Magdeburgs Bertram: "Wir wollen das Maximale erreichen"

Sören Bertram wurde im selben Jahr mit der Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet wie Mario Götze oder Marc-André ter Stegen. Heute spielt der 28-Jährige beim 1. FC Magdeburg in der 3. Liga und blickt dem Spiel gegen TSV 1860 München heute (ab 14 Uhr, live im BR, MDR und bei Magenta Sport) entgegen. Im DFB.de-Interview spricht Sören Bertram mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Perspektive des 1. FCM und seine Vergangenheit als Ausnahmetalent.

DFB.de: Herr Bertram, positiv betrachtet könnte man sagen, dass der 1. FC Magdeburg seit vier Spielen ungeschlagen ist. Negativ betrachtet hingegen lässt sich festhalten, dass der Verein nach fünf Saisonspielen lediglich einen Sieg auf dem Konto hat. Wo liegt die Wahrheit?

Sören Bertram: Beides ist richtig. Vier Spiele ohne Niederlage mit nur zwei Gegentoren sind eine gute Bilanz. Nur ein Sieg ist allerdings nicht so toll. Nur mit Unentschieden kommt man nicht weiter.

DFB.de: Ihr bevorstehender Gegner TSV 1860 München ist bislang die Wundertüte der 3. Liga. In der einen Woche gewinnen sie 3:0 gegen Zwickau, eine Woche später verlieren sie 0:4 gegen Waldhof Mannheim. Was für einen Gegner erwarten Sie?

Bertram: 1860 München ist eine Mannschaft, die sehr hoch presst und den Gegner zu Fehlern zwingt. Auch gegen Mannheim hatten sie gute Chancen und hätten das Spiel anders gestalten können. Von den Ergebnissen her ist die Mannschaft tatsächlich eine Wundertüte. Daher müssen wir sehr wachsam sein. Ich bin aber guter Dinge, dass wir mit der Unterstützung unserer tollen Fans einen Heimsieg einfahren.

DFB.de: Trainer Stefan Krämer fordert, die Mannschaft müsse sich mehr Chancen herausspielen. Hängt die fehlende Durchschlagskraft damit zusammen, dass die Mannschaft nach dem Abstieg einen großen Umbruch erlebte und sich erst noch einspielen muss?

Bertram: Natürlich ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Trotzdem sollte man das nicht ewig als Ausrede anführen. Es gibt auch andere Mannschaften, die im Sommer ebenfalls einen großen Umbruch hatten.

DFB.de: Wo lag dann das Problem?

Bertram: Wir trafen bislang auf einige Mannschaften, die vor allem hinten tief drin standen. Manchmal sind wir in Konter gelaufen oder haben vorne zu umständlich gespielt. Es wäre manchmal besser gewesen, den Ball einfach vorne reinzuflanken. Zumal wir mit Christian Beck einen kopfballgefährlichen Stürmer haben.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass Mannschaften wie der FC Ingolstadt, der MSV Duisburg und Eintracht Braunschweig in der Tabelle vorneweg marschieren und möglicherweise schwer einholbar sein werden?

Bertram: Diese drei Mannschaften sind von der Punktausbeute her am konstantesten. Ich denke schon, dass diese Mannschaften bis zum Ende der Saison oben mitspielen werden. Ich hoffe aber, dass wir da auch noch ein Wörtchen mitreden.

DFB.de: Wann genau soll der 1. FC Magdeburg wieder mit um den Aufstieg spielen?

Bertram: Der Verein hat das Ziel ausgegeben, innerhalb von drei Jahren den Wiederaufstieg zu packen. Wenn es vorher passiert, wäre das natürlich umso schöner. Ein Aufstieg lässt sich eh nicht planen. Ergibt sich die Chance, muss man diese nutzen. Vom Saisonstart her sind wir sicherlich nicht der Aufstiegsfavorit. Dennoch haben wir eine gute Mannschaft und wollen das Maximale erreichen.

DFB.de: Trotz des Abstiegs aus der 2. Bundesliga ist die Fußball-Begeisterung in Magdeburg groß. Rund 11.700 Dauerkarten wurden verkauft. Wie erleben Sie das Umfeld des Vereins?

Bertram: Die Fanbase ist in der 3. Liga vermutlich einmalig – gerade auch wegen der Lautstärke, mit der die Fans uns in den Heim- und Auswärtsspielen nach vorne preschen. Der 1. FC Magdeburg ist ein außergewöhnlicher Verein. Wenn ich bedenke, dass eine Tribüne noch fehlt und irgendwann 10.000 bis 12.000 Zuschauer mehr dabei sein können, ist das sehr vielversprechend.

DFB.de: Themawechsel: Sie haben eine Vergangenheit beim DFB und haben früher für die deutsche U 18-, U 19- und U 20-Nationalmannschaft gespielt. Zudem wurden Sie damals mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber ausgezeichnet und zählten somit zu den größten Talenten Ihres Jahrgangs. Denken Sie heute gerne noch an die Anfänge Ihrer Profikarriere zurück?

Bertram: Absolut. Es war immer mein Traum, für Deutschland zu spielen. Auch wenn es letztendlich "nur" bei U-Länderspielen gewesen ist, war das eine große Ehre. Auch die Medaille war damals eine große Nummer für mich. Noch heute hat sie einen besonderen Platz bei mir in der Wohnung.

DFB.de: Heutzutage wird jungen Talenten in der Bundesliga sehr schnell das Vertrauen geschenkt. Sie hingegen kamen beim Hamburger SV trotz der Auszeichnung und der vielen U-Länderspiele mit 18 Jahren lediglich zu zwei kurzen Einsätzen in der Bundesliga. War das in dieser Hinsicht eine andere Zeit?

Bertram: Absolut. Ohnehin war es beim Hamburger SV damals sehr schwer für mich. Der HSV zählte damals hinter dem FC Bayern München und zusammen mit Werder Bremen zu den drei besten Vereinen Deutschlands. Auf meiner Position gab es Top-Nationalspieler wie Ruud van Nistelrooy, Paolo Guerrero oder Mladen Petric. Vor zehn Jahren war es noch nicht so üblich wie heute, junge Spieler einfach ins kalte Wasser zu schmeißen.

DFB.de: Sie haben selbst einmal gesagt, in jungen Jahren Dienst nach Vorschrift gemacht zu haben und die Sache zu locker gesehen zu haben. Waren die vielen Vorschusslorbeeren also hinderlich?

Bertram: Rückblickend ist es schwer zu sagen, ob mir das geschadet hat oder nicht. Ich glaube eher, dass ich einen Reifeprozess durchgemacht habe. Erst nach einigen Jahren habe ich begriffen, was es wirklich bedeutet, Profifußballer zu sein. Es ist nicht damit getan, zum Training zu gehen und danach wieder nach Hause zu fahren. Die Vor- und Nachbereitung, zum Beispiel Behandlungen oder Stabilisationsprogramme, sind ebenfalls sehr wichtig. Das habe ich vor allem nach meinem Kreuzbandriss im April 2016 gelernt.

DFB.de: In der Saison 2010/2011 haben Sie sich beim FC Augsburg im Profifußball etabliert, kamen auf 17 Einsätze in der 2. Bundesliga und erlebten den Aufstieg mit. Wären Sie damals den Weg in die Bundesliga gerne weiter mitgegangen?

Bertram: Ja, ich wäre damals gerne in Augsburg geblieben. Ich war allerdings nur vom Hamburger SV ausgeliehen. Der HSV hat sich damals klar positioniert, dass ich zurückkommen soll.

DFB.de: Letztendlich kamen Sie auch zurück, haben aber beim Hamburger SV kein Profispiel mehr bestritten. Hat Sie das damals wütend gemacht?

Bertram: Es war damals mein Ziel, für den Hamburger SV in der Bundesliga zu spielen. Aber natürlich war es bitter, dann überhaupt keine Chance bekommen zu haben. Nach ein oder zwei Wochen unter dem damaligen Trainer Armin Veh wurde ich runter zu den Amateuren geschickt. Das hat mich sauer gemacht, ja. Hätte ich in Augsburg bleiben können, hätte ich vermutlich mehr Einsätze und Trainingseinheiten bei den Profis erlebt.

DFB.de: Karriere-Highlights hat es auch so gegeben. Im Relegations-Rückspiel der Saison 2017/2018 haben Sie dem FC Erzgebirge Aue mit einem Dreierpack gegen den Karlsruher SC den Ligaerhalt beschert. War dies das schönste Spiel Ihrer Karriere?

Bertram: Ja, absolut. Es ist ohnehin etwas Besonderes, drei Tore in einem Spiel zu schießen. Gelingt das dann auch noch in einem Spiel, in dem es um Abstieg oder Nicht-Abstieg geht, ist das etwas ganz Besonderes. Dieses Spiel werde ich nie vergessen.

[oj]

Sören Bertram wurde im selben Jahr mit der Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet wie Mario Götze oder Marc-André ter Stegen. Heute spielt der 28-Jährige beim 1. FC Magdeburg in der 3. Liga und blickt dem Spiel gegen TSV 1860 München heute (ab 14 Uhr, live im BR, MDR und bei Magenta Sport) entgegen. Im DFB.de-Interview spricht Sören Bertram mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Perspektive des 1. FCM und seine Vergangenheit als Ausnahmetalent.

DFB.de: Herr Bertram, positiv betrachtet könnte man sagen, dass der 1. FC Magdeburg seit vier Spielen ungeschlagen ist. Negativ betrachtet hingegen lässt sich festhalten, dass der Verein nach fünf Saisonspielen lediglich einen Sieg auf dem Konto hat. Wo liegt die Wahrheit?

Sören Bertram: Beides ist richtig. Vier Spiele ohne Niederlage mit nur zwei Gegentoren sind eine gute Bilanz. Nur ein Sieg ist allerdings nicht so toll. Nur mit Unentschieden kommt man nicht weiter.

DFB.de: Ihr bevorstehender Gegner TSV 1860 München ist bislang die Wundertüte der 3. Liga. In der einen Woche gewinnen sie 3:0 gegen Zwickau, eine Woche später verlieren sie 0:4 gegen Waldhof Mannheim. Was für einen Gegner erwarten Sie?

Bertram: 1860 München ist eine Mannschaft, die sehr hoch presst und den Gegner zu Fehlern zwingt. Auch gegen Mannheim hatten sie gute Chancen und hätten das Spiel anders gestalten können. Von den Ergebnissen her ist die Mannschaft tatsächlich eine Wundertüte. Daher müssen wir sehr wachsam sein. Ich bin aber guter Dinge, dass wir mit der Unterstützung unserer tollen Fans einen Heimsieg einfahren.

DFB.de: Trainer Stefan Krämer fordert, die Mannschaft müsse sich mehr Chancen herausspielen. Hängt die fehlende Durchschlagskraft damit zusammen, dass die Mannschaft nach dem Abstieg einen großen Umbruch erlebte und sich erst noch einspielen muss?

Bertram: Natürlich ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Trotzdem sollte man das nicht ewig als Ausrede anführen. Es gibt auch andere Mannschaften, die im Sommer ebenfalls einen großen Umbruch hatten.

DFB.de: Wo lag dann das Problem?

Bertram: Wir trafen bislang auf einige Mannschaften, die vor allem hinten tief drin standen. Manchmal sind wir in Konter gelaufen oder haben vorne zu umständlich gespielt. Es wäre manchmal besser gewesen, den Ball einfach vorne reinzuflanken. Zumal wir mit Christian Beck einen kopfballgefährlichen Stürmer haben.

DFB.de: Haben Sie das Gefühl, dass Mannschaften wie der FC Ingolstadt, der MSV Duisburg und Eintracht Braunschweig in der Tabelle vorneweg marschieren und möglicherweise schwer einholbar sein werden?

Bertram: Diese drei Mannschaften sind von der Punktausbeute her am konstantesten. Ich denke schon, dass diese Mannschaften bis zum Ende der Saison oben mitspielen werden. Ich hoffe aber, dass wir da auch noch ein Wörtchen mitreden.

DFB.de: Wann genau soll der 1. FC Magdeburg wieder mit um den Aufstieg spielen?

Bertram: Der Verein hat das Ziel ausgegeben, innerhalb von drei Jahren den Wiederaufstieg zu packen. Wenn es vorher passiert, wäre das natürlich umso schöner. Ein Aufstieg lässt sich eh nicht planen. Ergibt sich die Chance, muss man diese nutzen. Vom Saisonstart her sind wir sicherlich nicht der Aufstiegsfavorit. Dennoch haben wir eine gute Mannschaft und wollen das Maximale erreichen.

DFB.de: Trotz des Abstiegs aus der 2. Bundesliga ist die Fußball-Begeisterung in Magdeburg groß. Rund 11.700 Dauerkarten wurden verkauft. Wie erleben Sie das Umfeld des Vereins?

Bertram: Die Fanbase ist in der 3. Liga vermutlich einmalig – gerade auch wegen der Lautstärke, mit der die Fans uns in den Heim- und Auswärtsspielen nach vorne preschen. Der 1. FC Magdeburg ist ein außergewöhnlicher Verein. Wenn ich bedenke, dass eine Tribüne noch fehlt und irgendwann 10.000 bis 12.000 Zuschauer mehr dabei sein können, ist das sehr vielversprechend.

DFB.de: Themawechsel: Sie haben eine Vergangenheit beim DFB und haben früher für die deutsche U 18-, U 19- und U 20-Nationalmannschaft gespielt. Zudem wurden Sie damals mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber ausgezeichnet und zählten somit zu den größten Talenten Ihres Jahrgangs. Denken Sie heute gerne noch an die Anfänge Ihrer Profikarriere zurück?

Bertram: Absolut. Es war immer mein Traum, für Deutschland zu spielen. Auch wenn es letztendlich "nur" bei U-Länderspielen gewesen ist, war das eine große Ehre. Auch die Medaille war damals eine große Nummer für mich. Noch heute hat sie einen besonderen Platz bei mir in der Wohnung.

DFB.de: Heutzutage wird jungen Talenten in der Bundesliga sehr schnell das Vertrauen geschenkt. Sie hingegen kamen beim Hamburger SV trotz der Auszeichnung und der vielen U-Länderspiele mit 18 Jahren lediglich zu zwei kurzen Einsätzen in der Bundesliga. War das in dieser Hinsicht eine andere Zeit?

Bertram: Absolut. Ohnehin war es beim Hamburger SV damals sehr schwer für mich. Der HSV zählte damals hinter dem FC Bayern München und zusammen mit Werder Bremen zu den drei besten Vereinen Deutschlands. Auf meiner Position gab es Top-Nationalspieler wie Ruud van Nistelrooy, Paolo Guerrero oder Mladen Petric. Vor zehn Jahren war es noch nicht so üblich wie heute, junge Spieler einfach ins kalte Wasser zu schmeißen.

DFB.de: Sie haben selbst einmal gesagt, in jungen Jahren Dienst nach Vorschrift gemacht zu haben und die Sache zu locker gesehen zu haben. Waren die vielen Vorschusslorbeeren also hinderlich?

Bertram: Rückblickend ist es schwer zu sagen, ob mir das geschadet hat oder nicht. Ich glaube eher, dass ich einen Reifeprozess durchgemacht habe. Erst nach einigen Jahren habe ich begriffen, was es wirklich bedeutet, Profifußballer zu sein. Es ist nicht damit getan, zum Training zu gehen und danach wieder nach Hause zu fahren. Die Vor- und Nachbereitung, zum Beispiel Behandlungen oder Stabilisationsprogramme, sind ebenfalls sehr wichtig. Das habe ich vor allem nach meinem Kreuzbandriss im April 2016 gelernt.

DFB.de: In der Saison 2010/2011 haben Sie sich beim FC Augsburg im Profifußball etabliert, kamen auf 17 Einsätze in der 2. Bundesliga und erlebten den Aufstieg mit. Wären Sie damals den Weg in die Bundesliga gerne weiter mitgegangen?

Bertram: Ja, ich wäre damals gerne in Augsburg geblieben. Ich war allerdings nur vom Hamburger SV ausgeliehen. Der HSV hat sich damals klar positioniert, dass ich zurückkommen soll.

DFB.de: Letztendlich kamen Sie auch zurück, haben aber beim Hamburger SV kein Profispiel mehr bestritten. Hat Sie das damals wütend gemacht?

Bertram: Es war damals mein Ziel, für den Hamburger SV in der Bundesliga zu spielen. Aber natürlich war es bitter, dann überhaupt keine Chance bekommen zu haben. Nach ein oder zwei Wochen unter dem damaligen Trainer Armin Veh wurde ich runter zu den Amateuren geschickt. Das hat mich sauer gemacht, ja. Hätte ich in Augsburg bleiben können, hätte ich vermutlich mehr Einsätze und Trainingseinheiten bei den Profis erlebt.

DFB.de: Karriere-Highlights hat es auch so gegeben. Im Relegations-Rückspiel der Saison 2017/2018 haben Sie dem FC Erzgebirge Aue mit einem Dreierpack gegen den Karlsruher SC den Ligaerhalt beschert. War dies das schönste Spiel Ihrer Karriere?

Bertram: Ja, absolut. Es ist ohnehin etwas Besonderes, drei Tore in einem Spiel zu schießen. Gelingt das dann auch noch in einem Spiel, in dem es um Abstieg oder Nicht-Abstieg geht, ist das etwas ganz Besonderes. Dieses Spiel werde ich nie vergessen.

###more###