielt wird, um allen Jungs mehr Ballkontakte zu ermöglichen. Diese neuen Elemente und Ideen wirken nicht sofort, sondern erst auf lange Sicht. Wir können aber zumindest schon feststellen, dass wir in den jüngeren Jahrgängen - etwa bei der U 14, der U 15 oder auch der U 17 - schon wesentlich besser dastehen, als es aktuell im A-Junioren-Bereich der Fall ist.

DFB.de: Wie wichtig wäre der Verbleib des U 19-Teams in der höchsten deutschen Spielklasse?

Pezzaiuoli: Für den Verein ist in erster Linie die Ausbildung und Förderung seiner Talente entscheidend, unabhängig von der jeweiligen Spielklasse oder den Ergebnissen seiner Mannschaften. Ich würde sogar sagen, dass rein ergebnis-orientierter Nachwuchsfußball die Entwicklung einzelner Spieler manchmal erschweren kann. Allerdings ist auch klar, dass wir alles dafür tun werden, um in der Klasse zu bleiben.

DFB.de: Sehen Sie in Ihrem Kader Talente, die den Sprung zu den Profis schaffen können?

Pezzaiuoli: Auf jeden Fall. Eine Reihe von Spielern hat bereits Lizenzverträge unterschrieben, etwa unser Kapitän Nils Stendera, Sahverdi Cetin, Patrick Finger oder Patrice Kabuya, um nur einige zu nennen. Wir verfügen aber mit Sicherheit über weitere Talente, die das Potenzial besitzen, um sich oben reinzuspielen.



Als Technischer Direktor ist Marco Pezzaiuoli (50) bei Eintracht Frankfurt für übergeordnete Themen wie Spielphilosophie und Talentförderung zuständig. Jetzt aber soll der U 17-Europameistertrainer des DFB von 2009 die U 19 der Hessen zum Verbleib in der A-Junioren-Bundesliga führen. Im DFB.de-Interview spricht Pezzaiuoli mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine vielfältige Tätigkeit.

DFB.de: Als neuer Trainer der U 19 von Eintracht Frankfurt sind Sie mit fünf Punkten aus drei Spielen gestartet. Zufrieden, Herr Pezzaiuoli?

Marco Pezzaiuoli: Zufrieden bin ich erst einmal mit der Art und Weise, mit der die Mannschaft zuletzt aufgetreten ist. Teamgeist und Wille stimmen. Alle Jungs sind bemüht, sich im Training möglichst jeden Tag zu verbessern. Das sind schon mal wichtige Voraussetzungen, um sportlich erfolgreich zu sein und gute Ergebnisse zu erzielen. Was die Punktausbeute angeht, war es natürlich ärgerlich, dass wir beim 2:2 in Heidenheim in der Nachspielzeit noch den Ausgleich hinnehmen mussten. Aber wir sind nun dreimal in Folge ungeschlagen, die Jungs konnten Selbstvertrauen tanken. Das stimmt mich positiv für die kommenden Spiele.

DFB.de: Mit dem 2:0-Heimsieg gegen den Karlsruher SC hat sich Ihre Mannschaft im Kampf um den Klassenverbleib ein wenig Luft verschafft und den Sturz auf einen Abstiegsplatz verhindert. Wie bewerten Sie die Situation vor dem Saisonendspurt?

Pezzaiuoli: Wir dürfen uns nichts vormachen: Die Situation ist nach wie vor angespannt und wir werden im Saisonendspurt ganz bestimmt nichts geschenkt bekommen. Wir haben ein sehr schweres Restprogramm, treffen mit der TSG Hoffenheim, dem 1. FSV Mainz 05, dem FC Bayern München und dem FC Ingolstadt 04 noch auf vier Gegner, die derzeit unter den ersten fünf Teams in der Tabelle sind. Wir tun aber gut daran, uns nur von Spiel zu Spiel zu konzentrieren. Die Spieler wissen, dass wir noch zulegen müssen. Aber sie glauben an sich und wollen alles tun, um sich aus dieser Lage zu befreien.

DFB.de: Sie sind bei der Eintracht eigentlich als Technischer Direktor tätig. Wie würden Sie Ihre wichtigsten Aufgaben beschreiben?

Pezzaiuoli: Ich bin unter anderem für das Training und die Belastungssteuerung im Übergangsbereich verantwortlich, also für unsere jungen Talente aus dem Lizenzkader. Ich stehe in dieser Position im ständigen Austausch mit den Verantwortlichen der Profimannschaft. Für den Nachwuchs ist mein Auftrag, eine einheitliche Trainings- und Spielphilosophie für alle Teams zu entwickeln und zu installieren, unsere Trainer und Spieler entsprechend zu schulen und auszubilden.

DFB.de: Warum sind Sie nach dem plötzlichen Abschied von Tomislav Stipic, der zu den Grasshoppers Zürich in die Schweiz gewechselt war, dort aber nach nur einem Monat wieder beurlaubt wurde, bei der Frankfurter U 19 als Trainer eingesprungen?

Pezzaiuoli: In den internen Gesprächen waren wir uns einig, dass es schwierig geworden wäre, einen Trainer von außen zu verpflichten, der die Mannschaft gar nicht kennt. Da ich ohnehin schon sehr nah dran war und unsere Spieler gut kenne, hat sich diese interne Lösung angeboten.

DFB.de: War es trotz Ihrer jahrelangen Erfahrung im Nachwuchsbereich eine große Umstellung?

Pezzaiuoli: Überhaupt nicht. Ich sitze schließlich auch sonst keineswegs nur am Schreibtisch, sondern trainiere auch mit den jungen Profispielern.

DFB.de: Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Jahren muss die U 19 der Eintracht in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga um den Klassenverbleib kämpfen. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Pezzaiuoli: Da spielen sicher viele Mosaiksteinchen eine Rolle und deshalb arbeiten wir ja auch intensiv daran, uns nachhaltig zu verbessern. Das gilt für die bessere Ausbildung von Spielern und Trainern, für die Etablierung von Trainingsprinzipien und einer einheitlichen Spielphilosophie, die zur Eintracht passt. So legen wir im Training beispielsweise viel Wert darauf, dass bei Spielformen maximal Vier gegen Vier gespielt wird, um allen Jungs mehr Ballkontakte zu ermöglichen. Diese neuen Elemente und Ideen wirken nicht sofort, sondern erst auf lange Sicht. Wir können aber zumindest schon feststellen, dass wir in den jüngeren Jahrgängen - etwa bei der U 14, der U 15 oder auch der U 17 - schon wesentlich besser dastehen, als es aktuell im A-Junioren-Bereich der Fall ist.

DFB.de: Wie wichtig wäre der Verbleib des U 19-Teams in der höchsten deutschen Spielklasse?

Pezzaiuoli: Für den Verein ist in erster Linie die Ausbildung und Förderung seiner Talente entscheidend, unabhängig von der jeweiligen Spielklasse oder den Ergebnissen seiner Mannschaften. Ich würde sogar sagen, dass rein ergebnis-orientierter Nachwuchsfußball die Entwicklung einzelner Spieler manchmal erschweren kann. Allerdings ist auch klar, dass wir alles dafür tun werden, um in der Klasse zu bleiben.

DFB.de: Sehen Sie in Ihrem Kader Talente, die den Sprung zu den Profis schaffen können?

Pezzaiuoli: Auf jeden Fall. Eine Reihe von Spielern hat bereits Lizenzverträge unterschrieben, etwa unser Kapitän Nils Stendera, Sahverdi Cetin, Patrick Finger oder Patrice Kabuya, um nur einige zu nennen. Wir verfügen aber mit Sicherheit über weitere Talente, die das Potenzial besitzen, um sich oben reinzuspielen.

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DFB.de: Was müssen diese jungen Spieler für eine Bundesligakarriere mitbringen?

Pezzaiuoli: In erster Linie den notwendigen Willen und die Bereitschaft. Das steht noch über dem Talent, das jedoch ohne Zweifel auch eine wichtige Rolle spielt. Ohne die entsprechende Mentalität geht es aber nicht.

DFB.de: Am Samstag steht für die U 19 ab 13 Uhr das Spiel bei Ihrem früheren Verein TSG Hoffenheim an. Eine besondere Partie für Sie?

Pezzaiuoli: Nein. Dann hätte schon eher der Vergleich mit dem KSC etwas Besonderes sein müssen, dort war ich schließlich 14 Jahre tätig. Im Vergleich dazu war die Zeit in Hoffenheim nur sehr kurz. Genau wie gegen Karlsruhe geht es für mich aber auch gegen die TSG nur darum, dass die Mannschaft eine gute Leistung zeigt und möglichst erfolgreich ist.

DFB.de: Die TSG Hoffenheim spielt in dieser Saison wohl nicht mehr um die Staffelmeisterschaft mit, hat aber als erst zweite deutsche Mannschaft überhaupt das Halbfinale der UEFA Youth League erreicht. Was sagt das über die Qualität aus?

Pezzaiuoli: Die TSG verfügt ohne Zweifel über Top-Einzelspieler. Außerdem konnte sich das Team offenbar auf die Duelle auf internationaler Ebene immer wieder bestens fokussieren. In der Bundesliga hat das als Mannschaft in dieser Saison nicht ganz so gut funktioniert. Dabei spielte vielleicht die zusätzliche Belastung des internationalen Wettbewerbs eine Rolle. Man darf aber auch nicht vergessen, dass in der UEFA Youth League noch drei ältere Spieler eingesetzt werden dürfen, die sonst für die U 19 nicht mehr spielberechtigt sind. In dieser Woche hatten die Hoffenheimer aber kein Europapokalspiel, konnten sich also gezielt vorbereiten und werden mit Sicherheit alles tun, um uns zu besiegen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um in Hoffenheim bestehen zu können?

Pezzaiuoli: Wenn es uns gelingt, an die Leistung des KSC-Spiels anzuknüpfen, dann bin ich guter Dinge. Wir waren kampfstark, frech, mutig und engagiert. Das Team hat eine gute Mentalität gezeigt, aber auch fußballerische Lösung gesucht. Das war schon in Ordnung, auch wenn es immer noch Luft nach oben gibt.

DFB.de: Sie haben schon zahlreiche Funktionen im Fußball ausgeübt, waren auf Vereinsebene Nachwuchskoordinator, Jugendleiter, Co- und Cheftrainer sowie Technischer Direktor. Außerdem haben Sie von 2007 bis 2010 Junioren-Nationalmannschaften des DFB betreut. Welche Tätigkeit bereitet Ihnen die größte Freude?

Pezzaiuoli: Ich würde mich da gar nicht entscheiden wollen. Trainer zu sein, macht mir ebenso großen Spaß wie strukturelle und konzeptionelle Arbeit außerhalb des Platzes. Bei der Eintracht kann ich beide Elemente sogar noch verbinden, arbeite außerdem gleichzeitig im Profi- und Nachwuchsbereich. Das ist sicherlich im deutschen Fußball eine noch recht ungewöhnliche Konstellation.

DFB.de: Wie sind die Planungen über das Saisonende hinaus?

Pezzaiuoli: In meiner Rolle als Technischer Direktor gibt es noch eine Menge zu tun. Was die Position als U 19-Trainer angeht, ist das nur bis zum Saisonende geplant.

DFB.de: Ihr größter sportlicher Erfolg als Trainer war der EM-Titel 2009 mit der deutschen U 17-Auswahl. Welche Erinnerungen verbinden Sie damit?

Pezzaiuoli: Als größten Erfolg sehe ich es an, dass viele Jungs von damals - wenn wir uns mal treffen - noch immer zu mir kommen und sich für die Zusammenarbeit bedanken oder ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Da bekommt man das Gefühl, einiges richtig gemacht und ihnen etwas für ihre Karriere und das Leben mitgegeben zu haben.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Welcher Fußballer, den Sie trainiert haben, war das größte Talent?

Pezzaiuoli: Schwierige Frage. Da waren schon einige Weltklassespieler dabei, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Mario Götze gehört mit Sicherheit dazu, David Alaba, Roberto Firmino oder Demba Ba in Hoffenheim, Diego Forlan in China oder die Torhüter Marc-André ter Stegen und Bernd Leno. Aus dem damaligen U 17-Team haben es ja auch noch Shkodran Mustafi und Marvin Plattenhardt bis in die A-Nationalmannschaft geschafft. Das ist schon nicht so schlecht.

DFB.de: Sie sind auch schon in Asien weit herumgekommen, standen in Südkorea, Japan und China unter Vertrag. Was haben Sie von dort mitgenommen?

Pezzaiuoli: Vor allem kulturell waren alle Stationen äußerst beeindruckend und wertvolle Erfahrungen. Japan und Südkorea sind im Nachwuchsbereich deutlich weiter als China, das dafür seine Profiliga durch gute Ansätze nach vorne gebracht hat, etwa durch die - wenn auch kostspielige - Verpflichtung von Spielern, die als Vorbilder taugen. Inzwischen hat man aber auch dort gemerkt, dass es noch wesentlich sinnvoller ist, das Geld in den Nachwuchs zu investieren.

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