Mainz-Trainer Hoffmann: "Wir haben uns extrem weiterentwickelt"

Benjamin Hoffmann ist seit Sommer 2019 als Cheftrainer für die U 19 des 1. FSV Mainz 05 verantwortlich. In der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga hat sein Team vor dem Spitzenspiel heute (ab 13 Uhr) gegen Tabellenführer VfB Stuttgart nur vier Punkte Rückstand. Im DFB.de-Interview spricht der 42 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Titelrennen.

DFB.de: Mit zwei Siegen ist Ihre Mannschaft gut aus der Winterpause gekommen. Wie bewerten Sie den jüngsten 2:0 beim 1. FC Saarbrücken, Herr Hoffmann?

Benjamin Hoffmann: Es war die erwartet schwere Aufgabe, die wir aber ganz souverän gelöst haben. Die Mannschaft war sehr konzentriert und hat kaum eine Torchance des Gegners zugelassen. Wir sind nicht ungeduldig geworden, sondern haben die Partie sauber zu Ende gespielt, hätten vielleicht mehr Tore erzielen müssen. Wir wollten drei Punkte mit nach Hause bringen, das ist uns gelungen.

DFB.de: Noch unmittelbar vor der Winterpause hatte Ihr Team bei Bayern München ein heftiges 2:7 kassiert. Was war an diesem Tag schiefgelaufen?

Hoffmann: Ich konnte der Mannschaft eigentlich kaum einen Vorwurf machen. Wir haben lange Zeit mit den Bayern auf Augenhöhe gespielt, waren in der ersten Halbzeit vielleicht sogar die bessere Mannschaft. Die Münchner erzielten dann aber praktisch mit jedem Schuss einen Treffer. Erst nach dem 2:4 sind dann bei uns die Köpfe nach unten gegangen. Die weiteren Gegentreffer waren die Folge.

DFB.de: Worauf haben Sie in der Vorbereitung besonders den Fokus gelegt?

Hoffmann: Wir wollen die Qualität unserer Spieler durch kontinuierliche Entwicklung weiter erhöhen. Mit Ben Bobzien und Eniss Shabani haben wir zwei weitere Jungs an den Profikader herangeführt. Beide trainieren bereits regelmäßig mit den Lizenzspielern und sammeln Spielpraxis bei der U 23. Der Fokus wurde mehr auf die Individualität jedes einzelnen Spielers gelegt.

DFB.de: Heute steht das Topspiel gegen Tabellenführer VfB Stuttgart an. Wie groß ist die Vorfreude auf das Duell? Oder überwiegt die Anspannung?

Hoffmann: Die Vorfreude überwiegt. Die Anspannung kommt erst in den letzten fünf Minuten vor dem Spiel, wenn man die zurückliegende Trainingswoche reflektiert und sich fragt, ob man alles richtig gemacht hat. Klar ist: Wir treffen auf einen Topgegner mit herausragenden Einzelspielern. Der VfB Stuttgart spielt bislang nicht nur offensiv, sondern auch defensiv eine sehr stabile Saison. Meine Jungs sind heiß, wollen sich mit den Topteams messen und zeigen, wozu sie in der Lage sind.

DFB.de: Wie bewerten Sie bei vier Punkten Rückstand das Rennen um den Staffelsieg?

Hoffmann: Wir wollen möglichst mit einem Sieg oben dranbleiben, müssen weiterhin fleißig Punkte sammeln. Dass wir am letzten Spieltag spielfrei und zum Zuschauen verdammt sind, ist für uns jedoch alles andere als optimal.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft in dieser Spielzeit bislang aus?

Hoffmann: Die Jungs haben sich gegenüber dem Saisonbeginn extrem weiterentwickelt. Trotz einer guten Vorbereitung waren wir nicht gut in diese Spielzeit gestartet. Gegen die Stuttgarter Kickers und die SpVgg Unterhaching haben wir Punkte liegengelassen. Die Art und Weise, wie wir jetzt spielen und trainieren, ist mit dem Saisonbeginn nicht mehr zu vergleichen.

DFB.de: Was reizt Sie grundsätzlich an der Aufgabe, mit Nachwuchsspielern zu arbeiten?

Hoffmann: Mich freut es ungemein, wenn die Jungs bei den Profis Einsätze bekommen. Die Jungs in ihrer Entwicklung zu fördern und die Dankbarkeit, die einem von den Spielern entgegengebracht bekommt, bereitet mir sehr viel Spaß.

DFB.de: Worauf legen Sie in der Nachwuchsarbeit am meisten Wert?

Hoffmann: Ich kann mit Unehrlichkeit schwer umgehen. Ich pflege mit den Jungs einen offenen und ehrlichen Umgang. Wenn die Spieler mir Antworten geben, die ich hören will, aber die nicht ihrem Naturell entsprechen, damit tue ich mich schwer.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit Profi-Cheftrainer Bo Svensson, der in der Mainzer Nachwuchsabteilung auch Ihr Vorgänger als U 19-Trainer war?

Hoffmann: Unsere Büros liegen auf einer Etage und der Austausch mit Bo Svensson, Nachwuchs-Cheftrainer Jan Siewert und Sportdirektor Martin Schmidt könnte nicht besser sein. Babak Keyhanfar war erst mein Co-Trainer, arbeitet jetzt in gleicher Funktion für die Profis. Auch mit dem Videoanalysten Tijan Njie habe ich zwei Jahre lang zusammengearbeitet. Daher sind die Wege sehr kurz. Wir müssen beim 1. FSV Mainz 05 kein Meeting anberaumen, um miteinander zu sprechen. (lacht)

DFB.de: Schwebt Ihnen eine ähnliche Karriere wie bei Bo Svensson vor oder welche Ziele verfolgen Sie mittelfristig?

Hoffmann: Ich lebe im Hier und Jetzt, habe im Fußballgeschäft noch nie mittel- oder langfristige Pläne geschmiedet. Ich stelle mich der aktuellen Aufgabe, will diese so gut wie möglich erledigen. In meiner jetzigen Funktion fühle ich mich sehr wohl.

DFB.de: Mit der U 19 von Borussia Dortmund wurden Sie zweimal Deutscher A-Junioren-Meister. In der vergangenen Saison standen Sie mit Mainz 05 im Halbfinale des DFB-Pokals der Junioren. Wie groß ist der Anreiz, auch mit 05ern Titel zu holen?

Hoffmann: Ich finde, dass es in unserer Ausbildung auch dazugehört, Titel zu gewinnen. Wir wollen oben mitspielen und ein Wörtchen im Meisterschaftsrennen mitreden und bei den Jungs eine Siegermentalität entwickeln.

DFB.de: Sie stammen aus dem Ruhrgebiet, spielten selbst für Borussia Dortmund und waren 17 Jahre im Nachwuchsbereich des BVB tätig. Sind Sie mittlerweile dennoch zu einem "echten" Mainzer geworden?

Hoffmann: Um alles richtig kennenlernen zu können, ist mir bislang die Corona-Pandemie dazwischengekommen. In meiner ersten Saison hatte ich noch ein oder zwei Weinfeste miterleben dürfen, aber danach war relativ schnell Schluss. So viele Fastnachtssitzungen oder Feiern habe ich noch nicht erlebt, das steht also noch aus. (lacht) Ich fühle mich mit meiner Familie auf jeden Fall sehr wohl in Mainz.

DFB.de: Mit Paul Nebel, Niklas Tauer, Leandro Barreiro, Merveille Papela und Jonathan Burkardt haben bereits einige Eigengewächse den Sprung zu den Profis geschafft. Was muss ein junger Spieler mitbringen, um es bis nach ganz nach oben zu schaffen?

Hoffmann: Die Jungs müssen eine Widerstandsfähigkeit entwickeln und immer hungrig bleiben, auch wenn sie bereits einen Profivertrag unterschrieben haben. Sie müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht auf Anhieb ihre gewünschten Einsatzzeiten bekommen. Der aktuelle U 21-Nationalspieler Jonathan Burkardt hat in seinem ersten Jahr fast gar nicht gespielt, ist aber immer drangeblieben und wird jetzt für seine Arbeit belohnt. Er ist natürlich ein sehr gutes Beispiel für unsere Nachwuchsspieler.

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Benjamin Hoffmann ist seit Sommer 2019 als Cheftrainer für die U 19 des 1. FSV Mainz 05 verantwortlich. In der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga hat sein Team vor dem Spitzenspiel heute (ab 13 Uhr) gegen Tabellenführer VfB Stuttgart nur vier Punkte Rückstand. Im DFB.de-Interview spricht der 42 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Titelrennen.

DFB.de: Mit zwei Siegen ist Ihre Mannschaft gut aus der Winterpause gekommen. Wie bewerten Sie den jüngsten 2:0 beim 1. FC Saarbrücken, Herr Hoffmann?

Benjamin Hoffmann: Es war die erwartet schwere Aufgabe, die wir aber ganz souverän gelöst haben. Die Mannschaft war sehr konzentriert und hat kaum eine Torchance des Gegners zugelassen. Wir sind nicht ungeduldig geworden, sondern haben die Partie sauber zu Ende gespielt, hätten vielleicht mehr Tore erzielen müssen. Wir wollten drei Punkte mit nach Hause bringen, das ist uns gelungen.

DFB.de: Noch unmittelbar vor der Winterpause hatte Ihr Team bei Bayern München ein heftiges 2:7 kassiert. Was war an diesem Tag schiefgelaufen?

Hoffmann: Ich konnte der Mannschaft eigentlich kaum einen Vorwurf machen. Wir haben lange Zeit mit den Bayern auf Augenhöhe gespielt, waren in der ersten Halbzeit vielleicht sogar die bessere Mannschaft. Die Münchner erzielten dann aber praktisch mit jedem Schuss einen Treffer. Erst nach dem 2:4 sind dann bei uns die Köpfe nach unten gegangen. Die weiteren Gegentreffer waren die Folge.

DFB.de: Worauf haben Sie in der Vorbereitung besonders den Fokus gelegt?

Hoffmann: Wir wollen die Qualität unserer Spieler durch kontinuierliche Entwicklung weiter erhöhen. Mit Ben Bobzien und Eniss Shabani haben wir zwei weitere Jungs an den Profikader herangeführt. Beide trainieren bereits regelmäßig mit den Lizenzspielern und sammeln Spielpraxis bei der U 23. Der Fokus wurde mehr auf die Individualität jedes einzelnen Spielers gelegt.

DFB.de: Heute steht das Topspiel gegen Tabellenführer VfB Stuttgart an. Wie groß ist die Vorfreude auf das Duell? Oder überwiegt die Anspannung?

Hoffmann: Die Vorfreude überwiegt. Die Anspannung kommt erst in den letzten fünf Minuten vor dem Spiel, wenn man die zurückliegende Trainingswoche reflektiert und sich fragt, ob man alles richtig gemacht hat. Klar ist: Wir treffen auf einen Topgegner mit herausragenden Einzelspielern. Der VfB Stuttgart spielt bislang nicht nur offensiv, sondern auch defensiv eine sehr stabile Saison. Meine Jungs sind heiß, wollen sich mit den Topteams messen und zeigen, wozu sie in der Lage sind.

DFB.de: Wie bewerten Sie bei vier Punkten Rückstand das Rennen um den Staffelsieg?

Hoffmann: Wir wollen möglichst mit einem Sieg oben dranbleiben, müssen weiterhin fleißig Punkte sammeln. Dass wir am letzten Spieltag spielfrei und zum Zuschauen verdammt sind, ist für uns jedoch alles andere als optimal.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft in dieser Spielzeit bislang aus?

Hoffmann: Die Jungs haben sich gegenüber dem Saisonbeginn extrem weiterentwickelt. Trotz einer guten Vorbereitung waren wir nicht gut in diese Spielzeit gestartet. Gegen die Stuttgarter Kickers und die SpVgg Unterhaching haben wir Punkte liegengelassen. Die Art und Weise, wie wir jetzt spielen und trainieren, ist mit dem Saisonbeginn nicht mehr zu vergleichen.

DFB.de: Was reizt Sie grundsätzlich an der Aufgabe, mit Nachwuchsspielern zu arbeiten?

Hoffmann: Mich freut es ungemein, wenn die Jungs bei den Profis Einsätze bekommen. Die Jungs in ihrer Entwicklung zu fördern und die Dankbarkeit, die einem von den Spielern entgegengebracht bekommt, bereitet mir sehr viel Spaß.

DFB.de: Worauf legen Sie in der Nachwuchsarbeit am meisten Wert?

Hoffmann: Ich kann mit Unehrlichkeit schwer umgehen. Ich pflege mit den Jungs einen offenen und ehrlichen Umgang. Wenn die Spieler mir Antworten geben, die ich hören will, aber die nicht ihrem Naturell entsprechen, damit tue ich mich schwer.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit Profi-Cheftrainer Bo Svensson, der in der Mainzer Nachwuchsabteilung auch Ihr Vorgänger als U 19-Trainer war?

Hoffmann: Unsere Büros liegen auf einer Etage und der Austausch mit Bo Svensson, Nachwuchs-Cheftrainer Jan Siewert und Sportdirektor Martin Schmidt könnte nicht besser sein. Babak Keyhanfar war erst mein Co-Trainer, arbeitet jetzt in gleicher Funktion für die Profis. Auch mit dem Videoanalysten Tijan Njie habe ich zwei Jahre lang zusammengearbeitet. Daher sind die Wege sehr kurz. Wir müssen beim 1. FSV Mainz 05 kein Meeting anberaumen, um miteinander zu sprechen. (lacht)

DFB.de: Schwebt Ihnen eine ähnliche Karriere wie bei Bo Svensson vor oder welche Ziele verfolgen Sie mittelfristig?

Hoffmann: Ich lebe im Hier und Jetzt, habe im Fußballgeschäft noch nie mittel- oder langfristige Pläne geschmiedet. Ich stelle mich der aktuellen Aufgabe, will diese so gut wie möglich erledigen. In meiner jetzigen Funktion fühle ich mich sehr wohl.

DFB.de: Mit der U 19 von Borussia Dortmund wurden Sie zweimal Deutscher A-Junioren-Meister. In der vergangenen Saison standen Sie mit Mainz 05 im Halbfinale des DFB-Pokals der Junioren. Wie groß ist der Anreiz, auch mit 05ern Titel zu holen?

Hoffmann: Ich finde, dass es in unserer Ausbildung auch dazugehört, Titel zu gewinnen. Wir wollen oben mitspielen und ein Wörtchen im Meisterschaftsrennen mitreden und bei den Jungs eine Siegermentalität entwickeln.

DFB.de: Sie stammen aus dem Ruhrgebiet, spielten selbst für Borussia Dortmund und waren 17 Jahre im Nachwuchsbereich des BVB tätig. Sind Sie mittlerweile dennoch zu einem "echten" Mainzer geworden?

Hoffmann: Um alles richtig kennenlernen zu können, ist mir bislang die Corona-Pandemie dazwischengekommen. In meiner ersten Saison hatte ich noch ein oder zwei Weinfeste miterleben dürfen, aber danach war relativ schnell Schluss. So viele Fastnachtssitzungen oder Feiern habe ich noch nicht erlebt, das steht also noch aus. (lacht) Ich fühle mich mit meiner Familie auf jeden Fall sehr wohl in Mainz.

DFB.de: Mit Paul Nebel, Niklas Tauer, Leandro Barreiro, Merveille Papela und Jonathan Burkardt haben bereits einige Eigengewächse den Sprung zu den Profis geschafft. Was muss ein junger Spieler mitbringen, um es bis nach ganz nach oben zu schaffen?

Hoffmann: Die Jungs müssen eine Widerstandsfähigkeit entwickeln und immer hungrig bleiben, auch wenn sie bereits einen Profivertrag unterschrieben haben. Sie müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht auf Anhieb ihre gewünschten Einsatzzeiten bekommen. Der aktuelle U 21-Nationalspieler Jonathan Burkardt hat in seinem ersten Jahr fast gar nicht gespielt, ist aber immer drangeblieben und wird jetzt für seine Arbeit belohnt. Er ist natürlich ein sehr gutes Beispiel für unsere Nachwuchsspieler.

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