Malinowski: "Nicht alltäglich, dass wir live im Fernsehen sind"

Nach zwei Jahren als U 17-Trainerin der SGS Essen betreut die frühere Junioren-Nationalspielerin Kyra Malinowski seit dieser Saison das Frauenteam des VfL Bochum in der Regionalliga West. Heute (ab 18 Uhr, live bei Sky) geht es in der ersten DFB-Pokalrunde der Frauen zu Holstein Kiel. Im DFB.de-Interview spricht die 29 Jahre alte VfL-Trainerin mit Mitarbeiter Peter Haidinger über ihr Debüt.

DFB.de: Ihr erstes Pflichtspiel als neue Trainerin der Frauenmannschaft beim VfL Bochum bestreiten Sie mit Ihrem Team im DFB-Pokal bei Holstein Kiel. Hätten Sie sich eine bessere Premiere wünschen können, Frau Malinowski?

Kyra Malinowski: Wahrscheinlich nicht! Das erste Pflichtspiel im großen Stadion von Holstein Kiel zu bestreiten, überhaupt im DFB-Pokal dabei zu sein und dann noch eine Liveübertragung obendrauf - das ist schon ein super Einstieg.

DFB.de: Wie groß ist die Vorfreude innerhalb des Teams?

Malinowski: Für Montag mussten einige Spielerinnen, die berufstätig sind oder studieren, von ihrem Arbeitgeber freigestellt werden. Wir fiebern dem Pokalspiel bereits entgegen.

DFB.de: Sie haben es schon angesprochen. Die Partie wird vom TV-Sender Sky live übertragen. Das ist für die VfL-Frauen eine Premiere. Sorgt das bei Ihren Spielerinnen noch für eine zusätzliche Motivation oder eher für eine größere Nervosität?

Malinowski: Ich bin sehr gespannt, wie die Spielerinnen mit der besonderen Situation umgehen werden. Für uns ist es nicht alltäglich, dass wir live im Fernsehen zu sehen sind. Ich hoffe, dass die Mädels den Schalter umlegen und befreit aufspielen können.

DFB.de: Was macht den DFB-Pokal der Frauen als Wettbewerb aus?

Malinowski: Als Regionalliga-Team können wir uns in diesem Wettbewerb im besten Fall mit großen Mannschaften messen. Mit entsprechendem Losglück können wir vielleicht noch weitere Erfahrungen sammeln, die uns dann später auch im Ligaalltag weiterhelfen.

DFB.de: Beide Mannschaften wurden in ihren jeweiligen Regionalligen in der abgelaufenen Spielzeit Vizemeister. Wie würden Sie die Leistungsstärke in etwa vergleichen?

Malinowski: Holstein Kiel und mein Team besitzen ungefähr das gleiche Niveau. Es kann eine attraktive Partie zwischen zwei Mannschaften werden, die in der vergangenen Saison eine sehr gute Runde gespielt haben.

DFB.de: Wie gut konnten Sie sich auf den Gegner vorbereiten?

Malinowski: Ich konnte mir die Partie zwischen Holstein Kiel und dem VfL Osnabrück aus der zurückliegenden Saison anschauen. Außerdem stehe ich in Kontakt mit mehreren Trainern, die mir über Holstein Kiel einiges sagen konnten.

DFB.de: Sie waren zuletzt zwei Jahre für die U 17 der SGS Essen in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga verantwortlich. Warum haben Sie sich für den Wechsel zum VfL Bochum in die Regionalliga entschieden?

Malinowski: Ich hatte in Essen sehr gerne mit jungen und ambitionierten Mädels zusammengearbeitet, aber eine neue Herausforderung gesucht. Ich bin sehr dankbar, dass sich die Gelegenheit mit dem VfL Bochum für mich ergeben hat.

DFB.de: Sie sind gebürtige Bochumerin. Ist das Engagement beim VfL deshalb auch ein Stück Heimat für Sie?

Malinowski: Ich bin in Bochum aufgewachsen, habe als kleines Mädchen immer die VfL-Heimspiele besucht. Meine Familie besteht nur aus VfL-Fans, mein Papa Adam hat sogar eine Dauerkarte. Trainerin beim VfL Bochum zu sein, ist für mich etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Welche wesentlichen Unterschiede haben Sie bei der Arbeit mit Frauen im Vergleich zu B-Juniorinnen festgestellt?

Malinowski: Im Frauenbereich haben die Spielerinnen bereits mehr Erfahrungen gesammelt und einen ausgeprägteren Fußballverstand. Der Austausch findet auf Augenhöhe statt. Innenverteidigerin Carina Reis, die Ehefrau von VfL-Cheftrainer Thomas Reis, und Angreiferin Svenja Streller sind beispielsweise sogar ein wenig älter als ich, aber das ist kein Problem. Auch die beiden muss und will ich mit meiner Arbeit überzeugen.

DFB.de: Müssen Sie deshalb eine andere Ansprache wählen?

Malinowski: Das würde ich nicht sagen. Ich versuche, immer einen respektvollen Umgang mit den Spielerinnen zu pflegen, ganz unabhängig vom Alter. Grundsätzlich sollte das Alter, genau wie das Geschlecht, ohnehin keine Rolle spielen, solange man genügend Kompetenz mitbringt. Wenn ich einer Mannschaft meine Qualitäten und Ideen nahebringen kann, dann ist es völlig egal, ob Spielerinnen jung oder alt sind.

DFB.de: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem VfL Bochum?

Malinowski: Nach dem Pokalspiel werden wir uns auf die Meisterschaft konzentrieren und dem Team unsere Vorstellungen noch näherbringen. Klar ist: Nach der Vizemeisterschaft wollen wir wieder oben mitmischen, auch wenn wir mit Laura Radke unsere beste Torjägerin an den 1. FFC Turbine Potsdam verloren haben. Unsere Aufgabe wird es sein, ihre geschossenen Tore auf mehreren Schultern zu verteilen. Mit Borussia Bocholt und Borussia Mönchengladbach haben wir in der Regionalliga West starke Konkurrenten, die ebenfalls den Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga schaffen wollen. Klar ist aber, dass wir als Trainerteam aus jeder Spielerin und aus dem gesamten Team das Maximum rausholen wollen. Priorität hat nun aber erst einmal der DFB-Pokal. Dort wollen wir so weit wie möglich kommen und weitere Erfahrungen sammeln.

DFB.de: Vor einigen Jahren hatte der Verein sein Engagement im Frauen- und Mädchenfußball erheblich reduziert. Hat da auch ein Umdenken stattgefunden?

Malinowski: Da ich noch relativ neu dabei bin, ist das für mich schwer einzuordnen. Ich glaube, dass wir bessere Möglichkeiten hätten, wenn entsprechendes Geld in die Hand genommen würde. Der VfL sucht gerade einen Sportlichen Leiter für das Talentwerk, in das auch die Frauenabteilung eingebunden ist. Von dieser Personalie hängt auch für unsere Zukunft viel ab.

DFB.de: Wird die Euphorie rund um die Frauen-Nationalmannschaft und die Europameisterschaft in England helfen und nachhaltig wirken?

Malinowski: Es war das erste Mal, dass ein Turnier in einem solchen Rahmen dem breiten Publikum zur besten Sendezeit präsentiert wurde. Ich hoffe sehr, dass es nachhaltige, positive Konsequenzen für den Frauenfußball mit sich bringen wird.

DFB.de: Wird es dann auf Dauer auch gelingen, mehr Frauen für eine Trainerinnentätigkeit zu gewinnen?

Malinowski: Das wäre wünschenswert. Fußball wird gesellschaftlich trotz aller Verbesserungen immer noch als eine Männerdomäne angesehen. Frauen haben es weiterhin schwer, dort Fuß zu fassen. Aus meiner eigenen Erfahrung muss ich aber auch sagen, dass sich Frauen bei Trainerlehrgängen, bei denen sie oftmals die einzige Frau sind, zu sehr unter Druck setzen und meinen, immer mehr als die Männer leisten zu müssen. Viele Frauen haben davor Respekt und schlagen diesen Weg dann eventuell nicht ein. Ich freue mich sehr, dass beim SC Freiburg mit Theresa Merk und beim SV Meppen mit der Niederländerin Carin Bakhuis jetzt zwei Frauen in der Bundesliga tätig sind und weitere Frauen den Schritt gehen werden.

DFB.de: 2009 wurden Sie selbst als Spielerin mit der deutschen U 17-Nationalmannschaft Europameisterin, mussten Ihre Karriere aber verletzungsbedingt frühzeitig beenden. Juckt es bei Ihnen noch in den Füßen?

Malinowski: Wenn ich an die kommende Woche denke, dann auf jeden Fall. Am Montag sind wir im DFB-Pokal gefordert und am Donnerstag bestreiten wir gegen Borussia Bocholt das Eröffnungsspiel in der Regionalliga West. Ganz ehrlich: Am liebsten würde ich noch meine Fußballschuhe schnüren und nicht nur am Rand stehen. (lacht)

[mspw]

Nach zwei Jahren als U 17-Trainerin der SGS Essen betreut die frühere Junioren-Nationalspielerin Kyra Malinowski seit dieser Saison das Frauenteam des VfL Bochum in der Regionalliga West. Heute (ab 18 Uhr, live bei Sky) geht es in der ersten DFB-Pokalrunde der Frauen zu Holstein Kiel. Im DFB.de-Interview spricht die 29 Jahre alte VfL-Trainerin mit Mitarbeiter Peter Haidinger über ihr Debüt.

DFB.de: Ihr erstes Pflichtspiel als neue Trainerin der Frauenmannschaft beim VfL Bochum bestreiten Sie mit Ihrem Team im DFB-Pokal bei Holstein Kiel. Hätten Sie sich eine bessere Premiere wünschen können, Frau Malinowski?

Kyra Malinowski: Wahrscheinlich nicht! Das erste Pflichtspiel im großen Stadion von Holstein Kiel zu bestreiten, überhaupt im DFB-Pokal dabei zu sein und dann noch eine Liveübertragung obendrauf - das ist schon ein super Einstieg.

DFB.de: Wie groß ist die Vorfreude innerhalb des Teams?

Malinowski: Für Montag mussten einige Spielerinnen, die berufstätig sind oder studieren, von ihrem Arbeitgeber freigestellt werden. Wir fiebern dem Pokalspiel bereits entgegen.

DFB.de: Sie haben es schon angesprochen. Die Partie wird vom TV-Sender Sky live übertragen. Das ist für die VfL-Frauen eine Premiere. Sorgt das bei Ihren Spielerinnen noch für eine zusätzliche Motivation oder eher für eine größere Nervosität?

Malinowski: Ich bin sehr gespannt, wie die Spielerinnen mit der besonderen Situation umgehen werden. Für uns ist es nicht alltäglich, dass wir live im Fernsehen zu sehen sind. Ich hoffe, dass die Mädels den Schalter umlegen und befreit aufspielen können.

DFB.de: Was macht den DFB-Pokal der Frauen als Wettbewerb aus?

Malinowski: Als Regionalliga-Team können wir uns in diesem Wettbewerb im besten Fall mit großen Mannschaften messen. Mit entsprechendem Losglück können wir vielleicht noch weitere Erfahrungen sammeln, die uns dann später auch im Ligaalltag weiterhelfen.

DFB.de: Beide Mannschaften wurden in ihren jeweiligen Regionalligen in der abgelaufenen Spielzeit Vizemeister. Wie würden Sie die Leistungsstärke in etwa vergleichen?

Malinowski: Holstein Kiel und mein Team besitzen ungefähr das gleiche Niveau. Es kann eine attraktive Partie zwischen zwei Mannschaften werden, die in der vergangenen Saison eine sehr gute Runde gespielt haben.

DFB.de: Wie gut konnten Sie sich auf den Gegner vorbereiten?

Malinowski: Ich konnte mir die Partie zwischen Holstein Kiel und dem VfL Osnabrück aus der zurückliegenden Saison anschauen. Außerdem stehe ich in Kontakt mit mehreren Trainern, die mir über Holstein Kiel einiges sagen konnten.

DFB.de: Sie waren zuletzt zwei Jahre für die U 17 der SGS Essen in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga verantwortlich. Warum haben Sie sich für den Wechsel zum VfL Bochum in die Regionalliga entschieden?

Malinowski: Ich hatte in Essen sehr gerne mit jungen und ambitionierten Mädels zusammengearbeitet, aber eine neue Herausforderung gesucht. Ich bin sehr dankbar, dass sich die Gelegenheit mit dem VfL Bochum für mich ergeben hat.

DFB.de: Sie sind gebürtige Bochumerin. Ist das Engagement beim VfL deshalb auch ein Stück Heimat für Sie?

Malinowski: Ich bin in Bochum aufgewachsen, habe als kleines Mädchen immer die VfL-Heimspiele besucht. Meine Familie besteht nur aus VfL-Fans, mein Papa Adam hat sogar eine Dauerkarte. Trainerin beim VfL Bochum zu sein, ist für mich etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Welche wesentlichen Unterschiede haben Sie bei der Arbeit mit Frauen im Vergleich zu B-Juniorinnen festgestellt?

Malinowski: Im Frauenbereich haben die Spielerinnen bereits mehr Erfahrungen gesammelt und einen ausgeprägteren Fußballverstand. Der Austausch findet auf Augenhöhe statt. Innenverteidigerin Carina Reis, die Ehefrau von VfL-Cheftrainer Thomas Reis, und Angreiferin Svenja Streller sind beispielsweise sogar ein wenig älter als ich, aber das ist kein Problem. Auch die beiden muss und will ich mit meiner Arbeit überzeugen.

DFB.de: Müssen Sie deshalb eine andere Ansprache wählen?

Malinowski: Das würde ich nicht sagen. Ich versuche, immer einen respektvollen Umgang mit den Spielerinnen zu pflegen, ganz unabhängig vom Alter. Grundsätzlich sollte das Alter, genau wie das Geschlecht, ohnehin keine Rolle spielen, solange man genügend Kompetenz mitbringt. Wenn ich einer Mannschaft meine Qualitäten und Ideen nahebringen kann, dann ist es völlig egal, ob Spielerinnen jung oder alt sind.

DFB.de: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem VfL Bochum?

Malinowski: Nach dem Pokalspiel werden wir uns auf die Meisterschaft konzentrieren und dem Team unsere Vorstellungen noch näherbringen. Klar ist: Nach der Vizemeisterschaft wollen wir wieder oben mitmischen, auch wenn wir mit Laura Radke unsere beste Torjägerin an den 1. FFC Turbine Potsdam verloren haben. Unsere Aufgabe wird es sein, ihre geschossenen Tore auf mehreren Schultern zu verteilen. Mit Borussia Bocholt und Borussia Mönchengladbach haben wir in der Regionalliga West starke Konkurrenten, die ebenfalls den Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga schaffen wollen. Klar ist aber, dass wir als Trainerteam aus jeder Spielerin und aus dem gesamten Team das Maximum rausholen wollen. Priorität hat nun aber erst einmal der DFB-Pokal. Dort wollen wir so weit wie möglich kommen und weitere Erfahrungen sammeln.

DFB.de: Vor einigen Jahren hatte der Verein sein Engagement im Frauen- und Mädchenfußball erheblich reduziert. Hat da auch ein Umdenken stattgefunden?

Malinowski: Da ich noch relativ neu dabei bin, ist das für mich schwer einzuordnen. Ich glaube, dass wir bessere Möglichkeiten hätten, wenn entsprechendes Geld in die Hand genommen würde. Der VfL sucht gerade einen Sportlichen Leiter für das Talentwerk, in das auch die Frauenabteilung eingebunden ist. Von dieser Personalie hängt auch für unsere Zukunft viel ab.

DFB.de: Wird die Euphorie rund um die Frauen-Nationalmannschaft und die Europameisterschaft in England helfen und nachhaltig wirken?

Malinowski: Es war das erste Mal, dass ein Turnier in einem solchen Rahmen dem breiten Publikum zur besten Sendezeit präsentiert wurde. Ich hoffe sehr, dass es nachhaltige, positive Konsequenzen für den Frauenfußball mit sich bringen wird.

DFB.de: Wird es dann auf Dauer auch gelingen, mehr Frauen für eine Trainerinnentätigkeit zu gewinnen?

Malinowski: Das wäre wünschenswert. Fußball wird gesellschaftlich trotz aller Verbesserungen immer noch als eine Männerdomäne angesehen. Frauen haben es weiterhin schwer, dort Fuß zu fassen. Aus meiner eigenen Erfahrung muss ich aber auch sagen, dass sich Frauen bei Trainerlehrgängen, bei denen sie oftmals die einzige Frau sind, zu sehr unter Druck setzen und meinen, immer mehr als die Männer leisten zu müssen. Viele Frauen haben davor Respekt und schlagen diesen Weg dann eventuell nicht ein. Ich freue mich sehr, dass beim SC Freiburg mit Theresa Merk und beim SV Meppen mit der Niederländerin Carin Bakhuis jetzt zwei Frauen in der Bundesliga tätig sind und weitere Frauen den Schritt gehen werden.

DFB.de: 2009 wurden Sie selbst als Spielerin mit der deutschen U 17-Nationalmannschaft Europameisterin, mussten Ihre Karriere aber verletzungsbedingt frühzeitig beenden. Juckt es bei Ihnen noch in den Füßen?

Malinowski: Wenn ich an die kommende Woche denke, dann auf jeden Fall. Am Montag sind wir im DFB-Pokal gefordert und am Donnerstag bestreiten wir gegen Borussia Bocholt das Eröffnungsspiel in der Regionalliga West. Ganz ehrlich: Am liebsten würde ich noch meine Fußballschuhe schnüren und nicht nur am Rand stehen. (lacht)

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