Mainzer Merkel: "Wir bleiben der Underdog"

14 Klubs in 13 Jahren: Ex-Profi Pierre Merkel (26 Einsätze in der 2. Bundesliga für Eintracht Braunschweig) gibt in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Hannover 96 heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) sein Pflichtspieldebüt für den TSV Schott Mainz aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Im Interview spricht der 33-Jährige über schmerzliche Erinnerungen an Raul Bobadilla, ein Versprechen an seine Mutter und sein erstes Mal im DFB-Pokal.

DFB.de: Der TSV Schott Mainz ist bereits Ihre 14. Station im Seniorenfußball. Warum ist Ihre Entscheidung auf den TSV gefallen, Herr Merkel?

Pierre Merkel: Ein Grund dafür ist Trainer Aydin Ay. Bereits kurz nach meinem Wechsel zu Hassia Bingen - zu diesem Zeitpunkt war Aydin Ay selbst noch für den SV Alemannia Waldalgesheim verantwortlich - hatte er mich kontaktiert. Wir hatten ein gutes Gespräch und er hat mich mit seiner Art direkt überzeugt. Im zweiten Anlauf hat es jetzt beim TSV Schott Mainz geklappt. (lacht) Der Verein ist in der Region hinter dem 1. FSV Mainz 05 eine große Nummer. Der Hauptgrund ist aber noch ein anderer: Als ich meine Karriere begann und von zu Hause wegzog, hatte ich meiner Mutter versprochen, eines Tages wieder in die Heimat zurückzukehren. Dieses Versprechen habe ich schon mit meinem Wechsel zu Hassia Bingen eingelöst und auch jetzt gehalten.

DFB.de: Von der 2. Bundesliga bis hin zur 5. Liga waren Sie schon in allen Spielklassen vertreten. Wo hat es Ihnen bislang am besten gefallen?

Merkel: Ganz klar: Bei Eintracht Braunschweig. Das war die erfolgreichste Station meiner Karriere. Auch wenn ich nicht immer über 90 Minuten zum Einsatz kam, hatte ich in Braunschweig eine tolle Zeit. Gekrönt wurde sie mit dem Aufstieg in die Bundesliga, der gleichzeitig dann auch meinen Abschied bedeutete. Es ist noch heute ein besonderes Gefühl, wenn ich an meine Profizeit bei der Eintracht zurückdenke.

DFB.de: Mit der BSG Chemie Leipzig 2018 und dem FSV Wacker Nordhausen 2019 gewannen Sie schon zweimal einen Verbandspokal. Beim Höhepunkt im DFB-Pokal waren Sie dann aber jeweils schon wieder weg. Jetzt wechseln Sie zu einem Klub, der sich für die erste Runde des bundesweiten Pokalwettbewerbs qualifizieren konnte. Hat das auch eine Rolle gespielt?

Merkel: Die Entscheidung für den TSV Schott Mainz war schon gefallen, bevor der Verein den Pokal gewonnen und sich damit für den DFB-Pokal qualifiziert hatte. Aber dennoch freue ich mich selbstverständlich auf das Spiel gegen Hannover 96. Besonders im Amateurbereich kommt es nicht so häufig vor, dass man in der ersten Runde des DFB-Pokals steht. Auch für mich ist es daher ein besonderes Duell.

DFB.de: Während Ihrer Zeit bei der SV 07 Elversberg standen Sie bereits bei einem DFB-Pokalspiel im Kader, kamen aber nicht zum Einsatz. Welche Erinnerungen haben Sie an das Duell mit dem FC Augsburg?

Merkel: Da fällt mir auf Anhieb Raul Bobadilla ein. (lacht) Wir haben bis zur 83. Minute noch 1:0 geführt. Nach unserem Treffer zu Beginn der zweiten Halbzeit hat der damalige Augsburger Trainer Markus Weinzierl dann Bobadilla eingewechselt, der in der Schlussphase zum Ausgleich traf. Das Spiel haben wir letztlich erst in der Verlängerung 1:3 verloren. Es ist schon bemerkenswert, wie viel ein einzelner Spieler in einer Begegnung bewirken kann. Aber auch die beiden anderen FCA-Torschützen, Sascha Mölders und Tobias Werner, waren erst im zweiten Durchgang eingewechselt worden. Das zeigt, welche Qualität bei den Profiklubs auch von der Bank kommen kann. Diese für mich damals schmerzhafte Erfahrung will ich vor unserem Pokalspiel gegen Hannover 96 mit meiner Mannschaft teilen. Besonders für die jungen Spieler könnte es lehrreich sein.

DFB.de: Apropos Erfahrung: Sie sind 33 Jahre alt, haben in Ihrer Karriere schon einiges erlebt. Wie sehr beeindruckt Sie noch ein solches Duell mit Hannover 96?

Merkel: Ich freue mich riesig auf die Begegnung. Dennoch ist es aber nur ein Spiel wie jedes andere auch. Ich gehe mit derselben Motivation in die Begegnung wie zum Beispiel gegen den FC Eddersheim, gegen den wir im Rahmen der Sommervorbereitung gespielt hatten. Da mache ich keine Unterschiede.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem Los Hannover 96?

Merkel: Es sind wahrscheinlich eher weniger Leute, die Hannover 96 als absoluten Wunschgegner sehen. Mit meiner Vergangenheit bei Eintracht Braunschweig ist es für mich aber dennoch ein attraktives Los. Innerhalb des Vereins hätte sich sicherlich der eine oder andere eher ein Duell mit dem FC Bayern München, mit Eintracht Frankfurt oder auch ein Mainzer Derby gewünscht. Ein Zweitligist bringt aber auch seine Vorteile mit sich.

DFB.de: Höhere Chancen aufs Weiterkommen?

Merkel: Exakt! Aber auch hier müssen wir realistisch bleiben. Statt einer Chance von einem Prozent sind es jetzt vielleicht fünf Prozent. Wir sind und bleiben der Underdog. Dennoch sind auch wir gut vorbereitet. Von Anfang an habe ich einen sehr großen Willen innerhalb der Mannschaft gespürt. Alle Spieler gehen jede Trainingseinheit mit so viel Elan an, als ob es bereits um Punkte geht. Wir haben eine gute Mischung zwischen jungen und erfahrenen Spielern. Unser Ziel ist es, Hannover 96 so gut wie möglich zu ärgern.

DFB.de: Genau wie Ihr Ex-Klub Hassia Bingen ist auch der TSV Schott Mainz nicht weit von Ihrem Geburtsort Bad Kreuznach entfernt. Werden Sie jetzt in der Heimat wieder sesshaft?

Merkel: Für mich ist es keine Option mehr, hier noch einmal wegzuziehen. Ich bin mittlerweile 33 Jahre alt. Große Sprünge während meiner Karriere erwarte ich nicht mehr. (lacht) So lange mich meine Knochen aber noch tragen, will ich weiter auf dem Platz stehen.

[mspw]

14 Klubs in 13 Jahren: Ex-Profi Pierre Merkel (26 Einsätze in der 2. Bundesliga für Eintracht Braunschweig) gibt in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Hannover 96 heute (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) sein Pflichtspieldebüt für den TSV Schott Mainz aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Im Interview spricht der 33-Jährige über schmerzliche Erinnerungen an Raul Bobadilla, ein Versprechen an seine Mutter und sein erstes Mal im DFB-Pokal.

DFB.de: Der TSV Schott Mainz ist bereits Ihre 14. Station im Seniorenfußball. Warum ist Ihre Entscheidung auf den TSV gefallen, Herr Merkel?

Pierre Merkel: Ein Grund dafür ist Trainer Aydin Ay. Bereits kurz nach meinem Wechsel zu Hassia Bingen - zu diesem Zeitpunkt war Aydin Ay selbst noch für den SV Alemannia Waldalgesheim verantwortlich - hatte er mich kontaktiert. Wir hatten ein gutes Gespräch und er hat mich mit seiner Art direkt überzeugt. Im zweiten Anlauf hat es jetzt beim TSV Schott Mainz geklappt. (lacht) Der Verein ist in der Region hinter dem 1. FSV Mainz 05 eine große Nummer. Der Hauptgrund ist aber noch ein anderer: Als ich meine Karriere begann und von zu Hause wegzog, hatte ich meiner Mutter versprochen, eines Tages wieder in die Heimat zurückzukehren. Dieses Versprechen habe ich schon mit meinem Wechsel zu Hassia Bingen eingelöst und auch jetzt gehalten.

DFB.de: Von der 2. Bundesliga bis hin zur 5. Liga waren Sie schon in allen Spielklassen vertreten. Wo hat es Ihnen bislang am besten gefallen?

Merkel: Ganz klar: Bei Eintracht Braunschweig. Das war die erfolgreichste Station meiner Karriere. Auch wenn ich nicht immer über 90 Minuten zum Einsatz kam, hatte ich in Braunschweig eine tolle Zeit. Gekrönt wurde sie mit dem Aufstieg in die Bundesliga, der gleichzeitig dann auch meinen Abschied bedeutete. Es ist noch heute ein besonderes Gefühl, wenn ich an meine Profizeit bei der Eintracht zurückdenke.

DFB.de: Mit der BSG Chemie Leipzig 2018 und dem FSV Wacker Nordhausen 2019 gewannen Sie schon zweimal einen Verbandspokal. Beim Höhepunkt im DFB-Pokal waren Sie dann aber jeweils schon wieder weg. Jetzt wechseln Sie zu einem Klub, der sich für die erste Runde des bundesweiten Pokalwettbewerbs qualifizieren konnte. Hat das auch eine Rolle gespielt?

Merkel: Die Entscheidung für den TSV Schott Mainz war schon gefallen, bevor der Verein den Pokal gewonnen und sich damit für den DFB-Pokal qualifiziert hatte. Aber dennoch freue ich mich selbstverständlich auf das Spiel gegen Hannover 96. Besonders im Amateurbereich kommt es nicht so häufig vor, dass man in der ersten Runde des DFB-Pokals steht. Auch für mich ist es daher ein besonderes Duell.

DFB.de: Während Ihrer Zeit bei der SV 07 Elversberg standen Sie bereits bei einem DFB-Pokalspiel im Kader, kamen aber nicht zum Einsatz. Welche Erinnerungen haben Sie an das Duell mit dem FC Augsburg?

Merkel: Da fällt mir auf Anhieb Raul Bobadilla ein. (lacht) Wir haben bis zur 83. Minute noch 1:0 geführt. Nach unserem Treffer zu Beginn der zweiten Halbzeit hat der damalige Augsburger Trainer Markus Weinzierl dann Bobadilla eingewechselt, der in der Schlussphase zum Ausgleich traf. Das Spiel haben wir letztlich erst in der Verlängerung 1:3 verloren. Es ist schon bemerkenswert, wie viel ein einzelner Spieler in einer Begegnung bewirken kann. Aber auch die beiden anderen FCA-Torschützen, Sascha Mölders und Tobias Werner, waren erst im zweiten Durchgang eingewechselt worden. Das zeigt, welche Qualität bei den Profiklubs auch von der Bank kommen kann. Diese für mich damals schmerzhafte Erfahrung will ich vor unserem Pokalspiel gegen Hannover 96 mit meiner Mannschaft teilen. Besonders für die jungen Spieler könnte es lehrreich sein.

DFB.de: Apropos Erfahrung: Sie sind 33 Jahre alt, haben in Ihrer Karriere schon einiges erlebt. Wie sehr beeindruckt Sie noch ein solches Duell mit Hannover 96?

Merkel: Ich freue mich riesig auf die Begegnung. Dennoch ist es aber nur ein Spiel wie jedes andere auch. Ich gehe mit derselben Motivation in die Begegnung wie zum Beispiel gegen den FC Eddersheim, gegen den wir im Rahmen der Sommervorbereitung gespielt hatten. Da mache ich keine Unterschiede.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem Los Hannover 96?

Merkel: Es sind wahrscheinlich eher weniger Leute, die Hannover 96 als absoluten Wunschgegner sehen. Mit meiner Vergangenheit bei Eintracht Braunschweig ist es für mich aber dennoch ein attraktives Los. Innerhalb des Vereins hätte sich sicherlich der eine oder andere eher ein Duell mit dem FC Bayern München, mit Eintracht Frankfurt oder auch ein Mainzer Derby gewünscht. Ein Zweitligist bringt aber auch seine Vorteile mit sich.

DFB.de: Höhere Chancen aufs Weiterkommen?

Merkel: Exakt! Aber auch hier müssen wir realistisch bleiben. Statt einer Chance von einem Prozent sind es jetzt vielleicht fünf Prozent. Wir sind und bleiben der Underdog. Dennoch sind auch wir gut vorbereitet. Von Anfang an habe ich einen sehr großen Willen innerhalb der Mannschaft gespürt. Alle Spieler gehen jede Trainingseinheit mit so viel Elan an, als ob es bereits um Punkte geht. Wir haben eine gute Mischung zwischen jungen und erfahrenen Spielern. Unser Ziel ist es, Hannover 96 so gut wie möglich zu ärgern.

DFB.de: Genau wie Ihr Ex-Klub Hassia Bingen ist auch der TSV Schott Mainz nicht weit von Ihrem Geburtsort Bad Kreuznach entfernt. Werden Sie jetzt in der Heimat wieder sesshaft?

Merkel: Für mich ist es keine Option mehr, hier noch einmal wegzuziehen. Ich bin mittlerweile 33 Jahre alt. Große Sprünge während meiner Karriere erwarte ich nicht mehr. (lacht) So lange mich meine Knochen aber noch tragen, will ich weiter auf dem Platz stehen.

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